Vor meinem Roadtrip durch Louisiana war mir Lake Charles völlig unbekannt. Die kleine Stadt unweit der Texanischen Grenze ist vor allem für Casinos bekannt, es ist das Las Vegas von Louisiana. Mein Interesse haben aber nicht die Spielcasinos geweckt, sondern die interessante Beschreibung der Altstadt, die große Dichte alter Friedhöfe und die Nähe zum Meer. Gerade von Lake Charles war ich sehr angenehm überrascht, denn die Stadt ist zwar klein, aber sehr charmant. Daher möchte ich Euch heute berichten, warum sich bei einer Louisiana Rundreise der Besuch von Lake Charles lohnt.
Die Stadt ist zwar deutlich kleiner als New Orleans, Lafayette oder Baton Rouge, hat aber auch eine spannendere Geschichte. Gegründet wurde die Stadt von französischen Siedlern, die sich die Ländereien mit Attakapas-Indianern teilen mussten. Sie lebten jedoch friedlich nebeneinander. Als die Stadt Anfang des 19. Jahrhunderts amerikanisch wurde, kamen Arkadische Siedler (Flüchtlinge aus Ostkanada) hierher. Die Stadt bot aber auch Unterschlupf vielen entlaufenen Sklaven und war, aufgrund der Nähe zum Ozean, ein Piratennest. Der berühmte Pirat Jean Lafitte hatte hier einen seiner Schmuggel-Stützpunkte.
Heute ist die Stadt eine Glückspiel-Hochburg. Das liegt vor allem daran, dass in Texas jegliche Glücksspiele verboten sind und am Wochenende die Stadt voller Texaner ist, die hier das Glück suchen. Für eine kleine Stadt von etwa 70.000 Einwohnern hat Lake Charles eine unglaubliche Hoteldichte und diese sind an den Wochenenden angeblich fast ausgebucht, denn die Casinos ziehen sehr viele Besucher an. Übrigens sind alle Casinos um den See Lake Charles angesiedelt und zwar auf Stegen, im See. Denn bis vor wenigen Jahren war das Glücksspiel in Louisiana nur auf dem Wasser (auf Booten) und mit besonderen Ausnahmegenehmigungen erlaubt. Daher wurden große Casinos auf dem Wasser gebaut, die durch den Wasserkontakt als Boote anerkannt wurden. So umging man die strenge Gesetzgebung. Die Casinos habe ich nicht besucht, daher kann ich Euch nichts über die Freude am Glücksspiel berichten.
Die App „Historic LC“ empfand ich als große Bereicherung beim Entdecken der Geschichte und der unbekannten Seiten von Lake Charles. Die App funktioniert wie ein Audio-Guide, die Touren werden in mehreren Sprachen angeboten, unter anderem auch in deutsch. Es gibt mehrere Touren, ich habe den großen historischen Stadtrundgang und den Geisterrundgang ausprobiert. Anhand verschiedener Stationen erfährt man viel über die Geschichte der Stadt und bekommt die interessantesten und auch die schönsten Häuser zu sehen. Besonders begeistert hat mich aber die Geistertour, denn meine regelmäßigen Leser wissen, dass ich nicht nur auf der Suche nach Geschichte bin, sondern auch nach Geschichten oder Legenden, die einen Ort besonders interessant machen.
Update Oktober 2022: von einem Leser habe ich erfahren, dass es die App nicht mehr gibt. Im App-Store ist sie tatsächlich nicht mehr vorhanden. Da sie auf der Webseite von Lake Charles nachwievor beworben wird, hoffe ich, dass die App nur überarbeitet wird.
Gute Geistergeschichten erfreuen mich immer sehr. Deutschland ist in der Hinsicht sehr phantasielos und wird so selten von Geistern besucht. In Großbritannien oder Irland sieht es schon wieder ganz anders aus – dort gibt es ein regelrechtes Geistergedränge. Genau so ist es in Louisiana und besonders in Lake Charles, mit etwas Phantasie könnt Ihr hier vielen Geistern begegnen. Der Geisterrundgang erzählt aber nicht nur Geistergeschichten, ganz nebenbei erfährt man sehr viel über die Entstehung der Stadt und deren Bewohner und bekommt die schönsten Häuser der Stadt zu sehen. Der Rundgang ist eigentlich eine Rundfahrt, denn der Sprecher sagt “fahren Sie weiter zur … Street”. Wie schon in meinen anderen Artikeln erwähnt, in USA geht keiner zu Fuß, nicht mal kurze Strecken. Zu Fuß ist der Rundgang in ca. 45 Minuten machbar, nur es könnte passieren, dass Euch einige besorgte Bürger begegnen, die Euch beim dem kaputten Auto behilflich sein möchten. Der Rundgang beginnt direkt am See, am Lake Charles, dort befindet sich der älteste Friedhof der Stadt, der Bilbo Cemetery. Weiter geht es durch den Stadtkern bis zur Altstadt, wo man besonders viel Prachthäuser bewundern kann.
