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Mecklenburg-Vorpommern ist das Land der Schlösser und Gutshäuser, es gibt keine Region in Deutschland, wo die Dichte der Herrenhäuser größer ist. Vielleicht ist es sogar die größte Dichte der Schlösser und Herrenhäuser in Europa. Es gibt an die 2000 Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern, 1008 stehen unter Denkmalschutz. Die große Fülle der Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern ist auf Heinrich den Löwen zurückzuführen, denn er hat Bauern zu Soldaten gemacht und diejenigen geadelt, die für ihn gegen die Slawen gekämpft haben. Später wurde der Reichtum vererbt und geteilt und jeder Zweig einer Familie wollte ein eigenes Schloss besitzen.
Während in den alten Bundesländern sehr viele Gutshäuser seit Jahrhunderten im Privatbesitz sind, wurden die Gutshausbesitzer in der DDR enteignet. Viele der Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern verfielen, wurde aber nach der Wende saniert und werden heute touristisch genutzt. Anhand einiger Beispiele zeige ich Euch, was aus den ehemaligen Adelshäuser heute wurde, denn die Kreativität hat dabei keine Grenzen. Die Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern gehören schließlich zu den Top-Sehenswürdigkeiten der Region.
Gerade im Osten von Deutschland gibt es überdurchschnittlich viele Adelshäuser und gerade dort wurde das Kulturerbe wenig gewürdigt. Aber warum wunden die Schlösser und Gutshäuser so vernachlässigt? Der wichtigste Grund war vermutlich, dass der Adel und Großgrundbesitzer in der DDR als Klassenfeinde galten. Sie wurden als Unterstützer des Faschismus und kapitalistische Ausbeuter gesehen. Die Regierung der DDR legte keinen Wert auf Prunk der Objekte und deren historische Bedeutung. Die Schlösser, die der DDR ein besonderer Dorn im Auge waren, wurden sofort gesprengt, dazu gehört z. B. das Schloss von Otto von Bismarck in Schönhausen, denn Bismarck gilt als Vertreter des preußischen Militarismus. Die anderen wiederum wurden genutzt, jedoch nicht besonders gepflegt, da die Instandhaltung der Anwesen unglaublich kostspielig war. Die prachtvollen Häuser wurden als Flüchtlings- oder Kinderheime, Heilanstalten, Schulen oder Bauernhöfe genutzt und verfielen zusehends. Noch andere wurden zur Baumaterialiengewinnung verwendet. Nach der Wende befanden sich sehr viele Schlösser und Gutshäuser in bedauernswertem Zustand, unglaublich viele fristeten ein Dasein als Lost Places. Und doch finden sich immer wieder mutige Investoren, die die Herrenhäuser vor dem Verfall retten, liebevoll renovieren und was mich sehr freut, diese für Besucher zugänglich machen.
Von Außen ist das Schloss Plüschow sehr schlicht, fast streng, was typisch für den norddeutschen Barock ist. Die Innenräume des Schlosses sind jedoch sehr prachtvoll. Heute befindet sich hier ein Künstlerhaus, Künstler können hier für eine bestimmte Zeit arbeiten.
Das Gut Plüschow gehörte seit dem 15. Jahrhundert der adeligen Familie von Bülow. 1758 erwarb es Freiherr von Stenglin und baute das Schloss als Sommersitz für sich und seine Ehefrau. Anfang des 19. Jahrhunderts kam das Schloss Plüschow in den Besitz des Erbprinzen Friedrich-Ludwig, Herzog zu Mecklenburg-Schwerin, gehörte somit der großherzöglichen Familie, wie auch die Schlösser Schwerin oder Willigrad.
Das besondere am Schloss Plüschow ist, dass es nicht erst nach der Wende wieder aufgebaut wurde, sondern schon Anfang der 80-er Jahre. Die jetzige Leiterin des Künstlerhauses, Miro Zahra, studierte in Berlin und mit ihrem Partner entdeckten sie das Schloss. Gemeinsam mit Freunden renovierten sie es in Eigenregie. Seit dem ist das Schloss Plüschow ein künstlerischer Arbeitsort. Inzwischen kommen internationale Künstler hierher, weil sie unter optimalen Bedingungen arbeiten können. Die großen Räume sind hell und durch die Ruhe und Abgeschiedenheit können sich die Künstler auf ihre Arbeit konzentrieren. Meist wohnen Stipendiaten hier. Die freien Räume werden auch an zahlende Künstler vermietet. Regelmäßig finden im Schloss Plüschow Kunstausstellungen statt, die von den Stipendiaten kuriert werden. Im Erdgeschoss kann man aber auch eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Gutshauses anschauen.
Ein anderes Schloss mit einer besonderen Kunstausstellung ist das Schloss Kummerow, hier kann man eine Foto-Ausstellungen renommierter Fotografen sehen.
