Während des Besuchs in Bückeburg lag auch Minden auf meinem Weg. Doch welche Sehenswürdigkeit sollte man in Minden besuchen? Einen interessanten alten Friedhof habe ich entdeckt. In den 50-er Jahren wurde auf dem Friedhofsgelände ein botanischer Garten angelegt, daher kann man nicht nur einige interessante Gräber anschauen, sondern auch einen sehr abwechslungsreichen Baum- und Pflanzenbestand erkunden.
1808 gegründet, wurde der Friedhof ca. 100 Jahre als Begräbnisstätte genutzt. Der Friedhof liegt etwas außerhalb der städtischen Festungsmauer, da die damalige preußische Regierung ein Gesetz erlassen hat, dass es keine Beerdigungen innerhalb der Stadt erlaubt. Minden war damals unter französischen Besatzung und als in Frankreich aus hygienischen Gründen die Friedhöfe außerhalb der Städte angelegt wurden, musste die Preußen es übernehmen.
Während ich keine bekannten Bürger von Minden kenne, erkannte mein Kollege, mit dem ich unterwegs war, gleich das erste Grab. Gustav Bruns war der Sohn des Gründers des Mindener Verlagshauses J. C. C. Bruns (Johann Christian Conrad Bruhns). Mir waren sowohl der Verleger als auch das Verlagshaus unbekannt, aber schon am nächsten Tag versorgte mich mein Kollege mit den notwendigen Informationen.
Hier ein Auszug aus Wilhelm Koschs „Deutsches Literaturlexikon“, 1927:
„Bruns, J.C.C., Verlag zu Minden in Westfalen, gegründet 1880, hat sich in erster Linie die Verbreitung der modernen Klassiker der Weltliteratur zum Ziel gesetzt. Als erster hat er die Werke der großen Franzosen Flaubert und Baudelaire in deutschen Gesamtausgaben herausgebracht und sich für Gide, Régnier und Rachilde eingesetzt. Edgar Allan Poes Gesamtschaffen ist eine prachtvolle Ausgabe gewidmet; Amerika ist auch noch durch Emerson und Whitman vertreten. Ein großer Teil der Werke von Wilde und über Wilde sind hier erschienen und werden gegenwärtig zu einer einheitlich gestalteten Ausgabe zusammengefasst; Meredith liegt in mehreren Bänden vor, ebenso H.G. Wells. Multatulis Schaffen und Wirken wurden durch den Brunsschen Verlag in Deutschland bekannt gemacht. Entsprechend ihrer Bedeutung in neuerer Zeit ist auch der östlichen Literatur ein weiter Raum gegeben: Dostojewsky (!) ist mit zehn Bänden vertreten und Tolstoi mit einem Brevier, das die Ideen seines Lebenswerkes klar herausschält. Das letzte ist erschienen in der Sammlung „Weisheit der Völker“. Eine weitere Sammlung bringt unter dem Titel „Auf silbernen Saiten“ je eine Auswahl aus der Lyrik unserer deutschen Meister in Einzelbändchen. Besonders charakteristisch für den Verlag J.C.C. Bruns ist die Reihe „Meisterwerke der Weltliteratur“. Die bereits 43 Bände zählt. Ein Monumentalwerk unsere Menschengeschichte stellen die acht Bände von Moeller van den Brucks Arbeit „Die Deutschen“ dar. Storm und Keller, sowie den Meistern der deutschen Novelle und denen des deutschen Humors sind mehrbändige einheitliche Ausgaben gewidmet. Außerdem bringt der Verlag das gesamte lyrische und epische Schaffen des Dichters Max Bruns heraus.“
Falls Ihr mal zufällig Minden besuchen solltet, schlendert doch eine Runde über diese wunderschöne Parkanlage. Selten habe ich Friedhöfe gesehen, die von so stimmungsvoll sind. Es gibt zwar nur noch relativ wenige alte Gräber dort, die Flora ergänzt diese aber perfekt.
Hallo, der eine Baum mit dem Schlangen-Ast ist ja klasse, mit dem hätte ich wohl meine Speicherkarte gefüllt. Falls du mal nach Nürnberg kommst, musst Du unbedingt den Johannis Friedhof besuchen, der ist richtig schön.
LG, Rainer
Irgendwann verstecke ich mich in dein Kofferraum und mitfährst. Du findest alle die besten Orten 🙂
wo du immer diese friedhöfe ausfindig machst!
liebe gruesse!
Wieder ein ganz besonderer, schöner Bericht. Ich liebe deine Fotoserien von alten Gemäuern und Friedhöfen.
Ein Friedhof, der gleichzeitig Botanischer Garten ist … eine bessere Kombination kann es kaum geben 🙂