Die kleine Gemeinde Herzebrock-Clarholz liegt an der Grenze zwischen Ostwestfalen und dem Münsterland, ich kannte sie bisher nur von der Durchreise auf dem Weg von Paderborn nach Münster. Doch hier gibt es viel zu Entdecken. Neben zwei alten Ortskernen in Herzebrock und in Clarholz findet man hier zwei sehr alte Klöster und ein Barockschloss. Im heutigen Artikel zeige ich Euch die drei Top-Sehenswürdigkeiten in Herzebrock-Clarholz: das Kloster Herzebrock, das Schloss Möhler und das Stift Clarholz, das später zum Schloss Clarholz wurde.
Das Kloster Herzebrock ist eine Oase der Ruhe, obwohl mitten in der Gemeinde gelegen. Die alten Gebäude sind so beeindruckend. Der idyllische Klostergarten mit Kräutern und Blumen, verschiedenen Obstbäumen und einem Ententeich lädt zum Spazierengehen und Genießen mit allen Sinnen ein. Das Klostergelände hat mir sehr gefallen.
Gegründet wurde das Kloster als ein Frauenstift vermutlich schon 860 nach Christus. Es war eine Gemeinschaft von unverheirateten Frauen, die kein kirchliches Gelübde abgelegt haben. Die Gründerin soll eine sächsische Adelige Walburga gewesen sein oder ihre Familie. Walburgas Tochter Duda war die erste Äbtissin des Kloster. Alle Bewohnerinnen hatten eigene Wohnungen und Dienerschaft, das Stift war sehr wohlhabend.
Schon um 900 kam das Kloster in den Besitz einer Reliquie der Heiligen Christina von Bolsena und war seit dem ein beliebter Wallfahrtsort. Anfang des 13. Jahrhunderts wurde das Stift in ein Benediktinerinnen-Kloster umgewandelt, da den Stiftsdamen Regel- und Disziplinlosigkeit vorgeworfen wurde. Vielleicht waren sie aber einfach zu gebildet oder zu selbständig? Die erste Äbtissin wurde die Schwester des zuständigen Bischofs von Osnabrück, Beatrix von Oldenburg.
Der älteste Teil der Kirche ist der Westturm, er stammt noch aus romanischer Zeit. Teile des Chors und des Langhauses stammen aus der Zeit der Gotik, wie auch der Überrest des Kreuzgangs. Große Teile des Klostergebäudes wurden in der Barockzeit neu erbaut.
Nach der Säkularisation, der Enteignung kirchlicher Besitze im Jahre 1803 ging das Kloster in den Besitz des Fürstenhauses von Bentheim-Tecklenburg über. In den Klostergebäuden befinden sich heute Privatwohnungen und ein kleines Heimatmuseum. Die Klosterkirche St. Christina wird heute noch als Prarrkirche genutzt.
Während der Herzebrock ein Frauenkloster hatte, war im Nachbarort Clarholz ein Männerkloster, das von Prämonstratenser-Mönchen bewohnt wurde. Gegründet wurde das Kloster Clarholz ca. 1133 als ein Doppelkloster. Das Kloster für die Männer befand sich in Clarholz, das Kloster für die Frauen im benachbarten Lette bei Oelde. Kloster Herzebrock war damals noch unkonfessionell.
Die Klosterkirche St. Laurentius wurde 1175 im romanischen Stil erbaut, jedoch 1320 in eine gotische Kirche umgebaut. Aus dieser Zeit stammen noch die Wand- und Deckenmalereien, die zum Teil skurrile Fabelwesen zeigen. Wie damals üblich, hatte auch das Kloster Clarholz eine Reliquie, angeblich vom englischen Lordkanzler Thomas Becket aus Canterbury. Das Reliquiar kann man heute noch in der Klosterkirche sehen. Der Innenraum der Kirche wurde Mitte des 18. Jahrhunderts im Barockstil umgestaltet. Auch die Klosteranlage wurde um Gebäude im Stil des schlichten norddeutschen Barocks ergänzt.
