Heute nehme ich Euch auf das Schloss Doorwerth mit, ein Spukschloss mit vielen Geheimnissen. Auf der Rückreise von einem Wochenendtrip nach Delft habe ich das Kasteel Doorweerth zufällig entdeckt, ich kannte es aus einem Buch. Meine Faszination für die Dunkelgräfin und die Legenden, die sich um die immer verschleierte Frau ranken, hält an, daher habe ich das Buch von Ludwig Bechstein “Der Dunkelgraf” verschlungen. Laut Ludwig Bechstein lebte die Dunkelgräfin unter anderem auch im Kasteel Doorweerth. Aber das Schloss birgt mehrere Geheimnisse! Heute nehme ich Euch mit auf eine Zeitreise in ein sehr interessanten Schloss in den Niederlanden, ein Haus voller Geschichte und Legenden. Das Schloss Doorwerth liegt in Gelderland bei Arnheim, unweit der deutschen Grenze, ist daher für einige von Euch es ein Tipp für ein Wochenendausflug nach Holland.
Ludwig Bechstein kennt man heute fast nur noch als den berühmten Märchensammler. Seine Romane sind nahezu vergessen. Wie man aus dem Titel schon erahnen kann, erzählt der Roman vom Leben des “Dunkelgrafen”, dem Begleiter der Dunkelgräfin. Die Identität des Dunkelgrafen ist bekannt, es war der Holländer Cornelius Leonardus van der Valck, der sich später Graf Varel de Versay nannte. Wer die Dunkelgräfin war, weiß heute keiner. Schon zu ihren Lebzeiten kannte keiner ihren Namen oder sah ihr Gesicht, schon damals rankten sich nur Legenden um die geheimnisvolle Dame. Doch über die Dunkelgräfin habe ich schon berichtet, daher heute nur diese Infos am Rande.
Über das Paar weiß man sehr wenig, doch Ludwig Bechstein hatte viel Phantasie und füllte die Lücken mit seinen Ideen. In seinem Buch reiste die Dunkelgräfin durch Europa, auf der Flucht vor der französischen Besatzung Napoleons. In Hildburghausen endete die Flucht und das Paar siedelte sich dort an. Ludwig Bechstein erzählt seine Version des Lebens und der Flucht von Varel de Versay und der Dunkelgräfin. Das Kasteel Doorwerth spielt dabei eine zentrale Rolle, denn laut Bechstein hielt die Gräfin sich hier mehrfach und lange auf. Auch sagt sie mehrfach über das Schloss, dass es der einzige Platz war, wo sie sich willkommen und sicher gefühlt hat.
Das Buch ist sehr kurzweilig, trotz der altmodischen Sprache (die ich sehr gerne mag), konnte ich es flüssig lesen. Die Hauptpersonen sind geheimnisumwittert, daher ist ein großer Teil der Geschichte der Fantasie von Ludwig Bechstein entsprungen. Doch die Geschichte ist so interessant und faszinierend, dass mir das Lesen sehr viel Spaß gemacht hat.
Der Dunkelgraf von Ludwig Bechstein* (Link zu Amazon)
Erbaut als Wasserburg im 13. Jahrhundert wurde das Gebäude erst im Laufe der Jahrhunderte zum repräsentativen Schloss umgebaut. Die erste urkundliche Erwähnung berichtet von einer Belagerung, bei der die Burg in Brand gesetzt wurde. Im 15. Jahrhundert gehörte die Burg dem Grafen Reinald IV. von Geldern und Jülich. Der größte Umbau erfolgte Mitte des 17. Jahrhunderts. 1643 wurde ein Deich um das Schloss gebaut, der die Anlage vor Hochwasser schützte, auch wurde umfangreiche Obst- und Gemüsegärten angelegt. 1667 fiel die Burg in den Besitz von Anton I. von Aldenburg. Hier knüpft Ludwig Bechstein an, denn Anton von Altenburg war gleichzeitig der Landesherr von Knipphausen und Varel, die beide im Buch eine große Rolle spielen. Gleichzeitig war der Dunkelgraf ein Nachkomme der Aldenburgs.
