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In malerischer Natur Kultur und Geschichte entdecken und dabei auf tragische Liebesgeschichten, sagenhafte Ritter und düstere Burggeister treffen, das ist der Burgen- und Schlösserweg des Mühlviertels. Dieser Wanderweg hat eine beeindruckende Dichte an historischen Gebäuden, an dramatischen Burgruinen und prachtvollen Schlössern. Sie liegen nah beieinander, können daher wunderbar zu Fuß erkundet werden, denn der Burgen- und Schlösserweg verbindet sie. Der Burgen- und Schlösserweg ist einzigartig, denn er ist länderübergreifend, er führt durch das Mühlviertel in Österreich, aber auch durch Südböhmen in Tschechien. Die Grenzverläufe wechselten früher recht häufig, die beiden Regionen haben eine gemeinsame Geschichte und können heute auf einem grenzübergreifenden Wanderweg gemeinsam erkundet werden.
Wenn ich wandern gehe, möchte ich nicht nur Natur genießen, sondern auch Geschichte erleben. In schöner Landschaft historische Sehenswürdigkeiten entdecken und regionale Spezialitäten probieren, das ist die perfekte Reise. Genau das verbindet der Burgen- und Schlösserweg im Mühlviertel in Österreich. Der Wanderweg führt durch hügelige Landschaften und felsige Berge, durch Wälder und Wiesen, zum Teil auch an Flüssen entlang. Auf 215 Kilometern findet man 19 Burgen und Schlösser. Einige der Burgen sind inzwischen Ruinen, viele sind aber noch intakt und beherbergen Burgmuseen, die besichtigt werden können.
Ein Stück des Burgen- und Schlösserweges im Mühlviertel teilt sich in eine Nord- und eine Südroute. Die Nordroute ist 34 Km lang, die Südroute 53 km lang. Der gesamte Weg von Grein in Österreich bis Velešín in Tschechien kann daher entweder 163 Km lang sein, wenn man die Nordroute wählt oder 182 Km wenn man sich für die Südroute entscheidet. Der Wanderer kann aber auch die zwei Zweige als Rundweg gehen, dieser beträgt 87 Km. Das Besondere der Region ist die gemeinsame Geschichte des Mühlviertels und von Südböhmen. Neben ähnlicher Bauweise der Burgen begegnet man häufig denselben oder verwandten Adelsgeschlechtern.
Natürlich erzählen alle Burgen und Schlösser Geschichte und Geschichten. Am Burgen- und Schlösserweg im Mühlviertel findet man viele historische Gebäude, in denen sich Museen befinden. Im Schloss Freistadt zum Beispiel befindet sich ein Museum für Stadtgeschichte, welches die 800-jährige Geschichte des Ortes erzählt. Dort kann man aber auch Keramikwerke aus St. Peter bewundern. Im Museum der Burgruine Prandegg erfährt man nicht nur, wie die Menschen einst auf der Burg gelebt haben, sondern angeblich auch einige schaurige Geschichten. Die Burg Reichenstein beherbergt ein Burgenmuseum, hier erfährt man nicht nur etwas über eine Burg, sondern bekommt viele umfassende Infos über Burgen allgemein, über das Mittelalter, über den Bau einer Burg und das Leben in einer Burg. Entlang des Wanderweges gibt es nicht nur Burg- und Schlossmuseen, der Besucher begegnet auch weiteren Themen-Museen, z. B. einem Färbermuseum, mehreren alten Schmieden oder dem Green Belt Museum, welches sich mit dem grünen „Vorhang“ zwischen Ost und West beschäftigt. Außerdem führt der Weg an verschiedenen historischen Sehenswürdigkeiten entlang, an alten Städten und Dörfern und kunsthistorisch bedeutende Kirchen und Kapellen.
Die vielen Museen habe ich schon oben erwähnt. Was ich aber sehr gerne anschaue, sind prunkvolle Wohn- und Residenzräume des Adels. Das nostalgische Interior-Design der Vergangenheit ist nicht nur prachtvoll und beeindruckend, man lernt auch viel Kunst, über Adelsgeschichte, Mythologie oder Architektur. Auf der Burg Clam zum Beispiel kann man eine voll möblierte mittelalterliche Burg mit den Wohnräumen des Adels und einer einmaligen Porzellansammlung bewundern. Das Schloss Freistadt ließ 1363 Herzog Rudolf IV., Herzog von Österreich, Kärnten und Steiermark erbauen, der Gründer der Wiener Universität. Auch hier kann man die einstige Pracht des Adels erahnen. Beim Wandern begegnet man immer wieder Österreichischem Hochadel, den wichtigsten Adelsgeschlechtern des Landes, die die Geschichte von Österreich, Böhmen und manchmal sogar von Europa mitgeprägt haben.
Verfallene Ruinen finde ich manchmal interessanter als intakte und perfekt renovierte Burgen und Schlösser, denn sie bieten Spielraum für Fantasie. Im Mühlviertel kann man einige geheimnisvolle und schaurige Ruinen entdecken und vielleicht sogar dem einen oder anderen Geist begegnen. In der Burgruinen Ruttenstein kann man nachts einem kopflosen Reiter treffen, der angeblich seinen Kopf sucht. Vielleicht war der kopflose Reiter aus „Sleepy Hollow“ in Wirklichkeit ein Österreicher? Wenn man oben auf dem Berg ist und die Ruine Ruttenstein besucht, sieht man direkt die nächste Burgruine, die Burg Klingenberg. Interessant ist auch die Burg Dornach, eine gut erhaltene Ruine, die angeblich durch einen Geheimgang mit dem Schloss Weinberg verbunden ist. Besonders dramatisch ist die Lage der Ruine Prandegg, die auf einem schmalen Felsgrat über einem Tal liegt. Fast schottisch sieht die trutzige Burg Windhaag aus.
