Während meiner Reise in in die Region Saale Unstrut habe ich das Haus und das Grab von Novalis besucht, was für mich zu den Höhepunkten der Reise zählte, denn die Epoche der Romantik zählt zu meinen liebsten. Zufällig war ich zwei Wochen später in Jena, wo ich auch das Romantikerhaus besucht habe, in dem Johann Gottlieb Fichte und zeitweise auch Novalis gelebt haben. So bin ich in kurzer Zeit gleich zwei Mal Novalis begegnet. Das machte mich neugierig, ich wollte mehr und entschied mich, sein wichtigstes Werk „Heinrich von Ofterdingen“ zu lesen. Darum schildere ich heute meine Reise auf Novalis Spuren mit einer kurzen Vorstellung des „Heinrich von Ofterdingen“.

Novalis-Museum Weißenfels, Sehenswürdigkeiten Saale-Unstrut

So sah der junge Friedrich von Hardenberg, alias Novalis aus

Novalis-Haus und Gedenkstätte in Weißenfels

Meine erste Station auf den Spuren von Novalis war nicht sein Haus, sondern sein Grab, welches im Weißenfelder Park, direkt neben dem Wohnhaus von Novalis steht. Eine Büste neben dem Grab erinnert an den berühmten Dichter, der eigentlich Georg Philipp Friedrich von Hardenberg hieß. Novalis war nur sein Pseudonym. Das Haus von Novalis ist eher unscheinbar, doch dahinter verbirgt sich ein romantisches Pavillon und ein blühender Rosengarten. Im Garten wächst nur eine Sorte Rosen, es ist eine ganz eigenwillige Züchtung mit einer lavendelblauen Blüte, eine Hommage an die blaue Blume von Novalis.

In der Novalis-Gedenkstätte hatte ich eine unglaublich interessante Führung, daher solltet Ihr bei Interesse an einer Führung nach Frau Günther fragen. Dort erfuhr ich nicht nur etwas über die Familie von Hardenberg und über Friedrichs Studienjahre, sondern auch etwas über eine berührende und tragische Liebesgeschichte.

Novalis‘ Vater war Salinendirektor von Kursachsen, daher ergriff Novalis nach dem Studium (Philosophie, Recht, Mathematik, später auch Geologie und Bergwissenschaften) den Beruf eines Salineninspektors. Im Rahmen seines Studiums besuchte er viele Salzvorkommen und Kohlegruben – das sollte man wissen, um seine Begeisterung für den Bergbau, die im Heinrich von Ofterdingen deutlich ist, zu verstehen.

Auch das Wissen um sein Liebesleben ist hilfreich, um seinen einzigen Roman zu verstehen. Nach dem Studium verliebte Novalis sich in die erst 12-jährige Sophie von Kühn, zwei Tage vor ihrem 13. Geburtstag verlobte er sich mit ihr. Doch es war nur eine platonische Liebe, heiraten wollte er sie erst viel später. Er wollte sie fördern und lehren, damit sie für ihn eine ebenbürtige und gebildete Begleiterin sein wird. Doch Sophie starb nach einer schweren Erkrankung, im Alter von gerade 15 Jahren. Auch Novalis ist nicht alt geworden, er starb mit 28 Jahren an Schwindsucht.

Sehenswürdigkeiten Saale-Unstrut, Novalis in Weißenfels

Gartenpavillon mit Novalis-Rosen

Romantikerhaus Jena

Seine Studienjahre hat Novalis zum großen Teil in Jena verbracht. Hier begegnete er vielen Gleichgesinnten, z. B. Friedrich und August Wilhelm Schlegel und seiner Ehefrau Caroline, Ludwig Tieck und Johann Gottlieb Fichte. Der Jenaer Kreis zählt zu den Begründern Deutscher Romantik.

Das Museum befindet sich im Wohnhaus des Philosophen Johann Gottlieb Fichte – es war damals der Begegnungspunkt der Intellektuellen von Jena. Sie haben sich nicht nur bei Fichte getroffen, zeitweise haben einige dort gewohnt, wie z. B. Novalis. Im Museum erfährt man nicht nur etwas über die Schriftsteller und Dichter, sonder über das Zeitgeschehen, über die Gesellschaft und die Politik. Natürlich auch über den Einfluss der Naturwissenschaften auf die Romantik, denn der war enorm.

