Ostfriesland besuchen die meisten von Euch, weil sie ans Meer wollen. Die Küstenstädte und die ostfriesischen Inseln gehören zu den beliebtesten Urlaubszielen. Aber auch das Inland von Ostfriesland hat sehr viele interessante Sehenswürdigkeiten. Kennt Ihr ostfriesische Burgen und Schlösser? Das Land hat viele ehemalige Adelssitze, die für Touristen zugänglich sind. Wo liegt der schiefste Turm der Welt? Nicht in Pisa, sondern in Ostfriesland. Warum sollte man aber die Orgeln von Ostfriesland anschauen? Ostfriesland hat eine der reichsten Orgellandschaften der Welt, es gibt dort mehr als 60 bedeutende historische Orgeln. Die viertälteste noch spielbare Orgel der Welt findet man in dem kleinen Dorf Rysum. Heute möchte ich Euch die unbekannte und doch sehr interessante Seite von Ostfriesland zeigen, die kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele in Ostfriesland.
Ostfriesland ist ein Land, das schon immer von Sturmfluten geprägt war. Der Jadebusen und der Dollart sind durch Sturmfluten entstanden. Es sind Brackwasser-Buchten mit einer Mischung aus Salz- und Süßwasser. Es gibt in Ostfriesland sehr viele Moorgebiete, heute sind es jedoch nur noch letzte Überbleibsel einst riesiger Moore. Das letzte Hochmoor findet man bei Aurich, aber auch das ist nur noch teilweise erhalten. Der Boden in Ostfriesland ist karg und nährstoffarm. Seit dem 16. Jahrhundert wird in Ostfriesland vor allem Torf abgebaut. An die vielen Moorgebiete erinnern heute nur noch die Ortsnamen, denn die Endung -fehn kommt aus dem niederländischen, dort heißt es Veen und bedeutet Moor.
Die Friesen lebten nicht immer in Ostfriesland. Der Stamm der Friesen stammt eigentlich aus den Niederlanden. In Ostfriesland dagegen lebte der germanische Stamm der Chauken. Erst im Mittelalter vermischten sich die Völker. Über Friesland im Mittelalter weiß man heute nur sehr wenig. Bekannt ist aber, dass die Friesen viel Handel betrieben, vor allem mit dem berühmten friesischen Wolltuch. Außerdem wurde schon seit dem Mittelalter der Deichbau betrieben. Vom Deichbau kommt die friesische Freiheit. Die Männer mussten kein Militärdienst leisten, weil sie im Deichbau gebraucht wurden. Außerdem mussten die Männer die Küste vor den Einfällen der Wikinger schützen, daher hatten die Friesen ein eigenes Heer. Der Deichbau wird in Ostfriesland schon seit mehr als 1000 Jahren betrieben, denn schon um das Jahr 1000 gab es die ersten Versuche der Eindeichung. Die Familien haben sich zusammengeschlossen und gemeinsam einen Deich gebaut. Dieser wird heute „goldener Reif“ genannt.
In Ostfriesland gab es nicht den klassischen Adel, wie wir ihn aus dem restlichen Europa kennen. Häuptlinge herrschten in Ostfriesland. Die Menschen waren in genossenschaftsähnlichen Strukturen organisiert, aber alle waren gleichberechtigt. Die Oberschicht war für die Gerichtsbarkeit zuständig. Seit dem 14. Jahrhundert war der Titel „Häuptling“ üblich und erblich. Heute noch gibt’s in Ostfriesland den legendären Ort Upstalsboom, wo sich einst die Häuptlinge trafen, es war der Versammlungsort der Häuptlinge. Das Statussymbol der Häuptlinge waren die Steinhäuser, wie z.B. die Manningaburg. Im 14./15. Jahrhundert wurden die Steinhäuser zu Burgen und Schlössern umgebaut. Die Häuptlinge lebten wie der Adel.
Erst im 15. Jahrhundert wurde Ostfriesland zu einer Grafschaft ernannt, die ersten Grafen waren die Cirksena. Die Cirksena befriedeten das Land, was Ostfriesland wohlhabend machte. Auch verschiedene Glaubensflüchtlinge siedelten sich in Ostfriesland ein, denn dort war die Ausübung aller Religionen erlaubt. Die Herrschaft der Häuptlinge und Grafen hatte erst im 18. Jahrhundert ein Ende, denn als der letzte Graf keine männlichen Nachkommen hatte, fiel Ostfriesland an Preußen, an Friedrich den Großen. Im 19. Jahrhundert wechselten die Herrscher häufig. Erst fiel Ostfriesland an Frankreich, was als ungewollte Fremdherrschaft empfunden wurde. Dann fiel es wieder an Preußen, nach dem Wiener Kongress an das Königreich Hannover und 1866 wieder an Preußen.
