Das Sauerland ist eine wunderbare Wandergegend, daher geht es heute um eine Wanderung bei Marsberg. Das nördliche Sauerland ist flacher, landschaftlich aber auch sehr schön und abwechslungsreich, daher ideal für Tageswanderungen. Als geschichtlich besonders interessante Region ist das nördliche Sauerland nicht allzu bekannt, dennoch gibt es hier sehr viel zu entdecken. Die Irminsul, der Heilige Baum der Germanen soll hier gestanden haben, Karl der Große soll ihn gefällt haben. Thusnelda, die die Ehefrau von Hermann dem Cherusker soll aus Marsberg stammen. Später lebte hier Thankmar, Bruder des ersten deutschen Kaisers Otto hier. Marsberg hat viele Legenden zu erzählen. Heute geht es aber nicht um die Stadt Marsberg, sondern um einen alten Stadtteil. Ich berichte von einer leichte Rundwanderung um das Dorf Padberg bei Marsberg, denn auch hier gibt es sehr viel zu entdecken. Padberg ist 1000 Jahre alt und erzählt viele Geschichten.
An dem hier vorgestellten Wanderweg bei Marsberg hat mir vor allem die abwechslungsreiche Landschaft gefallen, denn der Weg führt durch Wiesen, am Fluss, später durch Laub- und Nadelwälder, durch Täler und eine imposante Hochebene. Parken kann man am besten im Dorf. An jeder Kirche sind immer Parkplätze vorhanden, daher habe ich auch den Parkplatz an der Kirche zum Ausgangspunkt meiner Wanderung gewählt. Nach einem Blick in den Padberger Dom (eigentlich nur die Dorfkirche) habe ich einen kleinen Umweg vom eigentlichen Wanderweg gemacht, um die Neue Burg von Padberg zu besuchen. Auf dem Weg zur Neuen Burg geht man an der Synagoge vorbei, auf die sich ein Blick lohnt. Der Wanderweg führt zuerst am Tor des Schlosses entlang. Ein kleines Stück führt der Weg an der Hauptstraße entlang, aber schnell biegt man in einen Wiesenweg ein. Zuerst wanderte ich am Wasser, dann durch den Wald entlang auf eine Hochebene, mit dramatischen Ausblicken auf das Marsberger Sauerland. Danach führte ein recht steiler Waldweg den Berg wieder runter, zurück ins Dorf. Hier kann man die Wanderung beenden, ich bin aber noch auf einen hohen Berg gestiegen, um die alte Burg von Padberg zu besuchen. Hier muss jeder selbst entscheiden, ob sich ein Aufstieg für ihn lohnt, denn es ist ein anstrengendes Stück und von der Burg existiert nur noch ein kleiner Mauerrest. Zum Ausklang habe ich im Dorf noch die mittelalterliche Wehrkirche angeschaut, die ein absolutes Highlight ist.
Wie man bei der Wegbeschreibung erahnen kann, ist Paderberg ein sehr altes Dorf, mehr als 1000 Jahre alt. Padberg ist gleichzeitig auch der Name eines westfälischen Adelsgeschlechts, welches die Ursprünge hier im Dorf hatten. Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes stammt aus dem Jahr 1030, so alt ist auch die Grafschaft Padberg und die kleine Wehrkirche. Die alte Burg auf dem Berg war der Hauptsitz der Grafen von Padberg. Als die Grafenlinie sich spaltete, wohnten beide Familien hier. Deswegen gab es einst zwei Burgen in Padberg, später kam ein Schloss dazu. Das Dorf erzählt aber nicht nur vom Adel, sondern auch vom jüdischen Leben. Den Rundgang zu den verschiedenen Stationen, die die Geschichte des Dorfes im Laufe der Jahrhunderte erzählen, fand ich sehr spannend.
Der Ort, wo die alte Burg einst stand, ist sehr nah am Dorf, jedoch auf einer Bergspitze, der Aufstieg ist anstrengend. Auf diesem Berg war zwischen dem 11. und dem 13. Jahrhundert der Stammsitz der Grafen von Padberg. Im 14. Jahrhundert spaltete sich die Familie und ein Teil erbaute die Neue Burg am anderen Ende des Ortes. Bekannt ist die Alte Burg vor allem dafür, dass Götz von Berlichingen, der tapfere Ritter der Bauernkriege, einige Tage dort verbracht hat. Götz von Berlichingen soll der deutsche Robin Hood gewesen sein, unsterblich wurde er aber vor allem durch das gleichnamige Schauspiel von Goethe*.
Die Neue Burg wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut, hier lebte ein Zweig der Familie von Padberg. Nur etwa ein Kilometer liegen die zwei Burgen auseinander. Leider sind beide schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts völlig zerstört, auch wenn von der Neuen Burg wenigstens noch wenige Grundmauern erhalten sind, die die Fantasie beflügeln können.
Als die Neue Burg nicht mehr bewohnbar war, erbauten die Herren von Padberg nur wenige hundert Meter entfernt ein neues Herrenhaus, das heutige Schloss Padberg. Das Herrenhaus wurde allerdings von einem späteren Besitzer erbaut, denn der Besitz fiel schon Ende des 17. Jahrhunderts an das westfälische Adelsgeschlecht von Stockhausen. Alhard von Stockhausen soll um 1800 mit dem Bau des heutigen Schlosses begonnen haben. Das Schloss befindet sich heute im Privatbesitz der Familie Droste zu Vischering aus dem münsteraner Uradel.
