Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten in der Nähe von Karlsbad

Böhmen in Tschechien ist ein wunderschönes Reiseziel. Die Region hat viel interessante Geschichte aus vielen Jahrhunderten zu bieten, aber auch landschaftlich ist Böhmen sehr reizvoll und abwechslungsreich. Böhmen gehörte schon immer zu den wohlhabenden Regionen Europas und davon profitieren wir auch heute noch. Es gibt viele schöne alte Städte und Adelssitze. Seit Jahrhunderten ist Böhmen ein beliebter Treffpunkt für Monarchen und bedeutende Persönlichkeiten. Das Bäderdreieck um Karlsbad, Marienbad und Franzensbad gehört zu den bekanntesten Ausflugszielen der Region. Die Städte sind einmalig schön, ich konnte mich nicht satt sehen an der prunkvollen Architektur. Aber auch in der Umgebung von Karlsbad gibt es viel zu entdecken. Hier zeige ich euch meine liebsten Ausflugsziele rund um Karlsbad. Alle diese Sehenswürdigkeiten liegen in der Nähe von Karlsbad, die Fahrtzeit beträgt maximal 45 Minuten. In der Umgebung von Karlsbad habe ich viele Sehenswürdigkeiten entdeckt, die genau meinen Interessen entsprechen: ein Kloster mit einer wunderschönen Barockbibliothek, ein malerisches Schloss, eine Freimaurerloge, eine Kirchenruine und eine Kirche voller Geister. Begleitet mich nun auf eine kleine Reise durch Westböhmen, es ist sicher auch für Euch etwas Sehenswertes dabei.

Ausflug in das Städtchen Loket – Ellbogen auf deutsch

Die kleine Stadt Loket ist nur 14 Kilometer von Karlovy Vary entfernt. Die Stadt mit etwas mehr als 3000 Einwohnern ist aber so interessant und vielfältig, dass ich einen ganzen Tag dort verbracht habe. Am bekanntesten ist wohl die Burg Loket, die auf einem steilen Felsen über der Stadt thront. Aber nicht nur die Burg, sondern die ganze Stadt ist bezaubernd. Der alte Stadtkern ist vollständig erhalten und bietet nicht nur schöne alte Häuser, sondern auch viel Gastronomie, kleine individuelle Geschäfte und ein Freimaurermuseum.

Burg Loket

Selten liegt eine Burg so malerisch wie die von Loket. Obwohl sie mitten in der Stadt liegt, thront sie auf einem Felsen über dem Ort. Die Burg Loket ist riesig und es gibt unglaublich viel zu entdecken. Das Burgmuseum ist so vielfältig, dass wir nicht alles gesehen haben, obwohl wir den ganzen Nachmittag dort verbracht haben.

Geschichte der Burg Loket

Die Burg Loket ist über 800 Jahre alt und gehört zu den ältesten Steinburgen in Böhmen. Sie wurde im 12. Jahrhundert auf Veranlassung des böhmischen Fürsten und späteren Königs Vladislav II. erbaut, aber wahrscheinlich gab es an dieser Stelle bereits eine slawische Burg oder Befestigung. Die Burg wurde im Laufe der Jahrhunderte aus- und umgebaut, zu den romanischen Bauten kamen gotische Anbauten hinzu. Viele Könige und ihre Familien besuchten die Burg Loket oder lebten sogar dort. Hier verhandelten der böhmische König Wenzel I. und dem Kaiser Konrad IV. aus dem Geschlecht der Staufer. Später versteckte sich Königin Elisabeth von Böhmen mit ihren Kindern immer wieder auf der Burg und suchte Schutz vor ihrem Gemahl Johann von Luxemburg. Ihr dreijähriger Sohn Wenzel, der spätere Kaiser Karl IV., wurde hier zwei Monate lang im Keller gefangen gehalten. Dennoch besuchte er die Burg sein ganzes Leben lang sehr gerne und kehrte immer wieder nach Loket zurück. Mit der Burg Loket ist auch die Gründungslegende von Karlsbad verbunden.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg nicht mehr bewohnt und diente als Gefängnis und Lager. In der Zeit der Romantik waren Burgen jedoch sehr beliebt, und so wurde Loket wieder aufgebaut. Die weitläufige Burganlage dient heute als Museum. Hier wird die Geschichte der Region gezeigt, aber auch ein Teil des berühmten Meteoriten von Loket. Im Innenhof sind alte christliche und jüdische Grabsteine zu sehen und in den Kellerräumen befindet sich neben einem alten Verlies auch ein Foltermuseum.

