Endlich wieder ins Ausland reisen, das genieße ich sehr. Die Niederlande sind für mich innerhalb von zwei Stunden erreichbar, daher ging mein erster Wochenendtrip nach dem Corona-Lockdown in die Niederlande. Man muss nicht nach Amsterdam reisen, um das Flair einer nostalgischen niederländischen Stadt mit kleinen Gassen und romantischen Grachten zu erleben. In den Niederlanden gibt es viele unglaublich reizvolle Städte, Amersfoort gehört zu den schönsten. Das Flair der Stadt hat mich verzaubert. Es macht unglaublich viel Spaß durch die kleinen Gassen zu schlendern und die alten blumenumrankten Häuser zu bewundern. Die vielen kleinen Cafés und Restaurants laden zum verweilen und genießen ein. Auch Shopping in Amersfoort macht Freude, weil man hier viel individuellen Einzelhandel findet und wenige Highstreet-Ketten. Am besten hat mir aber das mittelalterliche Ambiente der Stadt gefallen, denn die Altstadt ist von einer alten Stadtmauer umgeben und es sind noch viele sehenswerte Stadttore erhalten. Hier kommen meine Tipps für Amersfoort, den Geheimtipp in den Niederlanden.
Amersfoort liegt nur 50 Kilometer von Amsterdam entfernt, in der Provinz Utrecht. Es ist eine kleine Großstadt mit etwa 160.000 Einwohnern. Städte dieser Größe vergleiche ich gerne mit Paderborn, der Stadt wo ich wohne. Den Vergleich gewinnt Amersfoort in jeder Hinsicht, weil die Stadt so schön und so vielfältig ist. 2006 wurde Amersfoort zur „Grünsten Stadt Europas“ gewählt. 2017 wurde es die „Lebenswerteste Stadt in den Niederlanden“. Mir haben vor allem der nostalgische Charme der alten Häuser und die entspannte Atmosphäre der Stadt gefallen. Nicht nur Dänemark kann Hygge, Amersfoort war für mich der Inbegriff einer hyggeligen Stadt.
Sehr überrascht hat es mich, dass in Amersfoort nur wenige ausländische Touristen waren, auch sehr wenige deutsche Reisende. Touristen fahren alle nach Amsterdam, Amsterdam ist immer voll. Auch Den Haag und Rotterdam sind bei deutschen Touristen beliebt. Amersfoort ist dagegen ziemlich unbekannt. Ich zeige Euch heute, warum die Stadt absolut sehenswert ist und welche Sehenswürdigkeiten und Geheimnisse man in Amersfoort entdecken kann.
Die Stadt an der Eem ist schon fast 1000 Jahre alt, sie war immer ein bedeutender Handelsort zwischen Amsterdam und den Hansestädten. Vor der Stadtgründung existierte hier eine römische Siedlung. Die erste urkundliche Erwähnung von Amersfoort stammt aus dem Jahr 1028, Stadtrechte bekam die Stadt 1259. Im Mittelalter war Amersfoort ein Zentrum der Textilindustrie, später der Tabakindustrie. Und Amersfoort war einst auch das Zentrum des Bierbrauens, es gab hier die größte Brauereidichte in den Niederlanden. Auch heute gibt es noch mehrere kleine Brauereien, die sehr aromatische und individuelle Craftbier-Kreationen brauen. Wenn man in Amersfoort ist, sollte man unbedingt die einheimischen Biere probieren.
Die mittelalterliche Altstadt hat auch heute noch sehr viele alte Häuser, schmale Gassen und die so typischen niederländischen Grachten. Ein Spaziergang durch die Altstadt ist wie eine Zeitreise, denn schon abseits der Hauptstraßen findet man viele schmale und verwinkelte Gässchen, die von alten Häusern und vielen Blumen umsäumt sind. Autos findet man nur sehr wenige im Stadtkern – es gibt dort keine Parkplätze. Parken muss man am Rande der Altstadt, auch das trägt zu der einzigartigen Atmosphäre der Stadt bei. Dafür gibt es umso mehr Fahrräder, wie überall in den Niederlanden. Aber in Amersfoort wird akribisch darauf geachtet, dass die Fahrräder nicht überall abgestellt werden.
Während unserer Reise nach Amersfoort habe ich natürlich nicht alle Sehenswürdigkeiten der Stadt besucht, daher kommt hier nur eine Auswahl. Meine Interessen liegen im Bereich Kunst und Geschichte, wer sich dafür interessiert, wird in Amersfoort sehr viel entdecken können. Leider war ich nur zwei Tage in Amersfoort, gerne wäre ich noch einen Tag länger geblieben.
