Halloween, die Nacht der Geister! Ein Tag, der heute zum Klamauktag verkommen ist, war vor Jahrhunderten ein heidnisches und keltisches Fest, „Samhain“ genannt. In der Nacht vor Allerheiligen sollen die Toten auf die Erde zurückkehren. Die Zeit vor Halloween ist prädestiniert dafür, einige Gruselorte zu empfehlen. Oft gehören diese Empfehlungen nicht zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, manchmal sind sie sogar ziemlich unbekannt. Dennoch finde ich alle diese kuriosen Orte faszinierend. Die menschlichen Knochen in den Pariser Katakomben, in der römischen Krypta und der Kölner Kirche verursachen vielleicht schon beim anschauen Gänsehaut. Die Mumien in der Dubliner Krypta mag mancher als gruselig empfinden. Die beiden Burgen sollen eine Inspiration für die wichtigsten Werke der Horror-Literatur gewesen sein. Hier kommt Phantasie ins Spiel!
Ein Großteil von Paris ist von unterirdischen Gängen durchzogen, von den Katakomben. Es sind ehemalige Steinbrüche, seit Hunderten von Jahren werden Steine unterirdisch gewonnen. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts werden die Katakomben als eine Begräbnisstätte genutzt. Die Bevölkerung von Paris wuchs, durch Seuchen und Hunger waren die innerstädtischen Friedhöfe schnell überfüllt. Also wurden die Gebeine exhumiert und in den Katakomben gelagert. Andrew Miller beschreibt die Exhumierung und die Entstehungsgeschichte des ungewöhnlichen Friedhofs in seinem Buch „Friedhof der Unschuldigen“. Die Totengräber begannen, die Knochen und Schädel dekorativ aufzureihen und Muster aus den Gebeinen zu bilden. Lediglich ein kleiner Teil der Katakomben ist heute für Besucher zugänglich. Die meisten Gänge sind für die Allgemeinheit gesperrt, jedoch einige Kataphile kennen die geheimen Zugänge.
Mehr Informationen über diesen ungewöhnlichen Ort findet Ihr in meinem Artikel „Die Katakomben von Paris“.
Vielleicht ist die Namensgleichheit mit dem Monster zufällig, vielleicht aber auch nicht. Viele Legenden ranken sich um die Burg Frankenstein im Hessischen Odenwald, der ich schon einen ausführlichen Post gewidmet habe. Hatte Mary Shelley, die Autorin des Bestsellers „Frankenstein“ etwas mit der Burg zu tun? Hat sie die Burg womöglich besucht? Das weiß heute keiner, es gibt aber Vermutungen. Viele verschiedene Vermutungen!
Einige Theorien behaupten, dass Mary Shelley, als sie eine Rhein-Schifffahrt gemacht hat, die Burg aus der Ferne sah(der Rhein hatte damals angeblich einen anderen Flusslauf als heute). Andere wiederum glauben, dass sie in einem Gasthaus unweit der Burg übernachtet hat. Am interessantesten für mich ist die Theorie über Johann Konrad Dippel (1673-1734) . Dippel war ein Theologe, Arzt und Alchemist, der auf Burg Frankenstein wohnte. Diesem Wissenschaftler wurden nicht nur Tier-, sondern auch Menschenversuche nachgesagt. Ob Dippel wirklich Menschenversuche durchführte, ist nicht bewiesen, ob Mary Shelley seine Person kannte, auch nicht. Auch darüber gibt es nur Spekulationen. Vielleicht hat sie die düsteren Legenden während Ihrer Rhein-Reise gehört. Vielleicht erfuhr sie es von Gebrüdern Grimm, die die hessischen Sagen und Legenden sammelten und untersuchten und mit denen Mary Shelley regen Briefverkehr pflegte.
