Hämelschenburg klingt nach einer Burg, doch es ist ein imposantes Weserrenaissance-Schloss. Wo früher eine Höhenburg stand, findet man heute eins der schönsten Schlösser im Weserbergland, zwischen Hameln und bei Bad Pyrmont. Es ist ein richtiges Märchenschloss, nicht nur weil es das Schloss von Frau Holle ist. Seit dem Bau bis zum heutigen Tag ist das Schloss im Besitz der Familie von Klencke. Doch ein Teil der Prunkräume ist für Besucher geöffnet und ein Besuch lohnt sich. Vor einigen Jahren habe ich die Hämelschenburg schon einmal besucht und fand die Führung damals unglaublich interessant. Doch über das Schloss möchte ich heute nur am Rande berichten. Im Mittelpunkt werden einige Bewohner des Märchenschlosses und deren Geschichten stehen.

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Schloss Hämelschenburg

Frau von Holle – die starke Erbauerin

Anna von Holle (1567-1630) und ihr Gatte Jürgen von Klencke waren die Erbauer des Schlosses. Da der Ehemann relativ schnell nach der Heirat zum Stadthalter von Blankenburg ernannt wurde, führte Anna den Bau des Schlosses überwiegend in Eigenregie. Während der Renaissance gehörte Bildung nicht zu den Privilegien der Frauen, doch Anna von Holle ist sehr gebildet aufgewachsen, daher war sie in der Lage, ein so großes Anwesen aufzubauen und zu führen. Nach dem frühen Tod ihres Ehemannes führe Anna das Schloss alleine weiter, obwohl sie sich um 14 Kinder kümmern musste, von denen die meisten noch sehr jung waren. Während des 30-jährigen Krieges verteidigte Anna das Schloss ganz alleine vor Plünderung und Zerstörung. Sie ritt Graf von Tilly und seinen Truppen entgegen und handelte mit dem Feldherren einen Schutzvertrag aus. Diesen Vertrag kann man bis heute im Schloss bewundern. Ich bin überzeugt, dass Anna von Klencke, geb. von Holle eine beeindruckend starke Frau ihrer Zeit war.

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Innenräume im Schloss Hämelschenburg – an der Wand Portraits von Jürgen von Klencke und Anna von Holle

 

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Bibliothek im Schloss Hämelschenburg

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Ein Märchenschloss an der Weser

Wilken von Klencke und die Königsmarck-Affäre

Vielleicht können einige von Euch sich noch an meinen Bericht über die tragische Liebe zwischen der Herzogin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg und dem Grafen von Königsmarck erinnern?Sophie Dorothea war die Ehefrau des Kurprinzen Georg I. von Hannover, der später Kurherzog von Hannover und König von Großbritannien und Irland wurde. Die Ehe war nicht glücklich, daher verliebte Sophie sich in einen unbedeutenden Grafen und wollte mit ihm durchbrennen. Es wäre ein Skandal am Hofe von Kurhannover geworden, der um jeden Preis verhindert werden musste. Graf von Königsmarck ist verschwunden, vermutlich wurde er ermordet. Doch sein Schicksal ist bis heute unbekannt.

Einer der Bewohner der des Schlosses Hämelschenburg war an der „Problemlösung“ der Affäre beteiligt. Wilken von Klencke war einer der vier Täter, die den Grafen entführten. Wie schon erwähnt, ob einer davon ein Mörder war oder ob sich womöglich alle vier des Mordes schuldig gemacht haben, weiß keiner.

Wer mehr über die Königsmarckaffäre lesen möchte, dem Empfehle ich Skandal bei Hof. Frauenschicksale an europäischen Königshöfen* von Thea Leitner. Die Autorin erzählt in dem Buch über interessante Frauengestalten an verschiedenen europäischen Adelshöfen.