Nach der Säkularisation erging es dem Kloster in Clarholz ähnlich wie dem herzebrocker Kloster, es fiel an den Fürsten von Bentheim-Tecklenburg. Das Probsteigebäude von 1701 wurde in ein Schloss umgebaut und bewohnt.
Aus Herzebrock-Clarholz wird eine alte Legende überliefert, die Glockenlegende. Es gibt zwei Versionen der Legende, die eine spielt im Kloster Herzebrock, die andere im Kloster Clarholz. Tatsache ist, dass es so ein „Glockenloch“ gab, es wurde 1964 trockengelegt und zugeschüttet.
Die Glocke der neu erbauten clarholzer Klosterkirche soll während des ersten Läutens so viel Schwung genommen haben, dass sie aus der Kirche flog und auf ein weit entferntes Grundstück fiel. Ein tiefes Loch entstand, das sich schnell mit Wasser und giftigen Pflanzen füllte. Die Menschen vermuteten, dass böse Geister das Wasserloch bewohnten.
Im Kloster Herzebrock sollen Diebe die Glocke gestohlen haben. Während sie ihre Beute auf einem Fuhrwerk abtransportierten, wurden sie entdeckt und versteckten sich im Gebüsch. Da die Nacht finster war, merkten die Diebe nicht, dass sie sich in den Sümpfen versteckten. So versank der Wagen samt der Glocke und den Dieben im Moor. Bis zum heutigen Tag, jedes Jahr zur Unglücksstunde soll man das Läuten der Glocke hören und eine Stimme aus dem Sumpf, die sagt: „Wer stiehlt, der fällt! Der Teufel ihn hält!“.
Die Legende stammt aus dem Reiseführer zu sagenhaften und mystischen Orten: „Die schwarzen Führer: Westfalen“*
Im Ortsteil Möhler findet man ein bezauberndes kleines Barockschloss, das heute als Event-Location genutzt wird. Teile des Schlossparks sind für Besucher zugänglich, auf großen Flächen befindet sich jedoch eine Singolf-Anlage. Absolut Empfehlenswert ist aber die Freilicht-Gaststätte, hier kann man Kaffee und Kuchen inmitten des Schlossparks am Wasser genießen. Dabei hat man einen Blick auf eine alte Mühle und natürlich auf das Schloss – es ist eine absolut stilvolle Umgebung.
Erbaut wurde das Barockschloss Möhler ca. 1710-1715 vom Freiherren von Kettler, aus dem baltische Zweig der westfälischen Adelsfamilie. Eine Burg und später ein Renaissance-Schloss soll es aber an der Stelle schon seit dem 13. Jahrhundert gegeben haben, denn Möhler ist ein altes Rittergut. 1830 fiel das Schloss an den westfälischen Zweig der französischen Herzöge von Croy. Der damalige Besitzer Herzog Alfred von Croy legte übrigens auch das Dülmener Wildpferdereservat an. Im Besitz der Familie von Croy blieb das Schloss bis in die 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts, wurde jedoch nicht gepflegt.
Dafür das der Ort recht klein und ziemlich unbekannt ist, gibt es hier sehr beeindruckende Sehenswürdigkeiten in Herzebrock-Clarholz zu entdecken. Schon die beiden Klöster sind wunderbare Orte. Ich liebe alte Klöster. Sie sind nicht nur Oasen der Ruhe und der Entschleunigung. In den alten Mauern steckt so viel Geschichte, alte Sagen und Legenden und vielleicht auch das eine oder andere Geheimnis.
In Herzebrock-Clarholz kann man wunderbar einen schönen Tag verbringen, mit Kaffee und Kuchen im Schloss Möhler und und/oder einem Picknick im Klostergarten. Auch die beiden Stadtkerne sind sehenswert. Da die Gegend um Herzebrock-Clarholz absolut flach ist, kann man die Ausflüge mit einer Fahrradtour verbinden und zum Schluss vielleicht eine Runde Swingolf im Schloss Möhler spielen.
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