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Das kleine Örtchen Schönhausen in der Altmark ist vor allem für die Familie Bismarck bekannt, denn hier kann man gleich zwei der Bismarck’schen Schösser bewundern. Die Top-Sehenswürdigkeit der Region ist aber die Taufkirche von Bismarck, die Bismarck-Kirche genannt. Im Rahmen der Aktion #Freizeitspione haben die Bürger die interessantesten Ausflugsziele der Region Elb-Havel-Winkel gewählt und die Kirche kam unter die Top 10, von 34 nominierten Orten. Für eine kleine Backsteinkirche ist das schon absolut ungewöhnlich. Aber auch mich hat die Kirche überzeugt, daher zeige ich Euch heute, warum sich ein Ausflug nach Schönhausen lohnt.
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts gehörte das Dorf der Familie von Bismarck und es wurde auch zum Wohnsitz des Zweiges von Bismarck-Schönhausen. Zwei Mal wurde Schönhausen völlig zerstört, im Jahre 1642 von Schwedischen Truppen und später noch einmal durch Napoleon. In dem kleinen Dorf gibt es mehrere Sehenswürdigkeiten zu entdecken, zwei Schlösser der Familie von Bismarck, einen Schlosspark und eine romanische Kirche, um die es heute geht.
Die romanische Kirche wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut. Als Vorbild diente die Kirche des Klosters Jerichow. Wie so viele Bauwerke der norddeutschen Romanik wurde die Kirche aus Backstein erbaut. Geweiht wurde sie Maria und dem Heiligen Willebrord, einem angelsächsichen Missionar, der die heidnischen Friesen christianisierte.
Die Kirche ist romanisch, die Inneneinrichtung stammt jedoch aus dem Barock. Einige Erinnerungen aus dem Mittelalter kann man aber noch im Innern finden. Das Taufbecken, in dem später auch Otto von Bismarck getauft wurde, stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. Das Kreuz vor dem Altar ist der Romanik nachempfunden, die Jesusfigur auf dem Kreuz ist noch Original, sie ist aus dem Jahr 1212.
Die Kirchenbänke und der Altar sind aus der Barockzeit und stammen aus dem Jahr 1712. Ein seltenes Stück ist die Kanzeluhr. Friedrich Wilhelm I. hat erlassen, dass die Pfarrer nicht länger als 1 Stunde predigen dürfen, sonst müssen sie eine Strafe von 2 Talern zahlen. Das war damals viel Geld, daher achteten die Pfarrer genau darauf, dass sie die Zeit der Predigt nicht überschritten.
Die Führungen durch die Kirche von Schönhausen machen Ehrenamtliche. Wir wurden durch Karin Froreck geführt und diese Führung war großartig, denn Frau Froreck konnte jedem Stein Leben einhauchen. Es war unglaublich, ich habe zu jeder Grabplatte eine interessante Geschichte gehört. Die Geschichte, die Bedeutung der Kirche kann man erst erfassen, wenn sie gut vermittelt wird. Ich besuche viele Kirchen und bewundere oft die alten Epitaphe – doch in der Regel weiß ich nichts darüber. Hier war es anders.
In der Kirche sieht man zahlreiche prachtvolle Epitaphe, die an die Grablege der Familie von Bismarck erinnern, die sich zum Teil in der Krypta der Kirche befindet. Es ist nur schwer vorstellbar, aber mehrere Generationen der Familie von Bismarck haben in dieser kleinen Kirche ihre letzte Ruhe gefunden. Die Krypta ist heute nicht zugänglich, der Eingang ist zugemauert. Doch durch ein kleines Loch in der Außenmauer kann man einen Blick auf die Särge werfen. Nachfolgend zeige ich Euch einige Epitaphe.
Jobst von Bismarck war der erste Bismarck in Schönhausen. Durch einen nicht ganz freiwilligen Tausch von Land kam die Familie in den Besitz mehrerer Orte, darunter auch des Dorfes Schönhausen. Angeblich versorgte Jobst seinen Besitz sehr gut. Seine Frau Emerenzia soll sehr streng und gläubig gewesen sein, was man anhand ihrer Kleidung und der zum Gebet gefalteten Hände sehen kann. Doch die Ehe der beiden soll liebevoll gewesen sein.
“Auch der Tod trennt uns nicht” lautet die Inschrift über zwei Herzen auf dem Epitaph. So kitschig und schön, daher war die Ehe von August II. und Dorothee Sophie vielleicht glücklich. August II. war sozial eingestellt, er versorgte Hungernde und zahlte oft das Schulgeld für arme Kinder. Von den beiden wurde auch die imposante Patronatsloge errichtet.
