Im Reinhardswald, im obersten Winkel von Nordhessen gibt es zwei besondere Orte, die man unbedingt anschauen sollte, wenn man in der Gegend ist. Es ist der Urwald und das Dornröschenschloss Sababurg. Nordhessen hat einige geheimnisvolle Sehenswürdigkeiten, alte Burgruinen, wie die Kugelsburg oder verlassene Klosterruinen, wie Alt-Rhoden. Doch der Urwald mit den mächtigen und knorrigen Bäumen und das rosenbewachsene Dornröschenschloss Sababurg sind einzigartig und sagenhaft. Daher möchte ich Euch heute die zwei Entdecker-Ausflugstipps für Nordhessen zeigen, den Urwald und die Sababurg.

Urwald im Reinhardswald

Der Urwald ist voll mit alten und mächtigen Bäumen, einige Eichen sind sogar 1000 Jahre alt. Die Bäume sind riesig, manchmal bedrohlich, aber immer beeindruckend und absolut faszinierend. Zwischen den Bäumen wachsen riesige Farnpflanzen, die fast menschengroß sind und so aussehen, als ob sie schon Dinosaurier erlebt hätten.

Der Urwald wird nicht gerodet und nicht forstwirtschaftlich gepflegt, die Pflanzen werden dort „in Ruhe gelassen“. Die umgefallenen Bäume bleiben liegen und sind ein Paradies für die verschiedensten Tiere und Insekten. Schon seit 1907 steht der Urwald an der Sababurg unter Naturschutz und ist somit das älteste Naturschutzgebiet in Hessen. Verlaufen kann man sich hier nicht, wenn man die eingezeichneten Wege nutzt, diese sind sehr gut ausgeschildert.

Solche alten und skurrilen Bäume sieht man nur noch selten.

Sababurg – das Dornröschenschloss

Die Sababurg liegt an der Deutschen Märchenstraße, daher wird ihr natürlich ein Märchen der Gebrüder Grimm zugeschrieben. An der Märchenstraße gibt es eine Vielzahl von Orten, an denen sich die Märchen angeblich abgespielt haben. In der Trendelburg zum Beispiel soll einst Rapunzel gelebt haben und ihre Haare aus dem hohen Bergfried gehangen haben und in Polle soll Aschenputtel ihrem Prinzen begegnet sein. Die Hämelschenburg war einst tatsächlich das Schloss von Frau Holle, weil Anna von Holle dort gelebt hat. Und von der Sababurg wird erzählt, dass Dornröschen dort hinter einer Dornenhecke 100 Jahre geschlafen hat.

Die Gebrüder Grimm stammen aus Kassel und sammelten einen großen Teil Ihres Märchenschatzes in Hessischen, Südniedersächsischen und Ostwestfälischen Dörfern. Es soll sogar dokumentiert sein, dass sie das Märchen von Dornröschen im Reinhardswald gehört haben und dass die damals noch wildromantisch zugewucherte Burgruine eine Inspiration für das Dornröschenschloss war. Schon seit der Veröffentlichung der „Kinder- und Hausmärchen“ der Gebrüder Grimm war die Sababurg als Dornröschenschloss bekannt. Tatsächlich soll zwischen 1571 und 1591 eine 5 Kilometer lange und 3 Meter hohe Dornenhecke die Sababurg vor Wildtieren geschützt haben.

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Auch heute ist die Sababurg noch teilweise zugewuchert.

Erbaut wurde die Burg 1334 vom Mainzer Erzbischof als Schutzburg für den Wallfahrtsort Gottesbüren. Die Geschichte um Gottesbüren ist sehr skurril. Im 14. Jahrhundert kursierte ein beliebtes Gerücht, dass in den Wäldern des Reinhardswaldes der unverweste Leichnam Jesu gefunden wurde, der dann später in Gottesbüren aufbewahrt wurde. Die Menschen glaubten es und pilgerten in Massen nach Nordhessen, statt nach Santiago di Compostela. Der Pilgerstrom hielt ca. 70 Jahre an und brachte dem Ort einen unglaublichen Reichtum. Daher wird heute vermutet, dass die Burg aus den Einnahmen des Wallfahrtsortes erbaut wurde.

