Saale-Unstrut, die Region aus Wein und Stein hat viel Sehenswertes zu bieten. Ich habe mich immer zum Rhein und zur Mosel hingezogen gefühlt, denn dort gibt es viele Burgen und Schlösser, dazu guten Wein und schöne Altstädte. Doch die Weinregion Saale-Unstrut ist genau so reizvoll und spannend. Die Altstädte haben viel zu bieten, der Wein schmeckt und es gibt so unglaublich viel Geschichte zu erleben. Zu den schönsten und geschichtsträchtigsten Städten der Region gehören die Residenzstädte Merseburg, Weißenfels und Zeitz. Residenzstädte werden sie dank den prachtvollen Residenzschlössern genannt, denn in jeder der drei Städte findet man beeindruckende Schlossanlagen. Aber nicht nur die Schlösser ziehen Besucher an. Es gibt interessante Museen, leckere Einkehrmöglichkeiten, alte Klöster und 1000-jährige Geschichte. Im heutigen Post möchte ich Euch einige interessante Sightseeing-Tipps für die Region Saale-Unstrut vorstellen – die drei Residenzstädte Merseburg, Weißenfels und Zeitz.
Merseburg ist eine mittelalterliche Stadt. Vom ersten Deutschen König Heinrich wurde sie 919 zur Königspfalz ausgebaut. Gleichzeitig war Merseburg damals eine Bastion gegen die heidnischen Ungarn. Otto, der Sohn von Heinrich machte Merseburg zum Bistum. Laut einer Sage gelobte er vor einer Schlacht gegen Ungarn, dass er die Lieblingspfalz seines Vaters in ein Bistum verwandelt, wenn er die Schlacht gewinnt. Er gewann sie und machte Merseburg zum Bischofssitz.
Merseburg ist legendär und sagenhaft, also genau die richtige Stadt für mich. Denn schon das Stadtmaskottchen, der Merseburger Raabe ist mit einer Legende verbunden. In der Sage wurde dem Merseburger Bischof Thilo von Trotha ein kostbarer Siegelring geklaut. Er beschuldigte seinen Diener und ließ diesen enthaupten. Doch der Ring wurde später in einem Rabennest gefunden. Seit dem sind die Raben ein Symbol für Gerechtigkeit, man findet sie im Wappen der Familie von Trotha und überall in der Stadt Merseburg. Vor dem Schloss steht sogar ein Käfig mit zwei Raben. Es sind die seltenen Kolkraben, die zu den größten Raben zählen.
Sowohl den Dom als auch das Schloss habe ich im letzten Artikel schon ausführlich beschrieben, daher hier nur noch einige ergänzende Infos. Der reich ausgestattete mittelalterliche Dom von Merseburg gehört zu den bedeutendsten Bauwerken auf der „Straße der Romanik“. Hier werden die berühmten Merseburger Zaubersprüche aufbewahrt. Es sind zwei heidnische Zaubersprüche aus dem 6. 0der 7. Jahrhundert, die in ein Evangeliar aus dem 10. Jahrhundert eingebunden sind. So ein Beweis, dass der germanische und christliche Glaube damals völlig legitim nebeneinander existiert hat, ist absolut einmalig.
Im Domschatz befindet sich eine mumifizierte Hand, die von Rudolf von Rheinfelden stammen soll. Im Dom findet man das Grab Rudolfs, seine Grabplatte ist die älteste Bronzegrabplatte Europas, die einen König zeigt. Rudolf war der Gegenkaiser, als Heinrich IV. 1076 vom Papst gebannt wurde und nach Canossa pilgern musste, um des Papstes Gunst wieder zu erlangen. Die entscheidende Schlacht zwischen Heinrich IV. und Rudolf von Rheinfelden fand unweit von Merseburg statt. Rudolf wurde bei der Schlacht so stark verwundet, dass er an seinen Wunden starb.
Wie viele Orte in der Gegend rühmt sich der Merseburger Dom mit einer Orgel von Friedrich Ladegast. Doch diese war die erste große Orgel, die von Ladegast erbaut wurde und mit 5700 Orgelpfeifen ist es eine der größten und schönsten Orgeln in Deutschland. Franz List hat einige seiner Werke an der Orgel komponiert und geübt.
Das Merseburger Schloss beherbergt heute das kulturhistorische Museum der Stadt Merseburg, wird aber zum Teil auch als Musikschule und Verwaltungsgebäude genutzt. Das Schloss und der Dom bilden ein einmaliges Ensemble. Aber über das Schloss und den Dom habe ich schon im letzten Artikel geschrieben.