Evenburg ist nach einer Eva benannt, diese Information ist bei mir natürlich sofort hängen geblieben. Aber auch sonst hat das schönste Schloss von Ostfriesland eine sehr interessante Geschichte. Das filigrane Wasserschloss ließ Freiherr Erhard von Ehrenthreuter im im niederländisch-klassizistischen Stil erbauen, er benannte das Schloss nach seiner Ehefrau, Eva von Ungnad. Deren Tochter Marie heiratete den Grafen Gustav Wilhelm von Wedel, somit ging das Schloss in den Besitz der Familie von Wedel über. 1860 erbte das Schloss der aus Bad Sassendorf stammende Neffe Carl Georg Ferdinand von Wedel.
Im 19. Jahrhundert wurde das Schloss für die Familie zu klein, daher wurde es völlig abgerissen und im Stil der Neogotik wieder aufgebaut. Das Schloss Evenburg war im 19. Jahrhundert ein beliebter Treffpunkt für wichtige Persönlichkeiten. Zu den bekanntesten Besuchern der Evenburg zählt z. B. König Georg V. von Hannover im Jahre 1836 (der Erbauer der Marienburg) oder Reichspräsident von Hindenburg im Jahre 1927.
Noch eine Anekdote am Rande. Carl Georg Graf von Wedel hatte das erste Fahrrad in Ostfriesland. Auf der Pariser Weltausstellung 1867 sah er ein Fahrrad, besorgte sich die Baupläne und ließ es in Ostfriesland nachbauen. Das Fahrrad war nur aus Metall, hatte keine Bremsen und doch fuhr der Graf damit rum. Er ließ sogar einen Fahrrad-Fahrlehrer aus Belgien kommen, der mit dem Grafen im Schlosspark übte.
Um 1930 zog die Familie auf das Schloss Gödens um und Schloss Evenburg verfiel. Seit 2004 wurde es renoviert und seit 2014 ist es wieder vollständig den Besuchern geöffnet. Das Schloss liegt malerisch auf einer kleinen Insel und ist von einem Wassergraben umgeben. Bezaubernd ist auch der englische Landschaftspark der das Schloss Evenburg umgibt. Im Park findet man rund 1400 Bäume, die zum Teil sehr alt sind. Die Linden stammen sogar aus der Erbauungszeit des Schlosses. Perfekt gelungen ist der Übergang zwischen Schlosspark und Feldern, denn die Landschaft um den Schlosspark ist in den Park integriert und erzeugt das Gefühl von Weite.
Schloss Evenburg
Am Schlosspark 25
26789 Leer/Loga
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr
Als ich vom Steinhaus gehört habe, war mir der Zusammenhang zu einer Burg nicht klar. Doch die Steinhäuser sind die Vorläufer der Burgen. Das Steinhaus in Bunderhee ist die älteste noch erhaltene Burg in Ostfriesland. Die Häuptlinge von Ostfriesland lebten in schlichten, hohen und trutzigen Steinhäusern. Während der Rest der Bevölkerung noch in Holzhäusern lebte, waren die wohlhabenden Häuptlinge die ersten, die sich ein Steinhaus leisten konnten. Der Begriff „steinreich“ kommt übrigens aus dieser Zeit, denn nur die Reichen, konnten sich ein Haus aus Stein erbauen. Das Steinhaus in Bunderhee ist das einzige noch erhaltene Steinhaus in Ostfriesland. Aus dem 14. Jahrhundert stammt der trutzige Wohnturm, das ist das eigentliche Steinhaus, da der Anbau aus der Barockzeit stammt. Es wird vermutet, dass die Häuptlinge Gala Nommcka und Luwert Saninga dort lebten, doch belegt ist das nicht. Vielleicht wurde das Steinhaus nur als Lager genutzt.
Der Barockanbau stammt aus dem Jahr 1712. Der damalige Besitzer Johannes van Heteren ließ es für seine Familie anbauen, vermutlich weil das Leben in dem eingeschossigen Gebäude deutlich bequemer war. An den Erbauer erinnern noch eine Inschrift und das Familienwappen an der Westwand.
