Dass ich Caspar David Friedrich vergöttere, habe ich schon mehrfach erwähnt, daher pilgere ich sehr gerne zu Orten, die von ihm gemalt wurden. Die Bilder seiner Ruinenromantik sind mir natürlich die Liebsten!

Letztes Wochenende habe ich wieder einen Trip auf den Spuren des grandiosen Malers unternommen, heute seht Ihr den Höhepunkt: Klosterruine Oybin.

Die Klosterruine liegt im südöstlichsten Zipfel von Sachsen, bei Zittau, nur jeweils 10 Km von der polnischen und von der tschechischen Grenze entfernt. Ich war aber in keinem der beiden Länder zum Einkaufen, so ein Wochenende ist einfach zu kurz, da muss frau auf Shopping verzichten.
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus

Auf dem Oybiner Berg findet man nicht nur eine Klosterruine, sondern auch eine Burgruine. Wenn man etwas Umweg in Kauf nehmen möchte, kann man einen schmalen Pfad durch die Ritterschlucht nehmen, ein sehr reizvoller und etwas unheimlicher Pfad, von beiden Seiten von hohem Sandstein umsäumt.

Es gibt viele Sagen, die von einem geheimen Gang zur Burg Oybin erzählen, vor sieben Jahren haben Archäologen ihn wirklich entdeckt. Man kann ihn aber nur mit einem erfahrenen Führer erklimmen und sollte etwas Übung im Klettern haben.

Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Die Burg Oybin wurde im 13. Jahrhundert errichtet, es wird aber vermutet, dass es auf dem Berg schon vor der Errichtung der Burg slavische Siedlungen gab. 1364 baute Kaiser Karl IV seinen Alterssitz auf dem Berg Oybin, die Burg wurde daher enorm ausgebaut (das ist der Karl, nach dem die Karlsbrücke in Prag benannt wurde). Während der Hussitenkriege im 15. Jahrhundert wurde auf der Burg Oybin ein Teil des Prager Domschatzes des Veitsdoms versteckt.
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Mit dem Bau der gotischen Kirche wurde im Jahre 1366 begonnen und Kaiser Karl stiftete sie nach der Vollendung dem Orden der Cölestiner. Übrigens, Philipp der Schöne, der König, der den Templerorden vernichten ließ, war ein großer Förderer der Cölestiner.
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Während der Reformation wurde sowohl das Kloster als auch die Burg verlassen und der Verfall begann.
Erst die Maler der Romantik, unter anderem Caspar David Friedrich und Carl Gustav Carus haben die Ruinen wiederentdeckt und sie in stimmungsvoll-düsteren Bildern verewigt.
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Auf dem Berg Oybin spielt auch eine Sage, die auch später von den Brüdern Grimm aufgegriffen wurde. Sie erzählt von einem lüsternen Mönch und einer Jungfrau, die vor ihm geflohen ist. Als sie keinen Ausweg mehr sah, musste sie entscheiden, ob sie ihr Leben oder ihre Jungfräulichkeit opfern möchte und hat sie sich von einem Felsen gestürzt. Zum Entsetzen des Mönchs überlebte sie den Sturz unbeschadet.

