Symbolismus und Jugendstil -die mythische und filigrane Kunst des 19. Jahrhunderts ist meine große Liebe, sowohl die Themen als auch die Ästhetik treffen genau mein Geschmack. Sehr viele Jugendstil-Ausstellungen habe ich schon besucht, denn wenn ein Museum mit Jugendstil wirbt, muss ich hin. Seit einiger Zeit sah ich auf Instagram immer wieder Fotos der neuen Jugendstil-Ausstellung im Museum Wiesbaden und nach jedem Foto wuchs mein Wunsch mehr, diese Ausstellung zu besuchen. Es hat sich gelohnt, denn so viel Schönheit sieht man selten. Ich war verzückt, konnte mich nicht satt sehen und habe den anderen Abteilungen des Museums fast keine Beachtung geschenkt. Zumindest einige Fotos möchte ich heute mit Euch teilen, denn diese Ausstellung ist absolut sehenswert.
Erst seit wenigen Monaten gibt es die Jugendstil-Ausstellung im Museum Wiesbaden zu sehen, denn das Museum erhielt eine Schenkung des Sammlers Ferdinand Wolfgang Neess. Der Kunsthändler Neess hat über 40 Jahre lang Exponate des Jugendstil und Symbolismus gesammelt und zu seinem 90 Geburtstag vermachte er seine Sammlung dem Museum. Diese Sammlung umfasst mehr als 500 Exponate und soll über 40 Millionen Euro wert sein. Jugendstil ist schon seit geraumer Zeit bei Auktionen sehr begehrt.
Der Jugendstil hat seine Ursprünge in der britischen Arts-and-Crafts-Bewegung, einem Stil der Kunst und Gewerbe verband. Die Idee der Bewegung war, die Arbeit, das Handwerk und den ganzen Herstellungsprozess mit Kunst zu verbinden. Alltägliche Gegenstände sollten Freude machen, schön und ansprechend sein! Genau das ist den Vertretern absolut gelungen. Ich bin ein großer Fan des Designers William Morris (1834-1896) und alle, die mir auf Instagram folgen, wissen, dass ich erst neulich bei H&M fast die gesamte Morris-Kollektion gekauft habe (siehe auch Bluse auf dem Foto mit dem Kerzenständer). Die Tapetendesigns von William Morris begleiten den Besucher während der ganzen Ausstellung, jedoch dezent im Hintergrund.
William Morris schrieb auch Bücher – hier – geht’s zu meiner Vorstellung von „Kunde von Nirgendwo“.
Die Schönheit der Gegenstände und die Freude am Handwerk standen hier im Mittelpunkt, die Bewegung hat zum ersten Mal die Idee des Bauhauses aufgenommen, denn die Funktion und Funktionalität, gutes Material und harmonisches Design waren die Leitlinien. Am Anfang der Ausstellung kann man einige Vertreter der Richtung kennen lernen.
Den Begriff Jugendstil kennen vermutlich alle meiner Leser. Doch wo liegt der Unterschied zwischen Jugendstil und Symbolismus? Der Jugendstil ist eher das Kunstgewerbe und die Architektur, vor allem Häuser und Einrichtungsgegenstände. Symbolismus dagegen ist dieselbe Epoche jedoch in der Kunst, Literatur oder Musik. Jugendstil hat die Natur als Vorbild, die Fauna und Flora. Symbolismus beschäftigt sich mit Dingen abseits der Realität, wie das Unbewusste, die Träume und Gefühle, aber auch Religion und Erotik oder Mythologie, mit Sagen und Legenden. Symbolismus gehört zum Jugendstil, es ist quasi eine Nebenlinie oder eher eine parallele Entwicklung. Zu den bekanntesten Vertretern des Symbolismus gehören Edvard Munch, Arnold Böcklin, Lovis Corinth, Max Klinger oder Gustave Moreau.
Die Künstler der Jahrhundertwende waren überwiegend Männer und diese waren von einem Frauentypus besonders fasziniert, der Femme Fatale, der dominanten und dämonischen Verführerin. Es gibt unglaublich viele Werke, die die Verführung darstellen. Im Museum Wiesbaden erfährt man aber auch etwas über das Idealbild der Frau der Jahrhundertwende. Die perfekte Frau war damals eine keusche, zarte und unselbständige Frau, quasi das Gegenbild der Femme Fatale.
Während der Ausstellung begegnet man immer wieder Werken des deutschen Malers Franz von Stuck. Das ist einer meiner Lieblingsmaler. Auch hier haben meine Instagram-Freunde einen Wissensvorsprung, denn die Kunstdrucke seiner Werke “Die Sünde” und “Judith” hängen in meinem Arbeitszimmer und sind daher oft als Hintergrund meiner Stories zu sehen. In Wiesbaden kann man gleich zwei Versionen von “Die Sünde” sehen.
Ich glaube, die Schönheit des Jugendstil macht das Filigrane und Elegante der Entwürfe. Bis zur Jahrhundertwende war Kunstgewerbe und Architektur symmetrisch und Jugendstil ist völlig anders. Die Natur war eine Inspiration für diese Kunstrichtung. Der Jugendstil entwickelte sich in ganz Europa, doch jedes Land hatte eine etwas andere Abwandlung. Der Modernisme mit Antoni Gaudi in Spanien sieht natürlich völlig anders als die Wiener Secession mit Gustav Klimt in Österreich aus. In Wiesbaden habe zum ersten Mal Möbel von Georg Klimt gesehen, dem Bruder von Gustav. In der Ausstellung kann man verschiedene Richtungen des Jugendstils sehen und vergleichen.
Das Museum Wiesbaden ist nicht nur ein Kunstmuseum, sondern auch ein Museum für Naturkunde. Der Übergang ist fließend, denn neben der von Natur inspirierten Kunstrichtung findet man direkt die Schönheit der Natur. Ein Film zwischen den beiden Flügeln veranschaulicht das. Schaut Euch den kurzen Ausschnitt an.
Natürlich war die Jugendstil-Sammlung der Grund für meinen Ausflug nach Wiesbaden, doch das ganze Museum hat mir sehr gefallen. Auch die Dauerausstellung hat sehr interessante Exponate, vom Mittelalter bis Expressionismus. Die Naturkunde-Abteilung ist sehr farbenfroh und interessant gestaltet. Den ganzen Nachmittag habe ich im Museum verbracht und dennoch wäre ich gerne etwas länger geblieben.
Museum Wiesbaden (Link zur Museumswebseite)
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden
Eintritt:
Dauerausstellung 6,- €/ermäßigt 4,- €
Sonderausstellungen 10,- €/ermäßigt 7,- €
Möchtet Ihr mehr Jugenstil? Dann begleitet mich nach Barcelona auf den Spuren von Gaudi oder nach Traben-Trarbach auf den Spuren von Bruno Möhring.
Ich konnte eben richtig was bei dir lernen, danke :)!
Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche!
Hoffentlich war es auch interessant!
Glasmalerei = Kunstgewerbe? Dekorationsmalerei = Kunstgewerbe? Oder gar nur Handwerk.
Glasfenster Kurhaus, die beiden großen sind aus der Werkstatt Roß (Heinrich) und Rohde (Georg Karl).
Material zu Heinrich Roß neuerdings im Stadtarchiv Wiesbaden.
Zeugnisse für seine Arbeiten in Wiesbaden, z.B. Polizeipräsidium (zerstört) und anderswo.
heinrich wilhelm ross siehe wikipedia eintrag.
Archiv Baubehörde – Bauunterlagen um die Jahrhundertwende?