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Die Reformation hat die ganze Welt verändert. Die Bewegung, die bis heute einen riesigen Einfluss auf unser Leben hat, ist in Sachsen-Anhalt entstanden, in Wittenberg. Nicht ohne Grund bekam die Stadt von Martin Luther und Philipp Melanchthon den UNESCO-Welterbe Titel, denn Wittenberg ist der Ursprung der Reformation. In Wittenberg haben Luther und Melanchthon an der Uni unterrichtet, hier haben sie debattiert und ihre Lehren verkündet und hier hat Luther seine 95 Thesen an die Tür der Stadtkirche angeschlagen. In Wittenberg wurde Weltgeschichte geschrieben. Die Bewegung, die hier begann, ging um die ganze Welt. Auch wenn Lutherstadt Wittenberg nur Luther im Beinamen hat, kann man in Wittenberg mehr als Martin Luther entdecken. Ich zeige Euch die wichtigsten Stationen einer Reise auf den Spuren der Reformation, hier sind die wichtigsten Tipps für die Lutherstadt Wittenberg.
Die Uni in Wittenberg wurde 1502 gegründet, zur Luthers Zeit war es eine sehr junge Universität. Sehr schnell avancierte sie aber zur meistbesuchten deutschen Universität und war damals schon sehr international. Nicht Heidelberg oder Tübingen hatten im 16. Jahrhundert die angesehenste Universität, sondern Wittenberg, denn ein Zeugnis oder eine Empfehlung der renommierten Professoren Martin Luther oder Philipp Melanchthon waren wie Eintrittskarten in eine kirchliche Karriere. Ohne die Universität Wittenberg hätte es die Reformation vermutlich gar nicht gegeben, daher ist sie der perfekte Ausgangspunkt für eine Erkundung von Wittenberg auf den Spuren der Reformation. Heute gehören die Universitäten Halle und Wittenberg zusammen, in Wittenberg befindet sich aber nur einige Institute, der Großteil der Forschung und Lehre findet in Halle statt.
Universität Wittenberg Leucorea
Collegienstraße 62
06886 Lutherstadt Wittenberg
Wer etwas Zeit findet, sollte einen Blick in das Wohnhaus von Philipp Melanchthon werfen, denn der Reformator war Professor in Wittenberg. Melanchthon war ein unglaublich gebildeter Mann, ein Universalgelehrter, der sich für alle Themen interessiert hat. Er war der Vertreter moderner Anatomie, der erste, der erkannt hat, dass der menschliche Organismus anders als der tierische funktioniert. Er war einer der ersten Mediziner, der Menschen seziert hat. Melanchthon soll ein Workaholic gewesen sein, der sehr viel gelesen und geschrieben hat. Schon 1521 schrieb er die Grundlagen der Reformation auf, er hat die Ideen der Reformation in ein Konzept gebracht. Die Person Philipp Melanchthons ist vielleicht spannender als Luther, daher lohnt es sich, etwas mehr über sein Leben zu erfahren. Das Melanchthonhaus ist ein Geheimtipp für Wittenberg, weil sehr viele nur auf Luthers Spuren die Stadt entdecken.
Melanchthonhaus
Collegienstraße 60
06886 Lutherstadt Wittenberg
Tel. 03491/4203171
Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag 10.00 – 17.00 Uhr
Preise: 5 €/ermäßigt 2,50 €; Kombiticket Melanchthon- und Lutherhaus 10€
Im Innenhof des Lutherhauses begegnet man zuerst einem Denkmal von Katharina von Bora. Es hat mich verwundert, denn die Geschichte von Wittenberg ist von Männern geprägt. Doch durch das Denkmal wird die Stellung der Frau hervorgehoben, denn ohne Katharina hätte Luther nicht die Ehe abgeschafft. Vor dem Denkmal sammeln sich immer sehr viele Besucher. Es wird erzählt, dass wenn man am Ehering von Katharina von Bora reibt, wird einem langes Liebesglück gegeben. Unter einem Baum gegenüber der Statue von Katharina soll übrigens auch der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff seiner Frau einen Heiratsantrag gemacht haben.
Das Highlight des Lutherhauses ist aber die Lutherstube, es ist das original erhaltene Zimmer von Martin Luther, welches übrigens schon seit den Anfängen des 17. Jahrhunderts zum Wallfahrtsort für Protestanten wurde. Der Tisch ist musste mit zusätzlichen Holzleisten versehen werden, weil er so abgescharbt war, denn schon vor 400 Jahren hatten die Besucher das Bedürfnis, einen Splitter von Luthers Tisch mitzunehmen. Im Disputationssaal debattierten die wichtigsten Personen der Reformation, nicht nur Gelehrte, auch Fürsten. Das Lutherhaus ist auch eine Schatzkammer, weil sich hier viele „Devotionalien“ befinden, nicht nur seine wichtigsten Schriften, sondern auch z. B. seine Kutte oder sein Bierhumpen.
Die Bedeutung von Luther im Laufe der Jahrhunderte macht man sich erst bewusst, wenn man weiß, dass das erste personenbezogene Denkmal in Deutschland, welches keinen König oder Fürsten zeigt, Martin Luther gewidmet war. Das erste personenbezogene Museum in Deutschland war das Lutherhaus und der Reformationstag ist der einzige kirchliche Feiertag mit Personenbezug.
