Metz an der Mosel ist mehr als 2000 Jahre alt. Schon in römischer Zeit gehörte Metz zu einer der größten Städte Galliens, daher findet man hier bis heute Sehenswürdigkeiten aus 2000 Jahren. Obwohl die Stadt in Lothringen heute nur etwas mehr als 100.000 Einwohner hat, gibt es hier eine unglaubliche Fülle an Kultur und Geschichte aus allen Epochen. Ich habe drei Tage in Metz verbracht, ich dachte, dass das ausreichend wäre. Trotzdem habe ich nicht geschafft, alle Sehenswürdigkeiten von Metz zu besuchen. Hier zeige ich die kulturellen Highlights der Stadt, die Top Sehenswürdigkeiten von Metz an der Mosel.
Eigentlich Stand das Museum relativ unten auf meiner Sehenswürdigkeiten-Wunschliste, denn ich habe mit einem gewöhnlichen Museum für Stadtgeschichte gerechnet. Doch die Vielseitigkeit und die ungewöhnlichen und seltenen Exponate haben mich überrascht. Die Vielfalt der Sammlungen hat genau meine Vorlieben getroffen.
Schon das Museumsgebäude ist sehenswert, denn die Sammlungen befinden sich in einem ehemaligen Kloster, die Atmosphäre ist wunderbar. Das Museum besteht aus drei Teilen, aus der römischen Sammlung, der Mittelaltersammlung und aus der Kunstausstellung.
Wie passend, dass der gallo-romanische Teil der Sammlung in einer ehemaligen römischen Therme untergebracht ist. Zufällig wurde die Therme in direkter Klosternähe entdeckt. Mein Höhepunkt der römischen Sammlung war ein Altar aus einem Mithras-Tempel. Als das Christentum sich durchsetzte, wurden die Mithräen zerstört, daher ist der Altar eine Seltenheit.
Das Bestiarium war nicht nur die Krönung der Abteilung, sondern des ganzen Museums. In mehreren Räumen werden Deckengemälde einer Kirche aus der Mitte des 13. Jahrhunderts gezeigt. Diese seltsame Deckenbemalung gehört zu den ältesten bemalten Holzdecken in Europa. Auf den Holzbrettern werden über 100 verschiedene Fabel- und Zwitterwesen gezeigt. Solche Bestiarien-Gemälde sind heute absolut selten. Es ist so schräg zu sehen, was für seltsame Wesen dort abgebildet wurden. Immer wieder habe ich mich gefragt, ob die Menschen tatsächlich glaubten, dass diese Wesen existieren. Der Skurrilitätsfaktor ist hier sehr hoch.
Die Kunstsammlung des Museums ist nicht allzu groß, aber man findet hier einige Werke bekannter Künstler. Mein Favorit war ein Gemälde von Gustave Moreau, einem Symbolisten. Man begegnet hier auch auch so bekannten Künstlern wie Eugene Delacroix, Paul Verlain oder Camille Corot. Außerdem kann man im Museum zahlreiche Werke zeitgenössischer Kunst aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehen, was mich sehr überrascht hat.
Die Kathedrale von Metz ist von weitem sichtbar und thront über der Stadt. Es ist eine imposante und prachtvolle gotische Kirche, die man unbedingt besuchen sollte. Sie gilt als eine der schönsten gotischen Kirchen in Frankreich. Außerdem ist es die Kirche mit den meisten Glasfenstern, daher wird sie auch „Die Laterne des Lieben Gottes“ genannt. Ich war im Sommer dort und der Innenraum schimmert tatsächlich magisch.
Gebaut wurde die Kirche zwischen Anfang des 13. und dem 16. Jahrhundert, der Bau dauerte mehr als 300 Jahre. Geweiht wurde die Kirche dem Heiligen Stephanus, dessen Reliquien sich bis heute in der Kathedrale befinden.
Buntglasfenster sind immer ein wenig magisch. Je nach Lichteinfall, verändern sich die Bilder und gleichzeitig die die Atmosphäre in der Kirche. Bei Chagall liebe ich die Mystik und die Märchenhaftigkeit. Der Übergang zwischen Traum und Realität wird durch das Licht zusätzlich verstärkt. Auch wenn alle Kirchenfenster in der Kathedrale besonders imposant sind, die Fenster von Chagall sind einmalig.
Groß ist die Schatzkammer nicht, dennoch gibt es hier einige interessante Exponate zu sehen. Natürlich sieht man in der Schatzkammer den Drachen Graoully, der an der Decken hängt, aber über den erzähle ich im nächsten Abschnitt. Besonders kostbar ist ein Purpurmantel aus dem 9. Jahrhundert, der angeblich Karl dem Großen gehört haben soll.
