Was sollte man in Ostwestfalen besuchen? Welche Sehenswürdigkeiten gibt es hier? Viele Touristen kommen nach Ostwestfalen, um im Teutoburger Wald zu wandern, die Externsteine und den Hermannsdenkmal zu besuchen. Die geschichtsträchtige Wewelsburg gehört auch zu den Top-Sehenswürdigkeiten Ostwestfalens. Ein Besuch lohnt sich.
Die Wewelsburg ist weit über die Grenzen von Ostwestfalens bekannt, ihr Ruhm hat leider einen eher unschönen Ursprung. Während des Dritten Reiches war die Wewelsburg die Ordensburg der SS. Dabei hat die Burg mehr zu bieten, als eine Nazi-Vergangenheit.
Lange Zeit wurde die Burg als „Deutschlands einzige Dreiecksburg“ beworben, inzwischen wurde aber festgestellt, dass es noch zwei andere Anlagen mit dreieckigem Grundriss gibt: das Schloss Weikersheim und die Wasserburg Kempen.
Die erste Burg an dieser Stelle wurde im 12. Jahrhundert erbaut, 1123 errichtete Graf von Arnsberg eine Burg, die jedoch schon direkt nach seinem Tod zerstört wurde. Davor soll es schon ein wehrhaftes Gebäude oder eine Wallburg dort gegeben haben, der Chronist Widukind von Corvey erwähnt es in seiner Sachsengeschichte. Später wurde auf den Grundmauern erneut eine Burg gebaut, die zuerst im Besitz der Grafen von Waldeck und dann der Paderborner Bischöfe war. Die Stelle, an der die Wewelsburg erbaut wurde, schien schon immer strategisch bedeutend zu sein.
Die Burganlage, wie man sie weitgehend auch heute noch sehen kann, wurde in den Jahren 1603-1609 vom Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg im Stil der Weserrenaissance erbaut. Bis Anfang des 18. Jahrhunderts war die Burg ein Jagdschloss der Paderborner Fürstbischöfe. Die Kellerverliese wurden erst als Hexenkerker und später als Militärgefängnis genutzt. Anfang des 19. Jahrhunderts fiel die Burg an Preußen. Der preußische Baumeister Carl Friedrich Schinkel wollte die Wewelsburg als eine künstliche Ruine erhalten. In der Zeit der Ruinenromantik waren verfallene Burgen deutlich interessanter als erhaltene, außerdem sparte man enorme Sanierungskosten.
Anfang des 20. Jahrhunderts ging die Burg in den Besitz der Stadt Büren über, seit 1925 ist dort ein Museum und eine Jugendherberge untergebracht.
Zwei Mal wurde die Burg zerstört, das erste Mal im Dreißigjährigen Krieg, das zweite Mal 1945.
Während der Nazi-Zeit war die Wewelsburg der Stammsitz des „schwarzen Ordens“, der SS, es war die Lieblingsburg von Heinrich Himmler. Nach dem Vorbild der Marienburg, die der Hauptsitz des Deutschen Ordens war (*klick*), wollte auch Himmler eine Ordensburg besitzen.
Angeblich hat Himmler gerade die Wewelsburg ausgewählt, weil sie im sagenumwobenen und geschichtsträchtigen Ostwestfalen liegt. Himmler interessierte sich für die germanische Geschichte und Mythologie, für germanische „Ahnenforschung“. Unweit der Wewelsburg liegen auch die Externsteine, denen nachgesagt wird, dass sie eine germanische Kultstätte waren und das Hermannsdenkmal, ein Denkmal, das an den Sieg des Germanenfürsten Arminius über das Römische Heer erinnert. Außerdem, wie oben erwähnt, stand an dieser Stelle angeblich schon eine sächsische Wallburg aus der Zeit Heinrich I, die als Abwehrburg gegen die Hunnen diente. Himmler sah Heinrich I. als einen der wichtigsten germanischen Ahnen. Auch die siegbringende Heilige Lanze gehörte zum Inventar von Heinrich I., einer Sage nach half sie ihm, Siege gegen die Slaven zu erringen. Himmlers Ziel war es, von der Wewelsburg die Ostkolonisation voranzubringen.
