München ist fröhlich, bunt und ausgelassen und lebendig, doch auch der Tod wird in Bayern zelebriert und zur Schau gestellt, wie nirgendwo anders in Deutschland. Diese morbide und düstere Seite von München zeige ich Euch heute. Kaum jemand weiß, dass in den bekanntesten Kirchen der Bayerischen Hauptstadt Skelette ausgestellt werden oder ein regelrechter Totenkult betrieben wird. Auch sind die Friedhöfe von München alt, imposant und schön anzusehen. sie erinnern mehr an schöne Parkanlagen, die Menschen machen dort Picknick oder gehen zum Joggen. Der Tod ist in München und Umgebung pompöser und faszinierender als im Norden. Ich zeige Euch einige morbide, aber auch geheimnisvolle Orte in München, die Ihr vielleicht kennt, aber aus diesem Blick noch nie gesehen habt.
Die sogenannten „Heiligen Leiber“ sind ein Phänomen, das ich absolut faszinierend finde. Immer wieder mache ich mich auf die Suche nach diesem seltsamen Brauch der Barockzeit. In Kirchen und Klöstern, vorwiegend in Bayern, aber auch in Baden-Württemberg, Österreich und der Schweiz werden Katakombenheilige zur Schau gestellt. Das sind Skelette der ersten Christen, die in den Grabnischen in den römischen Katakomben gefunden wurden. Die katholische Kirche erklärte alle, die in den römischen Katakomben bestattet wurden, zu Märtyrern. Obwohl die einzelnen Personen nie heiliggesprochen wurden, gelten alle frühchristlichen Märtyrer als grundsätzlich Heilig. Die Reliquienverehrung war in der Barockzeit besonders groß, daher wurden sehr viele der Gebeine in den Norden transportiert, hier mit Gold, Edelsteinen und kostbaren und bestickten Stoffen geschmückt und ausgestellt.
Die Peterskirche ist die älteste Pfarrkirche in München und liegt direkt in der historischen Altstadt, nur wenige Meter vom Marienplatz entfernt. Sie ist ein absoluter Touristenmagnet und wird täglich von Tausenden Menschen besucht. Doch die Heilige Muditia, die in einem der Seitenaltäre der Kirche verborgen ist, übersehen viele. Die Gebeine von Muditia sind mit Edelsteinen geschmückt und mit Gold bestickten Hemd bedeckt, sie sieht prachtvoll aus. Mehrere Katakombenheilige findet Ihr im Münchner Umland, zwei davon zeige ich Euch etwas später. Obwohl die Peterskirche sehr zentral liegt und von vielen Menschen besucht wird, zählt der gläserne Sarg der Katakombenheiligen zu den geheimnisvollen Orten von München.
Das in der Fußgängerzone versteckte barocke Meisterwerk, die Asamkirche ist vielleicht die schönste Barockkirche in München. Diese kleine Kirche ist unglaublich prachtvoll. Inmitten dieser Pracht entdeckt man immer wieder Schädel und Skelette, denn in der Barockzeit war nicht nur die Opulenz, sondern auch die Vergänglichkeit allgegenwärtig. „Memento Mori“…immer wieder wurden die Menschen daran erinnert, dass sie sterblich sind. Ein Werk im Eingangsbereich der Asamkirche hat mich besonders beeindruckt. Ein Skelett mit einer großen Schere schneidet einer Frau den Hals durch? Beim genauen Hinschauen, sieht man, dass der Tod einen Faden am Hals der Frau durchtrennt, den Lebensfaden.
Eine wichtige Sache vorweg, es gibt nicht nur eine Grablege der Wittelsbacher, sondern mehrere. Nicht alle sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Einige Wittelsbacher sind auch in der Theatinerkirche oder im Frauendom bestattet und nicht in einer der Fürstengrüfte. Besucht werden kann die Fürstengruft in der St. Michael Kirche, inmitten der Fußgängerzone von München. Während die Michaelskirche täglich voller Besucher ist, findet kaum jemand den Weg in die Krypta, denn der Eingang ist etwas versteckt. Als wir die Krypta besucht haben, waren wir ganz allein dort. 36 Grabstätten der Wittelsbacher findet man hier, der berühmteste ist aber der Märchenkönig Ludwig II. Einige der Särge sind prunkvoll, viele sind aber sehr schlicht, was mich überrascht hat.
Öffnungszeiten Fürstengruft: Montag – Freitag 10.00-12.30 und 13.00-17.30 Uhr, Samstag bis 16.30 Uhr, Sonntag geschlossen
Inmitten der Innenstadt findet man zwei besondere Friedhöfe, die sehr verschieden sind, mich doch beide beeindruckt haben. Der alte Nordfriedhof liegt in der Maxvorstadt und der alte Südfriedhof in der Ludwigsvorstadt. Beide Friedhöfe sind vom Marienplatz in etwa 30 Minuten zu Fuß erreichbar.
Die Besonderheit des Nordfriedhofs ist die Lage, denn er liegt im Studentenviertel, die Universität ist nur wenige Straßen entfernt. Das macht die besondere Atmosphäre des Friedhofs aus, denn hier ist man nicht alleine, der Nordfriedhof wird sehr zahlreich besucht. Das Friedhofsareal gleicht mehr einem Park, denn die Menschen joggen dort oder treffen sich zu gemeinsamen Mittagspausen. Ein Lunch zwischen den Gräbern muss nicht makaber sein. Die lebendige Atmosphäre hat mir gefallen. Der 1868 erbaute Friedhof hat einige sehr imposante Gräber, die meisten sind sehr alt.
