*Pressereise*
Das Fachwerk ist irgendwie typisch deutsch! Es gibt zwar in ganz Europa Bauwerke, die aus Fachwerk gebaut sind, doch die deutschen Häuser sind einmalig und charakteristisch. In Polen wird Fachwerk sogar „Preußische Mauer“ genannt. Vor allem sind die alten Gebäude aber einfach schön anzusehen, Fachwerkstädte sind so charmant, ein Spaziergang durch die Altstädte ist wie eine Zeitreise. In Niedersachsen gibt es eine Vielzahl bezaubernder kleiner Fachwerkstädtchen. Einige der Fachwerkstädte in Niedersachsen sind recht bekannt, andere wiederum sind absolute Geheimtipps. Hier zeige ich Euch die schönsten Fachwerkstädte in Niedersachsen.

Städte mit viel Fachwerk sind einfach malerisch – hier ein blick auf Celle

Goslar

Die Altstadt von Goslar ist (zusammen mit dem Bergwerk Rammelsberg und der Goslarer Wasserwirtschaft) UNESCO-Weltkulturerbe – das hat sie zum Teil dem vollständig erhaltenen Fachwerkensemble zu verdanken. In der Innenstadt gibt es ca. 1500 denkmalgeschützte Gebäude. Ein Spaziergang durch Goslar ist wie eine Zeitreise, denn man findet dort Bauwerke aus 1000 Jahren.

Goslar ist schon seit 1005 nach Christus ein Herrscherort, entsprechend prunkvoll ist daher die Stadt. Das filigrane Rathaus stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die Kaiserpfalz ist noch deutlich älter, denn sie wurde vom Kaiser Heinrich II. (973-1024) genutzt. Im Mittelalter sind die Kaiser abgezogen und die städtische Unabhängigkeit begann. Goslar war Mitbegründer der Hanse und vom 13. bis zum 16. Jahrhundert eine Hansestadt.  Die Stadt war sehr wohlhabend. Davon profitieren wir heute, weil wir diese wunderschöne Fachwerkaltstadt bewundern dürfen.

In der Schreiberstraße kann man Häuser verschiedener Epochen entdecken, dort findet man Häuser aus der Romanik, der Gotik, der Renaissance und aus dem Barock, direkt nebeneinander. Dass heute noch romanische Wohnhäuser erhalten sind, ist absolut selten. Eins der Fachwerkhäuser wurde im 17. Jahrhundert von Herrn von Siemens erbaut, dem Ur-Ur-Ur-Großvater von Werner von Siemens. Neben den vielen wunderschönen Häusern hat Goslar auch viel individuellen Einzelhandel zu bieten, was heute nicht selbstverständlich ist.

Wolfenbüttel

Mehr als 400 Jahre war Wolfenbüttel die Residenzstadt der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg. Die Herzöge brachten der Stadt Wohlstand, was man auch an den Fachwerkhäusern erkennen kann. Große Teile der Innenstadt wurden in der Renaissance erbaut, die Häuser sind daher sehr schmuckvoll gestaltet. Doch jedes Haus ist einzigartig. Die Häuser der Hofbeamten sind besonders prunkvoll, am Fachwerk sieht man viele Schnitzereien. Die imposantesten Häuser befinden sich um den Marktplatz, sie wurden in der Renaissance und im Barock erbaut. Im 16. Jahrhundert wurde in Wolfenbüttel sogar ein Grachtensystem nach niederländischem Vorbild erbaut, von dem auch heute noch einige Wasserstraßen erhalten sind.

Heute sind in Wolfenbüttel mehr als 600 Fachwerkhäuser erhalten. Eine Besonderheit hier ist, dass sogar das Barockschloss eine Fachwerkfassade hat. Die Fürsten hatten kein Geld für eine Steinfassade, daher wurde das Schloss nur steinfarbend angestrichen. Sogar Fugen wurden auf die Mauer gemalt, damit es wie Stein aussieht – doch alles ist aus Fachwerk. Unweit vom Schloss kann man eine der schönsten Bibliotheken Deutschlands anschauen, die Herzog August Bibliothek. Prominente Bibliothekare waren hier tätig: Leibnitz und Lessing. Wolfenbüttel hat mich sehr begeistert, die Stadt ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

In Wolfenbüttel ist sogar das Schloss aus Fachwerk.