Besonders berührt hat mich die Grabplatte des Valentin Busso, denn ihn ereilte ein besonders trauriges Schicksal. Im 30-jährigen Krieg diente er als Söldner in der Schwedischen Armee und als er mit der Armee in sein Heimatdorf Schönhausen zog, musste er miterleben, wie die Soldaten sein Dorf plünderten und abbrannten. Seiten Untertanen versuchten zu fliehen und wurden dabei getötet. Auf seinem Epitaph steht „Wenn man meinen Jammer wöge und mein Leiden zusammen in eine Waage legte, so würde er schwerer sein denn Sand am Meer.“
Es gibt einige Legenden, die sich um die Kirche und das Schloss I von Schönhausen ranken.
An der Außenmauer der Kirche sieht man kleine Löcher und Kratzer – “Näpfchen” und “Wetzrillen” werden diese Kratzer genannt. Über ihre Bedeutung gibt es verschiedene Theorien, doch so ganz genau weiß es keiner. Die wahrscheinlichste Theorie ist, dass die Menschen etwas von der Kirchenmauer abgekratzt haben und es dann als Talisman am Herzen getragen haben, z.B. als Schutz im Krieg. Mir gefällt aber eine andere Sage besser. Die Altmark war früher heidnisch und Kirchen wurden oft an heidnischen Kultplätzen errichtet, wo auch oft Tote beerdigt waren. In manchen Nächten erheben sich die toten Heiden aus ihren Gräbern und kratzen an der Kirchenmauer, weil sie in die Kirche wollen.
Die Außenmauern der Kirche ist mit einigen Fratzen dekoriert – diese sollen das Böse von der Kirche fernhalten.
An der Stelle, wo sich jetzt das Schloss I befindet, soll früher eine Templer-Komturei gewesen sein. Es wird berichtet, dass auf den Grundmauern der Komturei das Schloss erbaut worden sein soll. Zwischen der Komturei und der Kirche soll sich ein unterirdischer Verbindungsgang befinden. Doch das sind alles nur Legenden, die im Dorf erzählt werden, archäologisch belegt ist es nicht. Dennoch machen die Erzählungen den Ort spannender.
Zwei Schlösser in einem so kleinen Dorf sind eine Seltenheit, doch in Schönhausen hatten die Bismarcks gleich zwei Herrenhäuser. Sie werden etwas einfallslos Schloss I. und Schloss II. genannt.
Das Schloss I. wurde um 1700 erbaut.Der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck wurde am 01.04.1815 hier geboren. Vom Schloss I. ist heute nur noch ein Seitenflügel erhalten, in dem sich das Bismarck-Museum befindet. Das restliche Schloss wurde 1958 gesprengt, da in der DDR die Erinnerung an Otto von Bismarck nicht erwünscht war.
Das Schloss II. wurde 1729 erbaut und wurde von einem anderen Zweig der Bismarck-Familie bewohnt. Die Familie verarmte jedoch, das Schloss war verschuldet. 1830 ersteigerte es der wohlhabende Industrielle und Politiker Ernst August Gärtner. Im Schloss II. befindet sich heute ein Kultur- und Gemeindezentrum.
Schönhausen ist ein Dorf mit etwas mehr als 2000 Einwohnern und doch gibt es hier so viel Geschichte zu entdecken. Natürlich ist die Kirche ein absolutes Highlight der Region, sowohl wegen der Architektur als auch wegen der Geschichte. Natürlich ist die Kirche eine Station der Straße der Romanik. Wie schon erwähnt, sollte man unbedingt eine Führung durch die Kirche machen, denn erst dann entdeckt man die vielen Schätze. In den Sommermonaten, Mai bis Oktober, ist die Kirche täglich von 10-17 Uhr geöffnet. In den Wintermonaten wird sie nur nach Voranmeldung geöffnet. Kontaktdaten für die Führung und Öffnung der Kirche kann man von der Webseite der Gemeinde entnehmen. Für alle, die keine Führung mitmachen können, gibt es in der Kirche 11 QR-Codes, hinter denen die Informationen zu den jeweiligen Stationen versteckt sind.
Die Schlösser der Bismarcks dienen heute nicht mehr als Schlösser. Das eine Schloss wurde bis auf einen Flügel gesprengt. Im Überrest kann man ein Museum besuchen, welches sich der Politik Bismarcks widmet. Das zweite Schloss wird als ein Gemeinde- und Kulturzentrum genutzt.
Der Beitrag entstand im Rahmen einer gesponserten Bloggerreise. Vielen Dank für die schöne Zeit!
Ein wunderschönes Schloss!
Liebe Grüße!
Wir waren vor geraumer Zeit dort und haben die Multi-Media-Projekte der Kinder bewundert. Man konnte die erzeugten Clips mit dem Handy abrufen. Es war schön die stolzen Kinder zu hören.Tolle Idee!
Das Projekt habe ich leider nicht miterlebt.