Vor meiner Reise nach Kambodscha wusste ich wenig über das Land. Ich wusste lediglich, dass ich unbedingt die geheimnisvollen Tempel von Angkor besuchen möchte. Ich habe „Apocalypse Now“ gesehen, wusste dass ein großer Teil der Billig-Bekleidung in Kambodscha genäht wird und auch etwas über die kommunistische Diktatur der Roten Khmer. Das war’s. Dass Kambodscha ein so vielfältiges, abwechslungsreiches und spannendes Land ist, hat mich sehr überrascht. Ich bin begeistert von den interessanten Möglichkeiten, von der Freundlichkeit der Menschen, von den wunderschönen Hotels und von dem unkomplizierten Aufenthalt. Kambodscha ist ein empfehlenswertes Reiseland. Was ich gesehen und erlebt habe, als ich Kambodscha auf eigene Faust bereist habe, könnt Ihr in meinen nachfolgenden Berichten lesen.
Dass mein nächstes großes Reiseziel Kambodscha sein wird, war mir schon längere Zeit klar. Schließlich will ich schon seit Jahren die Tempel von Angkor besuchen. Seit ich Lara Croft in „Tomb Raider“ gesehen habe, habe ich mir gewünscht, die verwunschenen Ruinen im Urwald zu besuchen. Spätestens jedoch, seit meine Schwester dort war und ich ihre Fotos gesehen habe, war es für mich selbstverständlich, dass ich unbedingt nach Kambodscha reisen möchte. Soll ich eine Reise nach Kambodscha auf eigene Faust planen oder eher eine organisierte Tour buchen? Nach meiner Erfahrung in China, wo eine Verständigung in Englisch fast unmöglich ist, war ich etwas unsicher. Der Wunsch, die geheimnisvollen Tempel ohne eine Reisegruppe zu besuchen und die Möglichkeit zu haben, die kleinen, abgelegenen Tempel zu sehen, war aber größer als die Befürchtungen. Außerdem hat meine Schwester meine Entscheidung bekräftigt. Sie hat vor einigen Jahren Kambodscha besucht und berichtete, dass alles sehr unkompliziert war. Das Land lebt von Touristen, daher ist die Infrastruktur perfekt ausgebaut.
Die Verständigung war relativ problemlos, da ein großer Teil der Kambodschaner zumindest etwas englisch spricht. Das Land ist sehr arm, der Tourismus ist für viele die einzige Einkommensquelle, daher können die Menschen englisch. Auch die Fortbewegung war unproblematisch. Es gibt in Kambodscha keine Zugverbindungen, alle sind stillgelegt. Doch es gibt ein gut ausgebautes Busnetz, die Tickets kann man vorab im Internet reservieren. Nur auf die Pünktlichkeit sollte man sich bei den Bussen nicht verlassen. Inlandsflüge und Taxifahrten sind in Kambodscha relativ günstig, daher sind wir nur 2x mit dem Bus gefahren. Z. B. für eine dreistündige Taxifahrt oder einen Inlandsflug bezahlt man 50$. Für Tagesausflüge haben wir oft ein Tuk Tuk (eine Mofa-Rikscha) gemietet, welches wir immer im Hotel vorbestellt haben. Die Hotel-Tuk Tuks sind zwar etwas teurer, da das Hotel eine Provision bekommt, aber dafür sprechen die Fahrer immer sehr gut englisch. Wir hatten immer das Glück, dass wir nicht nur Fahrer hatten, sondern einen TourGuides, die uns etwas über die Sehenswürdigkeiten erzählt haben.
Gestartet bin ich in Phnom Penh, der Hauptstadt. Dort befindet sich der größte Flughafen des Landes, daher landen die meisten Flugverbindungen dort. Lange habe ich nach einem Direktflug von Deutschland nach Kambodscha gesucht, jedoch kein gefunden. Geflogen bin ich mit Emirates, mit Umsteigen in Dubai. Übernachtungen habe ich in Phnom Penh, Siem Reap, Battambang und am Meer geplant.
