*Bloggerreise*
Ich liebe Grenzstädte. Obwohl ich mitten in Deutschland wohne, bin ich ein großer Fan von Grenzregionen, denn wenn ich über die Grenze ohne Grenzkontrollen fahren kann, dann gibt mir das ein Gefühl von Freiheit. Bei meinem letzten Aufenthalt in Österreich habe ich direkt an der Grenze zu Deutschland gewohnt und natürlich die Grenzregion erkundet. Zwei historische Kleinstädte direkt an der deutschen Grenze möchte ich Euch heute vorstellen, beide sind sehr charmant, haben farbenfrohe Altstädte. tolle Restaurants und individuelle Geschäfte. Beide Städtchen liegen am Fluss Inn, der natürlichen Grenze zu Deutschland. Ich nehme Euch mit in die Barockstadt Schärding bei Passau und in die gotische Stadt Braunau am Inn.
Beide Städte haben mir so gut gefallen, weil sie gut erhaltene und farbenfrohe Altstädte haben. Das macht den besonderen Charm der kleinen historischen Städte aus. Die Innenstädte von Schärding und Braunau sind im Inn-Salzach-Stil erbaut, der in der Gegend sehr häufig zu finden ist.
Sowohl Schärding als auch Braunau haben fast 600 Jahre zu Bayern gehört, die Gegend wird bis heute „Das Bayern von Österreich“ genannt. Die Bayern werden nun bestimmt sagen, dass es kein Wunder ist, dass die Städte so schön sind. Vielleicht ist die Region deswegen eine Bierregion? Zwischen Schärding und Braunau findet man die größte Brauereidichte Österreichs. Es gibt sehr viele kleine und mittelständische Brauereien hier.
Schärding ist die lebendigste Kleinstadt, die ich kenne. Das liegt daran, dass Schärding weniger als 7000 Einwohner, aber etwa 50 Gaststätten hat. Besonders im Sommer ist hier an jeder Ecke etwas los, hier pulsiert das Leben. Attraktiv ist auch die mehr als 2 Kilometer lange Inn-Promenade, die zum Flanieren einlädt. Die Stadt bietet individuellen Einzelhandel mit vielen kleinen Geschäften und Boutiquen. An den Wochenenden kommen sehr viele Deutsche zum Shopping.
Die vielen bunten Barockhäuser machen den Stadtkern so attraktiv. Die Kaufmannshäuser sind in der ganzen Stadt zu finden, doch der Marktplatz wird von den schönsten und prachtvollsten Häusern umrundet. In Schärding habe ich gelernt, dass die bunten Farben der Kaufmannshäuser nicht nur schön sind, sondern auch eine Bedeutung haben. Die Häuser wurden einst mit verschiedenen Farben versehen, weil die Menschen nicht lesen konnten und die Farben gaben Hinweise, was man dort findet.
Grün waren die Gasthäuser, wo einst der Wein ausgeschenkt wurde und gelblich die Bierstuben, deswegen sind die Brauereien bis heute oft gelb gestrichen. Blau waren die Bäckereien und rötlich die Metzgereien. Braun waren die Häuser der Seiler und Lederer.
Vom Schärdinger Schloss ist heute nur noch der Schlosspark übrig, denn das Schloss oder eher Burg, wurde um 1800 von Napoleonischen Truppen zerstört. Der Park ist sehr gepflegt und nach historischem Vorbild angelegt. Es ist eine Naherholungsoase direkt am Inn. Da der Park etwas oberhalb des Inns liegt, hat man von dort einen wunderschönen Ausblick auf den Fluss, auf die alte Innbrücke und auf Schloss Neuhaus, das schon in Deutschland liegt.
Wie schon oben erwähnt, ist Schärding eine Genussstadt mit einer sehr großen Auswahl verschiedener Speiselokale. Hier kommen nur wenige Tipps, doch diese Lokale empfehle ich sehr gerne, denn die Speisen waren köstlich und das Ambiente sehr angenehm.
Das Bums’n ist eine Institution in Schärding, denn es ist das Brauhaus der Stadt. Das lokale, in Schärding gebraute Bier hat internationale Preise bekommen. Die Speisekarte vom Bums’n bietet deftige und traditionelle Gerichte, die zum Bier passen. Doch warum heißt das Wirtshaus „Bums’n“? Die Bierfässer wurden früher mit Kutschen angeliefert und wurden in den Keller gerollt. Beim Bremsen machten sie „Bums“ – so entstand der Name des Wirtshauses.