Die Burganlage sollte in eine wesentlich größere Anlage ausgebaut werden. Die Heilige Lanze sollte als Vorbild für die SS-Anlage dienen. Die Zufahrtstraße zur Burg gleicht dem Schaft eines Speeres, die geplanten Hauptgebäude sollten die Speerspitze bilden. Ob sich die Heilige Lanze im Besitz der Nazis befand, ist eher sehr fraglich, sie wurde jedoch begehrt und verehrt.
Himmler plante auf der Wewelsburg einen ideologischen Versammlungsort, eine SS Schule und einen Forschungsbetrieb einzurichten. Speziell für den Ausbau wurde ein Konzentrationslager (KZ Niederhagen) errichtet, die Häftlinge sollten die Burganlage bauen. Der Mittelpunkt des Dritten Reiches sollte in Wewelsburg erbaut werden. Die Anlage sollte Autobahnanschlüsse und einen eigenen Flugplatz bekommen, doch zu dem größenwahnsinnigen Projekt ist es nicht mehr gekommen. Kurz vor dem Kriegsende, einige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner wurde ein Teil der Burg von den Nazis gesprengt und ein anderer angezündet.
Im Nordturm der Burg befindet sich heute eine Ausstellung über das Dritte Reich – Fotos sind dort nicht erlaubt. In diesem Nordturm kann man auch den legendären Obergruppenführerersaal besichtigen, der als Versammlungsort für SS-Führer dienen sollte. Der Saal hat angeblich eine große Ähnlichkeit mit dem Grabmal Theoderichs dem Großen in Ravenna.
Auf dem Marmorboden des Saals sieht man noch 12 germanische Sig-Runen, die die „schwarzen Sonne“ (einem Ornament welches 12 Hakenkreuzen ähnelt) im Mittelpunkt bilden. Die Sig-Runen sollen für Sieg stehen.
Es gibt Legenden, die besagen, dass die Tafelrunde ein Vorbild für den Saal gewesen ist. Der Raum hat 12 Fenster, 12 Säulen und 12 Rundungen, die ein rundes Ornament umranden – es erinnert an die 12 Ritter um König Artus Tafelrunde. Ein ähnliches Symbol der schwarzen Sonne wurde angeblich schon von den Tempelrittern verwendet.
Unter dem Saal befindet sich eine Krypta, die „die Gruft“ genannt wird. Es ist ein weiterer runter Raum, mit einem runden Gebilde in der Mitte. In der Mitte des Gebildes soll etwas „Wichtiges oder Heiliges“ gestanden haben. Esoterikfans haben den Heiligen Gral auf der Wewelsburg vermutet. Andere Legenden berichtet, dass es ein Begräbnisort für die 12 wichtigsten SS-Führer werden sollte, mit dem Grab von Himmler in der Mitte.
Die Wewelsburg war aber nicht nur eine Nazi-Burg, im 30-jährigen Krieg war es auch die Hochburg der Hexenverfolgung.
Im Verließ der Burg, auch „Hexenkeller“ genannt, kann man das ehemalige Gefängnis, den Raum für das „Peinliche Verhör“ und zwei Zellen sehen. Unter anderem wurde in Wewelsburg der Tod eines Mannes dokumentiert, dem nachgesagt wurde, ein Werwolf zu sein. Der Legende nach wurden Tausende der Hexerei Verdächtige hier eingekerkert, belegt sind aber nur wenige.
Der Paderborner Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld veröffentlichte 1631 die „Cautio Criminalis“, eine Art Gegenschrift zum „Hexenhammer“, eine Kritik der Hexenprozesse. Das Buch trug entscheidend zum Ende des Hexenwahns in Deutschland bei. Aber erst 1728 fand der letzte Hexenprozess in Westfalen, in Winterberg statt.
Vielleicht kennt jemand schon diese Burg?
Hallo, sehr lehrreich und informativ. Die Burg kenne ich nur vom Lesen und von Bildern, sollte ich mal in der Nähe sein, steht sie auf der Besichtigungsliste ganz oben.
also ich muss gestehen ich war da schon mal, aber so viel infos wie du hier gibst habe ich damals nicht erhalten.
ich wünsche dir einen guten start in die woche!
