Die Externsteine in Horn-Bad Meinberg gehören zu den Hauptattraktionen des Teutoburger Waldes, denn es ist vermutlich eine der meistbesuchten Attraktionen unserer Region. Doch welche Sehenswürdigkeiten gibt es in Horn-Bad Meinberg außer den Externsteinen? Ich arbeite in Horn, bin hier nahezu täglich, daher möchte ich Euch zwei meiner liebsten Orte der Stadt zeigen. Horn ist klein und überschaubar, wenn man aber in der Gegend ist, lohnt sich ein Besuch der Burg und ein Blick auf den alten jüdischen Friedhof.
Wann die Burg Horn erbaut wurde, ist heute nicht bekannt, es wird jedoch vermutet, dass sie zur selben Zeit wie die Stadt Horn errichtet wurde, Mitte des 13. Jahrhunderts. Archäologische Funde bestätigen, dass es an dieser Stelle viel früher eine Siedlung gab, vermutlich schon im 6./7. Jahrhundert nach Christus. Die Siedlung wurde am Hellweg erbaut, es war eine der bedeutendsten Handelsstraßen des Mittelalters – die heutige B1 hat weitgehend den Verlauf der alten Handelsroute. Die Burg wurde 1346-1348 von Bernhard V. zur Lippe (1290-1365) zum ersten Mal umgebaut und diente ihm als Wohnsitz. Aus dieser Zeit stammt die erste urkundliche Erwähnung der Burg.
Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Herrschaftssitz von Graf Hermann Adolf zu Lippe umgebaut. Um sie der Mode anzupassen, wurde sie mit Barocken Stilelementen geschmückt. Graf Hermann Adolf war zwei Mal verheiratet. Zuerst mit Gräfin Ernestine zu Isenburg und nach deren Tod mit Gräfin Amalia zu Lippe-Brake. Die zweite Ehe konnte er jedoch nur kurz genießen, da er 6 Monate nach der Hochzeit verstarb. Seit dem diente ihr die Burg Horn als Witwensitz. Im 18. Jahrhundert wurde das Burggelände verlassen und verfiel immer mehr.
Erst in den Jahren 1983-1989 wurde die Burg umfassend restauriert und zum Museum ausgebaut. Im Burgmuseum kann man heute neben der Geschichte der Burg und der Stadt Horn auch viel über die naheliegenden Externsteine erfahren. Geöffnet ist die Burg nur in den Sommermonaten Mai-Oktober von 14 bis 16 Uhr. Für Gruppen können auch außerhalb der Öffnungszeiten Führungen vereinbart werden.
Wie alt der jüdische Friedhof in Horn ist, lässt sich heute nicht belegen, es wird jedoch vermutet, dass er älter ist, als die anderen jüdischen Begräbnisstätten in Ostwestfalen. Jüdische Familien lebten schon seit dem 15. Jahrhundert in Horn. Mehrere Versuche der Bürger, die jüdischen Familien zu vertreiben, scheiterten, da die Juden den Schutz der Lippischen Grafen genossen.
Wie bei den meisten jüdischen Gräbern in Mittel- und Osteuropa handelt es sich beim horner Friedhof um aschkenasische Gräber (jüdische Glaubensrichtung). Die Grabsteine sind stehend und nicht liegend. Die alten Gräber sind sehr schlicht gehalten, lediglich hebräische Inschriften kann man darauf sehen. Auf den neueren Gräbern kann man Schmuckelemente wie Pflanzenranken, Zierborten oder den Davidstern sehen, hier ist der christliche Einfluss spürbar. Die Vorderseite der Gräber zeigt immer in Richtung nach Jerusalem. Bei den alten Gräbern ist die Hinterseite nicht beschriftet, bei den neueren findet man dort deutsche Inschriften. Die Inschriften sind alle gleich aufgebaut. Die ersten zwei Zeichen stehen für „hier liegt“ oder „hier ruht“, dann kommt der Name des Verstorbenen, Beruf oder Stand und Familienbezeichnungen wie, „Ehemann/-frau von“ oder „Sohn von“.
Die kleinen Steine, die auf Gräbern hinterlassen werden, symbolisieren Erinnerung, damit möchte man ausdrücken, dass man an den Verstorbenen denkt. Es wird vermutet, dass der Brauch aus Wüstenregionen stammt, als Gräber noch mit Steinen beschwert wurden, um sie vor Wind und Tieren zu schützen.
Falls Ihr mehr über die jüdische Grabsymbolik und die Glaubensrichtung der Aschkenasen und Sepharden erfahren möchtet, lest meinen Artikel über den jüdischen Friedhof in Hamburg-Altona.
Sowohl die Burg als auch der Friedhof sind definitiv keine Sehenswürdigkeiten, die man sehen muss. Zwischen Horn und den Externsteinen liegen jedoch gerade mal 5 Kilometer, wenn man noch etwas Zeit übrig hat, lohnt sich ein Abstecher. Ich bin immer froh, wenn ich auf Reisen auch die unbekannten Seiten eines Ortes entdecke, daher gebe ich solche Tipps auch gerne weiter.
Tja solche schönen Dinge haben wir in unserer Gegend :).
Liebe Grüße!
Mit etwas Suche findet man überall Interessantes! Aber Ostwestfalen hat wirklich viel zu bieten.
Interessanter Bericht und super Bilder!
„Sowohl die Burg als auch der Friedhof sind definitiv keine Sehenswürdigkeiten…“ – stimmt, ein Friedhof ist auch für mich keine Sehenswürdigkeit, aber dieser sieht irgendwie aus, wie aus dem Reich der Fantasie: überwuchert und mit Moos bedeckt, regt er doch die Fantasie an und gibt Preis, das hier sicherlich einiges an Zeitgeschichte verborgen liegt.
Liebe Grüße
Jennifer
http://jennifer-femininundmodisch.blogspot.de/2016/12/weihnachtszeit-in-der-stadt-christmas.html
Das diese Tipps nicht Deine Interessen treffen, ist mir bewusst, liebe Jennifer. Aber meine 🙂
Ui, die Gräfin Ernestine schaut aber streng drein – ich glaube, mit der war nicht unbedingt gut Kirschen essen… Mir würden jedenfalls sowohl die Burg als auch der Friedhof gefallen – alte Grabsteine – ob nun jüdisch oder nicht – finde ich sowieso immer wieder faszinierend, und diese hier mit all dem Moos und Efeu finde ich besonders malerisch!
Herzliche rostrosige Adventsonntags-Grüße,
Traude
http://rostrose.blogspot.co.at/2016/12/anl-12-beschenk-dich-selbst-giveaway.html
Liebe Rostrose! Ja, Amalia scheint die reizvollere Ehefrau gewesen zu sein, schade für Hermann, dass er das Leben mit ihr nicht allzulange genießen konnte. Danke für Deine netten Worte, ich mag auch besonders die verfallenen Friedhöfe.
Hallo Burgdame, mit Interesse habe ich Ihre Seite über die Burg Horn gelesen. Sehr gelungen. Da Sie scheinbar Interesse an Burgen haben möchte ich Sie einmal einladen mit uns dem Heimatverein Horn kontakt aufzunehmen. Vielleicht haben Sie ja interesse mal vorbeizukommen denn wir vom HV betreuen das Burgmuseum und werden dies in diesem Winter komplett umbauen.
Danke für die lieben Worte! Alles weitere in der Mail.