Was bedeutet Europa für mich? Das ist das Thema der Blogparade #SalonEuropa, die von Burg Posterstein durchgeführt wird. Mein erster Gedanke an Europa war die Reisefreiheit, doch über die Bedeutung der Reisefreiheit für mich habe ich schon geschrieben. Danach sind mir die internationalen Beziehungen eingefallen, aber wie passen diese thematisch zu meinem Blog? Internationale Beziehungen gab es schon immer, doch für Politik habe ich mich nie sonderlich interessiert, für gesellschaftliche Beziehungen aber umso mehr. Und schon hatte ich das Thema für meinen Beitrag zur Blogparade… die internationalen Heiratsbeziehungen des Adels. Ich finde es unglaublich spannend, wenn man bekannte Namen an ganz unerwarteten Orten begegnet. Je mehr Schlösser und Burgen ich besuche, umso mehr Beziehungen zwischen den Orten und den Adelsgeschlechtern entdecke ich. Je mehr Länder ich besuche, umso mehr internationale Beziehungen finde ich. Glaubt mir, das ist wirklich spannend!
Meine Hochzeitsreise ging nach Wales – größte Burgendichte Europas ist für mich ein wichtiger Reisegrund. Stilvoll sollte es sein, daher habe ich, wenn möglich, Übernachtungen in Burg- und Schlosshotels gebucht, mit dabei war Ruthin Castle. Ruthin Castle liegt in Nord Wales, die Burganlage besteht aus Ruinen aus dem 13. Jahrhundert und aus einem renovierten und neuen Anbau aus dem 19. Jahrhundert, wo sich heute das Hotel befindet. Ein sehr schönes Hotel übrigens. Hier wurde Mary Theresia Olivia Cornwallis-West (genannt Daisy) geboren.
Als ich vier Wochen später in Schlesien das Schloss Fürstenstein besucht habe, war ich sehr überrascht, dort erneut Ruthin Castle und Prinzessin Daisy zu begegnen. Denn Daisy heiratete den Fürsten Hans Heinrich XV. von Pless und zog nach Schlesien, auf das Schloss Fürstenstein. Ihr Ehemann soll unglaublich reich gewesen sein. Daisy war eine Salondame ohne Gleichen und eine High-Society-Lady, die freundschaftliche Beziehungen zu den wichtigsten Männern Europas pflegte. Vor dem I. Weltkrieg waren Ihre Gesellschaften legendär und in den höchsten Adelskreisen absolut begehrt. Freundschaftliche Beziehungen pflegte Daisy zu britischen König Edward VII., zum deutschen Kaiser Wilhelm II. oder zu dem Königspaar von Rumänien. In Deutschland ist Daisy von Pless nahezu unbekannt, in Polen dagegen ist sie fast eine Berühmtheit.
Mein zweites Beispiel bezieht sich auf zwei meiner ehemaligen Wohnorte (Schlesien und Hessen), zwischen denen ich auch eine Beziehung entdecken konnte. Als Kind habe ich den Schlosspark von Bad Carlsruhe/Schlesien (heute Pokój) oft durchstreift, denn er lag nicht weit vom damaligen Wohnort meiner Familie. Schon damals war vom Carlsruher Schloss nicht mehr viel erhalten, im Park konnte man noch einige Überreste des damaligen Reichtums entdecken, und mein Vater versorgte mich mit passenden Geschichten oder Legenden, z. B. von einer traurigen Prinzessin mit Heimweh, von unterirdischen Geheimgängen, pompösen Bällen im Schloss. Als mein Vater aber einige Jahrzehnte später eine Eheschließung zwischen Bad Carlsruhe und Bad Arolsen entdeckt hat, hab ich sehr gestaunt.
Prinz Eugen von Württemberg, der Sohn des Erbautes des Schlosses von Carlsruhe, lebte dort Anfang des 19. Jahrhunderts. Eben dieser Prinz heiratete Mathilde von Waldeck und Pyrmont, die aus Arolsen stammt. Sie heirateten auf dem Arolser Schloss und zogen gemeinsam nach Schlesien. Mathilde starb leider sehr früh, im Alter von 24 Jahren. Ein Grabstein in der Kirche von Bad Carlsruhe erinnert heute noch an die Prinzessin von Waldeck. Übrigens war eine Tante des Prinzen Eugen von Württemberg die russische Zarin Maria Fjodorowna, die Info aber nur am Rande.