Celle 

Die Stadt Celle ist an die 1000 Jahre alt, die Innenstadt ist im 13. Jahrhundert aber weitgehend abgebrannt. Es gibt ca. 450 denkmalgeschützte Fachwerkhäuser in der Innenstadt. Celle wurde nie von Bomben zerstört, daher ist die Stadt so prachtvoll erhalten. 

Von 1433 bis 1705 war Celle ständige Residenz der Welfen. Als die Fürstenfamilie nach Hannover wegzog, war es für die Stadt tragisch, denn plötzlich war der größte Arbeitgeber verschwunden. Ähnlich ging es übrigens auch Wolfenbüttel. Doch Handwerk und Handel rettete den Wohlstand der Städte.

Celle hat sehr viel individuellen Einzelhandel jenseits der üblichen Ketten, viele Geschäfte mit Spezialitäten, Antiquitäten oder Handwerkskunst. Ein Geschäft möchte ich dennoch besonders empfehlen, denn das hätte ich am liebsten leer gekauft. Es ist der “Alte Provisor” in der Bergstraße 12 – dort wird nicht nur der original celler Kräuterlikör hergestellt, sondern es ist ein kleines liebevolles Geschäft mit allerlei nostalgischen Produkten. Celle hat aber nicht nur Fachwerk zu bieten, sondern war auch ein Bauhaus-Centrum.

Hotelempfehlung für Celle – Hotel Fürstenhof

Ein Aufenthalt in dem eleganten Hotel Fürstenhof ist eine kleine Zeitreise, denn die nostalgische Einrichtung erinnert an die fürstliche Vergangenheit von Celle. Das Hotel befindet sich in einem alten Adelshof der Barockzeit. Im 17. Jahrhundert bauten die Adeligen ihre Häuser rund um das Schloss, der Fürstenhof ist das letzte noch übrig gebliebene der schicken Adelshöfe. Der Fürstenhof wurde als Palast Adelebsen erbaut und diente zuerst als Stadthaus für die Adelsfamilien von Osten und von Adelebsen. Von 1787 bis 1817 lebte Carl Philipp Graf von Hardenberg hier, ein Verwandter von Novalis und vom preußischen Staatskanzler Karl-August von Hardenberg. Ein anderer Hardenberg, Christian Ludwig Graf von Hardenberg rettete das Hotel 1969 vor dem Abriss und baute es in ein Hotel um. Wenn man in Celle ist, lohnt sich auch ein Besuch in des Hotelrestaurants „Taverna & Trattoria Palio“, denn die mediterranen Kreationen sind sehr gelungen und köstlich. Das Hotel empfehle ich sehr gerne, denn es ist sowohl nostalgisch als auch unglaublich stilvoll.

Einbeck 

Die kleine Stadt im Süden von Niedersachsen ist hauptsächlich für den PS-Speicher, das interaktive Fahrzeugmuseum überregional bekannt. Auch das Einbecker Bier ist recht bekannt. Doch es lohnt sich, auch ein Blick auf die Altstadt zu werfen, denn Einbeck besteht fast nur aus Fachwerk. 788 alte Fachwerkhäuser sind heute noch erhalten, die Innenstadt ist ein vollständiges Fachwerkensemble. Übrigens ist Bier schon seit Jahrhunderten ein beliebtes Getränk in Einbeck, denn von den 788 Häusern hatten 723 Häuser eigene Brauereien. Das Bier war eine zusätzliche Einnahme für Handwerker und war sehr gefragt. Einbeck war früher Mitglied der Hanse, die Händler waren wohlhabend und konnten sich Bier und schöne Häuser leisten. Es gab aber einige Berufs- und bevölkerungsgruppen, die kein Bier brauen durften, dazu gehörten Henker, Zöllner, Bader, Abdecker, aber auch Wenden, Sorben oder Juden. 

