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Bingen, die Stadt wo die Nahe in den Rhein mündet, kennen viele nur wegen Hildegard von Bingen. Doch was kann man in Bingen machen, wenn man etwas Zeit zur Verfügung hat? Bingen ist etwas anders als viele andere Städte am Mittelrhein, die Stadt ist etwas moderner, oder sogar hipper. Einen großen Anteil daran nimmt das neu ausgebaute Kulturufer, eine Promenade mit verschiedenen Angeboten. Ich habe ein Wochenende in Bingen verbracht, daher habe ich einige Tipps für Euch. Lest im heutigen Artikel, was man in Bingen machen kann und welche Sehenswürdigkeiten es in der Stadt gibt. Zum Schluss habe ich noch einen besonderen Übernachtungstipp für Euch.
Der Mittelrhein hat eine unglaubliche Burgendichte. Nicht ohne Grund wurde das Mittelrheintal deswegen zum UNESCO-Kulturerbe aufgenommen. Fast jeder Ort hat hier eine Burg, so auch Bingen, hier findet man die Burg Klopp. Bingen ist das Tor zum Mittelrheintal – daher perfekt, um eine Burgentour hier zu starten.
Die Burg Klopp ist eine Höhenburg, die über der Stadt thront. Und wie so viele Burgen am Mittelrhein ist die Burg Klopp ein Konstrukt des 19. Jahrhunderts, wie damals Mode war. Die eigentliche Burg wurde im 13. Jahrhundert erbaut, im späten Mittelalter also. Zusammen mit der Burg Ehrenfels und dem Mäuseturm bildeten die drei eine Zollbarriere am Rhein. Im 30-jährigen Krieg wurde die Burg zerstört, dann zwar teilweise aufgebaut, aber schnell wieder durch die französischen Truppen vernichtet. Seit dem Ende des 18. Jahrhundert verfiel die Ruine immer mehr.
Im 19. Jahrhundert, der Zeit der Romantik war es beim Adel und bei der wohlhabenden Bevölkerung unglaublich modern, eine Burg aus dem Mittelalter zu besitzen, die dann nach dem mittelalterlichen Idealbild renoviert wurde. Hier muss ich gestehen, dass der kitschige historistische Stil des Neo-Mittelalters mir sehr gut gefällt. Aus dem Mittelalter stammen nur noch die Fundamente der Burg, Teile der Mauer und ein Teil des Turms. Die Burgruine in Bingen wurde von einem vermögenden Kaufmann gekauft und renoviert.
Im Turm kann man eine Ausstellung sehen, welche prominenten Besucher der Burg zeigt. Denn anhand alter Gästebücher kann man nachvollziehen, dass die Burg Klopp sehr viele berühmte Besucher hatte. Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die Burg noch eine Ruine war, war sie ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Während der Zeit der Rheinromantik liebten die Menschen Ruinen. Zu den Besuchern zählt Dr. Heinrich Hoffmann, der Autor vom „Struwwelpeter“, Alexander Prinz von Preußen, Paul von Mendelssohn-Bartholdy und Fanny Hensel, die Geschwister des Komponisten Felix von Mendelssohn-Bartholdy, Jenny von Westphalen, die spätere Ehefrau von Karl Marx, Victor Hugo, Otto von Bismarck und Richard Wagner.
Heute befindet sich ein Teil der Stadtverwaltung in der Burg und das „Restaurant Burg Klopp“, welches ich sehr gerne empfehle. Der Turm kann bestiegen werden und es lohnt sich, denn die Aussicht von oben ist grandios.
Das Kulturufer ist eine Besonderheit von Bingen, die man in anderen Rheinstädten nicht findet. Entlang des Rheins findet man hier verschiedene Stationen, die zum Verweilen und Genießen, aber auch zum mitmachen einladen. Es gibt mehrere Naturstationen, wie z. B. einen englischen Rosengarten und einen Hildegardgarten, aber auch moderne Kunst, Spiel- und Sportangebote, eine Open-Air-Bühne und historische Stationen. Verweilen sollte man unbedingt am Rhein-Nahe-Eck, denn nirgendwo in der Stadt hat man einen schöneren Blick auf die dramatische Landschaft des Mittelrheins mit dem Mäuseturm und der Burgruinen Ehrenfels.