Das Krumme Tor bildet den Eingang zum Dom und Schloss. Erbaut wurde das Tor im 19. Jahrhundert zu Ehren von Kaiser Wilhelm II., es sollte als Triumphbogen dienen, um den Kaiser angemessen zu empfangen. Zuerst wurde es nur aus Pappmaché gebaut, doch der Triumphbogen ist beim Kaiser und bei den Menschen so gut angekommen, dass er 10 Jahre später aus Stein wieder aufgebaut wurde. Die Stadtmauer ist deutlich älter, sie war eigentlich eine Mauer gegen die Hussiten. Denn der Merseburger Bischof hatte Angst vor den Hussiten, weil er für den Tod des Reformators Jan Huss gestimmt hat.
Am Entenplan, dem früheren Marktplatz von Merseburg befindet sich ein interessanter Brunnen, der „zwei Welten Brunnen“ genannt. Die zwei Rohre symbolisieren die Fauna und Flora und das dazwischen fließende Wasser steht für das wichtigste, was im Leben benötigt wird. Der Entenplan ist nicht nach Enten benannt, sondern nach dem slawischen Wort für den Stamm der Wenden (die slawische Aussprache soll wie Enten klingen). Plan steht für Platz. Die evangelische Stadtkirche St. Maxime liegt neben dem Entenplan und beherbergt einige alte Kunstwerke. Direkt gegenüber der Kirche befindet sich ein wunderschönes Kaufhaus im Art Deco Stil, welches 1912 eröffnet wurde.
Merseburg ist unterkelltert und die Kellergewölbe können auch besucht werden. Es gibt regelmäßige Führungen und Kunstausstellungen in den Gewölben. Die Keller aus dem 12. Jahrhundert lagen an der Via Regia, der Königsstraße von Frankfurt nach Nowogrod, sie dienten damals als Kühlschrank, denn die Temperatur beträgt immer 7°C.
Auch Weißenfels ist eine sehr alte Stadt. Gegründet wurde sie 1185 an der Kreuzung zweier bedeutender Handelsstraßen. Trotz der starken Bombardierung der Region im II. Weltkrieg wurde Weißenfels nur wenig zerstört, da die umliegenden Ortschaften bedeutendere Angirffsziele zu bieten hatten, z. B. die Leunawerke. Heute wird die Stadt an vielen Ecken renoviert, um bald in voller Pracht zu überzeugen. Die Altstadt hat sehr viele altehrwürdige Gebäude, daher bin ich sehr gespannt, wie sie nach der Renovierung aussehen wird.
Das frühbarocke Schloss Neu-Augustusburg thront über Weißenfels. Es ist imposant, obwohl lediglich nur zur Hälfte renoviert. Doch gerade das macht das Schloss einmalig. Ich wollte auch schreiben, dass es einmalig ist, dass das Gebäude 365 Fenster hat, doch musste feststellen, dass sich mehrere Schlösser damit rühmen.
In der Barockzeit war Weißenfels ein Zentrum für Kunst und Kultur, weshalb bedeutende Künstler hier gewirkt und auch gelebt haben. Dazu gehörten z. B. Johann Sebastian Bach, Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann. Der Herzog von Sachsen-Weißenfels war deren Förderer. Händel wurde sogar in Weißenfels entdeckt, als er an der Orgel der Schlosskirche übte. Aber da ich schon im letzten Artikel auch über Neu-Augustusburg ausführlich berichtet habe, sollte jeder interessierte auch diesen Artikel lesen.
Das Kloster St. Claren ist heute das älteste Gebäude von Weißenfels, 1285 wurde es geweiht. Gestiftet wurde das Kloster von Dietrich von Landsberg, weil seine Tochter Sofia sich für eine klösterliche Laufbahn entschieden hat. Sofia war zwei Mal verlobt, doch beide Verlobten fielen in Kämpfen. Ein drittes Mal wollte sie das Leid nicht ertragen und entschied sich für ein Leben als Nonne. Das Kloster gehörte dem Klarissen-Orden, einem Franziskaner-Zweig für Frauen und nahm nur adelige Damen auf. Bis zur Reformation war St. Claren ein katholisches Kloster. 1539 wurde das Kloster in ein evangelisches Damenstift umgewandelt. Einige der Schwestern nahmen den evangelischen Glauben an und blieben im Kloster. Später wurden einige Gebäudeteile in ein Gymnasium umgewandelt. Heute kümmert sich ein Bürgerverein um die Instandhaltung des Klosters, Öffnungszeiten können von der Webseite des Vereins entnommen werden.
