Es gibt eine Vielzahl verschiedener Burgen und Schlösser im Weserbergland, zwischen Hameln und Minden. Das Schloss Bückeburg habe ich schon im letzten Artikel gezeigt, heute ist das Schloss Fürstenberg mit der berühmten Porzellanmanufaktur dran. Im Schloss Fürstenberg befindet sich ein Porzellan-Museum, welches in den letzten Jahren umfassend restauriert und umgestaltet wurde. Die Porzellan-Manufaktur und der Shop sind in unmittelbarer Nachbarschaft des Schlosses.
Erbaut wurde das Schloss Fürstenberg im 13. Jahrhundert als Grenzburg, zum Schutz der welfischen Ländereien. Die Weser war damals schon ein Grenzfluss. Die Burganlage gehörte zuerst dem Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, später dem Herzogtum Braunschweig-Göttingen, dann wiederum Braunschweig-Wolfenbüttel. Um 1600 baute Heinrich-Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel die Burg in ein Jagdschloss im Stil der Weserrenaissance um.
Nach dem 30.-jährigem Krieg verlor Fürstenberg an Bedeutung. Erst der Bau der Porzellanmanufaktur brachte dem Ort und dem Schloss neues Leben. 1747 baute Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel die Manufaktur als Prestigeprojekt, aber auch als Strukturförderung für die damals schon strukturarme Region. Karl I. war der Ehemann einer Tochter des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm I., der Lieblingsschwester vom Friedrich dem Großen, daher ist davon auszugehen, dass in seinem Jagdschloss in Fürstenberg wichtigste Persönlichkeiten des Adels verkehrten.
Ohja! Ich fand den Besuch im Museum sehr interessant. Zwar kenne ich das Museum vor dem Umbau nicht, doch ich glaube, damals wurde es von Besuchern als nicht besonders interessant empfunden. Durch die Neugestaltung hat sich vieles geändert. Heute wird nicht mehr eine Fülle aneinandergereihter Exponate gezeigt, es wird ein Focus auf bestimmte Themen gelegt. Die Räume sind thematisch aufgebaut, so kann jeder Besucher das wählen, was seinen Interessen entsprecht. Die Exponate im Museum sind mit Geschichte und Geschichten verknüpft, was den Besuch sehr spannend gestaltet.
Für mich war die Porzellangeschichte sehr interessant, vor allem der Zusammenhang zwischen Alchemie und der Porzellanproduktion. Im 18. Jahrhundert wollte jeder Fürst, jeder Herzog eine eigene Porzellanmanufaktur haben, daher wurden viele Alchemisten und Arkanisten eingestellt, die zum Teil Scharlatane waren und gar kein Porzellan herstellen konnten. Denn das Wissen um Porzellanherstellung war ein alchemistisches Arcanum, eine Geheimlehre der damaligen Zeit. Die Porzellanhersteller wurden Arkanisten (Bewahrer des Geheimwissens) genannt. Auch in der Fürstenberger Manufaktur war zuerst ein ein Betrüger am Werk, der angebliche Arkanist Johann Glaser. Er legte unmarkierte Stücke aus Meißen als eigene Produktion vor, wurde daher eingestellt, Porzellanherstellung ist ihm aber nicht gelungen. Nach 6 Jahren des Wirkens in Fürstenberg wurde Johann Glaser unehrenhaft entlassen. Dabei hatte er sogar nach 3 Jahren einen erfolgreichen Porzellanbrand, was aber wohl ein Glückstreffer war, denn diesen Erfolg konnte er nicht wiederholen. Erst als der Arkanist der Porzellanmanufaktur aus Höhst abgeworben wurde, gelang in Fürstenberg die Herstellung von echtem Porzellan.
Im obersten Stockwerk des Schlosses ist eine Besucherwerkstatt aufgebaut. Dort kann jeder die Porzellanmaler und -dekorateure bei der Arbeit beobachten oder selbst kreativ werden. Alle, die selbst das Bemalen von Porzellan erproben möchten, dürfen es vor Ort ohne Anmeldung ausprobieren. Die Sachen werden im Anschluss gebrannt und auf Wunsch verschickt. Es ist eine schöne Erinnerung an den Museumsbesuch. Ich habe es im Rahmen meines Besuchs ausprobieren dürfen und obwohl mir dafür die Kreativität und Kunstfertigkeit fehlt, hat es dennoch viel Spaß gemacht. Für alle, die mehr über das Porzellanmalen lernen wollen gibt es regelmäßige Kurse. Mehr Informationen dazu findet Ihr auf der Webseite des Museums.
Direkt neben dem Museum findet sich der Manufakturladen mit allen derzeit erhältlichen Serien. Es ist ein Porzellanparadies, zum Schauen und Staunen und kaufen natürlich. Neben den klassischen Entwürfen der letzten Jahrhunderte, die die natürlich sehr meinen nostalgischen Geschmack treffen, gibt es eine Fülle moderner und sehr stilvoller Designs. Während einige Porzellanmanufakturen den Zeitgeist verpasst zu haben scheinen, arbeitet die Fürstenberger Manufaktur immer wieder an der Frage, wie man moderne, funktionale und gleichzeitig schöne Tafelkultur herstellen kann. Heute zieht es die Menschen immer stärker in die Städte, die Wohneinheiten werden kleiner, daher sind moderne Designinnovationen gefragt. Die Manufaktur bietet stilvolles Design, z. B. die Serie „Flue“, die den German Design Award erhalten hat.
Was mich am Fürstenberger Porzellan sehr begeistert hat, sind die Kombinationsmöglichkeiten der verschiedenen Serien. Das Fürstenberger Porzellan hat immer den gleichen Weißheitsgrad. Das Weiß ist heute so weiß, wie vor 100 Jahren, daher kann man die Serien perfekt miteinander kombinieren. Solch ein Stilmix sieht sehr interessant aus.
Das Porzellanmuseum fand ich sehr spannend, was bestimmt auch an der interessanten Führung des Direktors Dr. Christian Lechelt lag. Das neue Museumskonzept funktioniert nach dem Prinzip „weniger ist mehr“. Die Exponate sind fesselnd erklärt und das Hintergrundwissen ist interessant verpackt. Es gibt eine Vielzahl möglicher Führungen durch das Museum. Öffentliche Führungen finden immer sonntags, um 15.00 Uhr statt.
Nach einem Besuch im Schloss lohnt sich ein Besuch im Schlosscafé „Lottine“. Das Café und Restaurant ist im ehemaligen Kavaliershaus des Schlosses untergebracht. Es ist nach der Ehefrau des Porzellanmanufaktur-Gründers, Philippine Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel benannt, die Lottine genannt wurde. Man bekommt dort frisch zubereitete Speisen aus regionalen und saisonalen Zutaten, natürlich auf Fürstenberger Porzellan serviert.
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Das Schloss Fürstenberg habe ich im Rahmen der Pressereise “Schlösser und Herrenhäuser der Weserrenaissance” in Zusammenarbeit mit TourismusMarketing Niedersachsen GmbH besucht. Vielen Dank für die wunderschöne Reise!
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