Brüder Grimm

Der Jungfernsprung

In der Lausitz unfern der böhmischen Grenze ragt ein steiler Felsen, Oybin genannt, hervor, auf dem man den Jungfernsprung zu zeigen und davon zu erzählen pflegt: Vorzeiten sei eine Jungfrau in das jetzt zertrümmerte Bergkloster zum Besuch gekommen. Ein Bruder sollte sie herumführen und ihr die Gänge und Wunder der Felsengegend zeigen; da weckte ihre Schönheit sündhafte Lust in ihm, und sträflich streckte er seine Arme nach ihr aus. Sie aber floh und flüchtete, von dem Mönche verfolgt, den verschlungenen Pfad entlang; plötzlich stand sie vor einer tiefen Kluft des Berges und sprang keusch und mutig in den Abgrund. Engel des Herrn faßten und trugen sie sanft ohne einigen Schaden hinab.
Andere behaupten: Ein Jäger habe auf dem Oybin ein schönes Bauermädchen wandeln sehen und sei auf sie losgeeilt. Wie ein gejagtes Reh stürzte sie durch die Felsengänge, die Schlucht öffnete sich vor ihren Augen, und sie sprang unversehrt nieder bis auf den Boden.
Noch andere berichten: Es habe ein rasches Mädchen mit ihren Gespielinnen gewettet, über die Kluft wegzuspringen. Im Sprung aber glitschte ihr Fuß aus dem glatten Pantoffel, und sie wäre zerschmettert worden, wo sie nicht glücklicherweise ihr Reifrock allenthalben geschützt und ganz sanft bis in die Tiefe hinuntergebracht hätte.
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Weitere Versionen der Sage findet Ihr *hier*. Oybin hat schon eine Menge zu bieten: einen versteckten Schatz, Geheimgänge, mutige Jungfrauen und lüsterne Mönche.
Und nun genießt die einmaligen düster-geheimnisvollen Bilder der Romantiker!
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Klosterruine Oybin Caspar David Friedrich Gustav Carus
Carl Gustav Carus „Friedhof auf dem Oybin“ (Privatfotografie) 
Deutschland hat so viel Interessantes zu bieten! Wenn Ihr mal in der Gegend seid, dann solltet Ihr unbedingt diese Ruine besuchen.

Erstellt am Juni 22, 2013

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9 Antworten zu “Klosterruine Oybin – auch bei Caspar David Friedrich zu sehen”

  1. Emilia sagt:

    Das sind einmal wieder wunderschöne und traumhafte Bilder von dir. Vielen Dank dafür. Ich liebe auch deine Hintergrundinformationen zu den Burgen/Schlössern etc.
    Mir war CDF zwar ein Begriff, aber ich musste mir jetzt erst einmal ansehen was er denn überhaupt alles gemalt hatte – und es sind wirklich traumhaft schöne Bilder.

  2. Ucki sagt:

    Liebe Maegwin
    Das War schon lohnenswert diesen Ort zu erkunden, um den sich so dramatische Geschichten ranken. Mir gefallen die Bilder der Romantiker richtig gut!
    LG
    Ucki

  3. Kurt Adamek sagt:

    Wieder einma perfekt.Es lohnt sich Euch in die Welt zu schicken.

  4. Wieder ein wunderschöner Bericht, mit wunderschönen Bildern. <3

  5. Lli Lian sagt:

    Ich konnte nicht anders, bei deinem Bericht und den wunderschönen Bildern, kam mir irgendwie das Ambiente von "Prinzessin Fantaghiro" in den Sinn. Gerade der schmale Pfad durch die Schlucht erinnerte mich sehr daran. Ich habe diesen Bericht wieder mit großem Interesse gelesen. 😉 Vielleicht verirrst du dich ja doch mal in meine Gegend, hier gibt es ja auch allerhand alte Steine. Da könnte ich dir so einiges zeigen. GlG Llil

  6. Carolina sagt:

    You better believe that Germany has interesting things to offer. I find all magical, exciting and mysterious and your pics here are marvelous! have a great day, lovely lady.

  7. Ach, es gibt so viel Dinge die ich gern sehen würde, vor allem wenn ich hier in Deinem Blog herumklicke, mir fehlt nur noch der Sponsor damit ich das immer machen kann! 😀

    Tolle Bilder, wie immer!

  8. Hartmut Liebe sagt:

    Wenngleich ich als „blinder Passagier“ gern mit Ihnen wandere, so sind die Berichte so interessant, dass ich gleich mitwandern möchte. Die Hintergrundinformationen sind hilfreich und regen zu weiteren Recherschen an. So lerne ich Gegenden kennen, die ich wahrscheinlich nun nicht mehr erwandern kann, bin aber mit dem Herzen dabei uund freue mich über jede gute Geschichte..

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