Ob die Menschen früher einen Grusel bei der Präsentation menschlicher Gebeine verspürt haben oder ob es für sie eine würdige Erinnerung an die Vorfahren war, weiß ich nicht. Heute gehören Knochenkirchen faszinierende Sehenswürdigkeiten. Es gibt nicht viele in Europa, in Deutschland ist so eine Knochenkirche einzigartig. Der Begriff „Knochenkirche“ ist nicht richtig, in der Kirche St. Ursula ist nur ein ein Raum mit Gebeinen geschmückt. Die sogenannte „Goldene Kammer“ ist in der Barockzeit entstanden. Der Tod und die Sterblichkeit eines Menschen gehören zu den wiederkehrenden Motiven dieser Zeit. Vanitas-Symbole wiesen die Menschen immer wieder auf die Nichtigkeit und Vergänglichkeit ihres Lebens hin. Neben den vielen Gebeinen findet man auch eine große Anzahl Reliquienschreine in der Goldenen Kammer, wie ich schon in meinem ausführlichen Artikel über St. Ursula berichte. Ein Besuch in der Kammer lohnt sich auf jeden Fall, St. Ursula empfehle ich gerne, wenn ich nach Sehenswürdigkeiten in Köln jenseits des Doms gefragt werde.
Die Überschrift „Mumien zum Anfassen“ ist vielleicht ein wenig reißerisch, jedoch in Dublin könnt Ihr echte Mumien anfassen. Natürlich nur diejenigen, die sich das trauen. Die Kirche mit den Mumien in der Krypta ist relativ unbekannt, dementsprechend besuchen nur eine Handvoll Touristen die tägliche Führung. Jedenfalls kann Peter, the Cryptkeeper, den wenigen Besuchern einen besonders schaurige Erinnerung ermöglichen. Die Führung war grandios, vollgepackt mit Skurrilitäten und schwarzem Humor. Natürlich gibt es über die Mumien und die St. Michan’s Church schon einen ausführlichen Bericht.
Noch mehr menschliche Knochen findet man in Rom. Die Krypta des Kapuzinerklosters ist vollständig mit Gebeinen geschmückt. Hier sind die Schädel und Knochen kunstvoll angeordnet. Sowohl der Wand- und der Deckenschmuck als auch die Altäre, die Kronleuchter, alles in dieser Krypta ist aus Knochen hergestellt. Die Gebeine der Kapuzinermönche des Klosters wurden hier filigran und kunstvoll als Schmuckelemente verwendet. Die Krypta besteht aus mehreren Räumen, die alle mit Knochen geschmückt sind. Schaurig-schön ist hier die perfekte Beschreibung!
Bram Stoker, der Verfasser von „Dracula“, hat bekanntlich Rumänien nie besucht. Nicht nur die Geschichte, auch die Beschreibungen der Landschaft, der Orte, der Burgen, ist entweder der Phantasie Bram Stokers entsprungen oder stammen aus Informationen aus zweiter Hand.
Während die Inspiration zu „Frankenstein“ in Deutschland zu finden sein soll, wird einem Schottischen Herrenhaus nachgesagt, eine Vorlage für „Dracula“ zu sein. Denn Bram Stoker verbrachte mehrere Sommer in Cruden Bay, weit im Norden der Highlands. Seinerzeit war das Herrenhaus bewohnt, Anfang des 20- Jahrhunderts ist es jedoch einem Brand zum Opfer gefallen. Seit dem ist es eine Ruine, direkt an den steilen Klippen der Schottischen Küste. Einige Zitate aus dem Buch passen perfekt zu diesem Herrenhaus, wie Ihr hier nachlesen könnt. Für den Rest ist die Phantasie verantwortlich!
Vermutlich gibt es nicht viel, was uns mit mehr Angst versetzt, als der Tod. Was andere aber gruselig empfinden, hat auf mich besonders starke Anziehungskraft. Ich mag das Dunkle, das Geheimnisvolle, mich fasziniert die Vergänglichkeit. Sagen und Legenden sind oft interessanter für mich, als die historischen Fakten. Ich hoffe, die Orte begeistern Euch so wie mich.