Ich liebe und verehre die Romantiker, daher war der Besuch des Hauses und auch des Grabes von Novalis ein absoluter Höhepunkt für mich. Das hängt natürlich mit meinem Interesse zusammen, aber vor allem mit der so interessanten Führung durch das Museum. Novalis, der eigentlich Georg Phillip Friedrich von Hardenberg hieß, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Weißenfels, da sein Vater Direktor der Kursächsischen Salinen war. Hier erfährt man, dass Novalis nur „nebenberuflich“ Schriftsteller war, hauptberuflich arbeitete er als Inspektor in den Salinen seines Vaters. Berührt hat mich seine heimliche Verlobung und tragische Liebe, denn seine Verlobte Charlotte starb an Tuberkulose. Da für mich immer auch die Gräber berühmter Persönlichkeiten zu den interessanten Sehenswürdigkeiten zählen, habe ich mich sehr gefreut, Novalis auch an seinem Grab im Stadtpark zu besuchen.
Im Garten des Hauses der Familie von Hardenberg kann man im Frühsommer die Blüte der Novalis-Rosen bewundern. Die Novalis-Rose ist eine besondere Züchtung mit lavendelblauer Blüte, die an die perfekte blaue Blume, das Symbol der Romantiker erinnern soll.
Heinrich Schütz war ein Komponist des Frühbarock, der schon deutlich vor Bach Weltruhm erlangt hat. Heinrich Schütz war sozusagen der Elton John seiner Zeit, denn er musizierte bei vielen Hochzeiten des Hochadels von ganz Europa. Schütz verbrachte seine Kindheit und seine letzten Lebensjahre in Weißenfels. Das heutige Museum ist das einzige noch erhaltene Wohnhaus des Künstlers.
In Zeitz lockt vermutlich vor allem das imposante Schloss Moritzburg die Besucher, aber auch in der Stadt gibt es viele schöne Ecken, kleine Gassen und alte Gebäude. Zeitz war im zweiten Weltkrieg kaum zerstört, daher findet man hier besonders schöne Häuser aus verschiedenen Epochen. Es macht Spaß, einfach durch die Gassen, an der Weißen Elster oder entlang der Stadtmauer zu schlendern und den Flair der Stadt zu genießen. Auch der Schlosspark lädt zum genießen ein. Es gibt hier so viele schöne Ecken, da nimmt man am besten ein Picknickkorb mit und bleibt ein wenig länger.
Das Schloss Moritzburg sollte man nicht mit dem sächsischen Moritzburg verwechseln. Doch das Zeitzer Moritzburg ist eine genau so sehenswerte Barockresidenz. Wenn man das Schloss besucht, sollte man sich den Dom mit der Krypta aus dem 11. Jahrhundert nicht entgehen lassen. Auch hier noch einmal der Link zu meinem ausführlichen Artikel.
Warum aber findet man im Schloss ein Kinderwagenmuseum? Was ich bisher nicht wusste, Zeitz ist die Kinderwagen-Stadt, denn hier begann die Produktion der Kinderwagen und nach dem II. Weltkrieg war Zeitz der Sitz der ZEKIWA-Werke, der größten Kinderwagenhersteller – und exporteur Europas (Zekiwa steht für Zeitzer Kinderwagen-Industrie). Ich dachte, dass mich Kinderwagen nicht interessieren, doch hier erfährt man z. B. dass Kinderwagen früher ein Nummernschild brauchten und nur auf der Straße fahren durften.
Von Außen ist das Rathaus schon beeindruckend, doch auch ein Blick in die Innenräume lohnt sich, denn das Rathaus stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Erbaut wurde es vom selben Architekten wie das Breslauer Rathaus. Ein Urenkel von Martin Luther war hier mal Bürgermeister. Über dem Rathauseingang könnt Ihr Zitzi bewundern, die Namensgeberin von Zeitz. Zitzi, die Frau mit 8 Brüsten, war eine germanisch-wendische Fruchtbarkeitsgöttin. Und wenn Ihr schon im Rathaus seid, dann solltet Ihr auch auf den Turm steigen, denn der Ausblick auf die Region ist toll. Ich habe einige sehenswerte Lost Places entdeckt, was bedeutet, dass ich unbedingt schnell wieder kommen muss. Beim guten Wetter könnt ihr bis nach Leipzig schauen, in der Ferne konnte ich das Völkerschlachtdenkmal entdeckt.