Wirtshaus zur Bums’n, Denisgasse 8 | A-4780 Schärding
Auf den ersten Blick dachte ich, dass das Seven ein Burgerladen wie viele andere ist. Doch die Speisekarte von Seven bietet sowohl hervorragende Burger, als auch andere Gerichte auf hohen Niveau. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Fusion-Kitchen, denn exotische Zutaten werden hier mit Klassikern kombiniert. Außerdem habe ich im Seven einen köstlichen Kaiserschmarrn gegessen.
Café-Restaurant-Bar Seven, Silberzeile 7, 4780 Schärding, Österreich
Eine Kaffeebar, ein Restaurant und eine Eisdiele – Barista bietet fast alles. Besonders beliebt sind die die ungewöhnlichen Getränkekreationen, das Frühstücksangebot und die gesunden Bowls. Hier haben wir köstliche alkoholfreie Cocktails mit Eis genossen.
Silberzeile 13, 4780 Schärding, Österreich
Die zwei Lokale BARista und Lachinger gehören zusammen und befinden sich im selben Gebäude. BARista hat sich jedoch auf die trendigen Speisen spezialisiert, während im Lachingers regionale Spezialitäten auf Finde-Dining-Niveau angeboten werden. Die Speisen waren köstlich und sehr ansprechend angerichtet. Am meisten begeistert hat mich aber, dass es vereinzelte traditionelle Speisen, die man heutzutage nur noch sehr selten findet. Ich habe Beuschel gewählt, das ist ein Ragout aus den Innereien vom Lamm.
Lachinger’s Kitchen & Wine, Silberzeile 13, 4780 Schärding, Österreich
Mitten in der Barock-Innenstadt von Schärding, in einem der ältesten Häuser der Stadt befindet sich das Stadthotel Schärding. Das modern eingerichtete Hotel bietet Komfort und ideale Ausgangslage für Erkundungen von Schärding. Besonders begeistert hat mich das Frühstück, denn die Auswahl der Speisen war sehr groß. Am besten waren die hausgemachten Brotaufstriche, sie waren individuell kreiert und köstlich.
Stadthotel Schärding
Kirchengasse 19, 4780 Schärding
Braunau ist in weiten Teilen eine gotische Stadt. Das ist sehr selten, denn im Zuge der Gegenreformation wurden viele Orte barockisiert und schmuckvoller gestaltet. Die Häuser aus der Zeit der Gotik erkennt man am Spitzgiebel, an kleinen Fenstern und vor allem durch Schlichtheit. Typisch für Braunau sind auch die schmalen mittelalterlichen Gassen.
An erster Stelle muss der Kirchturm von Braunau erwähnt werden, denn es ist der sechsthöchste Kirchturm von Österreich. Ein Aufstieg lohnt sich, denn von oben hat man einen wunderbaren Blick über die schöne Altstadt. Die Kirche stammt aus der Spätgotik, der Kirchturm ist jedoch aus dem 18. Jahrhundert. Weil ein Blitz den alten Turm zerstört hat, wurde der neue im Stil des Barocks gefertigt.
Die Stadtpfarrkirche von Braunau beherbergt einen seltenen Schatz, einen spätgotischen Flügelaltar. So alte Altäre sind heute eine Seltenheit, denn häufig wurden sie auseinandergenommen und die Figuren und Bilder wurden einzeln verwendet. Es gibt hier aber noch mehr kostbare Kunstwerke zu entdecken, z. B. 12 Seitenkapellen mit Barockaltären. Die spätgotische Kirche wurde Mitte des 15. Jahrhunderts erbaut. Dass die Stadt sehr reich war, sieht man an den Dimensionen der Kirche und des Kirchturmes. Wo gespart wurde, erkennt man erst während der Turmbesteigung. Denn als beim Bau der Kirche das Geld knapp wurde, wurden alte Grabsteine als Treppenstufen verbaut.
Eine legendäre Persönlichkeit von Braunau ist der Mann mit dem längsten Bart der Welt. Hans Steininger (um 1508-1567) ist keine Legende, es gab ihn wirklich und sein Grabmal befindet sich in der Stadtpfarrkirche. Er war Viehhändler und Stadthauptmann. So ein langer Bart kann eine Behinderung sein und auch Hans Steininger wurde sein Bart zum Verhängnis. Angeblich ist er über seinen Bart gestolpert und hat sich sein Genick gebrochen. An den berühmten Bürger der Stadt erinnert heut ein Epitaph an der Kirchenmauer. Im Bezirksmuseum von Braunau wird der Bart bis heute ausgestellt, seine Echtheit wurde mittels einer DNA-Analyse bestätigt.