Ab dem 18. Jahrhundert wurde das Schloss nur noch selten bewohnt und eher für Jagdpartien genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts übernahm ein Verein die Pflege und Instanhaltung des Schlosses. Im Herbst 1944, während der Schlacht um Arnheim, wurde das Schloss bombardiert, es blieb nur ein Trümmerhaufen übrig. 37 Jahre wurde das Schloss und das Gelände restauriert, seit den 80-ern ist es für Besucher zugänglich.
Interessant finde ich die Beziehung des Adelsgeschlechts von Aldenburg nach Schaumburg-Lippe. Graf von Altenburg heiratete die französische Prinzessin Charlotte Amelie de la Trémoille, die beiden hatten eine Enkelin, Charlotte Sophie von Aldenburg. Charlotte verliebte sich in den Grafen Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe. Ihr Vater hatte jedoch finanzielle Schwierigkeiten, daher verheiratete er sie mit dem niederländischen Grafen Wilhelm von Bentinck, weil dieser seine Bürgschaften übernahm. Doch als ihr Vater starb, verließ Charlotte ihren Ehemann und zog auf das Schloss Bückeburg. Dort lebte sie in einer Dreiecksbeziehung mit Albrecht Wolfgang von Schaumburg-Lippe und seiner Ehefrau Charlotte Friederike Amalie, geborene von Nassau-Siegburg. Funktionierte das? Anscheinend schon, denn die beiden Charlotten waren Freundinnen seit der Kinderzeit. Charlotte war viel unterwegs und pflegte Beziehungen zu bedeutenden Persönlichkeiten, u. a. Voltaire. Bei der Gelegenheit besuchte Voltaire das Schloss Bückeburg und holte sich dort einige Inspirationen für seinen Roman „Candide“.
Mehr über Charlotte Sophie erfahrt Ihr im Roman “Der Dunkelgraf”, sie spielt dort eine der Hauptrollen.
Ich bedauere immer wieder, dass den Deutschen die Fantasie fehlt. Während in England jedes Schloss und jedes Herrenhaus mindestens einen Hausgeist hat, werden die deutschen Adelssitze selten von Geistern frequentiert. Im Schloss Doorwerth soll es aber spuken, es liegt schließlich im geistreichen Gelderland. Die englischen Ghost-Hunter, welche die sehr populäre Serie “Most Haunted” produzieren, haben das Schloss untersucht (Staffel 5, Episode 3) und direkt mehrere übersinnliche Phänomene festgestellt. Sie beobachteten eine Dame in einer Kutsche mit kopflosen Pferden, einen Dieb, der im Verlies des Schlosses starb und einen kopflosen Soldaten. Schritte wurden gehört, wo kein Mensch war und plötzlich tauchte Nebel auf.
Das Schloss bei Arnheim ist heute für alle zugänglich und kann im Rahmen der Öffnungszeiten besucht werden. Ein Besuch lohnt sich, denn die prunkvoll eingerichteten Räume erzählen viel über die Geschichte der Schlosses und deren Bewohner. Für mich ist es ein Genuss, die nostalgische Einrichtung anzuschauen, das überwiegend aus Delft stammende Geschirr zu bewundern und in die Vergangenheit abzutauchen. In einigen Räumen ist ein Jagdmuseum eingerichtet, da das Schloss oft nur als Jagdschloss und nicht als Wohngebäude genutzt wurde.
Kasteel Doorwerth und Jagdmuseum bei Arnheim
Fonteinalle 2b
6865 ND Doorwerth, Gelderland, NL
Öffnungszeiten: Mittwoch-Sonntag 11.00-17.00 Uhr
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Das sieht richtig gemütlich aus!
Liebe Grüße zum Wochenende!
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Das war es! Schönen Adventsonntag Dir!
prima Text, danke für die literarischen Hintergründe. Den Zusammenhang mit der Dunkelgräfin kannte ich nicht.
Der Zusammenhang ist sehr vage und ich glaube nicht, dass er wirklich belegt ist. Dennoch fand ich es interessant. 🙂
sehr interessant
ein Schloß mit leichtem Gruselfaktor 😉
liebe Grüße
und ein frohes neues Jahr
Rosi
Die Schlösser mit Gruselfaktor besuche ich besonders gerne! Wünsche Dir auch ein wunderbares 2019!
Großer Austausch mit allen über die Geschichte der Kasteel Doorwerth. Das gibt uns alle Informationen über diese Burg. Vielen Dank
Ohja, es ist ein absolut sehenswertes Schloss.
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