Steinhaus Bunderhee
Steinhausstraße 64
26831 Bunde – Ortsteil Bunderhee
Öffnungszeiten: Das Steinhaus ist nur im Rahmen einer Führung zugänglich. Öffentliche Führungen werden zwischen Ostern und Anfang Oktober jeweils am Donnerstag zwischen 15.00-17.00 Uhr und am Sonntag zwischen 11.00 und 13.00 Uhr angeboten. Für Gruppen ab 10 Personen kann eine Privatführung vereinbart werden, Tel.: 0 49 53 / 8 09 47.
Von der Burg Stickhausen ist heute nur noch ein dicker und imposanter Turm übrig geblieben. Die eigentliche Burg wurde um 1400 als Verteidigungsanlage erbaut, um wichtige Handelswege zu schützen. Um 1450 wurde die Burg an die Häuptlings- und spätere Grafenfamilie Cirksena verpfändet. Zunächst bestand die Burg nur aus einem Steinhaus, doch im Laufe der Jahrhunderte wurde sie zu einer dreiflügeligen Burg mit Eckturm und einer Vorburg mit Torhaus, Stall, Scheune, Burggrafenhaus und Garnisonskirche ausgebaut. Die Anlage muss riesig gewesen sein. Im 30-jährigen Krieg fanden zwar keine Schlachten in Ostfriesland statt, doch die Soldaten nutzen die Burg als Lager und plünderten sie mehrfach. Im 18. Jahrhundert fiel die Burg an Friedrich den Großen, doch er hatte keine Verwendung für sie und ließ sie abreißen. Angeblich wollte er dadurch verhindern, dass die Friesen aufmüpfig werden. Nur der Turm blieb erhalten, der als Gefängnis und Wohnung eines Amtsmannes genutzt wurde.
Der Turm der Burg Stickhausen wurde letztes Jahr komplett neu saniert, denn er war in sehr schlechtem Zustand. Im Burgturm ist ein Museum geplant, welches die Geschichte der Burg und des Ortes Stickhausen erzählen soll. Im September 2021 wurde der Turm zum ersten Mal nach der Sanierung für die Öffentlichkeit zugänglich.
Burg Stickhausen
Burgstraße 3
26847 Detern
Die Manningaburg ließ 1458 vermutlich die ostfriesische Häuptlingsfamilie Manninga erbauen. Drei Generationen der Manninga haben hier gelebt und die Burg immer mehr ausgebaut. Doch jede Generation hat der nächsten Schulden hinterlassen. Aufgrund der großen Verschuldung wurde die Manningaburg im 16. Jahrhundert an Katharina Wasa und ihren Ehemann Edzard II. aus dem Hause Cirksena verkauft. Im Erdgeschoss der Burg befindet sich heute ein Museum, welches sich mit dem Burgen- und Kirchenbau in Ostfriesland befasst. Im ersten Stock ist das Trauzimmer, diese Etage kann für Trauungen und Feiern gemietet werden.
Was man über Pewsum noch wissen sollte? Die erste Frauenärztin Deutschlands, Hermine Heusler-Edenhuizen (1872-1955) ist auf der Neuen Burg in Pewsum aufgewachsen, das ist das Herrenhaus direkt gegenüber der Manningaburg. Sie war eine der ersten Frauen in Deutschland, die ein Abitur machten und eine der ersten, die in Europa Medizin studiert haben. Das Studium musste sie in der Schweiz beginnen, da in Deutschland Frauen noch nicht an die Unis zugelassen waren.
Manningaburg Pewsum
Drostenplatz 5
26736 Krummhörn/Pewsum
Öffnungszeiten: 31. Juli bis 31. Oktober nur am Samstag und Sonntag zwischen 15.00 und 17.00 Uhr – Führungen sind außerhalb dieser Öffnungszeiten möglich, Terminvereinbarung unter der Telefonnummer: 04923/7432.
