*Pressereise*

Das heutige Saarland gehörte einst zu Gallien und war keltisch. Um 50 v. Ch. wurde Gallien von Julius Cäsar erobert. Seitdem gehörte das Saarland, wie auch z.B. Metz und Trier, römischen Provinz Beglica. Noch heute findet man im Saarland viele Orte, die an die römische Antike erinnern. Im heutigen Beitrag nehme ich Euch mit auf eine Reise auf den Spuren der Römer im Saarland – in Saarbrücken und im Bliesgau, denn hier gibt es viele antike Ausflugsziele.

Mithräum in Saarbrücken, Mithrastempel im Saarland, Römer im Saarland.
Der Mithrastempel gehört zu den geheimnisvollsten Orten der römischen Antike im Saarland – die Anhänger des Mithras versammelten sich in Wäldern und Höhlen, um ihre Rituale zu feiern.

Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken

Um einen ersten Einblick vom Leben der Römer im Saarland zu bekommen, ist das Museum für Vor- und Frühgeschichte ideal. Ein archäologisches Museum ist für Laien nur dann spannend, wenn die gezeigten Exponate Geschichten erzählen. Im Saarbrücker Museum für Vor- und Frühgeschichte habe ich sehr viel Interessantes über das Leben und die Bräuche der Antike erfahren, vor allem aus der Römerzeit, aber auch aus der Epoche der Kelten. 

Können antike Grabfunde oder römische Statuen interessant sein? Ja, sehr, denn die Exponate im Saarländischen Museum für Vor- und Frühgeschichte sind nicht nur schön anzusehen, sondern erzählen auch eine Menge verschiedener Geschichten aus der Antike.

Die Kelten im Saarland – Grab einer keltischen Fürstin

Grabfunde sind immer spannend, für mich, aber noch mehr für die Archäologen. Besonders interessant fand ich das Grab einer (vermutlich) keltischen Fürstin, ca. 400 – 370 v. Chr.. Es wurde es in Reinheim, unweit von Saarbrücken entdeckt. Ob es sich tatsächlich um ein keltisches Fürstinnengrab handelt, ist nicht gesichert. Es ist jedoch das Grab einer Keltin und die Grabbeigaben waren so kostbar und zahlreich, dass sie nur mit Fürstengräbern vergleichbar sind. Das Grab enthielt Bernsteinschmuck aus dem Ostseeraum, einen Bernsteinstab, zwei Anhänger mit nackten Männern, eine Fibel mit der Darstellung des Gottes Pans und Goldarmbänder mit behelmten Frauen. Wie in den meisten keltischen Gräbern wurde auch im Grab der Keltenfürstin Geschirr gefunden, so dass die Verstorbenen für die Reise nach dem Tod mit Essgeschirr ausgestattet waren.

Die Grabbeigaben der keltischen Fürstin von Rheinheim waren kostbar und zahlreich.

Mehr keltische Grabfunde

Interessant finde ich auch, dass Waffen zwar oft als Grabbeigaben gefunden werden, diese aber zuvor unbrauchbar gemacht wurden. Erwähnenswert sind die keltischen Münzen. Die Kelten prägten die ersten Münzen in der Region. Diese Münzen ähnelten den römischen Münzen, hatten aber phantasievolle Inschriften und Bilder. Die Kelten kopierten die römischen Münzen, wahrscheinlich ohne deren Bedeutung zu kennen.

Nach den Kelten kamen die Römer

Die Römer eroberten die keltischen Gebiete, waren aber zumindest im Saarland sehr tolerant. Die Kelten lebten in römischen Siedlungen und durften vermutlich auch ihre Religion ausüben. Die Art und Weise, wie die Römer versuchten, die Akzeptanz der Kelten zu erreichen, wird im Museum sehr anschaulich dargestellt. Der römische Gott Merkur, der Gott der Händler und Reisenden, wurde dafür gerne benutzt. Es gibt eine Skulptur von Merkur in keltischer Kleidung. Spannender finde ich aber die Darstellung von Merkur mit der keltischen Fruchtbarkeitsgöttin Rosmerta als Ehefrau. Das war die römische Taktik, um die Kelten zu assimilieren, mit Liebe geht es besser als mit Krieg.

Um die Kelten zu assimilieren, mussten die römischen Götter helfen – links: Merkur mit keltischer Kleidung, rechts: Merkur mit Ehefrau, der keltischen Fruchtbarkeitsgöttin Rosmerta.