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Wilken von Klencke und seine Ehefrau

 

Friederike von Meding –  ihr Grab in der Pyramide an der Hämelschenburg

Der Schlosspark von Hämelschenburg wurde im 19. Jahrhundert im englischen Stil umgebaut. Im Park findet man eine freistehende Pyramide. Warum steht eine einzelne Pyramide im Schlossgarten? War der Erbauer vielleicht ein Freimaurer? Während unserer Führung erzählte Lippold von Klencke (heutiger Schlossbesitzer), dass die Pyramide ein kleines Mausoleum ist. Erbaut wurde es für die Ehefrau von Leopold von Klencke, Friederike von Meding. Die junge Baronin erkrankte früh an Schwindsucht. Als Kur wurde ihr eine Reise nach Ägypten empfohlen, denn das trockene und heiße Klima sollte ihr Linderung verschaffen. Doch die Baronin verstarb auf der Reise nach Ägypten. Da sie die Pyramiden nie sehen konnte, wurde sie in einer Pyramide begraben. Im 19. Jahrhundert war Ägypten grundsätzlich ein beliebtes Ziel und die ägyptische Symbolik und Ornamentik wurde gerne aufgegriffen. Die Menschen der Romantik waren verrückt nach den Geheimnissen Ägyptens. Vermutlich spielt die damalige Mode eine wichtige Rolle. Die Pyramide diente bis 1942 der Familie Klencke als Mausoleum.

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Links an der Wand sieht man die Portraits von Leopold von Klencke und Friederike von Meding

Charlotte von Klencke – von der Hämelschenburg an den Kaiserhof von Wien

Charlotte von Klencke war sehr ehrgeizig, sie bekam eine Stellung am österreichischen Kaiserhof. Charlotte wurde das Kammerfräulein der österreichischen Kaiserin Wilhelmina Amalia, der Ehefrau von Kaisers Josef I.. Angeblich war sie die Lieblings-Hofdame der Kaiserin, da beide aus derselben Gegend stammen (Wilhelmina Amalia stammt aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg). Die Tochter der österreichischen Kaiserin war mit Friedrich August II. von Sachsen, dem späteren König von Polen verheiratet. Bis heute hängen die Portraits von Friedrich August II. und seiner Kinder in der Hämelschenburg. Wie kommt das? Die Kaiserin bekam von ihrer Tochter Familienbilder, wie wir heute Fotos verschenken. Charlotte von Klencke wurde zur Erbin der Gemäldesammlung der Kaiserin und nahm die Bilder mit nach Hämelschenburg.

Kirche Hämelschenburg, älteste evangelische Kirche in Norddeutschland

Blick auf die Schlosskapelle, im Hintergrund Schloss Hämelschenburg

Besuch im Schloss Hämelschenburg

Das Schloss in Emmerthal ist nicht nur unglaublich imposant und einfach schön anzuschauen, es hat auch sehr interessante und bedeutende Geschichte. Obwohl ein Teil des Schlosses noch von der Familie von Klencke bewohnt wird, kann man den Haupttrakt im Rahmen einer Führung besichtigen. Es lohnt sich, denn man erfährt sehr viel Bemerkenswertes und Ungewöhnliches. Durch den Bauboom der Weserrenaissance findet man an der Weser einige der schönsten Schlösser von Niedersachsen. Unbedingt sollte man auch die Schlosskapelle auf der gegenüberliegenden Seite besuchen, denn die kleine Kirche gehört zu den ältesten evangelischen Kirchenbauten in Deutschland.

Öffnungs- und Führungszeiten des Schlosses entnehmt bitte der Webseite.

 

Weitere Empfehlungen für eine Besichtigungstour im Weserbergland:

Schloss Bückeburg und Mausoleum Bückeburg
Schloss Münchhausen
Botanischer Garten mit altem Friedhof in Minden
Schloss und Porzellanmuseum Fürstenberg
Burgruine Polle

 

Das Schloss habe ich Rahmen der Pressereise “Schlösser und Herrenhäuser der Weserrenaissance” in Zusammenarbeit mit TourismusMarketing Niedersachsen GmbH besucht. Vielen Dank für die wunderschöne Reise! 

 

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Erstellt am Januar 26, 2018

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2 Antworten zu “Schlösser der Weser – die Bewohner vom Schloss Hämelschenburg”

  1. Shadownlight sagt:

    Ein tolles Schloss und der Garten ist so wunderschön!
    Liebe Grüße!

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