Das Museum in der Herzogsburg ist mehr als ein Stadtmuseum, denn hier wird die Geschichte der Region erzählt. Schon Kelten und Römer hatten ihre Siedlungen hier und auch Mammutknochen wurden in der Nähe von Braunau gefunden. Das Highlight des Museums ist der oben erwähnte Bart des Hans Steininger.
Etwa seitlich vom Marktplatz kann man einige Häuser sehen, die noch im Original-Gotik-Zustand erhalten sind. In einem davon befindet sich heute der Kunstraum. An der Tür kann man eine Pest- oder Betteltür erkennen. Durch diese Öffnung wurden einst Pestkranke mit Lebensmitteln oder Medikamenten versorgt. Heute finden in dem Kunstraum wechselnde Ausstellungen statt, 3-mal im Jahr werden neue Künstler ausgestellt.
Seit fast 900 Jahren wird hier schon Brot gebacken, denn die Klosterbäckerei wurde 1125 gegründet. Die Klosterbäckerei ist natürlich so alt wie das Kloster, das auch 1125 gegründet wurde. Weil aber das Kloster dort erbaut wurde, wo einst eine Kaiserpfalz stand, kann man fast davon ausgehen, dass die Backtradition hier noch deutlich älter ist. Denn eine Kaiserpfalz muss natürlich mit Backwaren versorgt werden. Die Bäckerei im Kloster wurde lediglich 1125 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Als um 1800 während der napoleonischen Besatzung das Kloster aufgelöst wird, werden die Klostergebäude in ein Schloss und Gutshof umgebaut. Der Gutshof umfasst eine Bäckerei, Brauerei und Gärtnerei, die Backtradition wurde daher fortgesetzt. Vor dem II. Weltkrieg wurden die Schlossbesitzer enteignet und die Bäckerei wurde zu einer Großbäckerei umgewandelt und an die Bäckereifamilie Höllbacher vergeben, in deren Besitz die Bäckerei bis heute ist. Die älteste Bäckerei Österreichs ist seit 80 Jahren im Familienbesitz. Das Brot wird nach Traditionsrezepten gebacken, der Sauerteig wird seit 50 Jahren genutzt.
Klosterbäckerei Höllbacher, Wertheimerplatz 7, 5282 Braunau-Ranshofen, Österreich
Zum Ende noch eine Empfehlung für eine ländliche Auszeit im Grünen. Das Restaurant Wirt z’Aching liegt im Dorf Aching am Rande von Braunau. Es ist die perfekte ländliche Idylle, denn das Restaurant liegt am Rande des Ortes eingebettet in Felder und Wiesen. Im rustikalen Ambiente kann man regionale Spezialitäten genießen. Auch wenn das Restaurant etwas abseits liegt, ist es sehr beliebt und immer gut besucht. Das liegt nicht nur an der grünen Umgebung, sondern auch an der guten Küche.
Wirt z’Aching, Aching 1, 5280 Braunau am Inn, Österreich
Als ich auf Instagram Fotos aus Braunau am Inn gepostet habe, wurde ich darauf hingewiesen, dass der berühmteste Sohn der Stadt unbedingt erwähnt werden sollte. Mit Adolf Hitler möchte ich keine Werbung machen und sein Wohnhaus würde ich nicht zu den Sehenswürdigkeiten zählen. Hitler stammt aus Braunau, ist hier geboren und hat seine Jugend hier verbracht. Sein Wohnhaus ist jedoch nicht für Besucher geöffnet, demnächst soll die Polizeiinspektion dort einziehen.
Die drei kleinen historischen Städte im Salzkammergut: Bad Ischl, Hallein und Radstadt stelle ich Euch in einem anderen Artikel vor.
Etwa 50 Km von der deutschen Grenze entfernt, aber ein Besuch wert ist das historische Freistadt im Mühlviertel.
Salzburg ist bekannt und immer eine Reise wert. Ich zeige Euch die düsteren und geheimnisvollen Tipps für Salzburg.
*Freistadt im Mühlviertel habe ich im Rahmen einer Bloggerreise besucht. Vielen Dank für die schöne Zeit!
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