1490 baute Landgraf Wilhelm I. von Hessen die Burg in ein Jagdschloss im Stil der Renaissance um. Sein Urenkel, Wilhelm IV. von Hessen-Kassel richtete am Schloss einen Tierpark an, der bis heute existiert und auch zu den Top-Ausflugszielen in Nordhessen zählt. Bisher habe ich leider nicht geschafft, den Tierpark zu besuchen. Im 30-jährigen Krieg plünderten die Soldaten um Marschall Tilly die Burg und im 7-jährigen Krieg wurde sie ganz zerstört und verfiel seit dem.

Sagen und Legenden aus dem Urwald und der Sababurg

Ein so geheimnisvoller und verwunschener Wald und eine märchenhafte Ruine sind natürlich umrankt von Sagen und Legenden. Man kann dort auf gute Elfen treffen, die einem den Weg weisen oder auf schelmische Kobolde, die einem Streiche spielen.

Schon die Entstehungslegende des Urwaldes ist wunderlich. Ritter Reinhard und der Bischof von Paderborn waren angeblich leidenschaftliche Spieler und würfelten oft gemeinsam. Ritter Reinhard verlor dabei den Reinhardswald. Aber er bat den Bischof, noch ein letztes Mal auf dem Grundstück etwas pflanzen und ernten zu dürfen. Der Bischof erlaubte es und Reinhard pflanzte anstatt Weizen Eichen. Bis die Eichen „erntereif“ sind, dauert es natürlich einige Jahre, daher durfte Ritter Reinhard seine Ländereien behalten.

Die Innenräume der Sababurg sind noch gut erhalten.

Deutlich bekannter ist die Sage vom Riesen Kruko und seinen drei Töchtern Trendel, Brama und Saba. Als Riesen wurden früher die Heiden bezeichnet, die in vorchristlicher Zeit die Gegend bewohnten. Die Menschen sahen die Steinkammergräber und glaubten, dass diese von Riesen erbaut wurden. Der Riese Kruko lebte auf der Krukenburg und hatte drei Töchter: Trendula, Brama und Saba. Doch Saba und Brama wollten ihren heidnischen Glauben nicht mehr ausüben und wandten sich dem Christentum zu. Trendula war wütend darüber, wollte das nicht akzeptieren und mobbte ihre Schwestern. Daher bauten diese ihre eigenen Burgen, Brama die Bramburg und Saba die Sababurg. Das störte Trendula noch viel mehr, daher tötete sie ihre Schwestern. Danach wollte sie nicht mehr zur Krukenburg zurückkehren und erbaute die Trendelburg.

Zum Vergleich…mein Mann ist fast 2 Meter hoch.

Nordhessen hat viele sehenswerte Ecken

Hessen gehört irgendwie nicht zu den liebsten Reisezielen in Deutschland, dabei ist das ein Fehler. Denn gerade Nordhessen hat viel zu entdecken. Ich glaube, hier findet jeder etwas. Es gibt sehr alte Geschichte, aber auch Märchen und Legenden, es gibt einmalige Natur für Wanderliebhaber und vielseitige Ausflugsmöglichkeiten für Familien. Ich bin in Nordhessen aufgewachsen und dachte, dass ich früher schon sehr viel gesehen habe, dennoch entdecke ich bei jedem Besuch dort etwas Neues.

Mehr Ausflugstipps für Nordhessen:
Barockschloss in Bad Arolsen
Kugelsburg bei Volkmarsen
Edersee mit versunkener Stadt
Kirchenruine Alt-Rhoden

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Erstellt am August 9, 2020

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3 Antworten zu “Ausflugstipps für Entdecker: Urwald und Sababurg in Nordhessen”

  1. Winfried sagt:

    Hallo, es sollte sich aber schon eine Weile herum gesprochen haben , dass es nicht die „Gebrüder“ sonder „Brüder Grimm“ waren die jene beachtlichen Märchen gesammelt haben. Bitte korrigieren sie das doch, danke.

  2. Ein toller Bericht! Zum Urwald Sababurg wollen wir auch gern demnächst einmal fahren.
    Liebe Grüße

    Nordhessen mit Kindern
    🙂

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