Mit ca. 150.000 Einwohnern hat Osnabrück etwa die Größe meiner Heimatstadt. Beides sind alte Städte, die schon im Mittelalter erbaut wurden, beides sind Universitätsstädte. Dennoch hat mir der die Atmosphäre, der Flair von Osnabrück ein wenig besser gefallen. Vielleicht liegt es daran, dass in Paderborn nicht mehr allzuviel alter Bausubstanz erhalten geblieben ist, im II. Weltkrieg wurden einige Teile der Innenstadt zerstört. Aber auch die vielen kleinen und individuellen Geschäfte jenseits der Ketten machen eine Stadt wie Osnabrück charmant. Paderborn hat da noch etwas Nachholbedarf, zwar gibt es seit einigen Jahren einige interessante Einzelhändler, die sind aber eher vereinzelt und versteckt. Im heutigen Artikel geht es um meine Eindrücke von Osnabrück, Empfehlungen von Sehenswürdigkeiten, Unternehmungen und Restaurant-Tipps.
Am bekanntesten ist Osnabrück vermutlich als „Stadt des Westfälischen Friedens“, denn hier und im 50 Km entfernten Münster wurde der 30-Jährige Krieg mit dem Westfälischen Friedens beendet. Der 30-Jährige Krieg war, grob zusammengefasst, der Konflikt zwischen den Katholiken und Protestanten 1618-1648, von dem große Teile Europas betroffen waren.
Osnabrück ist aber deutlich älter, urkundlich nachgewiesen ist die Gründung des Bischofssitzes um 780 durch Karl den großen. Die ältesten Teile der noch gut erhaltenen Stadtmauer stammen aus dem 13. Jahrhundert. Später wurde Osnabrück Mitglied der Hanse, was der Stadt großen Reichtum brachte.
Einen Überblick über die Geschichte einer Stadt bekommt man natürlich bei einer Stadtführung. Ich habe mich für die Nachtwächter-Führung entschieden. Die kostümierte Führung im Laternenlicht startet im Rathaus des Westfälischen Friedens und geht zu verschiedenen wichtigen Stationen von Osnabrück. Unsere Führung war sehr kurzweilig, gespickt mit skurrilen Informationen und viel Wissenswertem und durchgeführt von einem Amerikaner.
Der romanische Dom ist heute das älteste Gebäude von Osnabrück. Während von Außen der Dom eher schlicht und typisch romanisch ist, hat das Innere der Kathedrale einige sehr schmucke Barockelemente und sehr schöne Glasfenster. Hier lohnt sich auch der Besuch vom Kreuzgang, denn Kreuzgänge sind für mich immer stille und schöne Oasen, die nicht von jedem Besucher geschätzt und auch gefunden werden.
Ehm… was ist ein Löwenpudel? Nun, das habe ich in Osnabrück gelernt, denn hier findet man vielleicht die einzige Darstellung der äußerst seltenen und ausgestorbenen Rasse. Spaß beiseite… Der Löwenpudel ist ein Standbild vor dem Dom. Es soll einen Löwen darstellen, hat allerdings wirklich ein wenig Ähnlichkeit mit einem Pudel. Eine Sage bringt den Löwenpudel mit Karl dem Großen in Verbindung, da es aber zu dieser Zeit keine Pudelzucht gab, ist dies wohl nur eine Legende. Naheliegend ist die Vermutung, dass es ein Symbol für die Gerichtsbarkeit einer Stadt ist und diese wurde Osnabrück vom Heinrich dem Löwen verliehen. Der Löwenpudel erinnert ein wenig an die Löwenstatue vom Heinrich dem Löwen in Braunschweig. Auch dieser Löwe sieht ein wenig wie ein Hund aus, was aber daran liegt, dass im Mittelalter kaum jemand wusste, wie ein richtiger Löwe aussieht, daher bekamen die Löwen einige seltsame Merkmale.
Direkt neben dem Rathaus, unweit des Doms findet man eine etwas kleinere, aber mindestens genau so interessante Kirche. Es ist die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Marien, eine gotische Kirche, erbaut im 13. Jahrhundert. Dass eine evangelische Kirche Maria geweiht ist, ist nichts ungewöhnliches, schließlich war die Kirche früher katholisch. Bewundern kann man hier einige Schätze, z. B. den Antwerpener Altar von 1520.
Ein modernes Kunstwerk auf der Kirche sind die Blauen Kreise des schweizer Künstlers Felice Varini. Die Klebestreifen sind auf der Kirche und den umliegenden Häusern so angebracht, dass sie an einer einzigen Stelle vier Kreise ergeben. Wenn man dich vor den Dom stellt und auf die Marienkirche schaut, treffen die Kreise perfekt aufeinander.
Das Kulturgeschichtlichen Museum und das Felix-Nussbaum-Haus sind ein miteinander verbundener Gebäudekomplex. Spektakulär ist schon das Gebäude, denn das alte Gebäude im Stil des Neoklassizismus wurde durch einen neuen Anbau des Architekten Daniel Liebeskind bereichert. Liebeskind ist bekannt für den Entwurf des jüdischen Museum in Berlin.