Der Mäuseturm ist normalerweise nicht für Besucher zugänglich, dennoch ist es das Wahrzeichen von Bingen, daher lohnt es sich, etwas über den Turm zu erfahren. Es gibt einige Sagen, die sich um den Mäuseturm ranken. Die berühmteste Legende erzählt, dass der geizige Erzbischof Hatto II. in diesem Turm von Mäusen lebendig gefressen wurde, weil er während einer Hungersnot seine Lebensmittel nicht teilen wollte.
Für die Renovierung des Mäuseturms im Stil der Rheinromantik ist der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm verantwortlich, der spätere deutsche König.
In den „Rheinmärchen“ von Clemens Brentano gibt es mehrere Märchen, die vom legendären Mäuseturm erzählen, mit dabei sind der Vater Rhein, die Lorelei und der König Hatto – für den der geizige Bischof ein Vorbild war.
Als Victor Hugo seine Rheinreise angetreten hat, wollte er zuerst den Mäuseturm in Bingen besuchen. Mitten in der Nacht ließ er sich zum Mäuseturm rudern, um das Bauwerk in besonders schauriger Atmosphäre zu erleben. Der Mäuseturm hatte eine besondere Anziehungskraft für ihn, weil sein Kindermädchen aus Bingen stammt und ihm viele gruselige Legenden über den Ort erzählte. Angeblich hing sogar ein Bild vom Mäuseturm in seinem Kinderzimmer.
Gelegentlich gibt es geführte Bootstouren zum Mäuseturm. Wann diese möglich sind, fragt Ihr am besten in der Tourist Info.
Dass es im kleinen Bingen eine Basilika Minor gibt zeugt von der Bedeutung des Ortes. Erbaut wurde die Basilika an der Stelle eines römischen Göttertempels erbaut. Ausgrabungen in der Krypta haben römische Grabsteine und ein Stück eines antiken Altars zutage gebracht. Einen der Grabsteine kann man in der Kirche bewundern.
Wann hier genau eine Kirche erbaut wurde ist nicht bekannt, die erste urkundliche Erwähnung stammt aus den Anfängen des 11. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit ist die romanische Krypta. Die heutige Basilika wurde im Stil der Spätgotik nach Zerstörungen und Bränden aufgebaut.
Am Wasser und auf dem Wasser ist es irgendwie am schönsten, daher gehört eine Bootsfahrt für mich zu einer entspannten Reise dazu. Die Ausflugsboote am Mittelrhein halten alle in Bingen. Daher ist es der ideale Ausgangsort, um das Mittelrheintal per Schiff zu entdecken. Einige Touren steuern nicht nur die Städte, sondern auch die Burgen an.
Seit über 400 Jahren ist Bingen einer der bedeutendsten europäischen Sankt Rochus Wallfahrtsorte. Die St. Rochus Wallfahrt in Bingen ist international bekannt und sehr zahlreich besucht. Auch Goethe war vor 200 Jahren bei einer Rochuswallfahrt dabei und beschrieb seine Eindrücke.
„Von Bingen heraufwärts erstreckt sich, nahe am Strom, ein Hügel gegen das obere flache Land. Er lässt sich als Vorgebirg in den alten höheren Wassern denken. An seinem östlichen Ende sieht man eine Kapelle, dem heiligen Rochus gewidmet, welche soeben vom Kriegsverderben wiederhergestellt wird. An einer Seite stehen noch die Rüststangen; dem ohngeachtet aber soll morgen das Fest gefeiert werden. Man glaubte, wir seien deshalb hergekommen, und verspricht uns viel Freude. (…)„
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kapelle im Stil des Historismus renoviert und sie ist prachtvoll. Besonders schön ist aber die Lage, die kleine Kirche liegt inmitten der Weinberge mit wunderbaren Blick auf den Rhein.
