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Mitten in der Innenstadt liegt der alte Friedhof und doch ist er so versteckt, dass ich ihn noch nie wahrgenommen habe. Groß ist der Friedhof nicht, es ist eher eine kleine Parkanlage, mit einigen alten und modernen Gräbern. Dennoch, wenn man in der Innenstadt ist, lohnt sich ein Abstecher, eine kurze Ruhepause zwischen der Shoppingtour. Angelegt wurde der Friedhof im Jahre 1808, benutzt wird er bis heute.

Auf dem Friedhof findet man Gräber einiger bekannter Bielefelder, die meisten kannte ich nur vom Namen, aber dank Wikipedia kann ich direkt etwas zu einigen Gräbern schreiben.

Alter Friedhof BielefeldAlter Friedhof Bielefeld

Alter Friedhof Bielefeld

Alter Friedhof BielefeldAlter Friedhof Bielefeld

Das Grab mit der Figur des Jungen mit einem Buch gehört Carl Bozi (1809-1889), einem Industriellen. Carl Bozi war der Gründer der Spinnerei Vorwärts, der ersten deutschen Spinnerei, die mit Dampf arbeitete. Zwischen den konventionellen Handspinnereien und dieser herrschte ein enormer Konkurrenzkampf. Bielefeld war die Leinenmetropole der Region, einige bedeutende Großindustrielle waren dort angesiedelt.

Auf dem Bild oben sieht man ein Grab von Michael Bozi, dem Vater von Carl, einem aus Ungarn stammenden Kleinbauern, dem es gelungen war, einen Garnhandel aufzubauen. Die Familie wurde sehr wohlhabend dadurch.

Alter Friedhof Bielefeld

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Die Grabstätte der Familie Delius beherbergt gleich mehrere Generationen von Bielefeldern Textilindustriellen. Ernst August Delius (1763-1839), seine Söhne Gustav (1794-1872) und Gottfried (1802-1886) Delius  und dem Sohn von Gustav, Hermann Delius (1819-1894) bildeten eine Dynastie der Bielefelder Leinenweber und -händler.

Die Delius waren eine Familie mit zeitweise dem höhsten Jahreseinkommen in Bielefeld. Sie waren so bedeutend, dass König Friedrich Wilhelm III und König Wilhelm IV bei ihnen zu Gast waren. Gustav Delius erwarb auch 1841 das Gut Böckel, über das ich erst letzte Woche geschrieben habe. Bis 1874 blieb das Gut im Besitz der Familie.

Alter Friedhof Bielefeld

Alter Friedhof Bielefeld

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Das letzte Grab, eigentlich völlig unscheinbar, ist mir nur aufgefallen, weil mir der Name Rudolf Rempel geläufig war. Das kaufmännische Berufskolleg in Bielefeld ist nach ihm benannt, wer das war, wusste ich bis dato nicht. Aber in Bielefeld, der Leinenweberstadt, ist es nicht schwer es zu erahnen. Rudolf Rempel (1815-1868) war ein Leinenhändler und Nähmaschinenfabrikant. Sein Sohn, auch Rudolf Rempel übrigens, war Chemiker und Erfinder der Einmachgläser mit Gummidichtung.

Alter Friedhof Bielefeld

Ein Rundgang über einen Friedhof kann einem ein Stück Stadtgeschichte näherbringen.

Erstellt am Juni 7, 2015

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11 Antworten zu “Alter Friedhof, Bielefeld”

  1. ela sagt:

    Ich gehe gerne auch auf alten Friedhöfen spazieren. Die Gräber sind so anders als neuere. Und oft bin ich auch verwundert, wenn welche heute noch so gut gepflegt werden, obwohl der Verstorbene schon seit vielen, vielen Jahren tot ist. Ich mag auch diese ruhige Stimmung dort. Genau die sieht man auch in deinen Bildern finde ich.
    Liebe Grüße Ela

  2. Rostrose sagt:

    Das ist mal wieder ein herrlicher alter Friedhof, liebe Maegwin – wunderschöne Grabsteine voller Geschichte(n)!
    Hab eine schöne neue Woche!
    Alles Liebe von der Traude
    ☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼☼

  3. Ich mag die alten Friedhöfe, weil die Grabsteine so schön sind. Einfach mit Liebe zum Detail. LG Romy

  4. Ich finde alte Friedhöfe auch wunderschön!

  5. Lorkyn sagt:

    Ich schaue mir auch sehr gerne alte Friedhöfe an und deine Bilder sind sehr schön geworden! Bielefeld ist gar nicht mal sooo weit weg, vielleicht werd ich dort auch mal irgendwann vorbei schauen, wenn wir dort unterwegs sind. Liebe Grüße!

  6. Wunderschöne Bilder, Danke auch für den geschichtlichen Hintergrund, ich finde so etwas faszinierend und schön zugleich… Viele Gräber vermitteln Ruhe und man sieht die Liebe die den Verstorbenen angedacht ist.
    LG, Michaela

  7. Thea sagt:

    Ich finde es auch immer interessant, wieviele Straßennamen einem sozusagen auf dem Friedhof begegnen, gerade auch bei Familien, die es schon lange in der Gegend gibt 🙂

  8. Hallo Maegwin,
    die Art und Weise der Recherche finde ich interessant. Von den Gräbern zur Textilindustrie. Dass die Textilindustrie auch Westfalen geprägt hat, das ist mir bekannt. Im Rheinland gibt es natürlich auch Spuren der Textilindustrie. So war ich gestern mit meinem Rennrad durch das Siegtal gefahren. Dort gibt es auch ältere und neuere Fabriken in Eitorf.

    Gruß Dieter

  9. Louisette sagt:

    Sehr shoene alte Friedhof , liebe Grüsse aus Belgie

  10. Helga F. sagt:

    Diese alten Grabsteine strahlen eine besondere Energie aus, in so einem verwunschenem alten Friedhof kann man Frieden tanken.
    Gruß Helga

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