In den ersten Tagen habe ich Phnom Penh erkundet, ein guter Start, um sich an Asien zu gewöhnen. Die Hauptstadt ist eine quirlige und sehr lebendige Millionenstadt, mit Wolkenkratzern, viel Verkehr, vielen Lichtern und Leuchtreklamen. Sehr schnell fällt es auf, dass die Kambodschaner keine Fußgänger sind, es ist dort völlig unüblich und fast unmöglich zu Fuß zu gehen. Nur die Touristen versuchen es. Es gibt zwar Bürgersteige in Kambodscha, diese sind aber zugeparkt, entweder mit parkenden Autos, mit kleinen Mofa-Garküchen oder Verkaufsständen. Als Fußgänger muss man die Autostraßen benutzen, was nicht einfach ist. Es ist aber sehr einfach und günstig, ein Tuk Tuk zu nehmen, denn es wimmelt überall von geschäftstüchtigen Tuk Tuk-Fahrern. Manchmal war ich schon genervt, ich erkunde gerne die Städte zu Fuß. Doch in Kambodscha wird man ständig angesprochen, ob man ein Tuk Tuk braucht.
Weiter ging es nach Siem Reap, denn die Stadt liegt in unmittelbarer Nähe zu den meisten Angkor-Tempeln. Hier habe ich mich für einen Inlandsflug entschieden, da 7 Stunden im Bus nicht besonders verlockend waren. Die Tempel waren mein absolutes Highlight der Reise, es gibt so unglaublich viele. Die meisten Besucher gehen nur zu den großen und bekannten Tempeln, doch gerade die kleinen, verfallenen fand ich besonders spannend. Siem Reap ist eine Stadt, die gefühlt nur aus Hotels und Touristen besteht. Empfehlenswert ist hier das Angkor-Museum, ein sehr prestigeträchtiges und stylisches Museum, welches der perfekte Einstieg in die Tempelwelt ist. Ansonsten habe ich mich hier fast ausschließlich der Tempel-Besichtigung gewidmet. Wenn Ihr Angkor besucht, solltet ihr unbedingt nicht nur die großen und berühmten Tempel besuchen, denn diese sind sehr überlaufen. Auf dem Gelände gibt es eine Fülle von kleinen und verlassenen Tempeln, wo man fast keine Touristen trifft. Diese Orte sind magischer und geheimnisvoller, aber auch verfallen und von Bäumen und Wurzeln bewachsen.
Über Battambang wusste ich nichts, daher war ich absolut überrascht von der tollen Stadt. Im Gegensatz zu Phnom Penh und Siem Reap ist die Stadt ruhig und entspannt. Obwohl es die zweitgrößte Stadt von Kambodscha ist, ist es hier ländlich und untouristisch. Nach zwei lauten und hektischen Städten habe ich Battambang sehr genossen. Die Stadt ist französisch geprägt, ein großer Teil der Innenstadt wurde in der Kolonialzeit Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert gebaut worden. Auch gibt es hier viele interessante Sehenswürdigkeiten. Vor allem gibt es auch hier einige Tempelruinen aus der Angkor-Zeit, die aber nicht von Touristen überflutet werden. Und hier ist alles nochmal deutlich günstiger als in den Touristenregionen. Sowohl für mich als auch für meinen Mann war Battambang das Highlight der Reise.
Gefühlt enden alle Kambodscha-Reisen am Meer, in Sihanoukville. Doch ich hab mich gegen Sihanoukville entschieden, da die Stadt weitgehend aus Hotelanlagen besteht und ich den Ballermann von Kambodscha befürchtet habe. Ich habe Kep gewählt, ein kleines Seebad an der Südküste des Landes. Wie der Name schon sagt, wurde Kep Sur Mer von Franzosen erbaut, es sollte eine französische Riviera werden. Nicht nur die Häuser hier stammen aus französischer Kolonialzeit, auch das Essen hat eindeutig französische Einflüsse. Die Stadt ist vor allem für köstliche Krabben und Taschenkrebse bekannt. Es finden einige Touristen den Weg nach Kep, viel zu sehen gibt es hier aber nicht. Ich habe mal wieder gemerkt, dass Strandurlaub für zwei Tage sehr schön ist, vier Tage waren mir etwas langweilig.
