Die kleine Insel Hiddensee war Anfang des 20. Jahrhunderts eine beliebte Künstlerkolonie, wo sich die bekanntesten Persönlichkeiten aus der Literatur – und Kunstwelt begegneten. Die ländliche Idylle von Hiddensee, die Abgeschiedenheit und die Schönheit der Natur zogen sehr viele Künstler auf die kleine Insel neben dem Urlaubsparadies Rügen. Dass die Insel Hiddensee in den 20ern und 30ern eine regelrechte Promiinsel war, ist heute in Vergessenheit geraten. Daher möchte ich Euch Hiddensee als die Insel der Schriftsteller und Künstler zeigen. Denn die Idylle, die die Menschen einst so fasziniert hat, hat Hiddensee bis heute bewahrt. Bei einem Tagesausflug nach Hiddensee von der Insel Rügen hat man genug Zeit, um sich auf die Spuren der Künstler zu begeben.
Als „das geistigste aller deutschen Bäder“ bezeichnete Gerhard Hauptmann Hiddensee, denn das kleine Dorf Kloster wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zum Treffpunkt der Intellektuellen. Nicht nur Hauptmann wählte die Insel als seinen Wohnort. Berühmt wurde die Hiddensee, als der Maler Oskar Kruse sich hier ansiedelte und sein Haus Lietzenburg bauen ließ. Gemeinsam mit seinem Bruder, dem Bildhauer Max Kruse, versammelten sie mehrere namhafte deutsche Künstler und Künstlerinnen auf Hiddensee und gründeten hier die erste Künstlerkolonie. Kurze Zeit später gründeten Henni Lehmann und Clara Arnheim den „Hiddensoer Künstlerinnenbund“, eine Gemeinschaft von kunstschaffenden Frauen, die schnell in ganz Deutschland berühmt wurde. Hiddensee wurde angesehen und 1924 lebten Gerhart Hauptmann und Thomas Mann mit seinen Familien gleichzeitig im „Haus am Meer“ in Kloster.
1904 baute Oskar Kruse eine Jugendstilvilla in Kloster, die er Lietzenburg nannte. Mit der Unterstützung von seinem Bruder Max Kruse versammelte Oskar viele berühmte Maler hier. Die Empfänge in seinem Haus waren legendär. Die Künstlerkolonie um die Familie Kruse und der Künstlerinnenbund machten Hiddensee bald sehr berühmt, was weitere Kunstschaffende anzog. Der Maler Otto Mueller (1874-1930) verbrachte mehrere Jahre jeden Sommer auf Hiddensee. Auch Erich Heckel verbrachte 1912 einen ganzen Sommer hier. Nach dem Tod von Oskar Kruse übernahm sein Bruder Max und dessen Ehefrau, die berühmte Puppenmacherin Käthe Kurse das Haus und führten es weiter. Die Lietzenburg ist heute im Privatbesitz und kann nur von außen angeschaut werden.
Oskar Kruse ist auf dem Dorffriedhof von Kloster begraben, wie auch Gerhart Hauptmann.
Vielleicht der bekannteste Bewohner der Insel war der Dramatiker Gerhart Hauptmann, der 1912 den Nobelpreis für Literatur verliehen bekam. Er war der Hauptgrund für meinen Tagesausflug nach Hiddensee. Hauptmann wurde in Schlesien geboren, lebte in Berlin und in Italien, doch Hiddensee war immer ein beliebter Rückzugsort für ihn. 1929 kaufte Hauptmann ein Haus auf Hiddensee, wo er bis 1943 mit seiner zweiten Ehefrau Margarethe lebte.
Das ehemalige Wohnhaus von Gerhart Hauptmann ist heute ein Museum. Neben vielen Originalgegenständen aus dem Haushalt des Schriftstellers kann man hier die Bibliothek und den beeindruckenden Weinkeller von Hauptmann sehen.