Nur wenige Kilometer von der Nordseeküste, in Lütetsburg befindet sich eins der größten Schlösser in Ostfriesland, dass Schloss Lütetsburg. Auch der Ursprung von Lütetsburg geht auf einen friesischen Häuptling zurück, auf Unico Manninga (1529-1588). Seine Tochter Hyma heiratete Wilhelm zu Inn- und Knyphausen und im Besitz der Familie befindet sich das Anwesen bis heute. Das Schloss ist nach wie vor bewohnt, kann daher nicht besucht werden. Doch der Schlosspark ist für alle zugänglich. Ein Besuch lohnt sich, denn in Ostfriesland findet man vielleicht den schönsten englischen Landschaftsgarten in Deutschland. Der Park ist weitläufig und sehr reich an Blumen. Besonders schön sind die verschiedenfarbigen Rhododendronbäume im Frühsommer. Die kleinen Pavillons an den Seen machen zusätzlichen Zauber des Parks aus. Der Schlosspark ist perfekt zum Flanieren, Genießen oder für ein englisches Picknick.
Schloss und Schlosspark Lütetsburg
Landstr. 55
26524 Lütetsburg
Öffnungszeiten: täglich geöffnet, Mai-September 8.00-21.00 Uhr, Oktober-April 10.00-17.00 Uhr
Die Dorfkirchen in Ostfriesland sind oft sehr alt, viele stammen aus dem Mittelalter, oft aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. Sie sind heute noch erhalten, denn meist wurde Muschelkalk als Mörtel genutzt, denn Muschelkalk ist beweglicher als Mörtel. Außerdem stehen die Kirchtürme häufig neben der Kirche, beide Gebäude sind getrennt. Die erbauter hatten Angst, dass die Mauern reißen könnten und dank dieser Weitsicht sind viele alte Kirchen erhalten geblieben. Hier zeige ich Euch einige besondere Kirchen mit historischen Orgeln.
Das Dorf Rysum ist sehr klein, hat knapp 700 Einwohner, doch ein Besuch hier lohnt sich. Rysum ist das besterhaltene Rundwarfendorf, das heißt, dass die Gebäude kreisförmig auf einer künstlichen Erhebung gebaut wurden, zum Schutz vor Sturmfluten. Einzigartig ist aber die Kirche, die Dorfkirche aus dem 12. Jahrhundert beherbergt einen kulturhistorisch sehr bedeutenden Schatz. Die Orgel der Rysumer Kirche ist inzwischen fast 600 Jahre alt und sie ist in einem sehr guten Zustand erhalten und immer noch spielbar. Erbaut wurde die Orgel 1440, sie ist somit angeblich die viertälteste noch spielbare Orgel der Welt. Definitiv ist es aber die älteste Orgel Nordeuropas.
Auch kann man an der kleinen Kirche ein Hagioskop entdecken, die auch Lepraspalten genannt werden. Das sind kleine Maueröffnungen, durch die die Leprakranken schauen konnten, um am Gottesdienst teilzuhaben. Auf dem kleinen Friedhof von Rysum findet man Familien bekannter Personen. Die Schwiegereltern von Werhner von Braun und von Otto Graf Lambsdorff sind in Rysum begraben, Alexander und Theda von Quistrop. Deren älteste Tochter Maria von Quistrop heiratete den Raketeningenieur Wernher von Braun und die jüngste Tochter Alexandra heiratete den Politiker Otto Graf Lambsdorff. Unweit der Kirche kann man eine alte Mühle besuchen.
Dorfkirche Rysum
Mühlenlohne 1
26736 Krummhörn/Rysum
Die Dorfkirche ist normalerweise geschlossen und wird nur für Gottesdienste geöffnet. Besucher, die die Kirche sehen möchten, müssen sich vorher bei der Pastorei Rysum anmelden unter 04927-267 oder per Mail unter ref.balder@ewetel.net.
Die Dorfkirche von Campen stammt aus dem 13. Jahrhundert. Markant sind hier vor allem die dicken Mauern – wegen der Statik sind sie so dick. Es ist eine der schönsten Wallfahrtskirchen in Ostfriesland, denn die Gewölbe sind mit alten Fresken verziert. Die Bilder zeigen den Kampf zwischen Gut und Böse durch menschliche Verhaltensweisen bei Tieren, z. B. ein Bild von der Jagd steht für die Christenverfolgung. Das Fresko mit einem Hirschen und einem Drachen steht symbolisch für den Kampf der Christen gegen die ungläubigen Heiden.