2,5 Wochen habe ich in Kambodscha verbracht. Es war ausreichend, um etwas über das Land, die Geschichte zu erfahren. Dennoch habe ich nur „reingeschnuppert“, nur einige sehenswerte Orte besucht, im Reiseführer habe ich noch Vieles entdeckt, was ich auch gerne angeschaut hätte. Sehr angenehm war ich überrascht, dass man alles so einfach und stressfrei organisieren konnte und so gut mit englisch zurecht kommt. Die Preise waren so günstig, dass man ein Taxi oder ein Tuk Tuk mieten konnte. Vor allem aber war ich von der Freundlichkeit der Kambodschaner überrascht. Sie bedienen uns Touristen absolut zuvorkommend und bedanken sich vielfach dafür. Dann hat mich die Vielfalt des Landes begeistert. Jeder Ort ist anders, es gibt so Vieles, was ich als sehenswert empfinde. Die französischen Einflüssen sind überall spürbar – was vor allem Franzosen nach Kambodscha lockt. Manchmal habe ich mich tatsächlich wie in Frankreich gefühlt. Die Ruinen sind aber einmalig, es wundert mich nicht, dass Angkor Wat das meistbesuchte Reiseziel in Asien ist, der Ort ist magisch. Dennoch habe ich die Ruhe bei keinen und unbedeutenden Tempeln mehr genossen. Die geheimnisvolle Hochkultur die sich im 12.-14. Jahrhundert in Kambodscha entwickelt hat, ist interessant und einzigartig. Die Tempel wurden erst vor etwa 100 Jahren entdeckt.
Eine ganz große Rolle beim perfekten Urlaub spielt das Wetter und wir hatten während der ganzen Zeit wunderbares Wetter. Es waren zwar täglich 30°, doch dank der trockenen Luft habe ich kaum geschwitzt, es war angenehm. Dazu täglich eine erfrischende Kokosnuss, wunderbare Hotelpools und die günstigen Cocktails am Abend, das alles hat die Reise sehr perfekt gemacht. Kambodscha ist ein wunderbares Reiseland.
Eine Empfehlung zum Schluss. Auf meinen Reisen begleiten mich sehr häufig die Reiseführer von Lonely Planet. Gerade für Individualreisen sind diese Reiseführer perfekt, denn hier findet man viele wertvolle Tipps zu ÖPNV-Verbindungen, die es in anderen Reiseführern nicht gibt. *
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Klingt sehr interessant.Habe schon von einigen gehört die es echt toll fanden. Gerade wenn man selber nicht viel über das Land weiß, finde ich es sehr spannend.
LG Chrissi
Absolut! Gero sagt zwar manchmal im Scherz, dass das einen Grund hat, dass man wenig über ein Land weiß (da gibt’s halt nichts). Doch da kann ich immer vom Gegenteil berichten.
Wie schön, vor allem Battambang und Kep klingen sehr interessant.
LG Thea
Auf jeden Fall, ich denke, dass ich 3-4 Berichte schreiben werde.
Hey,
also ich muss ja dringend noch mehr Bilder sehen- war ja damals schon bei Judith beeindruckt!
Liebe Grüße!
Kambodscha ist wohl eines der wenigen Länder in Asien, was mich wirklich reizt, denn ich bin nicht so der Asien-Fan. Und jetzt nach deinem Blogbeitrag (wieder sehr gut, hilfreich und schmackhaft geschrieben) noch mehr. Mal abgesehen von Angkor Wat hat mir eine Freundin auch von ihrer Reise dorthin und eine Führung an die Orte, an denen die roten Khmer die gebildeteren Einwohner (also alles, was nicht Bauern waren letztendlich) gefangen und hingerichtet haben. Sie erzählte, man läuft da heute noch spürbar auf Knochen. Außerdem sagte sie, dass man es dem Land schon noch anmerkt, dass die gesamte Bildungsschicht unter den Khmern ausgerottet wurde. Wirklich schrecklich, was da in jüngster Geschichte passiert ist. Hast Du das auch so feststellen können, wart ihr an den Khmer Orten?
Liebe Grusels
Shan Dark
Ja, wir haben auch drei der Khmer-Genozidorte besucht und die Geschichte ist absolut grausam und unglaublich traurig. Irgendwie unvorstellbar….Aber dazu will ich auch noch etwas schreiben.