Ich wohne in einer wunderbaren Wandergegend. Paderborn ist zwar recht langweilig von der Landschaft, doch schon 10-20 Kilometer weiter beginnen bekannte Wandergebiete, der Teutoburger Wald und das Sauerland. Die Corona-Situation bringt mich derzeit jede Woche zum Wandern, denn was soll man sonst machen. Nach jeder Wanderung bin ich überrascht, was für interessante Sehenswürdigkeiten ich in meiner direkten Umgebung entdecke. Letzte Woche habe ich die Umgebung von Neuenheerse bei Bad Driburg zu Fuß erkundet. Neben der schönen welligen Landschaft des Eggegebirges hat Neuenheerse sehr mehr als 1000 -jährige Geschichte zu bieten. Interessant finde ich vor allem das Schloss mit den verschiedenen Museen und die Stiftskirche des ehemaligen Damenstifts hochadeliger Damen. Daher macht mit mir eine Wanderung zu den historischen Sehenswürdigkeiten von Bad Driburg-Neuenheerse.
Der Weg den ich gewählt habe war ein abwechslungsreicher Rundwanderweg, knappe 10 Kilometer lang. Startpunkt ist der Parkplatz an der Stiftskirche. Von dort geht man ein Stückchen durch das Dorf, schnell landet man aber im Grünen. Die Wanderstrecke führt zuerst durch Felder, hier begegnet man nur Kühen und Schafen. Ein kleiner Abstecher zur Antonius-Kapelle lohnt sich. Weiter geht es durch den Wald, die Strecke führt vor allem durch Buchenwälder. Die letzte Etappe führt wieder durch die Felder auf einer Hochebene, mit einer wunderbaren Aussicht auf das Bergland. Am Wald entlang wandert man wieder in Richtung Neuenheerse und hat am Ende einen malerischen Ausblick auf das Dorf.
Wenn ich wandern gehe, will ich nicht nur Natur, sondern auch Kultur erleben, ich möchte Geschichte entdecken. Daher wähle ich gezielt Wanderwege mit historischen Sehenswürdigkeiten. Das kleine Dorf Neuenheerse hat mich sehr überrascht, denn hier kann man sehr viel entdecken.
Das Stift Heerse war ein Frauenstift für Damen aus dem Hochadel, das im 9. Jahrhundert gegründet wurde. Die ältesten Teile der Krypta der Stiftskirche stammen noch aus dieser Zeit, sie sind daher mehr als 1100 Jahre alt. Der karolingische König Ludwig der Deutsche verlieh den adeligen Damen das Recht der freien Wahl einer Äbtissin. In den ersten Jahrhunderten wurden nur unverheiratete Damen aus dem Hochadel in das Stift aufgenommen, erst im 15. Jahrhundert wurde das Stift auch für Damen aus dem Ritteradel aufgenommen.
Geweiht wurde die Kirche St. Saturnina, einer Märtyrerin, die vermutlich Anfang des 9. Jahrhunderts gelebt hat. Wo die Heilige Saturnina herkam, ist heute nicht bekannt, sie soll aber in Nordfrankreich getötet worden sein. Saturnina wollte nicht heiraten, sondern ihr Leben Gott widmen, daher hat ihr zukünftiger Gatte sie umgebracht. Die Stiftskirche in Neuenheerse ist meines Wissens die einzige Kirche in Europa, die der Heiligen Saturnina geweiht wurde, daher befinden sich dort die Reliquien der Heiligen. Das Stift Heerse existierte bis Anfang des 19. Jahrhunderts und wurde zur Zeit der Säkularisation aufgehoben.
Das Fachwerkgebäude, welches heute das Schloss beherbergt, war einst das Äbtissinnenhaus des Stiftes Heerse. Erbaut wurde das Haus Ende des 16. Jahrhunderts von der Äbtissin Ottilia von Fürstenberg. Bis zur Säkularisierung gehörte das Schloss zum Stift, erst im 19. Jahrhundert wurde es bürgerlich genutzt.
1989 kauften der Generalhonorarkonsul von Ghana Manfred Schröder und seine Ehefrau Helga das Schlossensemble und bauten es in 5 Museen um. In den Räumlichkeiten findet man heute ein Museum für Jagdkultur, Museum für Naturkunde, ethnografisches Museum und ein Museum für europäisches Kulturgut. Mehr als 20.000 Exponate aus der ganzen Welt kann man in den Museen bewundern.
Ein wenig unnützes Wissen am Rande…. Der Urenkel von Sissi und Franzl, Andreas Salvator von Habsburg-Lothringen war auch schon zu Besuch im Schloss Heerse. Andreas Salvator ist der Bruder des Besitzers der Kaiservilla in Bad Ischl.
Die kleine Kapelle neben der lebendigen Quelle ist ein absolut idyllischer Ort. Einige Kilometer vom Dorf entfernt liegt die Kapelle mitten im Grünen. Der Ort ist etwas besonders, denn dort wo 1704 die kleine Kapelle erbaut wurde, war schon 700 Jahre früher eine Einsiedelei. Daher ist die Kapelle dem Heiligen Antonius, dem Patron der Einsiedler geweiht. Ein kurzer Abstecher zur Kapelle lohnt sich sehr, bei meiner Wanderwegempfehlung sind es nur 200 Meter.
Wandern macht derzeit den Corona-Lockdown erträglich für mich, denn jeder Ausflug ist wie eine Kurzreise. Die Einkehrmöglichkeiten fehlen mir zwar sehr, aber jeder meiner Ausflüge hat sehr viel Natur und Kultur. Der Ort Neuenheerse war für mich eine Neuentdeckung, die mich sehr begeistert hat und das, obwohl ich schon mehr als zwei Jahrzehnte in der Gegend wohne. Es ist ein Geheimtipp. Die Gegend um Bad Driburg ist aber auch ohne historische Entdeckung eine wunderbare Wandergegend, denn die Ausläufer des Teutoburger Waldes sind für jeden Wanderer geeignet. Dank Corona bekomme ich Gelegenheit, meine direkte Umgebung zu erkunden.
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Wie wäre es mit einer Wanderung um den Sachsenring zur Ruine Iburg.
Warum sich eine Shoppingtour in Bad Driburg lohnt, könnt Ihr bei Melanie Rosegold and Marble und Shadownlight nachlesen. Teilzeitreisende und Sonnenfernweh berichten vom Wellness in Bad Driburg. In einem anderen Post erzähle ich Euch, warum ihr im Gräflichen Park auf den Spuren von Friedrich Hölderlin und seiner geliebten Diotima wandern könnt.
Hach ja das ist eine schöne Gegend!
Liebe Sonntagsgrüße!
Ja, auch hier gibt es wirklich schöne Gegenden! Vielen Dank für den Tipp, da werden wir mit unseren Kindern sicher einmal hinfahren.