In den Anfängen der Christlichen Zeitrechnung, als Petrus Bischof von Rom war, lebte in Metz ein grausamer Drache, inmitten giftiger Schlangen. Die Ausdünstungen dieser Kreaturen machen die Menschen krank, daher schickte Petrus den Heiligen Clemens nach Metz, um den Drachen zu besiegen. Clemens versprach den Bewohnern, dass wenn sie sich von den heidnischen Göttern abwenden und den christlichen Glauben annehmen, er den Drachen und die Schlangen vertreiben wird. Die Menschen litten wohl sehr und waren sofort einverstanden. Clemens hat selbstverständlich den Drachen vertrieben und konnte danach die Bewohner von Metz bekehren. Kommt Euch die Legende bekannt vor? Eine sehr ähnliche Sage wird vom Heiligen Godehard in Hildesheim erzählt. Drachen und Lindwürmer waren im frühen Christentum Symbole für den heidnischen Glauben, der besiegt werden musste.
Auch die Legende vom Teufelspakt beim Bau eines Gotteshauses trifft man häufig, mit verschiedenen Abwandlungen. Der Baumeister der Kathedrale von Metz soll sehr bereitwillig ein Vertrag mit dem Teufel unterzeichnet haben, um die Kirche schnell bauen zu können. Im Vertrag versprach er dem Teufel, dass dieser nach seinem Tod und der Beerdigung den Leichnam bekommt. Als der Baumeister starb, wurde er allerdings nicht beerdigt, sondern der Sarg wurde in einer Seitennische der Kapelle eingemauert. Der Teufel ging daher leer aus.
Die winzige Kapelle war ein weiteres meiner Highlights von Metz. Im 12. Jahrhundert gab es eine bedeutende Burganlage der Tempelritter in Metz, heute ist davon aber nur noch die kleine Kapelle übrig geblieben. Eigentlich nichts besonderes, aber die historistischen Fresken aus dem 19. Jahrhundert machen die Kapelle zu meinem magischen Ort. Templerorte finde ich wegen der faszinierenden Geschichte des Ordens grundsätzlich spannend. Als ich dort war, war die Kapelle Teil eines Kunstprojekts, daher konnte man die Atmosphäre mit akustischer Untermalung von mittelalterlichen Gesängen und Gebeten genießen.
Diese Empfehlung ist die Folge meiner Kreuzgang-Liebe. Ich besuche unglaublich gerne alte Kloster-Kreuzgänge, diese idyllischen Orte sind wie eine kleine Zeitreise. Das Kloster ist nichts Besonderes, im Innern sitzt das Stadtarchiv und das Europäische Institut für Ökologie. Der Klostergarten mit verschiedenen Heilkräutern ist aber für alle zugänglich und dieser ist perfekt zum Verweilen und um zur Ruhe zu kommen. Es ist eine kleine Oase inmitten der lauten Innendstadt. Das Klostergebäude wurde im 14. Jahrhundert erbaut, daher kann man im Kreuzgang noch einige alte Grabsteine sehen, die ältesten sind aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Besonders finde ich den Ort, um sich hinzusetzen, vielleicht etwas essen oder trinken und dabei die Ruhe und die alten Mauern zu genießen. Es gibt dort einige Sitzbänke.
Eigentlich ist die Eglise Sainte-Ségolène eine unbedeutende Kirche, die ich nur zufällig auf dem Weg entdeckt habe. Ich liebe aber die kitschige Malerei des Historismus, die dem Mittelalter nachempfunden ist, nur wesentlich opulenter und glänzender ist und diese Kirche hat besonders prachtvolle Malereien.
Die Kirche steht im Schatten der Kathedrale, dennoch ist sie alt. Die Krypta stammt aus der ersten Erbauungszeit im 9. Jahrhundert. Die Kirche ist aus der Zeit der Hochgotik und wurde Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut.
Ein wenig Gossip am Rande. Der Platz vor der Kirche ist der Heiligen Johanna von Orleans geweiht. Denn Legenden erzählen, dass Jeanne d’Arc nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, sondern geheiratet hat und in Lothringen gelebt hat. Sie soll sich hier nach ihrer Hochzeit aufgehalten haben, bevor sie mit ihrem Ehemann ins Schloss Jaulny zog. Tatsächlich soll es nach Jeannne d’Arcs Tod mehrere Frauen gegeben haben, die sich als sie ausgegeben haben.
Als ich in Metz war, wurde diese Kirche gerade renoviert, leider. Sehen wollte ich hier die Glasfenster von Jean Cocteau. Cocteau (1889-1963) ist heute als Regisseur und Schriftsteller bekannt, er malte aber auch. Es sind aber die einzigen Glasfenster, die von Cocteau entworfen wurden.
Das Stadttor ist so sehenswert, weil es an eine Burg erinnert. An diesem Stadttor sieht man noch den einstigen Prunk von Metz. Die Stadtmauer hatte früher 17 Stadttore. Deutsches Tor wurde das Tor genannt, weil nebenan sich eine Herberge des Deutschordens befand.