Diese kleine aber uralte Kirche war das Highlight meiner Wandertour, denn es ist ein besonderer Ort. Die kleine Kirche ist fast 1000 Jahre alt und erzählt so viel Geschichte. Erbaut wurde die Kirche um 1050. Der Innenraum wurde im 13. Jahrhundert gestaltet. Eine Seltenheit sind die Holzfenster, das älteste Holzfenster soll aus dem 13. Jahrhundert stammen, es ist das älteste Kirchenfenster in Westfalen. Als Wehrkirche wurde St. Peter vermutlich erst im 16. Jahrhundert genutzt. Denn die nagelbeschlagene Tür, die man mit Holzbalken sichern kann, stammt aus dieser Zeit und ist ein Kennzeichen für den wehrhaften Charakter einer Kirche.
Es gibt heute nur noch wenige erhaltene Synagogen, in Padberg kann man aber eine der ältesten Fachwerksynagogen Westfalens sehen. Es soll sogar die älteste Fachwerksynagoge in Nordrhein-Westfalen sein. Schon seit mindestens Mitte des 18. Jahrhunderts soll es die Synagoge in Padberg gegeben haben, obwohl nur sehr wenige jüdische Familien hier lebten. Die Juden standen damals unter besonderem Schutz der Herren von Padberg und konnten uneingeschränkt Handel und ihre Religion ausüben. Die Synagoge entging der Zerstörung während der Nazi-Zeit, weil sie schon seit 1932 als Werkstatt und nicht als Gotteshaus genutzt wurde. Die meisten jüdischen Familien aus der Umgebung sind ausgewandert. In der Synagoge befindet sich heute eine kleine Ausstellung über das jüdische Leben in der Umgebung. Auf Anfrage kann sie besichtigt werden, die Kontaktdaten findet man auf der Webseite des Stadtmarketings Marsberg.
Die Wanderung bei Marsberg-Padberg empfehle ich aus zwei Gründen gerne. Erstens war der Weg sehr abwechslungsreich, mit verschiedenen Landschaftsbildern und unterschiedlichen Waldarten. Ein Stück des Weges führte am Fluss, dann später auf einer Hochebene, es alles war dabei. Padberg hat mich aber am meisten begeistert, denn viel habe ich nicht erwartet, gefunden aber umso mehr. Das Dorf hat nur etwas mehr als 500 Einwohner, aber eine große Dichte an interessanten Sehenswürdigkeiten. Um die Burgenstandorte zu würdigen braucht man zwar entweder Phantasie oder gutes Geschichtswissen, auch ohne gibt es in dem kleinen Dorf viel zu entdecken. Ob es ein Café oder Restaurant gibt, das kann ich leider nicht sagen, denn während der Corona-Zeit war alles geschlossen. Das hat mir tatsächlich sehr gefehlt, denn wenn ich wandern gehe, möchte ich es mit Genuss verbinden. Es gibt eine Bäckerei, daher gehe ich davon aus, dass man dort Kaffee und Kuchen bekommt – ausprobiert habe ich es aber nicht. Um Marsberg-Padberg gibt es noch eine Vielzahl anderer Wanderwege, denn die Gegend ist perfekt, um sie zu Fuß zu erkunden. Viel gelobt ist der Bionik-Pfad, er soll vor allem für Technik- und Physik-Fans sehr interessant sein. Oder man erkundet die Gegend auf den Spuren des Bergbaus. Da der Diemelsee nur wenige Kilometer von Padberg entfernt ist, wird spätestens dort jeder einen geeigneten Wanderweg finden, denn dort gibt es Wege für jede Kondition. Einige Kilometer weiter in Richtung Süden werden die Berge höher und die Wanderwege anspruchsvoller. In der Umgebung von Winterberg und Willingen gibt es wunderbare Orte und bezaubernde Landschaften. Das Sauerland ist sehr groß, denn zwischen Marsberg im Norden und Olpe im Süden liegen mehr als 100 Kilometer, daher findet man hier unglaublich viele interessante und sehenswerte Orte.
Unweit von Marsberg, bei Brilon findet man die Bruchhauser Steine, eine bizarre Felsformation, die einst eine heidnische Kultstätte gewesen sein soll.
Es gibt im Sauerland eine Vielzahl der sogenannten Seelenorte, spiritueller Orte, die die Menschen berühren und zum Nachdenken anregen.
Die Burgruine Ringelstein liegt auch nur etwas mehr als 20 Kilometer von Padberg entfernt und war einst eine Hochburg der Hexenverfolgung.
Im Erzbergwerk in Ramsbeck, bei Bestwig kann man ein Dinner unter der Erde genießen. Es ist zwar kalt unter Tage, aber es ist ein einmaliges Erlebnis.
Einige besonders schöne Orte im Sauerland zeigt Euch Martina auf ihrem Blog Places and Pleasures.
Mehr Wandertipps findet Ihr bei Antje auf dem Blog Weltenkundler und Sabrina vom Blog Couchflucht.
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Ich finde die Gegend auch wunderschön.
Liebe Grüße!
Hi, wollte mir gerade deine tolle Wanderung um Padberg bei Komoot anschauen. Kann es sein, dass die auf „privat“ gestellt ist und das nicht funktioniert? Könntest du das auf öffentlich umstellen? Danke & liebe Grüße, Martina
Ohja, danke für den Hinweis, sie war tatsächlich nur für meine Freunde freigeschaltet. Hab ich grad bei allen Touren geändert. Herzliche Grüße!
Super, danke!