Die Kirche hat einen Nord- und einen Südeingang. Die Nordtür war nur für die Frauen bestimmt und die Südtür nur für die Männer. Die Frauen durften nur 1x im Leben den Südeingang nutzen, am Tag ihrer Hochzeit. Auch hier kann man an der Südwand ein mittelalterliches Hagioskop entdecken. Die Glocke der campener Kirche gilt als eine der ältesten Kirchenglocken in Ostfriesland. Die Orgel stammt aus dem 18. Jahrhundert und war früher eine Heimorgel, die der Kirche gestiftet wurde.
Dorfkirche Campen
Am Glockenturm 4
26736 Krummhörn/Campen
Öffnungszeiten: April – Oktober von 10.00 bis 18.00 Uhr, außerhalb der Saison kann ein Besuch bei der Kirchengemeinde angemeldet werden.
In Jennelt findet man eine typisch friesische Einraumkirche, die etwa 1275 im spätromanisch-frühgotischen Stil erbaut wurde. Die Orgel von Jennelt stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde vom Orgelbauer Johann Friedrich Constabel aus Wittmund gebaut und ist sein einziges noch erhaltenes Instrument. Auch die Kanzel und der Andachtstisch stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Mein Highlight war aber die Gruft unter der Kirche, diese ist normalerweise nicht zugänglich. Die Gruft unter der Kirche ist die Begräbnisstätte der Familie von Knyphausen. In der Krypta kann man den Sarg von Dodo Freiherrn von Innhausen und zu Knyphausen sehen, den Sarg seines Sohnes Enno Adam und dessen Ehefrau Occa Johanna von Ripperda (1619-1686) in der Mitte. Zwischen zwei Männern, die nur mäßig bedeutend und bekannt waren, liegt eine absolut interessante Frau. Occa Johanna stammt aus den Niederlanden. In ihrer Jugend wurde sie umfassend ausgebildet, sie war sehr gelesen. Ihr erster Ehemann Adam von Knyphausen starb früh, daher heiratete Occa einen schwedischen Adeligen namens Stenbock. In Stockholm wurde Occa zur Obersthofmeisterin der Königin Hedwig Eleonora von Schweden. Somit war sie die wichtigste Persönlichkeit am Hofe der wichtigsten Monarchin Europas. Im 17. Jahrhundert war Schweden eine sehr mächtige Monarchie.
Dorfkirche Jennelt
Knyphausenstraße 5
26736 Krummhörn/Jennelt
Wo befindet sich der schiefste Turm der Welt? Nein, nicht in Pisa, sondern in Ostfriesland. Die Dorfkirche von Suurhusen hat einen so schiefen Neigungswinkel, dass der Kirchturm als der schiefste Turm der Welt gilt. In Pisa befindet sich übrigens nur der drittschiefste Turm der Welt. Der zweitschiefste Turm ist auch in Deutschland zu finden, in Bad Frankenhausen in Thüringen.
Die Kirche in Suurhusen wurde im 13. Jahrhundert erbaut, der Turm wurde jedoch erst Mitte des 15. Jahrhunderts an die Kirche angebaut. Doch im Laufe der Jahrhunderte senkte sich der Grundwasserspiegel so stark und die verwendeten Holzstämme sind vermodert, dadurch wurde der Turm so schief. Auch heute noch muss er 2x pro Jahr vermessen werden, um ernsthafte Schäden rechtzeitig zu beheben. Auch an dieser Kirche befindet sich ein schmales Hagioskop.
Dorfkirche Suurhusen
Am Schiefe Turm
26759 Hinte/Suurhusen
Ein letzter Tipp für Musikliebhaber, aber auch für Touristen, die sich für Orgelmusik interessieren ist das Organeum in Weener. Es ist eine Art lebendiges und genutztes Orgelmuseum. Bei einer Führung durch das Organeum erfährt man allerlei Wissenswertes über den Aufbau und die Funktionsweise einer Orgel, aber auch über die Geschichte. Zum Beispiel gab es im 18. Jahrhundert auf jedem größeren Bauernhof eine Heimorgel. Bewundern und hören kann man dort sehr vielfältige historische Orgeln. Dazu gehört ein Nachbau der Trapp-Familienorgel oder ein Cembalo aus dem 18. Jahrhundert, welches dem letzten Fürsten Ostfrieslands gehörte. Das Hören der Musik gespielt auf den alten Instrumenten fühlt sich wie eine Zeitreise an. An die Akademie im Organeum kommen oft Schüler und Studenten, um das Spielen der alten Instrumente zu erlernen. Wenn man das Organeum besucht, lohnt sich auch ein Blick in die benachbarte Kirche. Dort befindet sich eine 1710 erbaute Orgel des berühmten Orgelbauers Arp Schnitger, der für norddeutsche Barockorgeln berühmt war.