Das Centre Pompidou in Paris ist vielleicht das bekannteste Museum für zeitgenössische Kunst in Frankreich. Wenn ich in Paris bin, gehe ich häufig ins Centre Pompidou, es gibt dort immer irgend eine Sonderausstellung, die ich interessant finde. Das Pariser Museum hat seit 2010 eine Dependance in Metz, der Schwerpunkt liegt hier ein wenig mehr auf der klassischen Moderne. Also falls Ihr Euch für Kunst des 20. Jahrhunderts interessiert, das Centre Pompidou ist grundsätzlich einen Besuch wert. Wie in Paris, ist das futuristische Bauwerk aus Holz schon von Außen sehr sehenswert, es soll an ein Zirkuszelt erinnern.
Meine regelmäßigen Leser wissen, dass alte mondäne Friedhöfe zu meinen liebsten Sehenswürdigkeiten gehören. Der Cimetière de l’Est ist monumental und prachtvoll mit einer Vielzahl imposanter Mausoleen. Dem Friedhof habe ich schon einen Artikel gewidmet, daher lest meinen Artikel über den alten Friedhof von Metz, falls Euch Prunk mit Vergänglichkeit interessiert.
Städte mit einem Fluss haben immer einen besonderen Flair. In Metz ist es die Mosel, die zu einem Spaziergang oder Picknick am Wasser einlädt. Wenn man Metz besucht, sollte man unbedingt beide Teile der Stadt anschauen, denn auch die andere Seite der Mosel ist sehenswert.
Die Kirche ist auf einer kleinen Moselinsel gebaut und noch sehr jung, etwas mehr als 100 Jahre alt. Im Deutsch-Französischen-Krieg wurde Metz von Deutschland besetzt, daher zogen viele deutsche Protestanten in die Stadt und benötigten eine eigene Kirche. Der Temple Neuf ist bis heute die evangelische Stadtkirche von Metz. Die Kirche ist besonders, weil sie von der Mosel umflossen wird.
Die Ruine der gotischen Kirche befindet sich nur wenige hundert Meter von Temple Neuf entfernt, inmitten der Innenstadt. Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche aufgegeben und verfiel zur Ruine. Geweiht war die Kirche dem Heiligen Livier, einem Märtyer, der angeblich von Attila dem Hunnen geköpft wurde. Diese Ruine ist trotz der Innenstadtlage malerisch und mystisch.
Für Metz habe ich mich entschieden, weil es gut mit einer anderen Reise verbinden konnte. Über die Stadt wusste ich nur sehr wenig. Meine Erwartungen waren nicht groß, meine Begeisterung umso größer. Metz hat mich nicht nur mit einer verwinkelten Altstadt überrascht, sondern mit sehr vielen Sehenswürdigkeiten, die für mich genau das Richtige waren. Aber neben den vielen historischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten von Metz hat die Stadt auch einen besonderen Flair mit vielen Restaurants und Cafés. Man kann draußen sitzen, Wein trinken und Frankreich genießen. Die Tage in Metz haben mir sehr sehr gefallen.
Möchtet Ihr mehr über Metz erfahren?
Sonja von Delightful Spots zeigt Euch, was man in Metz an einem Tag sehen sollte. Bei Anja findet ihr noch mehr Tipps für Kunst und Kultur in Metz. Wenn Euch die kulinarische Seite der Stadt interessiert, schaut beim Ausreiser oder bei Feed me up before you go-go vorbei. Einen bunten Gesamteindruck bekommt Ihr bei Nina von Reisehappen.
Mensch, ich war ewig nicht in Metz, kann mich kaum an die Stadt erinnern. Muss mal wieder hinfahren, ich habs ja nicht so weit 🙂
Das sind ja super schöne Bilder!
Liebe Grüße!
Hi liebe Eva,
tolle Eindrücke aus Metz hast du da. Ich finde das Centre-Pompidou in Paris zwar wesentlich gelungener, aber Metz ist für mich, wenn ich mal zuhause im Saarland bin, sehr viel näher und immer eine Stippvisite wert.
Bei der beleuchteten Kathedrale, klappt mir die Kinnlade immer runter. Die Chagall-Fenster sind natürlich auch sehr gelungen.
Wenn du mal wieder in Lothringen bist, lohnt sich eventuell ein Ausflug zur Lieblingsburg der Herzöge von Lothringen? Eine kleine Vorstellung gibt’s auf meinem Blog. 🙂
Liebe Grüße,
Sonja
Klar ist das Centre Pombidou in Paris sowohl optisch deutlich interessanter als auch inhaltlich hochkarätiger, dennoch finde ich auch das in Metz sehr interessant.