Vor meiner Reise ins Wendland, in die Gegend um Lüchow-Dannenberg wusste ich kaum etwas über diese Region. Doch jede Gegend hat etwas zu Entdecken und finde überall etwas Sehenswertes und Interessantes. Was kann man im Wendland unternehmen? Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in der Altmark? Ich habe einige ungewöhnliche Empfehlungen für Geschichtsinteressierte, für Ruinenromantiker und Nostalgiker gesammelt. Alle Orte sind nicht weit voneinander entfernt, an einem Tag habe ich sie besichtigt.
Dieser jüdische Friedhof ist sehr versteckt, denn man findet ihn nicht im Ort, sondern im Wald. Es ist ein sehr alter jüdischer Friedhof, der in der Nähe des Ortsteils Prisser der Stadt Dannenberg zu finden ist. Angelegt wurde er im Jahre 1742, der älteste heute noch erhaltene Grabstein ist von 1776. Dass die Friedhöfe im Judentum außerhalb der Ortschaften angelegt wurden, ist nicht ungewöhnlich. Nach einer alten Tradition sollte eine Begräbnisstätte mindestens 50 Ellen außerhalb der Wohnsiedlung angelegt werden. Auch sind noch erhaltene jüdische Friedhöfe oft deutlich älter als christliche, da diese für die Ewigkeit errichtet werden. Wer sich mehr für die jüdische Grabsymbolik interessiert, sollte meinen Post über den jüdischen Friedhof in Hamburg lesen.
Das Benediktinerinnenkloster Arendsee aus dem 12. Jahrhundert ist im Stil der Backstein-Spätromanik erbaut. Es ist der nördlichste Punkt an der Straße der Romanik. Spektakulärer ist jedoch die Klosterruine, die direkt hinter dem noch erhaltenem Klostergebäude liegt. Verwunschen und romantisch, direkt am Arendsee gelegen, könnte die Klosterruine aus einem Gemälde von Caspar David Friedrich stammen.
Die Altmark hat eine große Dichte noch erhaltener romanischer Gebäude. Auch die Kirche in Binde gehört dazu. Die romanische Feldsteinkirche habe ich rein zufällig beim Vorbeifahren entdeckt, sie ist sehr klein, sieht alt aus. Leider war die Kirche geschlossen, ich vermute, sie wird nicht häufig genutzt. Sehenswert war auch der verfallene und zum teil zerstörte alte Friedhof im Umfeld der Kirche. Die verfallenen Gräber haben etwas Morbides. Dennoch sind sie schön, wie sie von Efeu umrankt an die Vergangenheit erinnern.
Die Kirche St. Marien zu Plate ist besonders, denn sie ist ungewöhnlich groß für eine Dorfkirche. Erbaut vermutlich im 13. Jahrhundert, gehört sie nicht mehr in die Romanik. Die Kirche ist ein Beispiel für die Architektur der Spätromanik im Übergang zu Gotik. Das Gotteshaus hat einen zisterzienserischen Ursprung, über die Erbauungsgeschichte gibt es jedoch auch eine Legende. Einer der Herren von Plato verirrte sich nachts in dieser damals noch sumpfigen Gegend. Im dichten Nebel konnte er den Heimweg nicht finden, rief daher Gott um Hilfe. Plötzlich erblickte er ein Licht, welches ihn half, den Weg aus dem Moor zu finden. Als Dank erbaute er an der Stelle, wo er das Licht erblickte, eine Kirche. Eine andere Version der Legender berichtet, wie Herr von Plato im Moor ein verschwundenes Marienbild wiederfand. Die Kirche erbaute er als Dank für diesen Fund.
Die Familie von Plato gehört zum alten hannoveraner Adelsgeschlecht, zweige der Familie leben bis heute in der Gegend um Lüchow. Die Kirche wurde nicht nur angeblich von einem Herrn von Plato erbaut, sondern von seinen Nachfahren wesentlich erweitert und umgebaut. Von 1668 bis 1800 diente die Kirche der Adelsfamilie als Begräbnisstätte. Grabplatten und drei Purnksärge soll man heute noch in der Kirche bewundern können. Doch leider war auch diese Kirche, wie bei den evangelischen Kirchen sehr häufig, geschlossen.