Hrad Loket, Zámecká 67, 357 33 Loket, Tschechien
Öffnungszeiten: November bis März 9.00 bis 15.30 Uhr, April, Mai, September, Oktober bis 16.30 Uhr und im Juni bis August 9.00 bis 18.30 Uhr

Museum der Geheimbünde in der Freimaurerloge von Loket – mit Hotel

Direkt am Marktplatz befindet sich die Loketer Freimaurerloge. Heute beherbergt die Loge ein Hotel und ein Freimaurermuseum. In einer Freimaurerloge zu übernachten, finde ich spannend. Aber als ich in Loket war, war das kleine Hotel schon ausgebucht. Immerhin konnte ich einen Blick in das Freimaurermuseum werfen. Das Museum ist zwar klein, aber sehr vielseitig. Viele Exponate stammen von den Freimaurern, aber der Besucher erfährt auch etwas über die Rosenkreuzer oder die Illuminaten. Das kleine Museum zeigt nicht nur Freimaurerkleidung oder die Nachbildung einer Loge, sondern auch viele Ritualgegenstände, Symbole oder Werkzeuge. Wenn der Besitzer Zeit hat, bekommen die Besucher auch eine kostenlose Führung. Nach dem Besuch des Museums bedauerte ich umso mehr, dass ich nicht in diesen Mauern übernachten konnte.

Muzeum tajných spolků, T. G. Masaryka 114, 357 33 Loket, Tschechien
Öffnungszeiten: Während der Öffnungszeiten der Hotelrezeption; wenn jemand da ist, darf man das Museum besuchen.

Kloster Tepl mit Barockbibliothek

Ich liebe Klöster, und wenn sie Bibliotheken haben, liebe ich sie noch mehr. Das Prämonstratenserkloster Tepl liegt ziemlich genau zwischen Karlsbad und Pilsen. Obwohl es ca. 40 km von Karlsbad entfernt ist, war es für mich ein absolut sehenswertes Ausflugsziel. Die weitläufige Klosteranlage liegt idyllisch abseits des Ortes, inmitten eines großen Klostergartens. Die Klostergebäude sind zum Teil perfekt renoviert, zum Teil aber auch noch etwas verfallen, was dem Ort einen besonderen Charme verleiht. Neben der imposanten Barockkirche, dem Klostermuseum und er wunderschönen Bibliothek findet man in der Nähe des Klosters einen alten verfallenen Friedhof.

Geschichte des Klosters Tepl

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden 12 Mönche aus dem Kloster Strahov, unweit von Prag nach Tepl geschickt, um hier ein neues Prämonstratenserkloster zu gründen. Die Prämonstratenser wurden nach Böhmen gerufen, um der slawischen Bevölkerung den christlichen Glauben zu bringen. Das Kloster entwickelte sich schnell zum kulturellen Zentrum der Region, denn schon im Mittelalter gab es hier eine Lateinschule, ein Skriptorium und eine Bibliothek. Als im 15. Jahrhundert in der Umgebung Silbervorkommen entdeckt wurden, brachte dies dem Kloster großen Wohlstand. Die meisten der heutigen Gebäude stammen aus der Barockzeit, da 1677 fast das gesamte Kloster abbrannte und neu erbaut wurde. In der Barockzeit wurden sowohl das Kloster als auch die Bibliothek erweitert.

Bibliothek des Klosters Tepl

Die Bibliothek von Tepl ist sehr alt, sie wurde schon bald nach der Gründung des Klosters im Mittelalter angelegt. Damals befand sich im Kloster auch ein Skriptorium, in dem Bücher geschrieben und gemalt wurden. Im 15. Jahrhundert umfasste die Bibliothek bereits rund 700 handgeschriebene Bücher. Im 18. Jahrhundert wurde die Bibliothek stark erweitert, es wurden Bücher aus allen Wissensgebieten in den verschiedensten Sprachen erworben. Heute umfasst die Bibliothek etwa 108.000 Bände, 804 Handschriften und 537 Inkunabeln.

Das Kloster wird bis heute als Ordenshaus genutzt, nur Teile des Klosters, die Klosterkirche und die Bibliothek sind für Besucher zugänglich.

Stift Tepl, 364 61 Klášter Teplá 1, Tschechien
Öffnungszeiten: täglich 9.00 bis 15.30 Uhr; Der Eintritt ist nur im Rahmen einer Führung möglich, die Führungen finden stündlich statt.

Ehemaliger Friedhof des Stifts Tepl

Etwa 500 Meter vom Stift Tepl entfernt befindet sich ein alter, verfallener Friedhof. Ich liebe alte Friedhöfe, deshalb möchte ich diesen unbedingt erwähnen. Der Friedhof liegt abseits der Straße, mitten auf einem Feld und ist von einer Mauer umgeben. Wenn man nicht weiß, dass es diesen Friedhof gibt, findet man ihn nicht. Vermutlich wird dieser Friedhof seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr benutzt, vielleicht auch schon viel früher. Heute ist er ziemlich verfallen, die Grabsteine sind umgestürzt und überwuchert. Aber gerade das macht die düstere und verwunschene Atmosphäre des Ortes aus. An den Grabinschriften kann man erkennen, dass die meisten Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert stammen, einige sogar aus dem frühen 20. Fast alle Namen auf den Gräbern sind deutsch, der Friedhof erinnert daran, dass Böhmen einst deutschsprachig war und zum Habsburger Reich gehörte.