Das Gut Kummerow wurde Anfang des 13. Jahrhunderts zum ersten Mal urkundlich erwähnt, damals gab es aber noch eine Burg Kummerow. Das Gut gehörte von Anfang an der Familie von Maltzahn, jedoch mit Unterbrechungen. Das heutige Schloss wurde 1730 im Stil des Spätbarock erbaut. Der Schlosspark wurde ungefähr 100 Jahre später angelegt, entworfen vom berühmtesten deutschen Landschaftsarchitekten Peter Josef Lenné, wie z. B. der Schlossparks von Neuhardenberg.
Nach dem II. Weltkrieg hatte das Schloss eine ähnliche Nutzung wie viele andere Schlösser in der DDR, zuerst war es eine Flüchtlingsunterkunft, dann wurde es eine Schule, Gaststätte, ein Geschäft und eine Postniederlassung.
Das Schloss Kummerow ist heute wieder für Besucher zugänglich, man kann die alte Pracht erahnen. Und es ist eine einmalige Sehenswürdigkeit, denn das Schloss ist teilsaniert. Einige Räume wurden nur teilweise renoviert, zum Teil ist noch der Zustand aus der Zeit der DDR sichtbar. An den Wänden sieht man DDR und FDJ-Wappen oder verschiedene Parolen des Arbeiter- und Bauernstaates. Meines Wissens bekommt man das in keinem anderen Schloss zu sehen.
Auch die Fotoausstellung ist absolut sehenswert, man begegnet hier so bekannten Künstlern wie Marina Abramovic, Helmut Newton, Sebastião Salgado oder Candida Höfer.
Mein Highlight der Reise und sofort mein Lieblingsschloss war das Herrenhaus Vogelsang. Ich hab das Schloss schon mal in einer Doku über norddeutsche Schlösser gesehen, schon damals war es Liebe auf den ersten Blick. Das verspielte Herrenhaus Vogelsang hat genau den richtigen Mix zwischen Pracht und Vergänglichkeit, Geschichte und Fantasie, um meinen Geschmack zu treffen.
Das imposante Schloss im Neo-Tudor-Stil wurde um 1840 vom deutschen Abgeordneten Hans Carl Peter Manecke erbaut. Manecke kaufte das Gut Vogelsang von der Familie von Plessen ab,Wie so häufig, gab es ein Gut Vogelsang schon sehr viel früher, erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 14. Jahrhundert.
Heute ist das Herrenhaus Vogelsang ein Eventschloss für Nostalgiker. Viktorianische Festivals, Barockdinner oder Pferdeshows finden hier statt, oder auch Lesungen wie „Schauergeschichten am Kamin“ oder englische Tea-Time im Park. Das finde ich unglaublich passend, denn der prunkvoll-morbide Charme des Hauses ist ideal für eine Reise in die Vergangenheit und in eine phantastische Welt. Das Schloss Vogelsang hat noch eine Besonderheit, es soll hier spuken. Sowohl der Besitzer als auch einige Besucher hörten hier geheimnisvolle, russisch klingende Zithermusik.
Das Herrenhaus Vogelsang bietet einen wunderbaren Mix aus Nostalgie und Vergänglichkeit.
Ein Schlosshotel direkt am Meer ist ein Traum. Vom Schloss Groß Schwansee führt eine kleine Lindenallee direkt zum Strand. Die Allee ist so alt wie das Schloss, 1745 wurde sie angelegt. Das Schloss wurde im Barockstil erbaut, aber kurze Zeit später im klassizistischen Stil umgebaut. Bis zum Ende des II. Weltkrieges war es im Familienbesitz, zuerst gehörte es der Familie von Both, später den Grafen von Brockdorff. Nach dem Krieg wurde das Gut in eine Landwirtschaft umgewandelt, später diente es als Schule. Aufgrund der Nähe zum Meer war das Gutsgelände lange Zeit ein Sperrgebiet.
1999 kaufte der Unternehmer Silvius Dornier die Gutsanlage und baute es in ein Luxushotel um. Schlossgut Groß Schwansee umfasst 63 Zimmer, jedoch nur 10 davon befinden sich direkt im Schloss. Die weiteren Zimmer sind im neuen Anbau. Die Restaurants und die Patisserie sind hervorragend hier.
Auch das Gutshaus Stolpe ist heute ein elegantes Hotel, im klassisch-britischen Stil eingerichtet. Das Hotel gehört zur Relais & Chateaux Gruppe und das Restaurant hat einen Michelin-Stern. Verlockend ist, dass das Hotel einen eigenen Steg an der Peene hat, daher kann man nach dem Saunabesuch zur Abkühlung in den Fluss springen.