Gerhart Hauptmann Haus
Kirchweg 13, 18565 Kloster
Öffnungszeiten: Mai – Oktober, täglich 10-17 Uhr, November – April, Dienstag bis Samstag 11-15 Uhr, Dezember und Januar wechselnde Öffnungszeiten
Hauptmann verstarb 1946 in seinem Haus in Schlesien. Da er kurz vor seinem Tod von der polnischen Verwaltung ausgesiedelt wurde, konnte er nicht in Schlesien beerdigt werden. Sein Leichnam wurde nach Hiddensee überführt, wo Hauptmann gemeinsam mit seiner Ehefrau Margarethe auf dem Dorffriedhof von Kloster begraben wurde. Unweit des Grabes der Familie Hauptmann befindet sich auch die Grabstelle von Oskar und Max Kruse.
Noch ein anderer Nobelpreisträger verbrachte seine Sommer gerne auf Hiddensee, Albert Einstein. Mit seiner Familie war Einstein häufiger Gast bei den Kruses und den Hauptmanns. Die Liste der Künstler und Intellektuellen, die ihre Sommer auf Hiddensee verbrachten, ist lang. Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, Franz Kafka, Gottfried Benn, Käthe Kollwitz, George Grosz, Hans Fallada, Ernst Barlach, Gustaf Gründgens, Rainer Maria Rilke, Anna Seghers, Franz Werfel, Erich Kästner, Stefan Zweig, Mascha Kaléko und Else Lasker-Schüler waren mindestens ein Sommer auf Hiddensee.
Nicht nur Maler und Literaten haben Hiddensee zu ihrem Domizil gewählt, auch die Stummfilm-Diva Asta Nielsen lebte hier. Die in Dänemark geborene Schauspielerin fand in Berlin ihre zweite Heimat, doch 1929 kaufte Asta Nielsen das Haus und verbrachte in den Sommermonaten viel Zeit mit ihrer Familie hier. Auch sie empfing zahlreiche berühmte Gäste, z. B. Joachim Ringelnatz, Carl Zuckmayer oder Heinrich George.
Asta Nielsen Haus
Zum Seglerhafen 7, 18565 Vitte/Hiddensee
Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag-Samstag 11-15 Uhr, die Winteröffnungszeiten werden auf der Webseite veröffentlicht.
Heute ist die kleine Insel Hiddensee nach wie vor ein Mix aus ländlicher Idylle und mondänen Bauwerken inmitten der dörflichen Landschaft. Hiddensee ist etwas weltentrückt, denn trotz der vielen Touristen hat die Insel ihren ursprünglichen Charakter bewahrt. Das hängt vor allem damit zusammen, dass private PKW’s auf Hiddensee nicht erlaubt sind. Dafür sieht man noch häufiger Pferdefuhrwerke. Ich habe es sehr genossen, entlang der unbefestigten Gassen zu schlendern und die kleinen alten Häuser zu bewundern. Die Küste von Hiddensee ist steil, doch bei einer Wanderung oberhalb der Klippen hat man einen wunderbaren Blick auf den Strand und das Meer. Die Schifffahrt von Rügen nach Hiddensee ist sehr entspannend und abwechslungsreich, weil das Schiff mehrere Häfen anläuft. Ich habe mich für den Ort Kloster entschieden, wegen der vielen Sehenswürdigkeiten von Hiddensee. Kloster und Umgebung sind ideal, um einen entspannten Tagesausflug nach Hiddensee zu machen.
Mit einem Auto kommt man nicht nach Hiddensee, denn privater PKW-Verkehr ist auf der Insel nicht erlaubt. Von Rügen man eine Fähre nehmen, die Fähre fährt ab Schaprode im Westen von Rügen. In Schaprode gibt es zwei Großparkplätze von denen man entweder 10 Minuten zu Fuß in den Hafen laufen oder den Schuttle nutzen kann. Hin- und Rückfahrt kosten zwischen 20 und 25 € pro Person. In den Sommermonaten fährt täglich eine Fähre ab Stralsund nach Hiddensee und zurück. Mehr Informationen findet Ihr auf der Webseite der Reederei Hiddensee.
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