Römische Bestattungen

Von den Toten erfahren die Archäologen oft unglaublich viel über das Leben, natürlich auch aus den römischen Gräbern. Bei den Römern war die Brandbestattung weit verbreitet, Grabbeigaben waren daher eher spärlich. Dafür waren die Urnen und Grabsteine besonders wertvoll. Parfüm- und Ölflaschen wurden den Toten mit ins Grab gegeben und für die Kinder gab es eigens angefertigtes Spielzeug. All diese Gegenstände sind heute im Museum zu bewundern.

Leben der Römer

Natürlich erfährt man im Museum für Vor- und Frühgeschichte nicht nur etwas über den Tod, sondern auch viel über das Leben der Römer. Neben Alltagsgegenständen sind auch Mosaike und Wandmalereien zu sehen. Landwirtschaft und Spiele spielten im Leben der Römer eine große Rolle. Die römischen Funde im Saarland zeugen von einer stark landwirtschaftlich geprägten Region, die römischen Städte wie Trier und Metz wurden aus dem Saarland mit Lebensmitteln versorgt. Sehr interessant fand ich die Wandmalereien mit Gladiatorenkämpfen. Auf einem Bild im Museum kann man sehen, dass vor den offiziellen Kämpfen kleinwüchsige Menschen zur Belustigung des Publikums in die Arena geschickt wurden.

Römische Zeichnungen von Kleinwüchsigen in der Arena - Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken; Römer im Saarland
Kleinwüchsige Menschen dienten in der römischen Arena zur Belustigung.

Und welches ist das älteste Exponat des Museums?

Das älteste Objekt im Museum ist weder römisch noch keltisch, sondern hunderttausende Jahre älter. Das älteste Ausstellungsstück ist über 200.000 Jahre alt. Im Museum für Vor- und Frühgeschichte kann man einen alten Faustkeil bewundern, der etwa 200.000 bis 300.000 vor Christus hergestellt wurde. Ein Faustkeil aus dieser Zeit gehört zu den allerersten Werkzeugen, die es auf der Erde gegeben hat. Er ist der erste Beleg für die Anwesenheit des Menschen im Saarland.

Museum für Vor- und Frühgeschichte Saarbrücken
Schlossplatz 16, 66119 Saarbrücken
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10.00 – 18.00 Uhr, Mittwoch bis 20.00 Uhr

Mithrasheiligtum in Saarbrücken 

Im Wald am Stadtrand von Saarbrücken befindet sich ein besonders geheimnisvoller Ort aus der römischen Antike, ein Mithras-Heiligtum. Der Mithraskult war eine antike Sekte. Die Mithrasanhänger verehrten nicht die bekannten römischen Gottheiten, sondern den persischen Gott des Lichts, Mithras. In dieser Glaubensgemeinschaft waren nur Männer zugelassen, daher war der Mithraskult bei den römischen Legionären und auch in der Oberschicht sehr beliebt. Wie bei den Freimaurern mussten die Mithras-Jünger verschiedene Weihegrade durchlaufen.

Im Mittelalter zogen Eremiten in die Mithras-Höhle ein und der Ort wurde zu einem christlichen Wallfahrtsort. Die Existenz des Mithräums in Saarbrücken geriet in Vergessenheit, jahrhundertelang wusste man nichts von seiner Existenz. Erst als der Fürst Wilhelm von Nassau-Saarbrücken den Park des Schlosses Monplaisir erweitern wollte, stießen die Arbeiter auf die Mithrashöhlen.

Im Mithräum fanden sich Kultgefäße und Geschirr für rituelle Mahlzeiten, die heute im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken zu bewundern sind.

GPS-Koordinaten: 49.217122, 7.019994 

Unweit von Saarbrücken, in französischem Metz könnt Ihr im Stadtmuseum ein Mithrasheiligtum sehen.

Römermuseum Schwarzenacker bei Homburg

Der Besuch im Römermuseum Schwarzenacker begann für mich mit einer großen Überraschung. Denn ich hatte viele alte Steine erwartet, doch zuerst traf ich auf eine verspielte Barockvilla mit einem symmetrisch angelegten Barockgarten… wie unrömisch. Aber in der Barockvilla kann man die Eintrittskarten für das Museum kaufen und im Barockgarten findet man schon die ersten Hinweise auf die Römer. Am Eingang stehen große steinerne Pinienzapfen, die im alten Rom das ewige Leben symbolisierten. Sie wurden auf dem Friedhof gefunden.