Jena war das erste und wichtige Zentrum der Frühromantik in Deutschland, daher ist das Museum ein wunderbarer Einstieg, wenn man etwas über die Literatur der Romantik, die Zusammenhänge und die ganze Epoche erfahren möchte.

Romantiker Haus Jena, Romantik in Jena, Romantiker Museum Jena

Romantiker-Haus in Jena, rechts sieht man ein Gemälde von Caroline Schlegel

Heinrich von Ofterdingen von Novalis

Novalis hat nur einen Roman geschrieben, doch aufgrund seines frühen Todes hat er ihn nicht vollendet, nur Teil 1 und den Anfang des 2 Teils (von geplanten 6) konnten er beenden. Der Roman ist sehr philosophisch und symbollastig, mythisch und romantisch, das kann ich schon vorweg nehmen.

Heinrich, die Titelperson ist ein junger Man um die 20 Jahre, er lebt während der Zeit der Kreuzzüge, im Mittelalter. Eines Nachts träumt er vom Suchen und Finden einer blauen Blume, der perfekten Blume. Der Traum macht in nachdenklich, melancholisch. Um ihn zu erheitern, nehmen seine Eltern ihn auf eine Reise, die im ersten Teil „Die Erwartung“ beschrieben wird. Heinrich begegnet unterwegs verschiedenen Personen, die sein Denken, sein Empfinden beeinflussen. All die Personen geben Heinrich ihre Gesänge und Gedichte mit auf den Weg, dadurch bilden sie ihn zum „Dichter“. Am Ende des ersten Teils findet Heinrich seine große Liebe.

Der fragmentarische Teil 2 „Die Erfüllung“ ist deutlich surrealer. Seine Geliebte ist tot und Heinrich macht sich wieder auf die Reise, seine Begleiterin ist auch eine Tote. In dem Kapitel überschneiden sich die Träume und die Realität, das Bewusste und das Unbewusste.

Im „Heinrich von Ofterdingen“ spielt die Dichtung eine ganz große Rolle. Die Dichter sind die Weisen seiner Zeit, sie sind auf der Suche nach Weisheit oder haben diese schon gefunden. Auch die blaue Blume ist ein Symbol der Suche, Heinrich ist immer auf der Suche, nach Weisheit, nach Reisen, nach Liebe. Wenn das Buch mal verfilmt worden wäre, dann bestimmt als Musical.

Mein Fazit

Ohne der Reise nach Weißenfels und Jena hätte ich vermutlich nicht zum Novalis gegriffen. Obwohl der unvollendete Roman nur kurz ist, ist er nicht leicht, aber dennoch sehr schön zu lesen. Ich mag die bildhafte alte Sprache sehr. Und im Roman habe ich so vieles entdeckt, was ich an der Romantik so sehr mag. Das Buch ist eine Reise, es beschreibt das Fernweh, die Wanderlust, die mich auch immer antreibt. Dann die Liebe zur Natur und die Verklärung des Mittelalters, die ich als Burgdame sehr pflege. Dazu die Einsamkeit, die Melancholie, das Unbewusste und natürlich die Suche nach der ewigen Liebe. Das Buch ist typisch für die Epoche. Wenn Ihr die Romantik mögt, werdet Ihr auch Spaß am Lesen von „Heinrich von Ofterdingen“ haben. Übrigens bekommt Ihr die Werke von Novalis kostenlos für einen eBook-Reader, entweder bei Amazon oder bei Projekt Gutenberg.

Zitat von Novalis, Novalis Haus in Jena, Weißenfels

 

 

Das Novalis-Haus in Weißenfels habe ich im Rahmen einer Recherchereise durch die Region Saale-Unstrut besucht, die Reise wurde gesponsert. Die Reise nach Jena war selbst bezahlt. 

 

 

Erstellt am Oktober 14, 2018

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Eine Antwort zu “Auf den Spuren von Novalis und Heinrich von Ofterdingen”

  1. Shadownlight sagt:

    Der Pavillon ist ja schön!
    Liebe Sonntagsgrüße!

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