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Mein Interesse an historischen Friedhöfen wird oft mit Staunen oder Unverständnis wahrgenommen, doch immer wenn ich hier oder auf Instagram alte Friedhöfe zeige, merke ich, dass es durchaus viele Personen gibt, die mein Interesse teilen. Besuch alter Friedhöfe gehört für mich zu einer Reise oft dazu. Daher zeige ich euch heute die alten Friedhöfe von Wolfenbüttel, denn die niedersächsische Kleinstadt hat mehrere historische Friedhöfe und Begräbnisstätten.
Der alte Friedhof ist heute eher ein Parkgelände, der zu Spaziergängen einlädt. Es sind nicht mehr viele Gräber, die man hier sehen kann, doch diese sind alt und gehören einigen bedeutenden wolfenbütteler Persönlichkeiten. Fast 300 Jahre wurde der Friedhof genutzt, zuerst als Soldaten-, dann als Armenfriedhof, zuletzt als Begräbnisstätte für Katholiken im eher protestantischen Wolfenbüttel.
Neben einigen imposanten Gräbern kann man hier die Gräber von Anna Vorwerk und Henriette Breymann und ihrer Familien sehen. Die beiden Pädagoginnen waren Vorreiterinnen der Mädchenbildung – aber über sie werde ich in einem späteren Artikel berichten. Auch die Mutter des Schriftstellers Wilhelm Raabe ist hier beerdigt, doch ihr Grab ist nur sehr schwer zu finden und ich kann nur vermuten, dass es der efeubewachsene Hügel ist. Das interessanteste Grab des Friedhofs hat eine Pyramidenform. Es ist das Grab vom Generalmajor Ludwig Heinrich Freiherr von Brandenstein, dessen Sohn Geheimratspräsident und Minister von Mecklenburg-Schwerin wurde.
Die Marienkirche ist ein Prachtstück des frühen Barock. In Auftrag gegeben wurde der Neubau der Kirche von Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel ca. 1600. Er veranlasste auch den Bau der Fürstengruft unter der Kirche. Mehrere Generationen seiner Familie sind in prunkvollen Zinnsärgen bestattet. Ein Besuch der Krypta ist sehr beeindruckend, so prächtige und filigran verzierte Särge sieht man nicht häufig. Auch in der Kirche wurden wichtige Persönlichkeiten begraben, nicht nur Adelige, sondern viele Beamte und wohlhabende Bürger. Hinter der Marienkirche kann man vereinzelte alte Gräber aus dem 17./18. Jahrhundert bewundern. Es sind aber nur noch wenige erhalten.
Der Friedhof der Trinitatiskirche ist der älteste Friedhof von Wolfenbüttel, angelegt wurde er Ende des 16. Jahrhunderts. Er wurde mehrfach verwüstet, aber immer wieder aufgebaut. Letztes Begräbnis dort fand 1905 statt. Auch auf diesem Friedhof befinden sich nur noch wenige Gräber, einige aus der Barockzeit, die meisten aus dem 18./19. Jahrhundert. Hier findet man das erste Grab der berühmten wolfenbütteler Bankiersfamilie Seeliger. Die bekannteste Tote des Friedhofs ist Eva König, die Ehefrau von Gotthold Ephraim Lessing, doch ihr Grab ist nicht mehr erhalten. Heute erinnert ein Denkmal daran, dass hier einst die Ehefrau von Lessing ihre letzte Ruhe fand.
Der Hauptfriedhof ist der größte Friedhof von Wolfenbüttel, er wird bis heute genutzt. Geweiht wurde der Friedhof 1878. Neben Gräbern aus 130 Jahren kann man hier Ehrenhaine für Kriegsopfer und einen Soldatenfriedhof entdecken. Die meisten Gräber sind eher schlicht, es gibt aber einige alte Familiengrabstätten, wie z. B. die Grabstätten des Bankiers Seeliger oder der Fabrikantenfamilie Welger oder Mast.
Das war nur eine Auswahl alter Friedhöfe von Wolfenbüttel. Wenn Euch das Thema Sepulkralkultur interessiert, schaut mal auf der Webseite der Stadt nach, dort gibt es eine ausführliche Auflistung der historischen Friedhöfe. Sehr interessant fand ich auch die jeweiligen Erklärungen zur Grabsymbolik. Die Stadt Wolfenbüttel hat auch die Broschüre “Auf der Suche nach dem Schmetterling” herausgebracht – eine Begleitbroschüre für einen Spaziergang durch die historischen Begräbnisstätten der Stadt, denn Friedhöfe erzählen uns viel über die vergangenen Zeiten. Warum ist die Infoschrift “Auf der Suche nach dem Schmetterling” betitelt? Ein Schmetterling ist ein beliebtes Grabsymbol, es steht für die Unsterblichkeit der Seele. Der vielleicht berühmteste Wolfenbütteler, Gotthold Ephraim Lessing untersuchte antike Grabmale und schrieb ein Aufsatz “Wie die alten den Tod gebildet”. In diesem Essay berichtet er davon, dass der Schmetterling schon in der Antike das Bild “der vom Leibe geschiedenen Seele” bildet.
Wolfenbüttel habe ich im Rahmen einer gesponserten Recherchereise besucht. Vielen Dank an die Lessingstadt Wolfenbüttel für die wunderbare Reise!
Hey,
ich finde ja Gräber weiterhin etwas gruselig, aber deine Fotos sind immer toll!
Liebe Grüße!
„Gotthold Ephraim Lessing untersuchte antike Grabmale und schrieb ein Aufsatz “Wie die alten den Tod gebildet”.
Berichtigung => und schrieb einen Aufsatz
Für mich hier in den USA (Minnesota) war es interessant festzustellen, daß Grabinschriften auf deutsch 1918 aufhörten (Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg). Aber seit etwa 1923 gab’s auch keine schwedischen Grabinschriften mehr.