Römermuseum Schwarzenacker im Barocken Herrenhaus
Barockes Herrenhaus und römisches Freilichtmuseum – in Homburg-Schwarzenacker findet man beides. Die Pinienzapfen stammen aus der Antike und symbolisieren das ewige Leben.

Schwarzenacker – einst eine römische Großstadt

Unter der Ortschaft Schwarzenacker liegt eine antike Metropole. Vor 2000 Jahren lebten hier etwa 2500 Menschen auf einer Fläche von 25 bis 30 Hektar. Für damalige Verhältnisse war dies eine Großstadt. Bereits im 15. Jahrhundert entdeckten die Zisterziensermönche von Wörschweiler beim Pflügen die römische Siedlung – auf dem Acker waren noch die schwarzen Brandspuren zu sehen – und sie gaben ihr den Namen „Schwarzenacker“. Schon damals schrieben die Mönche in ihrer Chronik, dass sie auf eine römische Siedlung „so groß wie Worms“ gestoßen seien. Ausgegraben wurde die Siedlung damals allerdings nicht. Im Laufe der Jahrhunderte wurden aber immer wieder antike Funde in Schwarzenacker gemacht. Der antike Name der römischen Siedlung ist bis heute unbekannt, daher ist das mittelalterliche „Schwarzenacker“ geblieben.

Aber nicht nur römische Funde wurden hier gemacht, denn schon vor den Römern siedelten hier die Kelten. Die Römer übernahmen die Lage und die Infrastruktur der und bauten sie aus. Kelten und Römer sollen hier in Frieden und Wohlstand zusammengelebt haben. Die keltische Adelsschicht wurde in die römische Herrschaft integriert. Erst 275 n. Chr. wurde die Siedlung von Germanen überfallen, geplündert und niedergebrannt.

Römermuseum Schwarzenacker erkunden

Nur ein kleiner Teil der Siedlung wurde ausgegraben und ist heute als Freilichtmuseum erlebbar. Ganze Straßenzüge sind noch sehr gut erhalten, man sieht die Grundmauern, die Bürgersteige, die Kanalisation – die gesamte römische Infrastruktur. Einige Gebäude wurden rekonstruiert, um den römischen Alltag zu veranschaulichen. Dass das römische Leben hier so greifbar ist, hat mich am meisten fasziniert.

Wusstet ihr, dass die Römer im Saarland in Reihenhäusern wohnten? In Schwarzenacker ist eine römische Häuserzeile nachgebaut, nicht nur das Haus, sondern auch die Raumaufteilung ist erlebbar. Die Häuser waren mit Wandmalereien geschmückt, Mosaike wurden hier allerdings nicht gefunden. Die Römer hatten auch eine funktionierende Kanalisation mit gefiltertem Abwasser, London oder Hamburg hatten das erst im 19. Jahrhundert. Es hat mich begeistert, dass die Menschen in der Antike so komfortabel gelebt haben, sie hatten Fenster mit Glasscheiben, Fußbodenheizung, Kühltruhen, Backöfen und öffentliche Bäder. Alles war organisiert und standardisiert.

Schwarzenacker lag nur zwei Kilometer von der Kreuzung der Handelsstraßen Trier-Straßburg und Metz-Worms entfernt. Es war nicht nur ein belebter, sondern auch ein viel besuchter Ort. An einer Straßenkreuzung wurden die Grundmauern einer Herberge für Reisende gefunden. Direkt neben der Herberge befand sich eine Taverne, die heute rekonstruiert ist. Die Besucher können erleben, wie eine römische Taverne ausgesehen hat und wie man dort gespeist hat. Entlang der Straße sind noch die Spuren römischer Ochsenkarren zu sehen.

Museum zum ausprobieren

Das Römermuseum bietet eine Vielzahl von Aktionen für Groß und Klein. Für Kinder gibt es eine Schatzrallye, römische Spiele oder eine Geschichtswerkstatt. Aber auch Erwachsene können das Museum aus verschiedenen Perspektiven erleben, z.B. bei römischen Kochkursen oder Römerfesten.