Zeitz kann man auf den Spuren von Martin Luther erkunden, da es hier viele Wirkungsspuren des Reformators gibt. In Zeitz führe Luther den ersten evangelischen Bischof Deutschlands ein. Im Franziskanerkloster predigte Luther 1542, die Kirche war völlig überfüllt. In der Michaeliskirche fand man Ende des 19. Jahrhunderts ein Originaldruck der Luther-Thesen von 1517, also eine absolute Seltenheit. Nach Voranmeldung kann jeder den Druck anschauen. Zuletzt lebten auch viele Nachkommen von Luther in Zeitz, Enkel und Urenkel von Luther sind hier begraben.
Unter der Stadt befindet sich eine Vielzahl unterirdischer Gänge, die im Rahmen einer Führung besucht werden können. Zeitz war früher eine Stadt der Bierbrauer und da das Bier kühl gehalten werden musste, wurden umfassende Kellergänge gebaut. Es ist ein Ausflug der ungewöhnlichen Art, aber definitiv auch etwas, was ich auch gerne machen würde. Mehr Informationen findet Ihr auf der Webseite des Vereins Unterirdisches Zeitz.
Es gibt noch so viele Sehenswürdigkeiten und Entdeckungsmöglichkeiten hier, die ich in den drei Tagen nicht geschafft habe, obwohl mein Programm sehr voll war. In Merseburg soll es am Stadtrand einen sehr alten Friedhof mit Barockgräbern geben. Direkt daneben befindet sich die Sixti-Ruine, eine imposante Kirchenruine. Gerne hätte ich mir auch die Willi-Sitte-Galerie angeschaut, denn Kunst aus der DDR ist mit völlig unbekannt und Willi Sitte war einer der bekanntesten Vertreter. Weißenfels ist derzeit noch eine Baustelle, denn die ganze Innenstadt wird renoviert. Daher möchte ich die Ergebnisse sehen. Das Kloster St. Claren habe ich nur von Außen bewundert, doch die Innenräume sollen auch absolut sehenswert sein.
Ein Wochenende ist so kurz und vor lauter Sightseeing hatte ich gar keine Zeit, um eine Schifffahrt auf der Saale zu machen. Das Kloster Posa in Zeitz ist für seinen Weinanbau bekannt, die Weine haben schon 6x die Goldene Medaille bekommen, daher hätte ich mir sehr gerne auch dieses Kloster angeschaut und natürlich die Weine ausprobiert. Dann gibt es in der Gegend so viele absolut interessante Lost Places, alleine im Zeitz gibt es eine verfallene Kirche und eine verlassene Industriellenvilla. Fazit: Ich muss unbedingt noch einmal kommen!
Schlösser in Saale-Unstrut: Merseburg, Weißenfels und Zeitz
Hotel- und Restaurantempfehlungen für Saale-Unstrut
Schloss Burgwerben – Ein Dorf restauriert ein Schloss
Die Städte Merseburg, Weißenfels und Zeitz habe ich im Rahmen einer Recherchereise durch die Region Saale-Unstrut besucht, die Reise wurde gesponsert. Vielen Dank für die wunderbare Reise!
Ich kann es nur immer wiederholen: der Osten hat schon tolle Ecken :).
Liebe Grüße!
Da sind wir uns einig, Du weißt ja, wie gerne ich in Richtung Osten reise.
Da scheint sich ja viel in Weißenfels getan zu haben, denn auf unserer Reise auf den Spuren der Flucht 1945 ( des damals noch kindlichen Herrn K ) war in diesem Ort der Hund begraben. Aber die menschlichen Begegnungen waren gut & aufschlussreich und auf der Saale geschippert sind wir auch mit einem denkwürdigen, selbst gebauten Vehikel.
LG
Astrid
Der Bär tobt dort immer noch nicht, doch die Häuser in der Innenstadt sind ganz wunderbar restauriert. Die bunten Fassaden der Kaufmannshäuser, das viele Grün hat mir sehr gefallen. An den Straßen und am Marktplatz wird noch gearbeitet, daher wird die Innendstadt bestimmt sehr schön.
Die Saale-Unstrut-Region hat echt schöne Schätzchen. Ich finde es nur immer wieder schade zu sehen, wie viel dort verfallen ist. Da der Mann aus Zeitz kommt, sind wir immer mal wieder bei der Verwandtschaft. Wie leer die Stadt ist und wie ganze Straßenzüge verloren gehen, ist für mich erschreckend zu beobachten. Die alte Industrievilla ist natürlich ein toller Lost Place. Aber wenn du hörst, wie es dort mal aussah, dann ist die Entwicklung einfach nur traurig.
Liebe Grüße
Martina
Ja, das stimmt. Auf der einen Seite mag ich die morbide Charme des Verfalls sehr, dennoch finde ich es sehr schade, dass so viele wunderschöne Gebäude immer mehr verfallen.