Der heutige Post ist übrigens mein Beitrag für Elas Halloween-Blogparade, viel Spaß beim Lesen der anderen Beiträge!
Da möchte ich sofort die Koffer packen und losfahren. 😉
Deinen Beitrag würde ich auch gerne pinnen oder auf FB teilen – ist dir das recht? Ich finde hier nämlich keine Share Buttons.
Lieben Gruß
Anna
Natürlich darfst Du den Beitrag teilen!!!! Freue mich darüber.
Jaaa, die Share-Buttons stehen schon auf der To-Do-Liste, bin noch nicht dazu gekommen. ☺
Und die Liste wächst und wächst und wächst. Mumien zum anfassen…was es echt nicht alles gibt! Und so absolut gruselig die Knochenkapelle, und dabei trotzdem irgendwie auch so künstlerisch.
Spuktastischen Dank für diese Sammlung an schaurigen Orten.
Liebe Grüße Ela
Liebe Eva,
als Ela und ich die Idee dazu hatten, habe ich gleich an dich gedacht! Auf Instagram verfolge ich ja immer deine Ausflüge und wusste das die Aktion wie für dich gemacht ist! Danke das du uns diese gruseligen Orte nährgebracht hast 🙂
Liebe Grüße und Happy Halloween
Kerstin
Ja, das stimmt! Das war wirklich mein Thema. Nächstes Jahr gibt’s die schaurigsten Friedhöfe :-D.
Hui, so tote Menschen, Knochen … das wird mir doch immer etwas schaurig zumute.
Liebe Grüße!
Nicht nur Dir 🙂
Dann habe ich ja den perfekten Tipp für dich: das Convento dei Cappuccini in Palermo auf Sizilien: https://de.wikipedia.org/wiki/Kapuzinergruft_(Palermo)
soooo gruselig, ich hab es mir total harmlos vorgestellt und hab mich soooo gefürchtet! Schlimmer als jede Geisterbahn 😮 wie dich die ganzen Mumien anstarren, wenn du die Gänge entlangschreitest, mich schüttelts heute noch, wenn ich daran zurückdenke…
Steht schon lange auf meiner Wunschliste!👍👍👻
Jaaa, die Kapuziner haben einen Hang zum Schaurigen. Vermutlich haben ETA Hoffmann bzw. MG Lewis nicht umsonst einen Kapuziner als Hauptprotagonisten für ihre Schauergeschichte ‚Der Mönch‘ gewählt.
Burgdame gestatte dir einen schönen Sonntag zu wünschen,
ein Hinweis auf den Karner in Hallstadt am Hallstädter See im Salzburger Land sei gestattet!
Anbei ein kleiner Auszug aus der Ortsbeschreibung von Hallstadt:An der Nordseite der Kirche steht im Friedhof der Karner mit dem kleinen Beinhaus, das ins 16. Jahrhundert datiert. Insgesamt 610 Totenschädel sind auf den Knochen der Verstorbenen übereinander gestapelt. Nach etwa 20 bis 30 Jahren werden die Gebeine exhumiert, gebleicht und anschließend verziert: Auf der Stirn stehen über Geburts- und Sterbedatum meist der Name der Person, bemalt mit dunklen Kränzen aus Eichenlaub, Efeu oder Blumen. Das Beinhaus ist auf der Welt einzigartig, da dort die Gebeine ganzer Generationen vollständig aufbewahrt werden.
Für mich ein faszinierender Ort, zumal angeblich die Verwandten die Schädel der exhumierten Toten (auf dem kleinen Friedhof am engen Seeufer ist nur wenig Platz) zum Bemalen an langen Winterabenden bekommen.
Viele Grüße
Hans-Arnold
Danke für den Hinweis! Leider war ich noch nie dort, aber hab schon interessante Fotos gesehen. Das ist auf jeden Fall mein Beuteshema!