Euch ist vermutlich aufgefallen, dass beide Beispiele mit Schlesien zusammenhängen. Diese habe ich bewusst so gewählt, denn in Schlesien bin ich aufgewachsen. Und obwohl ich am liebsten die ganze Welt sehen würde, reise ich immer wieder gerne nach Schlesien, das heute in Polen liegt. Wusstet Ihr, dass Schlesien die größte Schlösserdichte Europas hat?
Die Geschichte Schlesiens, die natürlich auf mich und meine Familie einen sehr starken Einfluss hat, ist ein Stück meiner Identifikation mit Europa. Ich bin in Polen aufgewachsen und im Teeniealter nach Deutschland gezogen. Ich glaube, gerade in dem Alter ist die Frage nach der Identität sehr präsent. Oft und viel habe ich mich gefragt, wo ich hingehöre. Daher habe ich mich in einem Europa, das immer mehr zusammenrückt und nach Gemeinsamkeiten sucht, sehr wohl gefühlt. Mathilde von Waldeck ist quasi denselben Weg gegangen, wie ich, nur in die andere Richtung. Wie hat sie sich damals gefühlt? Erst beim Schreiben des Posts ist mir bewusst geworden, dass Mathilde denselben „Umzug“ gemacht hat, wie ich, nur in die umgekehrte Richtung. Sie war damals gerade 3 Jahre älter.
Die internationalen Beziehungen Adeliger sind nur ein kleines Stück dessen, was Europa ausmacht. Für mich ist es aber ein sehr interessantes Stück europäischer Kultur. Wir haben viele Gemeinsamkeiten! Daher hoffe ich sehr, dass Europa weiterhin den Augenmerk auf das Miteinander legt und nicht die Unterschiede in den Vordergrund stellt.
Der heutige Post mein Beitrag zur Blogparade #SalonEuropa der Burg Posterstein. Zu dem Thema gibt’s noch viele andere so interessante Beiträge, ein Blick auf die Webseite lohnt sich.
[…] Burgdame: Internationale Heiratspolitik – Blogparade #SalonEuropa // @burgdame_de (18.10.2018) […]
Liebe Eva,
vielen herzlichen Dank für diesen formidablen Ansatz zu #SalonEuropa! Als ehemalige Schlösserfrau las ich deine Gedanken sehr gerne!
Ja, hochherrschaftliche Vermählung wären Bündnisschmiede. Spannende Orte stellst du mit schönen Bildern vor. Ganz nebenbei lerne ich noch etwas über eine faszinierende Salonnière – sehr treffend das Thema zu unserer Blogparade!
Merci!
herzlich,
Tanja
Ja, ich war auch sehr neugierig auf Daisy, daher hab ich mir direkt ihre Biografie gekauft (aber noch nicht gelesen).
Deine Burgen und Schlösser, immer wenn ich Eines sehe, denke ich an dich :)!
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!
So soll es auch sein! 🙂
Das Schloss Bad Arolsen finde ich so toll.
Dort waren wir vor ein paar Jahren auch 🙂
Liebe Grüße,
Julia
[…] In ihrem Blogpost zur internationalen Heiratspolitik der historischen europäischen Oberschicht folgt die “Burgdame” den Spuren von Daisy von Pless (1873-1943), einer Salondame, die die wichtigsten europäischen Männer ihrer Zeit persönlich kannte, und Mathilde von Waldeck und Pyrmont (1801-1825). “Die internationalen Beziehungen Adeliger sind nur ein kleines Stück dessen, was Europa ausmacht. Für mich ist es aber ein sehr interessantes Stück europäischer Kultur. Wir haben viele Gemeinsamkeiten!”, schreibt “Burgdame”. Hier geht es zum ganzen Artikel […]