In jedem Bericht über Amersfoort kommt der Koppelpoort vermutlich an erster Stelle. Das imposante Wasser-Stadttor gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Amersfoort und fehlt in keinem Bericht über die Stadt. Das mittelalterliche Stadttor ist besonders, weil drei Straßen durch das Tor in die Stadt führen. Rechts und links sind normale Straßen und in der Mitte eine Gracht, eine Wasserstraße. Das Koppelpoort ist tagsüber beeindruckend, bei Dunkelheit ist es aber besonders sehenswert, weil es beleuchtet wird. Das Koppelpoort trennt die Altstadt von der Neustadt, jenseits des Tors findet man eine moderne Einkaufsmal und das KAdE – ein Museum für moderne Kunst.
Von der gotischen Kirche „Unserer Lieben Frau“ ist heute nur noch der Kirchturm erhalten, denn die Kirche wurde 1787 bei einer Explosion zerstört. Ein Aufstieg lohnt sich, denn es ist der zweithöchste Kirchturm der Niederlande. Der Blick von oben auf die mittelalterliche Altstadt ist wunderbar.
Piet Mondriaan ist auf der ganzen Welt für seine Rechtecksbilder mit rot-gelb-blauen Elementen bekannt. Im Mondriaanhuis, seinem Geburtshaus lernt man seine künstlerische Entwicklung kennen. Ich fand es sehr interessant zu sehen, wie sich seine Bilder entwickelt haben. Von realitätsgetreuen Werken gingen die Bilder über in impressionistische und expressionistische Phasen und wurden immer abstrakter. Man erfährt, welche Einflüsse seinen Stil verändert haben und zu der unglaublichen Wandlung geführt haben. Im Museum kann man vor allem die Frühwerke von Mondriaan bewundern. Sehr interessant fand ich die Multimedia-Sequenzen, die seine Laufbahn sehr gelungen veranschaulichen. Auch wenn das Geburtshaus von Piet Mondriaan ein kleines Museum ist, lohnt es sich sehr.
Mehr über das Mondriaanhuis: Mondrianhuis in Amersfoort
In den Grachten der mittelalterlichen Stadt zu schippern macht beim guten Wetter einfach sehr viel Spaß. Diese Gelegenheit nutze ich immer, wenn ich in einer Stadt mit Wasserwegen bin und das Wetter gut ist. In Amersfoort hat man vom Wasser einen besonderen Blick auf die alten und Häuser und die schmalen Gassen. Aber wie schon erwähnt, ist Amersfoort eher ein Geheimtipp, es kommen nicht viele Touristen hierher. Als wir dort waren wurden die Grachtenfahrten nur in Niederländisch angeboten. Zwar bekommt man eine kurze schriftliche Übersicht, das ist jedoch nicht vergleichbar mit richtigen Erklärungen.
In einem der ältesten Häuser von Amersfoort befindet sich das Museum für Stadtgeschichte. Eigentlich sind Stadtmuseen nicht meine erste Anlaufstelle, für den Besuch des Museums Flehite habe ich mich wegen der umfassenden Kunstsammlung entschieden. Es hat sich gelohnt, weil die hier gezeigten Kunstwerke ein hohes Niveau haben, obwohl sie eher von weniger bekannten Künstlern gemalt wurden. Natürlich kann man auch hier einige Frühwerke von Piet Mondriaan sehen und bekommt viele Informationen über die Geschichte von Amersfoort.
Die St. Georgs-Kirche wurde im 14. Jahrhundert im Stil der Spätgotik erbaut. Sehenswert ist sie vor allem wegen der Wandmalereien, die noch aus der ersten Bauphase der Kirche stammen. Die Wandmalereien sollen zu den ältesten Fresken der Niederlande gehören. Mein Highlight war aber ein verborgenes Arztzimmer, weil im 18. Jahrhundert ein Arzt seine Praxis in einem versteckten Raum in der Kirche hatte. Noch nie zuvor habe ich in einer Kirche ein Geheimzimmer gesehen, in welchem man eine nostalgische Arztpraxis bewundern kann.
Obwohl Amersfoort nicht groß ist, sind einige große Hotelketten hier angesiedelt. Eine Übernachtung findet man garantiert. Ich bin aber immer auf der Suche nach individuellen Übernachtungsmöglichkeiten. Am Stadtrand von Amersfoort befindet sich ein ehemaliges Kloster des Kreuzritterordens, dessen Gebäude heute als Hotelfachschule und Hotel genutzt werden. Die Schüler der Hotelfachschule lernen den praktischen Teil der Ausbildung direkt nebenan, im Hotel. Das Hotel hat sehr hohes Niveau und vier Sterne. Wir hatten ein geräumiges Zimmer mit einem Balkon und einem großen Badezimmer mit zwei Waschbecken. Das Hotelrestaurant hat sich aufs Grillen spezialisiert, es gibt dort die verschiedensten Grills und es werden vielseitige Grillspezialitäten serviert. Natürlich wird man auch im Restaurant von Schülern bedient. Eine Besonderheit ist die Klosterbrauerei, denn im Hotel wird eigenes Craft-Bier gebraut, welches hervorragend schmeckt.