Ausstellung Desiderias Hochzeit

Im Obergeschoss der Barockvilla kann man mehr über die Römer erfahren, denn dort befindet sich eine Ausstellung über die Hochzeitsbräuche der Antike. Am Beispiel der 14-jährigen Desideria und des 16-jährigen Severus erfährt man viel Interessantes aus dem römischen Alltag. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Frauen, deshalb fand ich diese Ausstellung besonders interessant. Neben Verlobungs- und Heiratsbräuchen erfährt man auch viel über Kleidung, Kosmetik und römische Hochzeitsmahlzeiten. Schminktische für Make-up, Rouge und Lidschatten sind hier zu sehen. Puder wurde aus Kreide oder Bleiweiß hergestellt, Rouge aus Rötel oder Ocker und Lidschatten aus Malachit oder Lapislazuli. Als Kajalstift benutzten die Römerinnen geriebene Holzkohle. Die römischen Frisuren wirken manchmal wie Kunstwerke, so filigran und detailreich sind sie. Diese Ausstellung war ganz anders als die üblichen Legionäre, Waffen oder Grabfunde. Der Alltag und die Bedürfnisse der Frauen aus der römischen Oberschicht wurden hier sehr anschaulich dargestellt und mit Zitaten belegt.

Von den Römern zum Barock

In der Einleitung habe ich bereits erwähnt, dass man im Römermuseum von einem wunderschönen Barockensemble empfangen wird. Im Museumsgebäude kann man nicht nur römische und keltische Funde, sondern auch Barockgemälde bewundern. Im Herrenhaus befindet sich nicht nur die Eintrittskasse, sondern auch eine barocke Gemäldesammlung. Die Gemälde stammen aus den herzoglichen Schlössern Zweibrücken und Karlsberg und sind heute Leihgaben der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Ein Großteil der Bilder stammt aus dem nicht mehr existierenden Schloss Karlsberg. Das Barockschloss muss unglaublich prachtvoll gewesen sein, denn es wurde in Größe und Prunk oft mit dem Schloss von Versailles verglichen. Doch nur sechs Jahre nach seiner Fertigstellung brannte das Schloss vollständig ab und wurde nicht wieder aufgebaut.

Römermuseum Homburg-Schwarzenacker
Homburger Straße 38, 66424 Homburg-Schwarzenacker
Öffnungszeiten: April bis Oktober 09.00 bis 17.00 Uhr, am Wochenende bis 18.00 Uhr, März täglich 10.00 bis 16.00 Uhr. In den Wintermonaten November bis Februar ist das Museum geschlossen.

Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim 

Wenn man sich im Saarland auf die Spuren der Römer begibt, sollte man auch den Europäischen Kulturpark in Reinheim besuchen. Leider habe ich den Kulturpark nicht besucht, denn als ich Ende Juni 24 dort war, war der Park geschlossen. Das Hochwasser im Frühsommer hatte große Schäden angerichtet, so dass das Gelände und der archäologische Park erst wieder hergerichtet werden mussten.

Trotzdem hätte ich sehr gerne den keltisch-römischen Kulturpark besucht, schon um das Grab der Keltenfürstin zu sehen, deren Grabfunde ich im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken bewundert habe. Die römischen Speisen in der Taverne hätte ich bestimmt probiert. Besonders ist auch, dass der Archäologische Park grenzüberschreitend angelegt ist. Das über 700.000 m² große Gelände liegt sowohl in Deutschland als auch in Frankreich.

Jetzt ist der Park wieder geöffnet und kann besichtigt werden. Obwohl ich ihn nicht besucht habe, gehört er für mich in diesen Artikel.

Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim
Robert-Schuman-Str. 2, 66453 Gersheim-Reinheim
Öffnungszeiten: täglich 10.00 – 17.00 Uhr, Samstag und Sonntag bis 18.00 Uhr

* Die Spuren der Römer im Saarland habe ich im Rahmen einer gesponserten Pressereise besucht.

Erstellt am August 12, 2024

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2 Antworten zu “Römer im Saarland – Bliesgau auf den Spuren der Römer entdecken”

  1. Anette sagt:

    Ach, so ein Mist, dass der Kulturpark geschlossen war! Ich hoffe, du hast zu einem anderen Zeitpunkt mal die Gelegenheit, ihn zu besuchen, ist wirklich sehenswert!

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