Eine so stimmungsvolle Schlossruine wie in Tylsen findet man selten, sie ist ganz nach meinem Geschmack. Das Schloss in Tylsen war eins der prachtvollsten Schlösser der Altmark. Erbaut wurde es ca. 1620 im Renaissance-Stil vom Thomas II. von dem Knesebeck. Das Adelsgeschlecht von dem Knesebeck stammt aus zwei Linien, der schwarzen Linie aus dem niedersächsischen Uradel und der weiße Linie aus dem altmärkischen Adel. Das Schloss Tylsen war der Stammsitz der weißen Linie. Ein Mitglied der Familie von dem Knesebeck ist schon in meinem Artikel über die tragischen Liebschaften vom Schloss Celle aufgetaucht. Denn Eleonore von dem Knesebeck war die Hofdame und Vertraute der Herzogin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg.
Das Schloss hat beide Weltkriege fast unbeschadet überstanden, doch nach dem II. Weltkrieg (1948-1949) wurde es zerstört. Es diente als Materiallager, die Bausubstanz wurde für ein Siedlungsneubau genutzt. Ein ausführlichen Beitrag über das Schloss könnt Ihr bei Christian von „Vergessene Orte“ lesen, dort könnt Ihr auch sehen, wie imposant das Schloss früher ausgesehen hat.
Die von mir ausgewählten Orte gehörten nicht zu den wichtigsten Sightseeing-Tipps der Gegend. Ein Abstecher in die Altstädte von Lüchow und von Dannenberg lohnt sich definitv, das Probieren vom Baumkuchen in der Hansestadt Salzwedel ist ein Muss und auch das Rundlingsmuseum von Lüchow und die Rundlingsdörfer der Umgebung sind einen Reise wert. Sowohl das Wendland als auch die Altmark grenzen beide an die ehemalige deutsch-deutsche Grenze, Wendland auf der westlichen und Altmark auf der östlichen Seite. In der Altmark kann man deutlich mehr Ruinen, Lost Places oder verfallene Friedhöfe finden. Für mich sind die charmanten Relikte der Vergangenheit besonders anziehend. Gerade das Entdecken von etwas Unbekannten hat einen großen Reiz. Auch meine dortige Unterkunft war eine Zeitreise, aber darüber gibt’s mehr Informationen in meinem Post über das Kartoffelhotel.
Ganz tolle, stimmungsvolle Fotos!
Danke Dir, liebe Anette!
Hey, die Klöster finde ich wunderschön!
Liebe Grüße!
Ich auch!
Ganz viele Infos zu den Kirchen der Altmark unter
http://www.ndrom.de von H.P.Bodenstein
Herzlichen Dank für den Link! Da sind wirklich viele interessante Informationen!
Hallo du Liebe,
da hast du aber ein paar wirkliche „Gustostückerln“ ausgesucht – du weißt ja, wie sehr ich alte Friedhöfe und Ruinen mag, und beim Anblick vor allem des Jüdischen Friedhofs, des Klosters Arendsee und der Schlossruine Tylsen hat mein Herzerl definitiv höher zu schlagen begonnen… Keine Ahnung, ob ich jemals in diese Gegend kommen werde, aber wenn, dann erinnere ich mich hoffentlich vorher rechtzeitig an deine Tipps! Übrigens gibt es bei mir aktuell auch u.a. eine Schlossruine zu sehen…
Ich schicke dir herzliche Grüße und wünsche dir ein schönes Frühlingserwachen!!!
Traude
https://rostrose.blogspot.co.at/2017/03/1-x-lagenlook-und-3-ausfluge-im-februar.html
Ja, solche Orte haben immer etwas magisches, geheimnisvolles – sie sind aber auch so stimmungsvoll. Also die Kosterruine am See finde ich auch unglaublich schön.
Nun husche ich direkt zu Dir, um weitere Schlossruinen zu sehen.
Es ist schon fast ein Wunder, wie die Zeugen des Vergehens viele Menschen anziehen. Die Schönheit des Verfalls der Bauwerke lässte aber auch Nachdenklichkeit über uns und unsere Endlichkeit aufkommen. Oft bringt ihr Anblick Saiten in uns zum klingen, die fast vergessen scheinen.
Ohja, das stimmt. In Anbetracht des Alters einiger Bauwerke sind wir Menschen sehr endlich.
Für mich gehts morgen ins Wendland. Da kommt mit dein Artikel gerade recht 😉 Werde dann mal nach Ruinen, Friedhöfen und Kirchen Ausschau halten …
Liebe Grüße
Claudia
Da bin ich gespannt, was Du entdecken wirst. Hab eine wunderbare Reise!
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