Das Mühlviertel ist eine Gegend voller geheimnisvoller Sagen und Legenden, was bei der Fülle alter Adelssitze nicht verwunderlich ist. Hier einige Beispiele für sagenhafte Orte, wobei fast jede Burg entlang des Wanderweges eine Legende zu erzählen hat. Die Burg Clam erzählt die Legende von einer wunderschönen Fee, die in Wäldern unweit der Burg lebte. Sie badete oft im Fluss, doch jeder der sie sah, musste sterben. Ein junger Ritter von der Burg Clam wurde jedoch verschont. Er wurde in einen Hirsch verwandelt. Seit dem hat die Burg Clam eine Fee mit Geweih im Wappen. Die Burg Klingenberg erzählt eine blutige Sage, denn hier soll ein Ritter seine untreue Ehefrau samt ihrer 9 Kinder getötet haben. Der besagte Ritter war auf einem Kreuzzug im Heiligen Land, während seine Ehefrau ihm untreu wurde und daraufhin Neunlinge gebar. Als der Ritter nach Klingenberg zurück kehrte, war er so wütend, dass er die untreue Frau mit den neun Kindern in ein mit Nägeln beschlagenes Fass sperrte und einen steilen Abhang stürzte. Ein Hof am Fuße des Berges heißt „Neunlinger“, angeblich als Erinnerung an diesen Vorfall.
Die sagenhafteste Burg der Mühlviertler Alm ist aber die Burg Kreuzen, die zweitgrößte Burg Österreichs und eine der ältesten Burgen des Landes. Erbaut wurde die Burg um 900, im frühen Mittelalter, als heidnisches Denken noch präsent war. So erzählen Legenden von Schlangen und Lindwürmern, die in Gestalt von schönen Mädchen erscheinen. Andere berichten von einer Wolfsschlucht nahe der Burg, wo man nicht nur Wölfen oder Bären begegnen, sondern auch einen kostbaren Schatz finden kann. Unweit der Burg findet man heidnische Kultplätze, wie den Mondstein mit einer Opferschale in Herzform oder den Frauenstein, einen Felsen mit einer steinernen Wanne, in der sich immer Wasser befindet. Es gibt eine Vielzahl von Sagen und Legenden, die von der Burg Kreuzen berichten.
Im Mühlviertel gehören mehrere Burgen dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha. Wenn man sich aber für Queen Victoria und Prinz Albert interessiert, ist der Besuch des Schlosses Greinburg Pflicht. Das Schloss Greinburg ist trutzig, man kann erahnen, dass es im Mittelalter als Burg erbaut wurde. Errichtet wurde Greinburg im späten Mittelalter, um das Jahr 1488. Besonders erwähnenswert ist es, weil das Schloss heute im Besitz der Nachkommen von Queen Victoria und Prinz Albert ist. Im 19. Jahrhundert kaufte Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha, der Vater von Prinz Albert, das Schloss Greinburg samt der Ländereien. Als dieser starb, fiel der Besitz an Queen Victoria und ihren Ehemann, die es an ihren vierten Sohn vererbten. Bis heute befindet sich Greinburg im Besitz der Familie Sachsen-Coburg und Gotha. Es gehört Prinz Andreas, der im Schloss Callenberg in Coburg lebt. Das Schloss kann besichtigt werden, es gibt einige Prunkräume zu sehen. Das Museum umfasst die herzoglichen Festräume, man erfährt dort viel über die Familiengeschichte des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und deren Beziehungen zu internationalen Königshäusern z. B. Belgien, Portugal oder Bulgarien. Aber auch ein Schifffahrtsmuseum befindet sich im Schloss. Auch die Burgen Ruttenstein und Prandegg gehören dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha, sie sind jedoch verpachtet an Erhaltungsvereine.
Der grenzüberschreitende Weg ist perfekt für alle, die aktiv die Kultur und Geschichte der Region Oberösterreich und Südböhmen kennenlernen möchten. Denn in reizvoller und abwechslungsreicher Umgebung kann der Wanderer viele historische Impressionen entdecken und erkunden. Egal, ob der Besucher die Geschichte der Region oder des Handwerks kennen lernen möchte oder heidnische Kultplätze mit sagenhaften Ruinen entdecken will, das alles bietet der Burgen- und Schlösserweg im Mühlviertel in Österreich und Südböhmen. Der Wanderweg bietet Etappen für verschiedene Schwierigkeitsgrade, daher kann sich der Wanderer entspannt auf die geschichtliche Entdeckungstour machen. Die vielen kleinen Städte und Orte bieten zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten und sehr viele Gaststätten und Restaurants, in denen man regionale Küche genießen kann. Es gibt einen dreisprachigen kostenlosen Audioguide, der auch als GPS-Guide genutzt werden kann und der über eine Handyapp runtergeladen werden kann. Der Wanderer erfährt dank dem Audioguide nicht nur die Geschichte der historischen Bauwerke, auch die Sagen und Legenden werden dort lebendig erzählt. Voraussichtlich ab Juni 2021 wird es auch eine kostenlose Wanderapp geben. Und für alle, die lieber die Papierform wählen, gibt es einen 120-seitigen Wanderführer, der viele Hintergrundinformationen zu den Burgen- und Schlössern liefert.
Mehr Informationen über den Burgen- und Schlösserweg findet Ihr auf der Webseite www.buschweg.at.
Der Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Verband Mühlviertler Alm.
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