Organeum Weener
Norderstraße 18
26826 Weener
Tel: 04951/91 22 03
Mail: info@organeum.org
Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag: 10:00-12.00 und 15.00-17.00 Uhr>
Eine öffentliche Führung findet immer am Mittwoch Nachmittag statt.
Diese vielseitigen historischen Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele von Ostfriesland habe ich im Rahmen eines Bildungsurlaubs entdecken können. Bildungsurlaub ist etwas Wunderbares und dennoch etwas ziemlich Unbekanntes. Jeder Arbeitnehmer hat nach dem Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz (AWbG) Anspruch auf 5 Tage Bildungsurlaub bei Fortzahlung des Arbeitsentgelts. Das hervorragende Seminar „Die kulturhistorische Bedeutung von Burgen, Schlössern und Orgeln in Ostfriesland“ ist als politische Bildung nach dem AWbG anerkannt.
Durchgeführt wird das Seminar jedes Jahr vom Evangelischen Bildungszentrum Ostfriesland-Posthausen. Während des Bildungsurlaubs übernachten die Teilnehmer in der Bildungsstätte, diese liegt im kleinen Dorf Posthausen, mitten im Grünen. Es gibt Einzel- und Doppelzimmer, je nach Wunsch mit eigenem Bad. Das Essen ist der Bildungsstätte ist hervorragend, auch für Vegetarier. Auf dem Gelände der Bildungsstätte befindet sich ein Dorfladen mit regionalen Produkten und ein unglaublich charmantes nostalgisches Café. Die Exkursionen finden zum Teil mit dem Bulli der Bildungsstätte, aber auch mit einigen Privat-PKW’s statt. Pottshausen ist ein winziges Dorf im grünen, es liegt in der Nähe des Polters Holter Hammrich. Was ist der Holter Hammrich? Das ist ein eingedeichtes Marschland mit viel Wasser. Es ist ein Paradies für verschiedene Wassertiere, vor allem für Vögel. In idyllischer Landschaft kann man ganze Populationen verschiedener Wasservögel beobachten. Man kann sich Fahrräder leihen und dann zu den Seen radeln.
Evangelisches Bildungszentrum Ostfriesland-Potshausen e.V.
Potshauser Straße 20
26842 Ostrhauderfehn
Telefon: +49 (0) 49 57 / 92 88-0
E-Mail: zentrale@potshausen.de
Die Bildungsstätte ist sehr gut, doch die Exkursionen das Beste an dem Bildungsurlaub, denn sie waren sehr abwechslungsreich und die Führungen waren spannend. Einen Orgelbaubetrieb „Orgelbau Arendt“ haben wir auch noch besucht, dieser ist aber nicht für Touristen zugänglich, daher taucht er in diesem Artikel nicht auf. Der Schlosspark von Lütetsburg war dagegen nicht Bestandteil des Programms, diesen habe ich privat auf der Hinreise besucht. Aber wie das Wort Bildungsurlaub schon sagt, ist es nicht nur Urlaub, sondern auch Bildung. Der Bildungsurlaub beinhaltet auch Vorträge und Arbeitsgruppen wie ein klassisches Seminar. Dieser Teil ist für einen Reiseblog nicht interessant, daher habe ich mich hier nur auf die Ausflugsziele in Ostfriesland konzentriert.
In den 5 Tagen in Ostfriesland habe ich sehr viel gesehen und erlebt und unglaublich viel gelernt. Diesen Bildungsurlaub empfehle ich daher sehr gerne. Möchtet Ihr mehr über die Möglichkeit des Bildungsurlaubs erfahren, dann lest meinen Artikel „Bildungsurlaub an der Nordsee – Philosophie auf Sylt“.
Hier kommt noch eine kleine Auswahl an Buchempfehlungen zu dem heutigen Thema. Besonders gerne empfehle ich das Buch meiner Bloggerkollegin Andrea Lammert „52 kleine und große Eskapaden in Ostfriesland“. Wie immer handelt es sich um Affiliate-Links zu Amazon.de, das bedeutet, dass wenn Ihr etwas über den Link bestellt, bekomme ich eine kleine Provision. Eure Bestellung wird dadurch nicht teurer.
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