Dieses Museum lohnt sich nicht nur beim schlechten Wetter. Das „Museum am Strom“ ist das wichtigste Museum der Stadt, ein relativ großes und sehr sehenswertes Museum. Das Museum erzählt die mehr als 2000 Jahre alte Geschichte der Stadt. Ein großer Teil des Museums widmet sich dem Leben und Wirken der Hildegard von Bingen. Es gibt aber auch eine Abteilung der Rheinromantik des 19. Jahrhunderts, als der Reiseboom an den Rhein einsetzte und nicht nur deutsche, sondern auch internationale Besucher kamen. Vor allem für die Engländer war der Rhein ein absoluter Sehnsuchtsort. Da Bingen schon in der Zeit der Römer existierte, gibt es auch Exponate aus der römischen Epoche zu sehen. Eine absolute Rarität ist das „Binger Ärztebesteck“, vielleicht ist so ein Ärztebesteck sogar einmalig auf der Welt. Denn in Bingen kann man ein antikes römisches Operationsbesteck sehen, welches zufällig auf einem alten Friedhof gefunden wurde. Es ist das größte vorhandene Ärztebesteck aus dieser Epoche. Daran sieht man wie hoch entwickelt die Medizin bei den antiken Römern war. Die Römer haben sogar Operationen am Kopf durchgeführt. Das Ärztebesteck ist ein Highlight.
Ein Besuch im Museum am Strom lohnt sich sehr.
Bingen hat eine Vielzahl kleiner Museen, viele davon sind ehrenamtlich und sehr liebevoll geführt. Im ehemaligen Stellwerk kann man das Museum „Mensch, Natur, Technik“ besuchen, welches sich mit der Geschichte der Schiffsfahrt am Bingener Loch beschäftigt. Das Lotsenhaus ist die ehemalige Wohnstätte der Binger Schiffsloten – hier erfährt man wie gefährlich früher eine Schifffahrt auf dem Rhein war. Der berühmte Schriftsteller Stefan George lebte in Bingen, daher ist auch ihm ein Museum gewidmet. Auch im alten Kran befindet sich eine kleine Ausstellung über das Beladen der Schiffe in der Vergangenheit.
Alte Friedhöfe gehören zu meinen Reisen dazu, ich besuche unglaublich gerne alte Friedhöfe. Der jüdische Friedhof von Bingen ist deutlich älter als die üblichen jüdischen Friedhöfe, die man in Deutschland findet. Angelegt wurde er 1570, ist somit mehr als 400 Jahre alt. Ein neuer Teil des Friedhofs wurde Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt. Der jüdische Friedhof von Bingen ist groß, alleine auf dem alten Teil findet man über 600 Gräber. Der alte Teil ist von Pflanzen überwuchert, wirkt mystisch und geheimnisvoll, aber auch unzugänglich. Der neue Teil wird heute noch gepflegt. Der Friedhof ist abgeschlossen, der Schlüssel kann jedoch bei der Friedhofsverwaltung Bingen ausgeliehen werden.
Der jüdische Friedhof ist mystisch.
Der zweite sehenswerte Friedhof war ein Zufallsfund. Angelegt wurde er 1822 und bis 1920 genutzt. Heute ist das Friedhofsareal ein Park mit vielen Gelegenheiten zum Sitzen, Verweilen und Genießen, inmitten der imposanten Grabskulpturen. Viele Gräber sind dort nicht mehr erhalten, die Grabskulpturen sind jedoch sehr mondän.
… aber auch der alte Friedhofspark ist sehr sehenswert.