Die vielen alten Friedhöfe haben mich nach Lake Charles geführt, doch die meisten sind sehr schlicht und (zumindest für mich) nicht so sehenswert, da ich vor allem monumentale Gräber und alte Grabskulpturen sehr gerne mag. Diese findet man in Lake Charles nicht. Einen Friedhof fand ich aber dennoch sehenswert. Der Goos Cemetery besteht aus zwei Teilen, einem neuen und einem alten Teil, wobei aus meiner Sicht sich nur ein Besuch auf dem alten Friedhof lohnt. Die alte Gräber hier sind sehr verfallen, so dass man in einige einsteigen könnte und das ist gruselig.
Karneval in Deutschland ist kreativ und bunt. Karneval in Louisiana ist aber wesentlich kreativer, schillernder und bunter. Die Kostüme sind prachtvoller als in Venedig und glitzernder als in Rio. Wenn man schon keinen Karneval in Louisiana verbringen kann, dann sollte man ein Mardi Gras Museum besuchen. Das Mardi Gras Museum in Lake Charles hat die größte Kostümsammlung der Welt. Diese unglaublich aufwendigen Kostüme sind alle selbst genäht, thematisch aufeinander abgestimmt und außerordentlich schillernd. Ähnlich wie in Deutschland gibt es verschiedene Krewes, vergleichbar mit den Karnevalsvereinen, es gibt Könige und Königinnen, Umzüge und Sitzungen. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zu Deutschland, Mardi Grad ist völlig unpolitisch. Das Museum zeigt einmalige Kostüme – und man kann verschiedene Kopfbedeckungen anprobieren. Es lohnt sich!
Auch hier möchte ich eine dieser kleinen und experimentierfreudigen Brauereien empfehlen, die Crying Eagle Brewery. Hier findet man die ungewöhnlichen Bierkreationen jenseits des Reinheitsgebotes. Es werden nur kleine Biermengen gebraut, daher gibt es immer wieder neue Sorten im Ausschank. Die Brauerei hat auch ein nettes Bistro, wo man relativ günstig gute und frische Speisen kriegt. Ich habe ein Cherry-Chocolate-Stout probiert.
Ein weiterer Grund, warum ich mich für einen Aufenthalt in Lake Charles entschieden habe, war die (relative) Nähe zum Meer. Die Küste von Louisiana besteht fast ausschließlich aus Sumpfland, Strände findet man dort nur äußerst selten. Doch in der Gegend von Lake Charles bis zur texanischen Grenze gibt es einige wenige Strände. Wir haben uns für einen Besuch vom Rutherford Beach bei Creole entschieden, mit dem PKW sind es ca. 50 Minuten. Der Strand dort war fast leer, trotz 30°. Und tatsächlich fahren die Amerikaner mit ihren Autos direkt an den Strand, obwohl der Parkplatz nur 100 Meter entfernt ist. Der Strand war einsam und schön, schwimmen wollte ich dort aber nicht, denn das Wasser sah bräunlich aus. Es gab aber durchaus Schwimmer, die sich ins Wasser getraut haben, daher ist es wohl nicht so schmutzig, wie es aussieht.
In Lake Charles habe ich im Best Western Plus Prien Lake Inn übernachtet. Die relativ kleine Stadt hat sehr viele Hotels, daher wird man hier vermutlich viele schöne Übernachtungsmöglichkeiten finden. Das Best Western Plus ist ein modernes Businesshotel am Stadtrand, unweit des Einkaufszentrum Prien Lake Mall. Die Innenstadt ist von hier nicht zu Fuß erreichbar. Dafür gibt es viele große Parkplätze, wie grundsätzlich in USA.
Die Zimmer im Hotel sind sehr geräumig, modern und schlicht eingerichtet und gut ausgestattet. Das Frühstück ist im Preis inbegriffen und sehr reichhaltig, allerdings wird trotz der vier Sterne das ganze Frühstück nur auf Plastik-Geschritt angeboten.
Best Western Plus Prien Lake in Lake Charles bei booking.com buchen*Über Lake Charles wusste ich vor meiner Reise gar nichts, daher war ich angenehm überrascht von der Stadt. Vor allem die historische Tischler-Siedlung hat ausgesprochen viele schöne Häuser. Die amerikanischen Holzhäuser gefallen mir sehr, die alten Holzhäuser von Lake Charles waren aber besonders verspielt und einladend. Die App mit Stadtführungen in verschiedenen Sprachen fand ich auch sehr hilfreich, die Geister-Tour hat mich aber vollends begeistert.
Faktisch hatte ich nur 1,5 Tage für Lake Charles und Umgebung, doch hier hätte ich gerne noch ein Tag mehr verbracht, da mir das Flair der Stadt sehr gut gefallen hat. In der Umgebung gibt es drei Wildreservate mit angeblich sehr schönen Spazierwegen. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, würde ich bestimmt mindestens einem davon einen Besuch abstatten.
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Du warst schon mal in Edinburgh, oder? Kennst du den Greyfriars‘ Churchyard? Das ist meiner Meinung nach der gruseligste Friedhof überhaupt, dort geht nämlich der Mackenzie-Poltergeist um… Wurde sogar schon mal in einer Folge von Lore thematisiert. Es gibt Geisterführungen abends dorthin, da muss schon so einiges passiert sein… Nur so als Tipp, falls du noch nicht davon gehört hast 😉
Klar, den Friedhof kenne ich und der zählt zu den interessantesten und auch gruseligsten, die ich kenne. Aber eine Nachtführung habe ich noch nicht gemacht. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder nach Schottland komme, dann wird das gemacht. Danke für den Tipp!