Alter Nordfriedhof, Arcisstraße 45, München-Maxvorstadt
Rund um die Uhr geöffnet
Der Alte Südfriedhof ist so völlig anders als der Nordfriedhof, schon die Dimensionen überraschen. Obwohl der Friedhof nur wenige Minuten vom Sendlinger Tor entfernt, daher mitten in der Innenstadt liegt, ist es ein sehr großer Friedhof. Auch ist der Südfriedhof ziemlich verlassen, die Gräber sind zum Teil bewachsen und verfallen. Die Vegetation ist üppig, auf einige wirkt die Anlage vermutlich ungepflegt. Dennoch mochte ich die Atmosphäre des Südfriedhofs sehr, denn die alten und zum Teil bewachsenen Gräber sind düster und mystisch, zählt daher unbedingt zu den geheimnisvollen Orten in München. Auf 7 Hektar findet man mehr als 18.000 Gräber. 1563 wurde der Südfriedhof als Pestfriedhof vor den Toren von München angelegt. Im 19. Jahrhundert war es der einzige Friedhof von München, daher wurde er viel genutzt. Hier findet man die Gräber einiger Berühmtheiten, z. B. der Hofarchitekt Leo von Klenze und die Maler Carl Spitzweg und Wilhelm von Kaulbach.
Alter Südfriedhof, Thalkirchner Straße 17, München
Öffnungszeiten: 08.00 – 20.00 Uhr
Totentänze – das ist auch eine Besonderheit, die meist im Alpenraum anzutreffen ist. In Gemälden wird gezeigt, wie der Tod jeden zum letzten Tanz auffordert, egal ob jung oder alt oder ob König oder Bettler. Zu den bekanntesten Totentänzen gehört das große Werk im Kloster St. Mang in Füssen oder der Totentanz am Eingang zu den Katakomben in Salzburg. In der kleinen Dorfkirche von Hohenzell bei Altomünster findet man ein Totentanz-Gemälde aus dem Spätbarock, dem 18. Jahrhundert. Auch hier werden sowohl ein Priester als auch ein Adeliger, ein Bauer und ein Wanderer vom Tod mitgenommen. Denn vor dem Tod sind alle gleich.
Pfarrkirche St. Stephan, St. Stephanus-Straße, 85250 Altomünster-Hohenzell
Die Katakombenheiligen waren mir bis vor kurzem noch völlig unbekannt. Doch seit ich die erste „schöne Leiche“ in der Münchner Peterskirche entdeckt habe, hat mich der Totenkult um die ersten Märtyrer gefesselt, ich wollte mehrere geschmückte Skelette sehen. Unweit von München habe ich zwei weitere entdecken können.
Etwa 45 Minuten von München, inmitten der idyllischen Landschaft, findet man eine riesige Barockkirche. Es ist die Wallfahrtskirche Maria Birnbaum. Warum heißt die Kirche Birnbaum? Weil direkt hinter dem Altar der Stamm von einem Birnbaum steht. Die Legende erzählt, dass um 1600 schon ein Marienbild an einem Birnbaum angebracht war, doch im Dreißigjährigen Krieg haben schwedische Soldaten versucht, den Baum samt Bild abzubrennen. Im Moor wurde das Marienbild erhalten und soll später Wunder bewirkt haben. In dieser Wallfahrtskirche direkt unter dem Altar findet man in einem gläsernen Sarg einen weiteren Katakombenheiligen, die Heiligen Liberata. Leider ist dieser Reliquienschrein inzwischen sehr verschmutzt und staubig, man kann nicht allzu viel erkennen.
Wallfahrtskirche Maria Birnbaum, Maria-Birnbaum-Straße 51, 86577 Sielenbach
Öffnungszeiten: 08.00 – 19.00 Uhr
Friedberg liegt kurz vor Augsburg, etwa eine Stunde von München entfernt. Auch hier findet man eine bedeutende Wallfahrtskirche Herrgottsruh. Die von außen schlichte Barockkirche ist im Innern unglaublich prächtig ausgestattet. In der imposanten Barockkirche findet man ein prachtvoll geschmücktes Skelett, den Heiligen Justinus. Justinus lebte im 3. Jahrhundert und war Priester und Märtyrer.
Wallfahrtskirche Herrgottsruh, Herrgottsruhstraße 29, 86316 Friedberg
Öffnungszeiten: 07.00 -20.00 Uhr in den Sommermonaten, bis 18.00 Uhr in den Wintermonaten
Der Umgang mit dem Thema Sterben und Tod war früher ganz anders als heute. Einst war der Tod allgegenwärtig, die Menschen waren sich ihrer Sterblichkeit bewusst und wurden auch stetig daran erinnert. Besonders in der Barockzeit war das Thema Tod ein Gegenpol zum prunkvollen und ausschweifenden Leben. Da der Barock in Süddeutschland wesentlich prachtvoller als im Norden ist, sind auch die Todesdarstellungen zahlreicher und üppiger. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel, denn einen Katakombenheiligen habe ich auch im hohen Norddeutschland entdeckt, schon fast in Ostfriesland. Im Schloss Clemenswerth im Emsland findet man den Heiligen Fructuosus. Ihn verdanken wir einem Wittelsbacher Bischof, doch darüber in einem anderen Artikel.
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