Das Hotel ist nicht direkt in der Innenstadt, sondern am Rande von Amersfoort, im Grünen. In die Altstadt sind etwa 3 Kilometer. Wir sind zu Fuß gegangen, was sich lohnt. Der Weg führt durch das „Bergkwartier“, das Villenviertel von Amersfoort. Ich staunte und bewunderte die imposanten und schönen Häuser dort, der Weg war ein Genuss.
An dieser Stelle habe ich zwei Empfehlungen, für ein Pfannkuchenhaus und für ein Tee-Café. Beide sind einzigartig, das essen wird frisch zubereitet und es hat mir sehr geschmeckt.
Pfannkuchen sind das niederländische Nationalgericht, neben Kibbeling und Käse. Wenn ich in den Niederlanden bin, gehe ich sehr gerne in ein Pfannkuchenhaus, die Kreationen sind so vielfältig. In Amersfoort habe ich festgestellt, dass die Pfannkuchen in den jeweiligen Gegenden der Niederlande durchaus unterschiedlich sind. Unweit der deutschen Grenze sind die Pfannkuchen eher dick und fluffig, wie richtige Kuchen. Im Landesinneren und an der Küste ähneln die Pfannkuchen den französischen Crêpes, sie sind ziemlich dünn und werden gefüllt. Köstlich sind beide Varianten, ich mag sie sehr. Daher empfehle ich sehr gerne das Pannekoekenhuys in Amersfoort. Die Auswahl sowohl der süßen als auch der deftigen Pfannkuchen ist sehr groß. Das Restaurant ist nostalgisch-traditionell eingerichtet. Wir haben draußen gesessen und das gute Wetter genossen. Zu trinken empfehle ich das Craftbier aus Amersfoort, es gibt immer wieder neue Sorten und alle schmecken einzigartig.
Pannekoekenhuys Den Potsenmaeker
Groenmarkt 6
3811 Amersfoort, Niederlande
info@potsenmaeker.nl
Meine regelmäßigen Leser wissen, wie gerne ich die britische Tea-Time zelebriere. Ein High Tea ist für mich ein großer Genuss, den es in Deutschland leider viel zu selten gibt. In den Niederlanden bekommt man dagegen sehr häufig die Gelegenheit, einen High-Tea mit Scones und Sandwiches zu genießen, auch wenn es nicht immer die traditionellen Gurkensandwiches sind. In Amersfoort habe ich ein wunderschönes kleines Café entdeckt, wo alles selbstgemacht und sehr liebevoll zubereitet wird. Das Gebäck ist selbstgebacken und die Brotaufstriche sind selbstgemacht. Dazu wird alles auf altem Porzellan serviert. Hinzu kommt, dass man den High Tea auch in einer veganen Variante bestellen konnte. Beim High Tea hat man Blick auf die Grachten. Das Café „Brood & Zoets“ (Brot und Süßes) findet man nur wenige Meter vom Mondriaanhuis entfernt.
Brood & Zoets
Mooierstraat 3
3811 EB Amersfoort, Niederlande
info@broodenzoets.nl
Ein Ausflug nach Amersfoort lohnt sich auf jeden Fall, denn für einige Tage wird sich keiner hier langweilen. Die Stadt ist so charmant und hat einen nostalgischen Flair. Man kann die Zeit hier mit Schlendern und Genießen verbringen. Aber auch kultur- und geschichtsinteressierte Besucher werden in Amersfoort ganz viel entdecken können. Und wie oben schon erwähnt, auch beim Shopping kann man in Amersfoort viele einzigartige Geschäfte finden, die es in anderen Städten nicht gibt. Amersfoort ist auf jeden Fall eine Reise wert. Ein Hinweis noch zum Schluss. In vielen Blogberichten wird die Amersfoort-Card beworben. Diese Ermäßigungskarte gibt es inzwischen nicht mehr, sie wurde abgeschafft.
Auf anderen Blogs findet Ihr Tipps für einen Stadtrundgang durch Amersfoort oder einen kulinarischen City Guide. Wer, wie ich, auf der Suche nach Schlössern ist, sollte Gelderland besuchen, besonders schön ist hier das Schloss Dorweerth. Die Schlösser von Gelderland findet man direkt hinter der deutschen Grenze.
Auch Delft gehört zu den unglaublich charmanten und typisch holländischen Altstädten.
Zum Schluss darf Amsterdam natürlich nicht fehlen, aber man kann die Stadt auch abseits der Touristenströme entdecken. Hier sind meine Tipps für die unbekannten Museen von Amsterdam.
Unweit von Aachen liegt Maastricht, eine meiner Lieblingsstädte in den Niederlanden. Spannend sind hier vor allem die unterirdischen Gänge und eine der schönsten Buchhandlungen der Welt.
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Kulinarisch wohl ein Traum :)!
Liebe Grüße!