Weihnachten naht und obwohl die Bilder der Wüste Negev so gar nicht an die Weihnachtsbilder unseres Kulturkreises erinnert, ist der Ort, den ich heute zeige, nur knapp 10 Kilometer von Bethlehem entfernt. Der legendäre König Herodes hat hier gelebt, der Herodes, den vermutlich viele aus dem Matthäusevangelium als den Kindermörder von Bethlehem kennen. Herodium ist eins meiner Sightseeing-Tipps für Israel und eine der Top Sehenswürdigkeiten in der Nähe von Jerusalem.
König Herodes der Große (ca. 73 v. Ch. – 4 v. Ch.) war ein Statthalter von Galiläa und später der römischer König von Judäa. Herodes war kein Jude, er stammt aus einer idumäischen Familie ab. Er pflegte jedoch das Judentum und befolgte strikt alle Regeln der Religion, um als Herrscher akzeptiert zu werden. Am Ende seines Lebens wurde ihm seine Herkunft zum Vorwurf gemacht, denn laut der Tora darf ein jüdischer König nur aus einem jüdischen Geschlecht kommen.
Herodes war der Erbauer des zweiten Israelischen Tempels in Jerusalem, von dem heute noch Überreste in Form der Klagemauer bestehen. Seine Bauwerke waren monumental, bis heute gilt er als einer der größten Bauherren der Geschichte. Zuerst vom Volk verehrt, viel er später als „römische Marionette“ in Ungnade.
Verschwörungen und Intrigen begleiteten sein Leben. Er ließ seine Ehefrau und seinen Schwager ermorden, später auch zwei seiner Söhne. Nur den Kindermord, für den er bis heute bekannt ist, hat er vermutlich nicht veranlasst. Jesus wurde während der ersten römischen Volkszählung geboren, diese fand aber erst 10 Jahre nach dem Tod von Herodes, daher ist es unwahrscheinlich, dass Herodes wirklich derjenige ist, der die Kinder von Judäa töten ließ.
Herodes war einer der mächtigsten und produktivsten Bauherren Israels. Zwischen Jerusalem und Bethlehem, keine 10 Km von beiden Orten entfernt, findet man die Ruinen eines seiner Paläste, vom Herodium. Der Hügel, auf dem der Palast errichtet wurde, ist künstlich aufgeschüttet, seinerzeit sollte er sowohl von Jerusalem als auch von Bethlehem sichtbar sein. Am Fuße des Hügels befindet sich ein zweiter Palast von Herodes, das Lower Herodium. Daneben sieht man die Überreste von drei byzantinischen Kirche, die zwischen der zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts und der zweiten Hälfte des 6. Jhdts. nach Christus erbaut wurden.
Der römische Chronist Flavius Josephus beschreibt in seinen Berichten über das Begräbnis von Herodes auf dem Herodium. Das Begräbnis fand dort statt, das Rätsel, wo sich das Grab von Herodes befindet, ist aber bis heute ungelöst.
Archäologische Ausgrabungen am Hügel begannen 1950, sie finden bis heute statt, daher sind einige Stellen der Anlage nicht zugänglich. Der berühmte israelische Archäologe Ehud Netzer gab an, dass er das Grab von Herodes am Fuße des Berges gefunden hat, zwischen der Festung auf dem Berg und dem unteren Palast, Lower Herodium. Netzer fand dort Bruchstücke eines monumentalen roten Sarkophags aus Kalkstein, jedoch keinerlei Inschriften, die beweisen könnten, dass Herodes wirklich dort begraben ist. Der Sarkophag war in viele kleine Teile zerschlagen, absichtlich zerstört, man sah deutlich die Spuren von Hämmern. Auch das könnte ein Hinweis auf das Grab von Herodes sein, denn zu seinen Lebzeiten war er zwar ein gefeierter Herrscher, als er starb war er verhasst. Der Sarkophag wurde schon ca. 70 Jahre nach Herodes Tod zertrümmert, vermutlich während des jüdischen Aufstandes gegen die römische Besatzung.
Die Festung auf dem Berg und der Palast am Fuße des Berges sind durch eine Vielzahl labyrinthisch angelegter unterirdischer Gänge verbunden, viele davon sind noch unentdeckt. Schon während der Lebzeiten von Herodes sollen jüdische Rebellen, die gegen die römische Herrschaft kämpften, sich dort versteckt haben. Mehrere Aufstände gegen das römische Reich sollen gerade im Herodium geplant gewesen sein.
Die Behauptung, dass das Grab von Herodes sich im Herodium befindet, ist nicht unumstritten. Sowohl Bethlehem als auch Herodium liegen in der Westbank, im palästinensischen Gebiet. Israelis suchen verstärkt nach Beweisen der Existenz von jüdischem Leben in palästinensischen Gebieten, um ihren Anspruch darauf geltend zu machen. Palästinenser bestreiten das, sie halten die Existenz von Herodes für eine Legende.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Herodium nicht zu erreichen, man kann aber ein Taxi oder eine organisierte Tour nutzen. Wir haben von Behtlehem ein Taxi genommen, der Taxifahrer wartet während der Besichtigung, eine ca. 1,5-stündige Tour hat ca. 40 € gekostet.
Mehr Tipps für Israel:
Wow! Ach ja, frohe Weihnachten und alles Gute für das Jahr 2016! 😉
Das wünsche ich Euch ebenfalls!
das ist sowas von toll. wie gerne würde ich das mit eigenen augen sehen!
liebe grüße!
Toll, würde ich auch gerne mal sehen!
Das war mir alles ziemlich neu, was ich heute hier gelesen habe. Und eigentlich gemein, dass man ihm auch noch die Kindsmorde angehängt hat. Er schien zwar geschichtlich eher grausam gewesen zu sein, aber seinen Sarg mit Absicht zu zertrümmern finde ich auch irgendwie sehr traurig.
Danke fürs mitnehmen auf die Reise,
Ela
Wunderschöne Fotos, ich mag ja Ruinen sehr gern, die enorme Geschichte geschrieben haben. LG Romy