Erbaut wurde das Gut Stolpe Mitte des 19. Jahrhunderts vom Freiherrn von Bülow. Das Gut diente der Familie zwar aus Wohnsitz, wurde jedoch wenig genutzt und meistens verpachtet. Einer der Pächter war ein Freund des Dichters Fritz Reuter, daher war der Dichter ein häufiger Gast in Stolpe. Der heutige Besitzer des Gutshofes hat schon als Kind in dem Schloss gelebt. Nach der Wende hat er es wieder gekauft und in ein Hotel umgebaut.
In meinem Artikel über Gutshäuser in Mecklenburg-Vorpommern zeige ich Euch drei weitere wunderschöne alte Gutshäuser, in denen man übernachten kann.
Das prachtvolle Schloss Brook gehört nicht nur zu den schönsten Schlössern in Mecklenburg-Vorpommern, es ist auch ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Im 19. Jahrhundert befand sich hier die bedeutendste und größte Pferdezucht in Pommern.
Das Herrenhauss ließ Generalmajor Christian Bogislaw von Linden 1770-1777 erbauen, der Enkel eines Industriellen, eines Neuadeligen. Das romantisch-verspielte Neo-Tudor-Schloss verdanken wir jedoch Freiherrn von Seckendorff, der es im „castle gothic“-Stil umbauen ließ. Die Entwürfe stammen vom Friedrich August Stüler, der auch die Burg Hohenzollern und das Schloss Stolzenfels entwarf und das Schweriner Schloss vollendete. Auch den Schlossgarten ließ Seckendorff neu gestalten. Nach der neuesten Mode wurde aus einem Barockgarten ein englischer Landschaftspark, der von Lenné geplant wurde.
Das Schloss war ein Treffpunkt des Adels, internationaler Hochadel war hier häufig zu Gast. Der niederländische Prinzgemahl und der deutsche Kaiser sollen gerne die prominenten Parforcejagden und die opulenten Bälle besucht haben.
Nach der Wende kam ein stetiger Besitzerwechsel, saniert wurde das Schloss jedoch kaum. 2017 kaufte ein Berliner Architekt das Anwesen und baut es nun in ein Tagungshotel um. Tagungen, Events und Festivals sollen hier in Zukunft stattfinden.
Das Schloss Hohen Brünzow hat erst seit einem knappen Jahr neue Besitzer, viel renoviert wurde es noch nicht. Derzeit dient es den Besitzern als Wohnhaus, in Zukunft soll es aber ein Ort für kulturelle Veranstaltungen und Begegnungen werden. Jetzt schon finden im Park Yoga- und Tai Chi Stunden statt. Für 2020 ist eine kulturelle Sommerakademie geplant.
Der Ort und das Gut Hohen Brünzow ist inzwischen an die 750 Jahre alt, das spätklassizistische Gutshaus wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Im 19. Jahrhundert war das Gut im Besitz der Familie von Schwerin, später der Familie von Oertzen. Nach dem II. Weltkrieg wurde der Gutshof als landwirtschaftliche Berufsschule genutzt, nach der Wende verfiel das schöne Schloss. Gerettet wurde es quasi in letzter Minute.
Die östlichen Bundesländer sind besonders reich an Schlössern und Gutshäusern, Mecklenburg-Vorpommern ganz besonders. Doch die meisten davon waren nach der Wende in einem sehr traurigen Zustand, verfielen dann noch mehr. Umso schöner ist es, dass eine Mehrzahl der Häuser heute genutzt und vor dem Verfall bewahrt wird. Nach der Wende sollten viele Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern abgerissen oder gesprengt werden – das wäre tragisch, denn jedes Haus ist ein einmaliges Denkmal. Schlösser und Gutshäuser machen sehr vielen Menschen Freude.
Mehr Tipps für Schlösser und Ruinen in Mecklenburg-Vorpommern:
Burgruine Landskron – versteckt und geheimnisvoll
Caspar-David Friedrichs Klosterruine Eldena
Sehenswürdigkeiten im Schweriner Umland
Schloss Schwerin – eins der schönsten Schlösser in Deutschland
Dieser Artikel ist in Kooperation mit dem Verein der Schlösser, Guts- und Herrenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern entstanden, auf der Website findet Ihr noch mehr Schlösser und Gutshäuser, die touristisch genutzt werden.
Was du immer schönes entdeckst!
Liebe Grüße!
Habe zweimal im Gutshaus Wietzow Ferien gemacht, unglaublich entspannte Atmosphäre. Von dort aus habe ich versucht, die ehemaligen Burgen, Schlösser und Herrensitze zu erkunden. Es sind sehr sehr viele, aber 2000 erscheint mir doch etwas hochgegriffen, gibt es irgendwo eine Auflistung?
Ja, die gibt es: https://gutshaeuser.de/
Es sind sogar mehr als 2000.
Herzliche Grüße, Eva
Herzlichen Dank!
[…] Burgdame erhältst du einen interessanten Überblick über die neue Nutzung alter Schlösser in […]