Wenn man in Rheinland-Pfalz ist, muss man Wein trinken und wenn man am Mittelrhein ist, muss man noch mehr Wein trinken, denn der Wein hier ist hervorragend. Bingen ist von Weinbergen umgeben, der Wein gehört hier zum täglichen Leben dazu, es ist ein wenig wie Frankreich. Man kann am Rhein sitzen, den Wein genießen, die schöne Landschaft anschauen und die Zeit vergessen. Ein Glas Wein am Rhein bringt bei mir sofort ein Urlaubsfeeling. Übrigens behauptet Bingen von sich, die Weinhauptstadt Deutschlands zu sein. Ob das stimmt, habe ich nicht überprüft. In der kleinen Stadt gibt es aber 70 Winzer und eine große Auswahl verschiedener Weine. Mein Favorit ist das Weingut Hemmes. Dort habe ich schon mehrfach auf der Durchreise Halt gemacht, um etwas Wein mitzunehmen. Warum? Weil der Wein mir schmeckt.
Um verschiedene Weine der ansässigen Winzer zu probieren, eignet sich perfekt die Vinothek. Es ist ein Restaurant und eine Weinbar, wo Weine der lokalen Winzer probiert werden können. Das Essen ist hervorragend, die Lage direkt am Rhein ist traumhaft und die Auswahl der Weine lässt nichts zu wünschen übrig.
In der Vinothek ist nicht nur der Wein hervorragend, sondern auch das Essen.
Am Mittelrhein gibt es eine Vielzahl von Hotel. Einige sind sehr modern, viele sind etwas aus der Zeit gefallen. Papa Rhein ist ein ganz besonderes Hotel, denn das Haus verbindet die klassische Eleganz mit hanseatischen Flair und sehr hippen Elementen. Mir hat das Hotel sehr gefallen, daher empfehle ich es gerne.
Papa Rhein ist nach dem römischen Flussgott Rhenus benannt, der auch Vater Rhein genannt wird. Während der Rheinromantik wurde der Begriff „Vater Rhein“ sehr populär und ist bis heute erhalten geblieben. Was für ein passender Name für das Hotel, denn das Haus liegt direkt am Rheinufer. Sowohl aus dem Zimmer, als auch aus dem Restaurant, der Restaurantterrasse, aus der Hotelbar auf dem Dach und vor allem aus dem Rooftop-Pool hat man einen wunderbaren Blick auf den Rhein. Für mich war das eine große Freude, schon morgens im Pool auf den Rhein zu schauen, beim Frühstück den Tee mit Blick auf den Rhein zu genießen und den Abend mit einem Glas Wein auf dem Dach des Hotels ausklingen zu lassen. Die Lage des Hotels ist einmalig.
Seit ich in Kambodscha war, weckt der Begriff „Rooftop-Pool“ bei mir große Freude. Auch Papa Rhein hat einen Pool auf dem Dach. Ich bin morgens vor dem Frühstück schon in den Pool gegangen, um den Sonnenuntergang über den Weinbergen zu beobachten – herrlich. Morgens hatte ich das ganze Dach für mich alleine. Schwimmen kann man in dem Rooftop-Pool nicht, dafür ist er zu klein. Zum Schwimmen gibt es aber im Keller des Hauses ein richtiges Schwimmerbecken.
Ausgestattet ist das Hotel im „Rivièra Maison“-Stil, es ist klassisch-stilvoll, aber etwas urban, etwas maritim, mit viel natürlichen Farben. Hotels sind oft entweder modern oder gemütlich. Papa Rhein verbindet beides, es ist sehr modern-stylisch, mit vielen gemütlichen Rückzugsecken. Das inhabergeführte Hotel ist einzigartig.
Der Mittelrhein ist mein allerliebstes Reiseziel in Deutschland, daher könnt Ihr sicher sein, ich komme wieder. Mehr Tipps für den Mittelrhein gibt es hier:
Am Rhein auf den Spuren der Romantiker
Ausflugstipps am Mittelrhein – Sehenswerte und schöne Städte
Das sagen andere Blogger über Bingen:
Teilzeitreisender – Ein romantisches Wochenende in Bingen
Vielweib – Eine Videopostkart aus Bingen
Reisetanten – Kulturufer Bingen
* Dieser Artikel ist in Kooperation mit Bingen Tourismus entstanden. Vielen Dank für die schöne Reise.
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Also der Ausblick aus dem Hotelzimmer ist ja wohl grandios!
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!