Auf die Burg Posterstein hat mich ein Zufall geführt. Die Burg kannte ich von Twitter, der Twitteraccount der Burg ist so aktiv, dass ich mir den Namen gemerkt habe. Als ich dann einige Tage unweit der Burg, auf Schloss Schweinsburg verbracht habe, stattete ich natürlich auch Burg Posterstein einen Besuch ab. Dass die Burg und die Umgebung so viel interessante Geschichte zu bieten hat, habe ich nicht erwartet. Die Burg Posterstein gehört für mich zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten im thüringisch-sächsischen Grenzgebiet.
Die heute erhaltenen ältesten Bauteile der Burg stammen aus dem 13. Jahrhundert, es sind die Ringmauern und der 12 Meter hohe Turm (Bergfried). Die Besitzer der Burg und der Ländereien wechselten häufig, die detaillierte Geschichte könnt Ihr bei Wikipedia nachlesen. Erwähnenswert sind die Ministerialen von Stein, die vermutlich zu den Erbauern der Burg gehören. Ministerialen, das waren ehemals unfreie Männer, die vom Kaiser Friedrich I. Barbarossa in den Ritterstand erhoben wurden. Sie sollten die Neubesiedlung der Ostgebiete leiten und Slawen und ihre Einflüsse zurückdrängen. Burg Posterstein wurde früher nur Burg Stein genannt. 1442 kaufte Nickel Puster die Ländereien. Die Familie wurde seither “Puster zum Stein” genannt, woraus vermutlich der Name Posterstein entstand.
Im 16. Jahrhundert kaufte die Familie Pflugk Posterstein und baute die Burg im Stil der Renaissance um. 1724 kaufte ein anderer bedeutender Mann die Anlage, der Generalfeldmarschall und Reichsgraf Jakob Heinrich von Flemming, einer der engsten Vertrauten von August dem Starken. Im 19. Jahrhundert wurde die Burg zuerst von einer wohlhabenden bürgerlichen Familie gekauft, später wurde die Anlage und die Ländereien zu einem landwirtschaftlichen Mustergut umfunktioniert. Nach dem II. Weltkrieg befand sich auf dem Gelände zuerst ein Flüchtlingslager, später eine Schule und ein Kinderheim. Die Burg verfiel und wurde erst in den 80-er Jahren wieder aufgebaut.
Die Herzogin von Kurland hat nie auf Posterstein gelebt, dennoch sind einige Ausstellungsräume ihr und ihrer Familie gewidmet. Für mich gehören die Geschichten um die Herzogin Dorothea und ihren Hof zu den spannendsten Entdeckungen meiner Reise, da ich nie erwartet hätte, hier auf so interessante Persönlichkeiten zu stoßen.
Die Herzogin ist mit Posterstein eng verbunden, da zwei ihrer Schlösser in unmittelbarer Nähe der Burg liegen: die Schlösser Löbichau und Tannenfeld. Die Anwesen lagen strategisch günstig auf den Wegen zwischen Berlin und Wien oder von Paris nach Karlsbad, Warschau oder St. Petersburg, daher verbrachte die Herzogin neben ihren Reisen viel Zeit in dieser Gegend.
Anna Charlotte Dorothea von Kurland stammt aus einem alten kurländischen Adel (Kurland ist heute Kurzeme, Lettland). Sie heiratete den 37 Jahre älteren Peter von Biron, Herzog von Kurland und Semgallen und bekam dadurch eine bedeutende Stellung und Zugang zu den höchsten gesellschaftlichen Kreisen. Häufiger war sie als Diplomatin in europäischen Metropolen unterwegs.
Dorothea von Kurland war aber auch eine berühmte Salonnière und machte aber auch ihre beiden Schlösser Löbichau und Tannenfeld zum Begegnungsort für berühmte Politiker, Dichter, Maler, Musiker und Wissenschaftler, wie Goethe oder Zar Alexander I.. Die exzellente Netzwerkerin pflegte Beziehungen zu den wichtigsten Persönlichkeiten ihrer Zeit.