Total spannend, das ist ja ein richtig tiefer Einblick!
Mich hat es – obwohl ich in Münster, d.h. relativ in der Nähe – aufgewachsen bin, noch nie dorthin verschlagen. Vielleicht wirds ja mal was 🙂
Liebe Grüße!
Liebe Maegwin,
oh wie wahr! Reisen ist was Wunderbares!!! Bin gerade durch deine alten Steine gewandert … und hab viel entdeckt! Danke für deinen reizenden Besuch und deine charmanten Worte. Hab mich sehr gefreut!
Hab eine spannende Zeit
Elisabeth
Ich sehe immer nur das Hinweisschild auf der Straße, bin ihm aber noch nie gefolgt. Muss ich unbedingt mal nachholen. Vielleicht kannst du ja mal eine Führung machen, würde Steve bestimmt auch interessieren. LG, Andeea
Definitiv gerne!
Liebe Maegwin,
obwohl so nah, war ich noch nicht da! Das wird sich nach deinem Bericht aber ändern!
Liebe Grüße
Ucki
Wow, eine dreieckige Burg. Spannend, danke für den informativen Bericht 🙂
Die Burg kenne ich bisher nur aus dem Fernsehen! Aus einschlägigen Dokumentationen 🙂 Geschichte finde ich aber sehr interessant und würde sie auch gern mal besuchen!
Einen schönen Kommentiertag noch! Wir wünschen dir viele Kommentare heute! Gruß aus Brandenburg
Jana und Aimee von Jaimees Welt
Vielen Dank für den interessanten Bericht. ich war noch nie da, würde aber gerne mal hinfahren – jetzt fühl ich mich ja bestens vorbereitet.
Liebe Grüße Ponine
Das Thema ist total interessant! Und der WEchsel aus Text und Fotos ist gut! Mir fehlt aber ein Register aller besuchten orte – nich als Karte, sondern mit Links zu den Beiträgen, damit man sie leichter findet 🙂
Ich war schon sehr oft in der Wewelsburg und fahre des Öfteren hin. Die Geschichte der Hexen, die Führung für Kinder wo ein Schmied zeigt, wie früher gearbeitet wurde aber auch die Führung über die SS-Zeit, wie das nicht mehr vorhandene KZ.. Die Burg ist immer wieder einen Besuch wert. Die Geschichte geht schon unter die Haut, besonders wenn der Raum mit der schwarzen Sonne betreten wird oder der Kultraum der SS. Es ist bedrückend aber es lohnt sich wirklich, eine Führung dort mitzumachen, die es anschaulich zeigen. Dann braucht auch einen das „Auge“ nicht zu verfolgen, dass aufpasst das man keinen Unsinn dort baut. 😉 Nicht zu vergessen, dass dort auch die Flüchtlinge (nach dem 2. Weltkrieg / Volksdeutsche) im ehemaligen KZ untergebracht wurden. Also Leute, es lohnt sich.
Ja, diese Burg gehört zu den wichtigsten und interessantesten Sehenswürdigkeiten in Ostwestfalen.
Bin soeben über diese Berichte gestolpert und kann auch etwas dazu beitragen. Das ganze ist schon eine Weile her – 01.08.1973 – da habe ich für 3 Wochen eine persönliche Erfahrung mit diesem geschichtsträchtigen Objekt gehabt. Denn dort war ich während meiner Ausbildung //Fa. Fried. Krupp GmbH & CoKG, für diese Zeit untergebracht. Quasi ab dem ersten Ausbildungstag. Mit allem wie Frühsport, Küchendienst, Betten selber ,bauen, Schulstunden und Freizeit. Als damals 15jähriger eine kleine Herausforderung, die im nachhinein aber nicht geschadet hat. Kann sich heute kein Jungendlicher mehr vorstellen. Schade eigentlich …….
Ist eine schöne Gegend, in der ich wohne, oder? Das ist natürlich wunderbarer Ort für eine Ausbildung.