Die Fachwerkhäuser in Einbeck sind reich verziert, mit sehr unterschiedlichen Motiven. Der Grund dafür ist die wechselnde Mode, denn nach 20-30 Jahren wechselten die modischen Ornamente. Manchmal kann man auch finster aussehende Köpfe an den Häusern entdecken, diese waren zur Abwehr des Bösen gedacht. Die Fachwerkhäuser sind oft miteinander verbunden, sie sind die Reihenhäuser der Vergangenheit. Nur die Randhäuser haben zwei Wände, die Mittelhäuser haben jeweils nur eine Wand. Eine Besonderheit gibt es noch in Einbeck – der Kirchturm der Stadtkirche kann nicht nur bestiegen, sondern auch für eine Übernachtung gemietet werden. Für 50 € pro Person kann man eine Nacht im Turm verbringen und sich den Turm mit vielen Insekten teilen. Einbeck war eine Überraschung für mich, ich hab nicht erwartet, dass die Kleinstadt mir so sehr gefallen wird.

Falls Ihr mehr über Einbeck wissen möchtet, die Stadt hat drei Burgruinen.

So schön ist die Kleinstadt Einbeck

Fachwerkstädte in Niedersachsen entdecken

Die hier gezeigten Städte gehören zu den schönsten in Niedersachsen. Das sind natürlich nicht alle interessanten Fachwerkstädte, sondern nur eine Auswahl. Ich weiß, es gibt noch viele weitere wunderbare Fachwerkstädte in Niedersachsen, in denen sich ein Besuch lohnt. Ich plane aber, den Artikel stets zu erweitern und immer wenn ich eine neue Fachwerkstadt besuchen werde, möchte ich den Artikel ergänzen. Habt Ihr Tipps für mich, dann hinterlasst diese in einem Kommentar.

Natürlich kann man sich eigenständig auf die Spurensuche machen, denn die Pracht der Fachwerkhäuser gefällt vermutlich sehr vielen von Euch. Doch die wirklich interessanten Informationen habe ich in Rahmen von Führungen bekommen. Dabei erfährt man zum Beispiel, dass es typisch für das Spätmittelalter und die Renaissance ist, wenn das obere Stockwerk etwas über das untere hinausragt. Man erfährt, was die Inschriften oder die Schnitzereien bedeuten oder dass Schemel vor den Häusern der Brautschau dienten. Bei einer Führung bekommt man auch manchmal wunderschöne Hinterhöfe zu sehen, die oft privat und versteckt sind.

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Entdecken und freue mich über Tipps, welche Stadt ich noch besuchen sollte.

Mehr Empfehlungen für Niedersachsen

Der Süden von Niedersachsen ist reich an Burgen und Schlössern.

Osnabrück hat nicht nur eine sehenswerte historische Altstadt, sondern ist von steinzeitlichen Megalithmonumenten umgeben.

Eine Überraschung waren für mich Ostfriesland und Emsland, denn dort gibt es sehr viel Kultur und Geschichte.

Viele Städte sind nicht allzu bekannt, doch unglaublich interessant, wie Wolfsburg oder Braunschweig.

Auf dem Blog Reisefeder findet Ihr viele Tipps für die Fachwerkstatt Wolfenbüttel. Die schönsten Fachwerkstätte in Deutschlands findet Ihr hier.

Der Beitrag entstand im Rahmen von Pressereisen. Vielen Dank für die interessanten Erlebnisse!


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Erstellt am März 16, 2020

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7 Antworten zu “Die schönsten Fachwerkstädte in Niedersachsen”

  1. ein wirklich schön geschriebener Reisebericht. Hallo Eva, auch deinen Reiseblog finde ich so schön, dass ich ihn gleich mal bei mir verlinkt habe. Die Bilder wecken die Reiselust in mir. Aktuell ist es ja etwas schwierig aber die Zeiten kommen wieder. Alles Gute und bleib gesund 🙂 Grüße Marcel von https://meine-reisen.net/

  2. Shadownlight sagt:

    Ich liebe Fachwerkhäuser!
    Liebe Grüße!

  3. City Immobilienmakler sagt:

    Vielen Dank für diesen gut formulierten und hilfreichen Artikel, der mir sehr bei der Recherche geholfen hat.
    Ich habe Celle bereits mehrmals besucht und freue mich die anderen Fachwerkstädte in Niedersachsen auch irgendwann zu besuchen.

    Liebe Grüße aus Hannover
    W. Wengenroth

  4. Franziska sagt:

    Wow macht definitiv Lust dort mal hinzufahren. Vielen Dank für den wertvollen Beitrag 🙂
    Liebe Grüße
    franziska

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