Im Kulturgeschichtlichen Museum findet man verschiedene Exponate aus der Stadtgeschichte. Sehr interessant fand ich die ägyptische Sammlung des Museums und die Abteilung mit Stichen von Albrecht Dürer. Ägypten habe ich in Osnabrück nicht erwartet. Der Osnabrücker Arzt Christian Schledehaus war ein begeisterter Ägyptenreisender und Antikensammler. Nach seinem Tod 1858 vermachte er seine Sammlung der Stadt, daher kann diese nun von allen im Museum bewundert werden.
Am meisten berührt hat mich aber die Sammlung des Malers Felix-Nussbaum (1904-1944). Der Osnabrücker war Jude und obwohl er schon früh nach Frankreich und Belgien emigriert ist, war er auch dort nicht vor Verfolgung und Deportation nach Ausschwitz geschützt. Es ist die größte Sammlung der Werke von Felix Nussbaum weltweit. Anhand der Bilder kann man nicht nur die künstlerische Entwicklung des Malers sehen, sondern auch die Entwicklung der Gesellschaft. Zuerst zeigen die Bilder unbeschwerte Familienbilder, Ausflüge, Landschaften, später kommt eine Zeit der Portraits, zum Teil mit Masken, die an James Ensor erinnern. In seiner letzten Phase spürt und sieht man die Grusel des Krieges. Die Bilder haben manchmal ein beklemmendes Gefühl hinterlassen.
Das Hotel Walhalla ist genau nach meinem Geschmack. Inmitten der Altstadt steht die älteste Gaststätte Osnabrück. Das reich verzierte Fachwerkhaus aus dem Jahr 1690 war tatsächlich schon immer eine Gaststätte. Heute ist es ein gehobenes Hotel mit eleganter und stilvoller Einrichtung und genialem Frühstück. Mir hat vor allem der nostalgische, etwas britisch angehauchte Charme gefallen.
Das Hotel hatte schon viele bekannte und berühmte Gäste hatte, z. B. Silvia und Carl XVI Gustav von Schweden, das dänische Königspaar Margarethe II und Henrik, der belgische König Albert II oder König Juan Carlos I von Spanien, aber auch Dalai Lama, der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog oder der Schriftsteller Martin Walser. Die illustren Besucher sprechen für die Qualität des Hauses.
Restaurantempfehlungen Osnabrück
Die Tapas-Bar gehört nicht nur zu den leckersten spanischen Lokalen, die ich kenne, sondern hat eine sehr stylische Einrichtung, ein Mix aus Vintage und Moderne. Und der Wein schmeckt, sogar der günstige Hauswein.
Die Brauerei ist die richtige Adresse, wenn man Lust auf etwas Deftiges und Rustikales hat. Zu den Speisen muss man natürlich das nach alter Tradition gebraute Rampendahl Bier probieren, es gibt verschiedene Hausbiere, die saisonal variieren.
Ein Wochenende ist immer perfekt, um zu sehen, was man beim nächsten Mal sehen muss. Natürlich reichte mir die Zeit für viel Sightseeing nicht aus, da ich wegen der Fahrradtour auf der Route der Megalithkultur angereist bin. Auf jeden Fall anschauen möchte ich noch die Kunsthalle Osnabrück, denn die Kunst ist hier in einer ehemaligen Kirche untergebracht. Ich habe mir auch berichten lassen, dass der Johannisfriedhof mindestens genau so interessant wie der Hasefriedhof sein soll, den ich schon im letzten Post gezeigt habe. Es hat mir im Osnabrück sehr gut gefallen. Einen Bericht über die Straße der Megalithkultur und das Tuchmachermuseum in Bramsche gibt in den kommenden Tagen.
Auf die Reise wurde ich von Tourismusverband Osnabrücker Land e.V. eingeladen. Herzlichen Dank für diese wunderschöne Reise!
Und das Schöne liegt so nah :)!
Liebste Grüße!
Ja, schon Goethe hat gesagt…. „Warum in die Ferne schweifen…“
Osnabrück ist eine schöne Stadt, obwohl ich, dank der Schule, diese Stadt auch oft verflucht habe.
Aber die Altstadt ist wirklich toll und das Bild „Nachtwächterführung“ mit den vielen Gemälden an den Wänden, ist doch im Rathaus entstanden oder? Ich hatte dort auch einmal eine Führung, in dem Raum fand doch ein Feuer statt. Warst du auch ganz oben auf dem Rathaus? Da kannst du die ganze Altstadt sehen.
Du erinnerst mich daran, dass ich schon länger nicht mehr dort war.
Ich war vorher noch nie in Osnabrück, war daher total überrascht, wie schön die Stadt ist. Du bist dort zur Schule gegangen? Wie toll!
Danke für den Hinweis mit dem Link, werde versuchen, es zu korrigieren.
Liebe Grüße an Dich
Ich komme gebürtig aus Vechter….Und als ich nach osna gezogen bin, war ich vom aufbau der Stadt doch positiv überrascht….hatte ehr ein negatives bild vor Augen, durch Erzählungen….aber man sollte sich stehts selber, egal in welchen dingen, Überzeugen…..danke führ die Schriftliche Führung…;-)
Ich kenne Osnabrück nicht von früher, aber inzwischen ist die Stadt total charmant.