Mitten in Thüringen, zwischen Ilmenau und Rudolstadt findet man diese imposante Klosterruine Paulinzella. Es ist eins der bedeutendsten romanischen Bauwerke in Deutschland. Gegründet 1102 als kleine Einsiedelei, wurde Paulinzella 1106 vom Papst Paschalis II zum Kloster geweiht.
Paulinzella ist eine ehemalige Benediktinerinnenabtei, gegründet von der sächsischen Adligen Paulina (ca. 1067-1107), aus dem Geschlecht Kefernburg-Schwarzburg. Sie wurde sehr früh zwei Mal Witwe. Nach den Schicksalsschlägen war es ihr Wunsch, sich von der Welt zurückzuziehen und mit einigen Gefährtinnen als Einsiedlerin im Thüringer Wald zu leben.
Warum das Kloster ausgerechnet an der Stelle gegründet wurde, darüber gibt es nur eine Legende. Angeblich verirrte sich Paulina und ihre Gefährtinnen in den Wäldern um Rottenbach und fanden in einer Waldhütte ein Obdach. Nachts erschien ihr Maria, die Mutter Gottes und bat Paulina, ihr in den Wald zu folgen. Das tat sie und an einer Stelle wurden die Stämme der alten Bäume zu Säulen aus Stein. Sie sah eine imposante Kathedrale und hörte Chorgesang.
Seit dem Erlebnis stand es für sie fest, dass das Kloster an der Stelle erbaut werden soll. Die Klöster Hirsau und St. Blasien dienten hier als Vorbild, beide hat Paulina während ihrer Reisen besucht. Den ersten Abt wollte Paulina persönlich abholen, doch sie verstarb auf der Reise. Ihre Gebeine wurden nach Paulinzella überführt und dort beerdigt.
Paulinzella war ein gemischtes Benediktinerkonvent, wo sowohl Mönche als auch Nonnen lebten. Die Mönche waren für Meditation und später für Kultur und Bildung zuständig. Paulinzella entwickelte sich zum geistigen Zentrum. Die waren Nonnen hauptsächlich in der Krankenpflege und der Seelsorge tätig.
Während der Bauernkriege Mitte des 16. Jahrhundert wurde das Kloster geplündert, später, nach der Reformation 1534 verlassen. Seit dem verfiel es und wurde als Steinbruch benutzt. Die Ländereien fielen an den Grafen Günter von Schwarzburg (1499-1552). Das neben dem Kloster im 17. Jahrhundert erbaute Jagdschloss gehörte dem Grafengeschlecht von Schwarzburg-Rudolstadt. Vermutlich wurden auch zahlreiche Steine des Klosters zum Bau des Jagdschlosses genutzt.
„Einsam stehn des öden Tempels Säulen,
Efeu rankt am unverschlossenem Tor.
Sang und Klang verstummt, des Uhus heulen
Schallet nun im eingestürztem Chor.
Weg sind Prunk und alle Herrlichkeiten,
schon enteilt im langen Storm der Zeit
Bischofsring und Siegel, Ring und Stab
in der Vorwelt ewig offenes Grab.
Nichts ist bleibend, alles eilt von hinnen,
Jammer und erhörter Liebe Glück;
unser Streben, unser Hoffen, Sinnen
wichtig nur für einen Augenblick.
Was im Lenz wir liebevoll umfassen,
sehen wir im Herbste schon verblassen
und der Schöpfung altes Meisterstück
sinkt veraltet in den Staub zurück.“
A. E. Hermann
In der Romantik haben Ruinen ein Revival erlebt und gehörten zu beliebten Zielen der Künstler. Schiller besuchte die Ruine Paulinzella – angeblich wurde ihm hier die Vergänglichkeit von Allem bewusst. Das obere Gedicht aus dem Gästebuch des Jagdschlosses Paulinzella, wurde lange Zeit Schiller zugeschrieben, lt. Wikipedia stammt es aber vom Lokaldichter A. E. Hermann. Auch Goethe war von der mystischen Klosterruine fasziniert und verbrachte angeblich seinen 68. Geburtstag hier.
Wunderbare Bilder und ein wunderbares Gedicht von A.E.Hermann … "Was im Lenz wir liebevoll umfassen,
sehen wir im Herbste schon verblassen
und der Schöpfung altes Meisterstück
sinkt veraltet in den Staub zurück." Love, cat.
Wunderbare Bilder, und ich habe auf der Karte gesehen, dass es eigentlich gar nicht allzu weit von mir entfernt ist. In Thüringen gibt es ja so viele schöne alte Gemäuer. Ich habe mir die Klosterruine gleich mal vorgemerkt, denn die wäre wirklich einen Ausflug wert. Danke für deinen tollen Bericht.
Liebe Grüße
Susanne
Hallo Maegwin,
das ist sehr imposant und erinnert mich an Villers-la-ville bei Brüssel, wo ich in den 1980er Jahren gewesen bin. Ich meine nur, dass villers-la-ville noch höher wirkt, weil das Kloster im Stil der Gotik gebaut ist. Ebenso hat mich bei uns das Kloster Heisterbach im Siebengebirge sehr fasziniert, wo die Ruinen aber eher klein sind.
Gruß Dieter
Das Gedicht hat mir auch sehr gut gefallen.
Ohja, in der Gegend hab ich sehr viele alte Steine entdeckt, da kommen noch einige Posts. So viele Klöster, Burgen und Sagen….
LG
Ich werde die beiden gleich auf meine to-see-Liste setzen.
Liebste Maegwin,
da hast du wieder einen hochinteressanten und wunderschönen Ort mit Geschichte aufgetan – sehr sehenswert!!!
Ganz herzliche November-Anfangs-Rostrosengrüße
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von der Traude
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Interessante Gründungsgeschichte und schade, daß nach der Reformation keine neue Nutzung gefunden werden konnte. Andererseits, toll daß überhaupt noch was steht, nachdem das Kloster jahrhundertelang als Steinbruch diente.
Ich finde vor allem das zweite Bild von oben wunderschön und frage mich ein ganz klein wenig, ob Maria dort immer noch im Wald erscheint.
Liebe Maegwin,
wieder etwas erfahren, was mich sehr, sehr freut! Tolle Fotos, wie immer! Danke und eine wundervolle Zeit
Elisabeth