Die Nacht von Gestern auf Heute, das war die Nacht der Hexenfeste, die Walpurgisnacht, daher habe ich heute eine besondere Burgruine aus meiner Heimat ausgewählt. Die Burg Ringelstein liegt in Büren-Harth, an der Grenze zwischen dem Paderborner Land und dem Sauerland.

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Die Planung von einer Burgerrichtung auf dem Harthberg wurde 1383 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es ist jedoch unbekannt, ob es sich um einen Burgneubau oder um den Wiederaufbau einer zerstörten Burg handelt. Da es frühere Urkunden gibt, in denen an dieser Stelle ein Jagdhaus der Edelherren zu Büren erwähnt wird, geht man davon aus, dass schon früher eine Burganlage auf dem Harthberg gab.

Die Burg wurde von Edelherren zu Büren gebaut, aber in den Folgejahren immer wieder verpfändet und wieder eingelöst. Sie gehörte mal der Linie Davensberg, dann der Familie von Scharfenberg, dann wieder dem Erzbischof von Köln. 1399 ging sie wieder in den Besitz des Geschlechts von Büren über.

1458 wurde die Burg das Lehen des Landgrafen von Hessen, da die Edelherren von Büren im Dienst des Landgrafen stand. 1661, als die Familie von Büren ausgestorben ist, ging die Burg in den Besitz des Jesuitenordens über.

Als Papst Clemens XIV 1773 den Jesuitenorden auflöste ging die Burg in den Besitz des Paderborner Bischofs über. Nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel die Burg an den Preußischen Staat. Im 18. Jahrhundert ist die Burg abgebrannt und erst im 19. Jahrhundert zum Teil als künstliche Ruine wieder errichtet.

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Der „Hexenkeller“ der Burg Ringelstein wurde erst vor einigen Jahren wieder zugänglich gemacht, er war vollständig verschüttet. Der „Hexenkeller“ wird so genannt, da während der Zeit der Hexenverfolgung, im 30-jährigen Krieg, die Keller der Burg als Hexengefängnis dienten. Zahlreiche Hexenprozesse fanden in der Burg statt, Ostwestfalen war eine Gegend, wo die Hexenverfolgung sehr intensiv betrieben wurde. Alleine in der Zeit vom 17.03 bis 15.04.1631 wurden 55 Personen auf der Burg Ringelstein als Hexen verurteilt und verbrannt, hauptsächlich Frauen und Kinder. Während der Freilegung wurden in den Gewölben der Burg Handfesseln gefunden, Beweise, dass es Verließe und Folterkeller waren.

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Die Protokolle der Hexenprozesse auf der Burg Ringelstein berichten u. a. von Elisabeth Tutke, die am 21. März 1631 verhaftet wurde. Das Kriminalgericht des Fürstentums Ringelstein hatte seinen Hauptsitz auf Burg Ringelstein, daher wurde sie direkt dorthin transportiert. Mit zwei anderen geständigen Hexen wurde sie im Verließ festgehalten und gefoltert, von einer der Mitgefangenen wurde sie denunziert. Diese hat ausgesagt, dass sie Elisabeth beim Hexensabbat gesehen hat. Bei den Bürener Hexenprozessen wurden zuerst Bein- und Daumenschrauben benutzt, dann wurde die Beschuldigte an gefesselten Händen aufgezogen. Bei Elisabeth Tutke wurde wegen ihres hohen Alters auf das Aufziehen verzichtet.

Elisabeth gestand, dass ihr Vater, selbst Hexer, ihr das Zaubern in ihrer Jugend beigebracht hat. Sie konnte eine Salbe herstellen, die ihr erlaubte, sich jeden Donnerstag auf den Hexentanzplatz, auf den Sabbatplatz zu begeben und dort sich dem Teufel hinzugeben. Als Elisabeth Tutke zwei andere Personen verraten sollte, die sie auf dem Sabbatplatz gesehen hat, nannte sie ihre beiden Mitgefangenen.

Als der Scharfrichter auf der Schulter von Elisabeth ein Mal entdeckte, wurde eine Nadelprobe durchgeführt. Da sie keinen Schmerz spürte, wurde das Mal als diabolisches Stigma eingestuft, einer Verurteilung stand nichts mehr im Wege. Elisabeth Tutke wurde am 27.03.1631 mit acht weiteren Frauen und einem Mann verbrannt.

Quelle: „Hexenprozesse in Deutschland“ von Gerhard Schormann

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Einige der Kellerräume sind nachwievor verschüttet. Die Freilegung und der Wiederaufbau des Kellergewölbes findet bis heute statt. Hauptsächlich werden dort Arbeitsgelegeneheiten des Jobcenters Paderborn (die sogenannten 1-€-Jobs) durchgeführt. Aus einer Urkunde aus dem Jahr 1574 weiß man, dass der Keller aus 12 Räumen und jeweils einer Kammer für Wein, Eier, Fleisch, einer Küche, einem Korn-, einem Brau- und einem Backraum. Bis heute wurden nur 3 der Kellerräume wieder zugänglich gemacht, dabei wurde auch ein unterirdischer Gang der zum Gerichtsplatz führt, entdeckt.

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Erstellt am Mai 1, 2014

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9 Antworten zu “Burg Ringelstein – eine Hochburg der Hexenverfolgung in Ostwestfalen”

  1. Wunderschöne, mystische alte Burg. Beim Einblick in den Hexenkeller läuft's einem glatt heute noch kalt den Rücken hinunter.
    LG
    Susanne

  2. wow das sind ja super fotos! ich wünsche dir ein schönes wochenende!

  3. Klasse Bericht und tolle Fotos, wie gewohnt ;)!

  4. Rostrose sagt:

    Ui, dieses (ausstrahlungsreiche) Gemäuer könnte auch mal wieder ganz besondere (und besonders schlimme) Geschichten erzählen! Ich wusste bisher nicht, dass auch Kinder bei den Hexenprozessen verurteilt wurden… schlimm genug, was man den Erwachsenen (hauptsächlich Frauen) angetan hat… Tolle Fotos!
    Alles Liebe, Traude

  5. Gabriele C. sagt:

    Kann man denn da inzwischen wieder hin? Laut der Webseite von Bad Wünneberg ist das Betreten nur mit Führung erlaubt.

  6. Maegwin sagt:

    Als ich dort war, war das Betreten erlaubt, aber damals gab es diese Infos noch nicht auf der Webseite. Daher kann es schon sein, dass das Burggelände zur Zeit gesperrt ist.

  7. Anonym sagt:

    Hallo, die Burgruine Ringelstein ist nicht gesperrt und frei zugänglich. Die Keller allerdings sind nur bei Besichtigungen zu betreten.
    Peter Salmen
    Baustellenleiter Burgruine Ringelstein

  8. Anonym sagt:

    Waren heute, 13.10.15., auf Burg Ringelstein. Danke an den netten Baustellenleiter aus M.-V., der uns
    die Burg und die Burgkeller erklärt hat und über die dortige Hexenverfolgung berichtete.
    Die tolle Burg sollte unbedingt weiter ausgebaut werden !

  9. Andreas sagt:

    Wieder ein sehr schöner Bericht. Da hätte sich noch ein Besuch der Drüggelter Kapelle aus dem 12 Jhdt an der Möhne angeboten. Als Heidenkapelle und angeblicher Kraftort bekannt, mit einer erstaunlichen Akustik ausgestattet. Bis heute ein rätselhafter Ort. Dann ins „Uferlos“ an der Möhne. Spart die Reise in die Karibik.

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