Smalltalk – Die Kunst des stilvollen Mitredens“ von Alexander von Schönburg

Eins vorweg, das Buch „Smalltalk – Die Kunst des stilvollen Mitredens“ ist kein Ratgeber, zum Glück, denn dann hätte ich dem Buch keinen Artikel gewidmet. Vermutlich hätte ich das Buch gar nicht gekauft. Das Buch ist nur bei mir eingezogen, weil es eine Empfehlung in Lesehunger – Ein Bücher-Menu in 12 Gängen* von Hanns-Josef Ortheil war. Was Herr Ortheil empfiehlt, dann nicht so schlecht sein, daher habe ich mir „Smalltalk“ gekauft.

Ich und die Ratgeber

Ratgeber sind vielleicht das einzige Genre, die ich nicht lese. Gelegentliche Ausrutscher bestätigen meine Meinung, dass Ratgeber überflüssig sind. Das Buch Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert* war meine letzte Erfahrung mit einem Ratgeber. Von Bloggern und Instagramern wird es geliebt und tausendfach empfohlen, daher habe ich mich daran gewagt. Die Hälfte habe ich gelesen, dabei festgestellt, dass ich nicht mit meinen Kleidungsstücken sprechen werde, um zu erfahren, ob sie mir noch etwas zu sagen haben. Ich werde auch keinen Ausmist-Soundtrack erstellen, der mir die Trennung vereinfacht. Und ganz sicher ist keins meiner 4300 Bücher überflüssig. Doch! An dieser Stelle bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass eins meiner Bücher völlig überflüssig ist und zwar „Magic Cleaning“. So viel zu meiner Beziehung zu Ratgebern.

Smalltalk von Alexander von Schönburg, Buchempfehlung

 

Über Smalltalk

Ich war auch überzeugt, dass ich „Smalltalk“ nicht mögen werde. Wenn ein adeliger Schnösel etwas über Konversation schreibt, kann nur etwas Profanes dabei rauskommen. Das erste Kapitel des Buches bestätigte meine Vorurteile, da wurde tatsächlich Paris Hilton als ein Vorbild und Meisterin der Konversation empfohlen. Zum Glück habe ich das Buch nicht weggelegt. Sonst hätte ich nicht erfahren, dass Ludwig XIV. mittags 30 verschiedene Gerichte zu sich nahm oder dass Fußball auf einen mittelalterlichen Wettkampf zurückzuführen ist, bei dem ein Dorf versucht hat einem anderen Dorf ein Bündel zu entwenden.

Das Besondere an dem Buch ist der Ablauf, denn die Themen werden hier wie ein Ping-Pong zugespielt. Der Autor nimmt ein Thema, erzählt etwas darüber und greift ein Stichwort daraus auf, um etwas ganz anderes zu berichten. Und dann kommt das nächste Stichwort und schon gibt es wieder eine thematische Wendung. Dadurch fand ich tatsächlich die Themen Fußball und Witze absolut interessant. Ein Beispiel: Im Kapitel „Luxushotels“ erfährt man, dass Hotels erst seit ca. 100 Jahren über einen gehobenen Standard und guten Ruf verfügen, seit der Entstehung der mondänen Grand Hotels. Früher sind wohlhabende Personen in Häusern verwandter oder befreundeter Familien untergekommen. Gasthäuser wurden nur als Notlösung genutzt, sie hatten schlechten Ruf und absolut wenig Komfort. Wirte sind schließlich schon in der Bibel nicht gerade Sympathieträger gewesen. Man erfährt, dass der Concierge der bestinformierte Mensch eines Hotels ist und was Zimmermädchen manchmal erleben müssen. Und dann erfährt man, dass das Grand Hotel Pupp in Karlsbad als Vorbild für den Film „Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson diente und dass im Hotel Pupp der James-Bond-Film „Casino Royal“ gedreht wurde. Zuletzt lernt der Leser, in welchem Pariser Hotel Allen Ginsberg seinen ersten LSD-Trip hatte und in welchem Haus William Burroughs „Naked Lunch“ schrieb.

Fazit

Ich habe Smalltalk: Die Kunst des stilvollen Mitredens* geliebt, ich hab es verschenkt und weiterempfohlen. Es ist kein Ratgeber, sondern eine amüsante und kurzweilig erzählte Sammlung von mehr oder weniger nutzlosem Wissen. Und das ganze Wissen ist unglaublich interessant. Es ist ein Buch für Klugscheißer oder angehende Klugscheißer, die ihr Wissen weitererzählen möchten, ohne den Gegenüber zu langweilen. Ich hab das Buch absolut genossen. Innerhalb eines Monats sind zwei weitere Bücher von Alexander von Schönburg bei mir eingezogen. Derzeit lese ich Alles, was Sie schon immer über Könige wissen wollten, aber nie zu fragen wagten*. Als Burgenbloggerin entdecke ich dort einige interessante Anekdoten über alte Gemäuer und deren Bewohner. Sehr gespannt bin ich auch auf das Buch Die Kunst des stilvollen Verarmens: Wie man ohne Geld reich wird*, denn hier bin ich wieder überzeugt, dass ich das Buch nicht mögen werde. Wie kann der Bruder von Gloria von Thurn und Taxis über Armut schreiben?

 

 

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Erstellt am Januar 5, 2018

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4 Antworten zu “Kein Ratgeber über Smalltalk von Alexander von Schönburg”

  1. Marina sagt:

    „Die Kunst des stilvollen Verarmens“ habe ich vor einiger Zeit gelesen. Es ist eine intelligent und kurzweilige Unterhaltung, was in dieser Kombination ja nicht so häufig vorkommt.

  2. Ich bin gerade über deinen Blog gestolpert und total begeistert! Hier werde ich definitiv viel nach- und mitlesen 🙂
    Du hast einen total angenehmen Stil und die Themen sind super.
    Mach weiter so!

    Und das Buch klingt, als könne auch ein Exemplar bei mir ein neues Zuhause finden 🙂

    Liebe Grüße, Miss Bluejay

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