Zum 250-jährigen Geburtstag der Herzogin wurde auf Burg Posterstein eine Ausstellung über Dorothea von Kurland und ihr Umfeld zusammengestellt, die bis heute besichtigt werden kann. Mehr über die Herzogin von Kurland erfahrt ihr in meinem Post über das Schloss Tannenfeld.
Der bekannte Schriftsteller Hans Fallada hat auf dem Gut Posterstein eine landwirtschaftliche Lehre absolviert. Ein Raum der Burg ist dem Schriftsteller und seinem Werdegang gewidmet.
Die Burg Posterstein liegt unweit der A4, noch in Thüringen, an der Grenze zu Sachsen. Die Burg mit dem hohen Bergfried kann man von der Autobahn sehen. Wenn man in der Nähe ist, lohnt sich ein Besuch der Burg absolut.
Auch für Kinder ist die Besichtigung sehr spannend, denn man kann einen Geheimgang gehen und ein Verließ besuchen. Im Kleiderschrank versteckt befindet sich eine Treppe, die aus dem Obergeschoss in die Küche und von dort nach draußen führt. Unter dem Bergfried befindet sich ein Verließ, welches als Gefängnis genutzt wurde. Auch können die Kinder die Burg mit dem Gespenst Posti und dem Drachen Stein erkunden. Mehr Infos über die Angebote für Kinder findet Ihr auf der Webseite der Burg.
Öffnungszeiten der Burg: Dienstag-Samstag 10.00-17.00 Uhr; Sonntag 10.00-18.00 Uhr
Anschrift: Burg Posterstein, Burgberg 1, 04626 Posterstein
Für die sehr spannende Führung durch die Burg möchte ich mich bei Marlene bedanken, die nicht nur die Social Media und den Blog der Burg und auch Führungen auf Burg Posterstein übernimmt, sondern selbst zwei Blogs schreibt, einen Kulturblog und einen Blog über Nachhaltigkeit.
Hallo liebe Burgdame,
So eine gelungene Überraschung! Ein schöner Blogpost! Ich freue mich auch, dir immer wieder auf Instagram und Twitter zu „begegnen“! Vielen Dank für die liebe Empfehlung, ich werde deinen Blogpost natürlich auf der Webseite der Burg verlinken 😊
Viele Grüße und schöne Ostern,
Marlene
Liebe Marlene, vielen Dank für die netten Worte!
Ja im Osten gibt es schon schöne Ecken :).
Liebe Grüße an dich!
Auf jeden Fall! Schon bald werde ich wieder hinreisen :-).
Hallo Eva,
ich bin gerade auf Facebook über dich gestolpert (und hab‘ dich gleich geliked). Tja, kurz und knapp: Ich bin begeistert von deinem Blog – und vor allem von der Burg Posterstein. Als Harzer (wo es einst viele Burgen gab) bin ich da natürlich prompt neugierig. Hab‘ auch gleich mal geschaut: Von mir sind’s nur 200 km bis Posterstein. Die Burg steht also auf der Agenda 2018 🙂 Von daher: Danke für den tollen Tipp.
Gruß aus dem Harz
Dennis
Danke Dir für die netten Worte! Die Burg Posterstein hat mich absolut fasziniert, vor allem aber wegen der Geschichte um die Herzogin von Kurland. Werde mich bestimmt mal auf die Spuren der Familie begeben und nach Polen, Tschechien und Russland reisen :-).
Hallo Burgdame, die Spuren der Herzogin von Kurland verfolgen ist sehr spannend und lohnenswert: Schloss Rundale in Lettland und Schloss Sagan in Polen und Ratiborice in Tschechien z.B. sind wunderschön.
@Dennis: Das freut uns wirklich zu hören, komm uns gern einmal besuchen!
Viele Grüße aus Posterstein!
Marlene / Museum Burg Posterstein
Liebe Marlene, dass es spanend ist, bin ich überzeugt. Die Kirche in Sagan kannte ich schon, war daher vermutlich sogar am Grab der Herzogin, ohne dass ich wusste, wer sie ist. Für den Anfang lese ich „Die Großmutter“ Bozena Nemcova, das spielt ja auf dem Gut der Tochter in Ratiborice. 🙂