Im Lutherhaus kann man sehr viele Gemälde von Lucas Cranach und seiner Werkstatt bewundern, denn Wittenberg war der wichtigste Wirkungsort von Cranach. Cranachs Werkstatt war damals sehr groß, er beschäftigte viele Maler, die ihn bei seinen Werken unterstützt haben. So hat Cranach oft nur das Gesicht gemalt und die Körper wurden von seinen Mitarbeitern erstellt. Das bekannteste Werk von Lucas Cranach ist natürlich das Gemälde von Martin Luther, welches so genau und detailreich ist, dass wir sofort Luther auf der Straße erkennen würden. Es gibt mehrere Versionen des Gemäldes, eine davon auch im Lutherhaus. Am imposantesten ist aber das Monumentalgemälde „10 Gebote“, welches anhand von 10 Tafeln die Sünden der Menschen darstellt. Leider ist es meist eine Frau, die für die Sünden verantwortlich ist.
Ein Besuch im Lutherhaus erscheint etwas trocken und theoretisch, auf den ersten Blick ist es für Kinder viel zu langweilig. Es gibt aber eine neu eingerichtete Familienspur. Mit Hilfe von Tafeln und Hörstationen führt der Hund Tölpel die Kinder durch das Museum und erzählt viele spannende Geschichten und Anekdoten aus der Zeit der Reformation. Martin Luther hatte tatsächlich einen Hund der Tölpel hieß, angeblich, weil dieser etwas dümmlich war. Der Tölpel heute ist ein sehr schlauer Hund und kann den Kindern sehr viel beibringen.
Ein Blick in das Depot des Museums ist nur selten möglich, daher möchte ich Euch hier einige Schätze aus dem Luther-Archiv zeigen. Viele Stücke, die dort aufbewahrt werden, gehören heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Ein besonderer Schatz ist der Brief von Martin Luther an Kaiser Karl V., den Luther nach dem Wormser Reichstag geschrieben hat. In dem Brief bekräftigt Luther, warum er seinen Thesen auf den Wormser Reichstag nicht widerrufen hat und auch nicht widerrufen wird.
Eine andere Seltenheit ist eine völlig unbekannte Schrift von Philipp Melanchthon. Wie schon oben erwähnt, war Melanchton ein Universalgenie, der sich mit allen möglichen Themen beschäftige. In dem Schriftstück spricht er über die Entstehung von Halos und Nebensonnen, das sind Lichteffekte, die durch Lichtbrechung entstehen. Es handelt sich um den neuesten Einkauf des Museums.
Das Depot beherbergt aber auch skurrile und moderne Werke. Einzigartig ist die Darstellung von Martin Luther als konfuzianischer Gelehrter. Es ist vermutlich das ungewöhnlichste Portrait von Luther. Es war ein Geschenk eines koreanischen Künstlers. Nach Wittenberg kommen sehr viele Besucher aus Südkorea, weil der protestantische Glaube dort sehr verbreitet ist.
Lutherhaus Wittenberg
Collegienstraße 54
06886 Lutherstadt Wittenberg
Tel: 034 91 – 420 31 18
Mail: lutherhaus@martinluther.de
Die Schlosskirche in Wittenberg wird auch die Kirche der Reformation genannt. An die Tür dieser Kirche hat Luther seine 95 Thesen angeschlagen. Die Kirche ist Bestandteil des Schlosses von Wittenberg, der Residenz der sächsischen Kurfürsten. Das Schlossensemble sieht heute sehr trutzig aus, das liegt daran, dass es Anfang des 19. Jahrhunderts als Zitadelle ausgebaut und für militärische Zwecke genutzt wurde. Auch die Schlosskirche wurde im 19. Jahrhundert renoviert, jedoch später, im Stil des Historismus. Die Kirche wirkt wie das Gegenteil des schmucklosen Schlosses, der filigrane neogotische Stil macht sie zu einem Schmuckstück. Auch der von weitem sichtbare Turm mit der Inschrift „Eine feste Burg ist unser Gott“ ist ein Werk des 19. Jahrhunderts. Die Vergangenheit wurde damals verherrlicht, daher idealisiert dargestellt.
Im Kirchenschiff vor dem Altarraum befinden sich die Gräber von Luther und Melanchthon. Das Grab von Martin Luther ist auf der rechten Seite, unterhalb der Kanzel. Philipp Melanchthon ist auf der linken Seite des Kirchenschiffs begraben. Beide Gräber sind schmucklos, bestehen nur aus Bronzeplatten mit einer Inschrift.
Der Aufstieg auf einen Kirch- oder Burgturm ist immer einzigartig, denn man bekommt die Umgebung aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Auch der Kirchturm der Schlosskirche von Wittenberg kann bestiegen werden, es lohnt sich, denn vom Turm sieht man alle Orte der Reformation auf einen Blick.
Schlosskirche Wittenberg
Schlossplatz 5
06886 Lutherstadt Wittenberg
Öffnungszeiten: Montag-Samstag 10.00-17.00 Uhr, Sonntag 10.00-16.00 Uhr (bei Veranstaltungen geschlossen)
Eintritt: 3 €/ermäßigt 2 €
info@schlosskirche-wittenberg.de
Thorsten vom Euroreiseblog und Susanne von Blog ‚Von Ort zu Ort‘ haben noch mehr Empfehlungen für Wittenberg gesammelt.
Unweit von Wittenberg, in Dessau, befinden sich zwei weitere UNESCO-Welterbestätten: das BAUHAUS in Dessau und das Gartenreich von Dessau Wörlitz. Auch diese Orte sind absolut sehenswert und eine Reise wert.
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* Wittenberg habe ich im Rahmen einer Bloggerreise in Kooperation mit dem Museumsverband Sachsen-Anhalt, der Investitions- und Marketing-Gesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) sowie der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt besucht.
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