GPS-Koordinaten: 49° 58′ 12.9″ N, 12° 52′ 49.76″ E

Wanderung zur Ruine der Barockkirche St. Blasius

Ruinen sind für mich immer lohnende Ziele. Denn gerade verfallene Orte beflügeln meine Phantasie. Vielleicht verdanke ich das meinem Lieblingsmaler Caspar David Friedrich, denn besonders Kirchen- und Klosterruinen haben für mich etwas Mystisches. Die Ruine der Barockkirche liegt am Waldrand, umgeben von Feldern und Bäumen, weitab der Ortschaften. Mit dem Auto ist sie nicht zu erreichen. Ein Besuch lässt sich aber wunderbar mit einer kleinen Wanderung verbinden, denn die leicht hügelige Umgebung mit Wäldern und Seen ist landschaftlich sehr reizvoll.

Die Barockkirche wurde in den Jahren 1732-1733 als kleine Filiale des Klosters Tepl erbaut. Der abgelegene Ort war aber schon im Mittelalter etwas Besonderes, denn seit 1320 stand hier eine gotische Kapelle, auf deren Fundamenten die Barockkirche erbaut wurde. Bis in die 1950er Jahre wurde die Barockkirche genutzt, doch 1957 wurde sie von einem Blitz getroffen und brannte aus. Seitdem ist sie eine Ruine.

Kostel svatého Blažeje, Branišov
GPS-Kooridnaten: 49°59′49,87″ N , 13°1′5,88″ E

Die Geisterkirche von Luková

Das Beste kommt zum Schluss. Die tschechische Geisterkirche ist das perfekte Ausflugsziel bei Karlsbad für alle Freunde des Mysteriösen und Makabren, für Dunkelromantiker und Sucher verlassener Orte. Die Geisterkirche stand schon sehr lange auf meiner Wunschliste und nun ist dieser Wunsch endlich in Erfüllung gegangen. Die Geisterkirche ist Kunst. Die kleine gotische Kirche St. Georg im Dorf Luková wurde im 14. Jahrhundert erbaut, aber 1797 brannte sie ab und wurde im neugotischen Stil wieder aufgebaut. Im Jahre 1968 stürzte das Dach der Kirche ein, seitdem wird sie nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Eigentlich wäre die Kirche heute ein verlassener Ort, doch am Samstagnachmittag tummeln sich hier Touristen aus aller Welt, denn die Kirche ist voller Geister. Die gesichtslosen Wesen in weißen Umhängen sind schaurig, aber dennoch faszinierend. Es ist die Bachelorarbeit des Kunst- und Designstudenten Jakub Hadrava, der mit den gesichtslosen Figuren an die einst hier lebenden Sudetendeutschen erinnern wollte. In die verfallenen Kirchenbänke hat der Student gespenstische Gipsabdrücke seiner Kommilitonen eingesetzt. Die verlassene und verfallene Kirche wird nun von Geistergestalten bevölkert. Die Stimmung ist unglaublich, der morbide Charme des Ortes hat mich sehr gefesselt.

Kostel Sv. Jiri, Luková, 331 62 Manětín, Tschechien
Öffnungszeiten: April bis Oktober, nur samstags 13.00 bis 16.00 Uhr

Böhmen ist spannend, vielseitig und voller Geschichte

Meine zweiwöchige Reise durch Tschechien und die Slowakei führte mich in verschiedene Teile des Landes. Für Westböhmen habe ich nur drei Nächte eingeplant, eigentlich viel zu wenig, denn dieser Teil der Tschechischen Republik bietet unglaublich viel abwechslungsreiche Geschichte und viele sehenswerte Orte. Wenn ich reise, möchte ich natürlich Burgen und Schlösser sehen. Aber ich liebe auch alte Städte und Kirchen und Klöster und Bibliotheken natürlich. Und immer bin ich auf der Suche nach Orten, die etwas abseits der Touristenpfade liegen. Diese Mischung ist mir in Böhmen sehr gut gelungen, weil die Sehenswürdigkeiten so zahlreich und vielfältig sind. Alle Orte, die ich euch heute hier zeige, waren für mich einen Ausflug wert. Natürlich sind diese Ausflugsziele rund um Karlsbad nach meinem Geschmack zusammengestellt. Trotzdem hoffe ich, dass Ihr die eine oder andere Anregung findet.

Mehr Empfehlungen für eine Reise nach Böhmen

Vogtlandzauber zeigt Euch auch, wie schön die Stadt und die Burg Loket sein können.

Auf dem Blog „Hier Da Dort“ findet ihr einige Empfehlungen zu Lost Places und verlassenen Orten in Böhmen.

Frauke von „Reisen und Blog“ nimmt Euch auf eine Reise durch das Bäderdreieck mit, nach Karlsbad, Marienbad und Franzensbad.